Ärgerlich: Fuji verschenkt bei der X-Pro2 Potenzial

Fuji hat mit der X-Pro2 eine erstklassige neue Kamera vorgestellt, dabei aber auch Potenzial verschenkt. Das ist schade. Ein kurzer Kommentar.

Endlich, nach all den Jahren wurde sie gestern tatsächlich präsentiert, die Fuji X-Pro2! Und auf den ersten Blick (hier der Überblick über alle technischen Daten) haben wir es hier wirklich mit einer erstklassigen neuen Kamera zu tun. Vor allem den neuen Sensor, der ja von Sony gefertigt wird, hat es meiner Meinung nach gebraucht. Da kam in den letzten Monaten und Jahren von Fujifilm etwas zu wenig, auch wenn die Kameras natürlich trotzdem eine gute Bildqualität zu bieten hatten und haben.

Das verschenkte Potenzial der Fuji X-Pro2 (und der Nikon D5)

Eine Sache fand ich persönlich aber doch etwas schade. Und damit will ich die X-Pro2 überhaupt nicht schlecht reden – aber es ärgert mich einfach, wenn Potenzial verschenkt wird und ein Hersteller aus einer neuen Kamera nicht das Bestmögliche rausholt. So würde es mich als Besitzer der neuen Nikon D5 zum Beispiel auch ärgern, dass die 4K Videoaufnahmen aus irgendwelchen Gründen auf 3 Minuten beschränkt sind. Oder dass Nikon es nicht geschafft hat, Snapbridge oder WiFi zu integrieren. Und ja, das würde mich auch ärgern, wenn ich diese Funktionen nur sehr selten oder vielleicht sogar gar nicht nutzen würde. Das ist teilweise auch irgendwie eine Prinzipsache.

Bei der Fuji X-Pro2 ist das ganz ähnlich wie zum Beispiel bei der Nikon D5. Und das „verschenkte Potenzial“, auf das unter anderem auch die Kollegen von digitalkamera.de in ihrem sehr ausführlichen Artikel zur X-Pro2 aufmerksam gemacht hatten, möchte ich im Folgenden kurz beleuchten.

  1. Der neue Sensor kann erstklassige 100 Bilder pro Sekunde auslesen – im Live-View bzw. beim elektronischen Sucher macht Fuji bei der X-Pro2 aber nur von 85 fps Gebrauch. Der neue Prozessor würde theoretisch sogar 120 fps schaffen.
  2. Der X-Prozessor Pro unterstützt 4K Videos mit 30 fps. Fuji verzichtet aber auf die 4K-Funktion, weil die X-Pro2 auf Fotos ausgelegt sei.
  3. Der Prozessor unterstützt USB 3.0 – es kommt aber nur USB 2.0 zum Einsatz.

Warum kommt die X-Pro2 ohne 4K und ohne USB 3.0?

Ok, es wäre also kein Problem gewesen, die Fuji X-Pro2 mit 4K auszustatten – der Prozessor schafft das anscheinend problemlos. Warum verzichtet Fujifilm also auf diese Funktion? Klar, nicht jeder braucht 4K, aber manche hätten sich sicherlich darüber gefreut. Und da der Prozessor sowieso die nötige Leistung mitgebracht hätte, wäre es nach meinem Verständnis auch kein allzu großes Problem gewesen, 4K Videos anzubieten. Aber möglicherweise will sich Fuji das für eine andere Kamera aufheben, die dann speziell als 4K-Kamera beworben werden soll. Wer weiß.

Auch die Tatsasche, dass nur USB 2.0 zum Einsatz kommt… warum? Wir leben im Jahr 2016, ein USB 3.0 Anschluss sollte doch insgesamt kein Problem mehr darstellen, schon gar bei einem Preis von 1.800 Euro. Auch beim Sucher wird wie beschrieben Potenzial verschenkt, wobei ich mir nicht sicher bin, inwiefern in der Praxis ein Unterschied zwischen 85 und 100 fps sichtbar wäre. Eventuell hätte darunter nur die Akkulaufzeit gelitten, also klammern wir diesen Punkt mal ein.

Wie seht ihr das? Wenn 4K Videos nun einen anderen Prozessor oder sonstige größere Veränderungen gebraucht hätten – okay, geschenkt. Doch so im Stile von „4K wäre kein Problem gewesen, aber wir haben es mal weggelassen, weil… ja, warum eigentlich?“ Wie gesagt, ich finde das etwas schade. Wobei mir natürlich der Blick hinter die Kulissen fehlt. Vielleicht gab es ja gute Gründe für diese Entscheidungen.

Mark Göpferich

Gründer von Photografix, der sich seit vielen Jahren immer wieder aufs Neue von Fotografie und Kameras begeistern lässt. Mit mehr als 4.000 Artikeln hier auf Photografix inzwischen so etwas wie ein Experte für neue Kameras.