Marktgeschehen

Pressefoto-Wettbewerb wollte KI-Bilder zulassen, rudert jetzt aber zurück

Der renommierte Wettbewerb von World Press Photo (WPP) hat auf Druck der Fotografen-Community eine kontroverse Entscheidung zurückgenommen.

Zu viel Gegenwind

Ursprünglich sollten auch KI-generierte Bilder in der Kategorie “Offenes Format” zugelassen werden. Nach deutlicher Kritik, auch in einem offenen Brief, wurde dies nun revidiert. Die Entscheidung stehe im Einklang mit den langjährigen Werten der Genauigkeit und Vertrauenswürdigkeit, für die WPP stehe.

Wie die Organisatoren in einem Blogeintrag mitteilten, wollte man mit der Öffnung für KI-Bilder innovative Techniken fördern. Die Ankündigung löste jedoch einen Sturm der Entrüstung aus. In einem offenen Brief auf Medium, der von zahlreichen Fotojournalisten unterzeichnet wurde, hieß es, dies “untergrabe” ihre Arbeit fundamental.

Man warf dem Wettbewerb vor, seit 68 Jahren die Arbeit von Fotojournalisten zu fördern und ethische Standards definiert zu haben, die nun unterlaufen würden. Außerdem den Wettbewerb auf, die Bewerbung solcher Bilder einzustellen und KI weiterhin auszuschließen. Die Ethik-Standards gelte es jetzt mehr denn je energisch zu verteidigen, so die Forderung im Offenen Brief. In Zeiten viraler Desinformation seien diese wichtiger als je zuvor.

Während wir den Diskurs über die Entstehung und die Auswirkungen von KI-Kreationen fördern, sind wir zutiefst beunruhigt darüber, dass das WPP Bilder fördert, die nach den eigenen Standards des WPP in keinem Format akzeptabel wären. Wir fordern das WPP auf, die Förderung dieser Bilder einzustellen und die Zulassung von KI in jeglicher Form für den Wettbewerb zu überdenken. Wir regen auch eine Diskussion über die Struktur der Kategorien an.

Offener Brief an die Organisatoren (maschinell übersetzt)

Zuvor bewarb der Wettbewerb auf Instagram KI-generierte Bilder mit der Frage, ob so ein Bild den Contest gewinnen könnte. Schon zu dem Zeitpunkt mehrten sich in den Kommentaren empörte Stimmen.

Teilnahmebedingungen aktualisiert

Pulitzer-Preisträger Daniel Etter schrieb etwa, dies lasse seine eigenen WPP-Auszeichnungen wertlos erscheinen und zeige einen “Mangel an Respekt” für die Arbeit. Mittlerweile hat WPP die Teilnahmebedingungen für seinen Wettbewerb aktualisiert und KI-Hilfe explizit ausgeschlossen. In einem gemeinsamen “Statement of Principles” des Branchenverbandes Writing with Light – zu dem auch WPP gehört – heißt es ebenfalls:

Als Aufzeichnungen des Sichtbaren müssen journalistische Fotos das, was der Fotograf gesehen hat, wahrheitsgetreu und genau wiedergeben.

Weder Veränderungen an einem Foto, die die Öffentlichkeit in die Irre führen, noch die Inszenierung von Ereignissen, während sie als spontan dargestellt werden, sind im Journalismus akzeptabel. Ebenso wenig sollte man ein von einer künstlichen Intelligenz erstelltes fotorealistisches synthetisches Bild veröffentlichen und so tun, als sei es ein echtes Foto.

Jede Abweichung von diesen Grundsätzen muss in einer Bildunterschrift, einem Bildnachweis oder einem entsprechenden Symbol erläutert werden.

Statement of Principles von Writing with Light (maschinell übersetzt)

via: PetaPixel

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J.Friedrich

The end is near – we faced the final curtain – of truth.

Rolf Carl

Na also, geht doch!

Lilaleicabär

Endlich ein renommierter Wettbewerb

N1USER

Ich wiederhole mal auszugsweise meinen Kommentar zu einem anderen Artikel, da dieser hier genauso gut passt:

Ein immer wichtiger werdender Faktor ist der korrekte Kontext in der Bildberichterstattung. Vielleicht würde dabei ja die KI helfen?

Rüdiger

Am Ende werden Bilder und Texte von Menschen erstellt. Diese Menschen können bis zu einem gewissen Maß kontrolliert werden, danach bleibt nur noch Vertrauen.

KI kann vielleicht bei der Kontrolle helfen. Könnte mir vorstellen, dass z. Bsp. bellingcat.com auch KI einsetzt um ihre Sucharbeit zu erleichtern.

joe

KI ist ja nicht per se schlecht, sondern es muss einfach gekennzeichnet sein, mehr nicht, dann habe ich kein Problem damit.

Bodo Schulz

Das Thema ist hochaktuell. Ich arbeite auch mit Bildagenturen zusammen. Eine (polnische) Bildagentur hat vor rund 2 Wochen nochmals alle Fotografen eindringlich auf das Thema eingestimmt. Allein ein manipuliertes Foto könnte so eine kleinere Agentur schnell ins Abseits bringen. Vertrauen ist ein wesentlicher Bestandteil in der Branche.

Alfred Proksch

World Press Photo hat meines Erachtens richtig reagiert.

Für mich kann KI an den richtigen Stellen eingesetzt nützlich sein – zur Steuerung technischer Abläufe in Kameras ist das OK. Im Produkt Bild und dem dazu nötigen kreativen Prozess hat sie nichts zu suchen wenn damit versucht nicht vorhandene Inhalte zu zeigen.

Ausnahmen sind möglich wenn sie gekennzeichnet sind. Ein schönes Beispiel sind die derzeitigen „Bild bleibt Bild“ KI Werbe Kampanien im Rundfunk und dem Fernsehen.

Moss

Schade, hätte ich bestimmt gewonnen 😉

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