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Stativ-Test: Manfrotto 055 Stativ mit 057 Kugelkopf im Test

Heute bei uns im Test: Das Manfrotto 055 Stativ sowie der 057 Kugelkopf. In einem ausführlichen Bericht wollen wir klären, ob sich die Anschaffung dieser Produkte wirklich lohnt.

Die Notwendigkeit eines Stativs

Sobald man sich etwas intensiver mit der Fotografie beschäftigt, stößt man auf Situationen, in denen es sinnvoll ist, die Kamera zu fixieren. Sei es für HDR-Bracketing, im Studio, um den gleichen Bildausschnitt beizubehalten, oder ganz einfach um längere Belichtungszeiten zu ermöglichen. Nun löst man dieses Problem vielleicht am Anfang behilfsmäßig, indem man vorhandene Stabilisatoren à la Tisch & Co. verwendet, auf längere Sicht gesehen ist die nächste Anschaffung aber klar: ein Stativ.

In diesem Bereich gibt es große Unterschiede was Qualität und Stabilität betrifft. So kriegt man bei der roten Elektronik-Kette bereits Dreibein-Stative für ein paar Euro, man merkt hier allerdings sehr schnell, dass die Nutzbarkeit dieser Produkte sehr eingeschränkt ist. Das fängt damit an, dass die Stabilität des Stativs selbst bei kleinen Kompaktkameras gering ist und die Verarbeitungs-Qualität alles andere als befriedigt. Normale Spiegelreflexkameras überlasten solche Konstruktionen dann schnell, über die Nutzbarkeit mit schweren Linsen wollen wir erst gar nicht reden.

Also, günstig tut es bei den Stativen nicht wirklich, was aber dann? Verschiedenste Zubehör-Hersteller bieten Stative an, aber welches eignet sich denn für meine Zwecke? Dieser Frage wollen wir in unserer kleinen Stativ-Test-Serie nachgehen und zu diesem Zweck unterschiedliche Stative testen, miteinander vergleichen und euch dadurch hoffentlich bei der Wahl des richtigen Stativs unterstützen.

Manfrotto 055er KollektionManfrotto 055er Kollektion

Früher oder später trifft man bei der Suche nach Foto-Stativen auf den renommierten Hersteller Manfrotto, der eine breite Palette an Stativen im Angebot hat. In diesem ersten Test nehmen wir aber nicht irgendein Stativ der Firma unter die Lupe, es handelt sich bei unserem Kandidaten um ein Produkt der neuen 055er Kollektion, in Kombination mit einem Kopf aus der zugehörigen 057er Kugelkopf-Serie.

In dieser Stativ-Kollektion gibt es verschiedene Modelle, die sich zum einen im verwendeten Material (Aluminium oder Carbon) und in der Anzahl der ausziehbaren Segmente unterscheiden. Alle Stative der Serie haben eine maximale Höhe von 1,70 m und sind bis zu 9 kg belastbar. Die Anzahl der Segmente beeinflusst die Länge im geschlossenen Zustand, diese beträgt bei Stativen mit 3 Segmenten 61cm, bei 4 Segmenten lediglich 54cm. Mit 4 Segmenten kommt man somit zwar auf kürzere Abmessungen, muss allerdings ein leicht höheres Gewicht von 100 g in Kauf nehmen. Gewichtstechnisch landet man mit dem 055 in der Carbon-Ausführung bei 2,0 kg bzw. 2,1 kg bei 4 Beinsegmenten und bei 2,5 kg in der Aluminium-Variante. Wie zu erwarten sorgt Verbauen von Carbon also für ein vergleichsweise geringes Gewicht, was sich im Preis jedoch bemerkbar macht.

Die Beine lassen sich flexibel verstellen und erlauben somit große Freiheiten beim Einstellen des Stativs.
Die Beine lassen sich flexibel verstellen und erlauben somit große Freiheiten beim Einstellen des Stativs.

Das Stativ

Die Handhabung des 055 ist denkbar einfach. Die drei Beine können stets einfach nach außen gezogen werden, bis zu einem gewissen Winkel. Dann blockiert das Stativ und lässt die Beine nur in einen flacheren Winkel stellen, wenn man dabei den metallenen Knopf am oberen Ende des Beins nach unten schiebt. So lassen sich die Stativbeine unkompliziert und schnell im Winkel verstellen. Verschiedene Einrastwinkel sorgen dabei zudem für einen sicheren Stand. Die Schaniere laufen flüssig, dabei aber defintiv nicht zu leichtgängig. Zum Ausziehen der Beine öffnet man die Beinschnellverschlüsse mit der englischen Bezeichnung “Quick Power Lock”. Und hier ist der Name Programm: Druckfedern sorgen dafür, dass die Verschlüsse ausgezeichnet zu bedienen sind. Sie sitzen sehr fest und sicher und lassen sich dennoch einfach und schnell lösen. Die Beinsegmente an sich sind ebenso hervorragend verarbeitet und laufen einwandfrei.

Die Schnellspanner verrichten ihren Dienst einwandfrei.
Die Schnellspanner verrichten ihren Dienst einwandfrei.

Wie die allermeisten Stative besitzt auch das in Italien gefertigte 055 eine Mittelsäule. Um diese auszufahren löst man zunächst die entsprechende Befestigungsschraube. Danach ist die Mittelsäule freigegeben und kann nach Belieben ausgezogen werden. Erfahrungsgemäß ist jedoch ratsam immer erst den gesamten Spielraum der Stativbeine auszunutzen, bevor man auf die Mittelsäule zurückgreift, da diese für mehr Stabilität sorgen. Wobei unser Testmuster hier selbst bei komplett ausgezogener Mittelsäule wirklich noch sehr stabil auch schwerere Kameras getragen hat. Dabei sollte man immer darauf achten die Befestigungsschraube, welche übrigens wie alle Schrauben am Stativ aus Metall gefertigt ist, wieder fest anzuziehen.

Ein besonderes Feature der Stative der neuen 055er Serie ist das 90° Mittelsäulensystem. Dieses ermöglicht es, die Mittelsäule um 90° zu drehen und diese dann quer zu nutzen. Dazu zieht man die Mittelsäule ganz aus, drückt dann einen roten Knopf am Ende der Säule ein, und kann sie dann umklappen. Dadurch erreicht man eine deutlich höhere Flexibilität und kommt mit der Kamera auch an Stellen, die sonst nur recht schwer zu erreichen wären.

Des Weiteren findet man am oberen Ende der Mittelsäule, wo der Kugelkopf angebracht wird, eine kleine Wasserwaage, die über die Ausrichtung des Stativs informiert und so schon beim Aufbau des Stativs Korrekturen ermöglicht. Die Waage lässt sich glücklicherweise drehen, sodass hier auch keine Probleme mit größeren Köpfen entstehen.

Um zusätzlich zur großen Kamera noch Licht oder eine weitere Kamera zu befestigen, hat Manfrotto mit der Erweiterungsmöglichkeit namens “Easy Link” dem Stativ ein weiteres 3/8 Gewinde spendiert, an das zusätzliches Zubehör montiert werden kann.

Auch größere Objektive und Bodys sind stabil auf dem Stativ zu nutzen.
Auch größere Objektive und Bodys sind stabil auf dem Stativ zu nutzen.

Kugelkopf

Hier lässt sich auch noch eine zweite Kamera oder ein Licht anbringen.
Hier lässt sich auch noch eine zweite Kamera oder ein Licht anbringen.

Wenn man den Kugelkopf das erste Mal in die Hand nimmt, fällt einem sofort die absolut hochwertige Verarbeitung auf. Der Kopf ist komplett aus Magnesium gefertigt, was für ein ordentliches Gewicht von 1,1 – 1,3 kg (je nach Modell), wie auch gute Haptik sorgt. Die Einstellung des Kopfes erfolgt über vier Schrauben. Der größte, seitlich angebrachte Knopf klemmt den Kugelkopf fest, wenn man ihn löst, kann man den Kopf also frei einstellen. Über die 3/8 Zoll Gewindebuchse am Stativ angebracht, besteht nach Lösen des kleinen Hebels die Möglichkeit, den Kugelkopf auf dem Stativ um die eigene Achse zu drehen. Dabei hilft eine Beschriftung mit Gradzahlen, die richtige Einstellung zu finden. Die dritte sich direkt am Kugelkopf befindliche Schraube sieht man nicht allzu oft an Kugelköpfen. Diese legt fest, wie leichtgängig die Bewegung des gelösten Kugelkopfes sein soll. Je nachdem, wie hier die Einstellung getroffen ist, lässt sich der Kugelkopf sehr leicht oder nur sehr schwer bewegen. Das ist gerade dann nützlich, wenn man schwere Objektive angebracht hat und vermeiden möchte, dass nur durch das Lösen der Feststellschraube sich die komplette Einstellung verschiebt.

Montiert
Der 057 Kugelkopf auf dem 055 Stativ montiert.

Wie auch beim Stativ ist die Verarbeitungsqualität und die Materialwahl beim 057 Kugelkopf spitze. Alle Schrauben sind aus Metall und garantieren so eine lange Lebenszeit.

In der 057er Serie gibt es verschiedene Modelle, die sich in der Befestigungsart der Kamera unterscheiden. Verschiedene Schnellwechselsysteme werden angeboten, für unseren Test haben wir uns für eine mit dem Arca Swiss-Standard kompatible Platte entschieden. Die Schnellwechselplatte lässt sich an der Kamera entweder per Münze oder Sechskantschlüssel anbringen, letzterer lag dem Kopf nicht bei, was wir bei einem Produkt dieser Preisklasse eigentlich erwartet hätten. Um die Schnellwechselplatte mit der montierten Kamera nun am Kugelkopf zu befestigen löst man einfach die Befestigungsschraube und drückt die Platte herunter, bis sie einrastet. Durch einen Sicherheits-Pin wird sie von diesem Schritt an auch gesichert, ein herunterfallen des teuren Equipments ist somit nicht mehr möglich. Zum endgültigen Feststellen muss danach nur noch die Befestigungsschraube wieder angezogen werden – fertig. Die Qualität dieses Adapters für die Verbindung zwischen Kugelkopf und Wechselplatte ist ebenso qualitativ und hochwertig, nicht umsonst ist der Kugelkopf auf ein Gewicht von bis zu 15 kg ausgelegt.

Am Adapter sind noch mal zwei Wasserwaagen zu finden (eine senkrecht, eine waagerecht), die zur bestmöglichen Ausrichtung beitragen.

Als zusätzliche Funktion ist beim 057 Kugelkopf die Möglichkeit integriert, die Seitenposition bei senkrechter Ausrichtung des Stativs schnell auf 90° festzulegen. Dazu reicht es aus den roten Switch umzulegen, der eine Begrenzung für den Kugelkopf auf 90° aktiviert.

Fazit

Das Manfrotto 055 Stativ weiß mit seiner hervorragenden Verarbeitungsqualität zu überzeugen, welche für den sehr soliden und stabilen Stand verantwortlich ist. Dabei ist das Stativ, unter anderem aufgrund der verwendeten Materialien, sehr robust und auch Outdoor bestens zu verwenden. Der 057 Kugelkopf stellt dazu die perfekte Ergänzung dar, es macht einfach Spaß, mit einem Kopf zu arbeiten, der selbst bei schwerem Equipment so sitzt wie er sollte und nicht nach der Feststellung noch einmal nachrutscht. Dabei sind die Einstellmöglichkeiten vielseitig, die Möglichkeit den Kopf, unabhängig von den Kugelbewegungen, um die eigene Achse zu drehen macht ihn auch nochmal für Panoramas interessant.

Wir würden empfehlen, sofern es das Budget zulässt, bei dem Stativ zur Carbon-Variante zu greifen, da der Kugelkopf auch nochmal ein nicht unerhebliches Gewicht mitbringt und man so noch einige Gramm sparen kann.

Der Preis und das Fehlen einer Tasche für das Stativ dürfte wohl der einzige Kritikpunkt am 055 und 057 sein. Der Preis ist mit ca. 250 Euro für den günstigsten 057 Kugelkopf und ca. 240 Euro für das Aluminium-Stativ bzw. 470-490 Euro für die Carbon-Variante nicht mehr gerade günstig. Doch angesichts der absolut tollen Qualität lohnt sich hier in unseren Augen die Investition, gerade bei professioneller Verwendung.

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Wolfgang

Manfrotto würde ich mir nie mehr kaufen, ich hatte eines in den Anfängen meiner Fotografie und war doch sehr enttäuscht von der angeblichen Qualität.
Nach Manfrotto kam Ghiottos das gleiche Drama also auch in die Tonne.

Heute habe ich ein Novoflex 2830 mit CB 3 II und Q Base sowie den Einstellschlitten XQ II, ein geniales System nicht billig aber absolut hochwertig.
Da es mit 25 kg belastet werden kann, Kopf mit 7 kg bin ich bestens gerüstet mit meiner D 500 und Sigma 120-300 f 2,8.

Der Service bei Novoflex ist klasse der bei Manfrotto so liest man soll katastrophal sein, ist etwas kaputt wird es binnen tagen und nicht Wochen in Stand gesetzt, will ich etwas kaufen kann ich es erst testen.
Die aus Memmingen sind nicht billig aber ich denke sie zählen zur Elite im Stativbau, sowie Feisol und Gitzo.

Ein Manfrotto kommt mir keins mehr ins Haus,
Der hier beschriebene KOpf ist auch nicht das beste die Einstellung ist schlecht gemacht auch ihn hatte ich schon zum Test und als nicht ausreichend befunden.

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