iPhone X: Ein weiterer Nagel in den Sarg der Kompaktkameras

Gestern hat Apple bei einem großen Event iPhone 8, iPhone 8 Plus und iPhone X vorgestellt. Sie sind ein weiterer Nagel in den Sarg der Kompaktkameras.

Apple stellt die neuen iPhones vor

Gestern war ein spannender Tag für alle Technikinteressierten, denn am Nachmittag hat nicht nur Sony in New York ein Event abgehalten, vielmehr fand am Abend das große Apple Event statt, bei dem wie erwartet drei neue iPhones vorgestellt wurden: Das iPhone 8, iPhone 8 Plus sowie das iPhone X (gesprochen iPhone ten).

Während das iPhone 8 und das iPhone 8 Plus klassische Weiterentwicklungen der bisherigen iPhones sind (neuer Prozessor, kabelloses Laden, usw.), präsentiert Apple mit dem iPhone X das wahrscheinlich fortschrittlichste iPhone seit Jahren. Hier gibt es ein neues Design und ein 5,8 Zoll großes Display, das mit einer Auflösung von 2.436 x 1.125 Pixeln arbeitet. Es gibt keinen Home-Button mehr, keine Ränder ober oder unterhalb des Displays, das Smartphone wird per Face ID (also per Gesichtserkennung) entsperrt und, und, und.

Ich möchte hier nicht zu sehr auf alle Spezifikationen der neuen iPhones eingehen. Vielmehr möchte ich einen Blick auf die Kameras der neuen Apple Smartphones werfen, schließlich war das iPhone in den letzten Jahren hauptverantwortlich für den Niedergang der Kompaktkameras. Und nicht wenige sind der Meinung, dass Smartphones langsam aber sicher auch das Ende der Einsteiger-DSLRs bzw. Einsteiger-DSLMs einläuten.

Spezifikationen der iPhone Kameras

Was kann also die Kamera eines iPhone X? Die Hauptkamera auf der Rückseite löst mit 12 Megapixeln auf und arbeitet mit zwei Objektiven, einem Weitwinkel- und einem Teleobjektiv. Das Weitwinkel hat eine Blende von f/1.8 zu bieten, während das Teleobjektiv mit f/2.4 arbeitet. Beide Objektive besitzen einen optischen Bildstabilisator, außerdem sorgt der neue A11 Prozessor für einen schnelleren Autofokus, weniger Rauschen und eine insgesamt verbesserte Bildqualität.

Der neu entwickelte Sensor soll laut Apple einen größeren Dynamikumfang bieten und insgesamt 83 Prozent mehr Licht verarbeiten können. Anscheinend sind die Sensoren im Vergleich zu den Vorgängern auch größer geworden, allerdings macht Apple hier keine genauen Angaben.

Auch bei den Videos will Apple kräftig nachgebessert haben, so können mit den neuen iPhones beispielsweise 4K Videos mit 60 fps und Full-HD-Videos mit 240 fps aufgenommen werden.

Verbesserter Porträtmodus und neue Porträtlicht-Funktion

Des Weiteren macht auch der Porträtmodus einen Schritt nach vorne, das Bokeh soll nun beispielsweise noch natürlicher aussehen. Zudem – und das ist die vielleicht interessanteste Neuerung der neuen Apple Smartphones – kommen das iPhone 8 Plus sowie das iPhone X mit einer „Porträtlicht-Funktion“ daher.

Mit dieser Porträtlicht-Funktion lässt sich unkompliziert die gewünschte Beleuchtung auswählen und das iPhone spielt mit dem vorhandenen Licht, um unterschiedliche Athmosphären zu erzeugen. Apple betont dabei, dass es sich nicht um Filter handelt, sondern dass das iPhone Gesicht und Licht analysiert und daraufhin verschiedene Lichtoptionen anbietet.

Wie das in der Praxis aussehen kann? So zum Beispiel:

Das iPhone blendet auf Wunsch den Hintergrund also auch komplett aus, beeindruckend. Die Porträtlicht-Funktionen stehen übrigens auch bei der Frontkamera zur Verfügung, was natürlich perfekt für Selfies ist.

Tim Cook hatte ganz Recht, als er gestern bei dem Event darauf aufmerksam gemacht hat, dass professionelle Fotografen viel mit Licht arbeiten und Licht – künstliches wie natürliches – bewusst zur Gestaltung der Bilder einsetzen.

Bisher hatte man mit Smartphones nur sehr eingeschränkt die Möglichkeit, mit Licht zu arbeiten. Das ändert sich mit den neuen iPhones, was Apples Smartphones ein weiteres Stück nach vorne katapultiert.

Meine persönliche Meinung

Was mit der neuen Porträtlicht-Funktion möglich ist, finde ich beeindruckend. Klar, das ist natürlich nur simuliert, es wird nicht wirklich das Licht verändert – doch wen interessiert das am Ende, wenn die Ergebnisse stimmen? Die allermeisten werden den Unterschied zwischen einem iPhone Foto und einem Foto, was mit einer „richtigen“ Kamera aufgenommen wurde, sowieso nicht erkennen.

Ein Profi oder jemand, der sich bereits intensiv mit Kameras und Fotografie beschäftigt hat, wird sicherlich Unterschiede ausmachen können, gar keine Frage. Doch wenn man sieht, dass inzwischen schon Cover von internationalen Magazinen mit iPhones fotografiert werden, dann sieht man recht eindeutig, wo die Reise hingeht.

Insgesamt sind die iPhones also ohne Frage ein weiterer Nagel in den Sarg aller Kompaktkameras, wobei ich die iPhones hier lediglich aufgrund der gestrigen Präsentation als Beispiel heranziehe. Smartphones anderer Hersteller sind teilweise mindestens genauso leistungsstark wie die neuen iPhones, mir geht es hier also nicht darum, speziell Apple ins Rampenlicht zu stellen.

Abschließend möchte ich nochmal kurz das Thema Videos ansprechen. Versetzt euch mal kurz in einen 18 Jahre alten Menschen hinein, der wahnsinnig viel Spaß daran hat, mit seinem iPhone zu fotografieren und zu filmen. Er will den nächsten Schritt gehen, sich eine richtige Kamera zulegen, mit der er beides noch besser machen kann.

So, und jetzt erklärt diesem 18-jährigen, der fotografieren UND filmen möchte, weil das alle in seinem Alter machen, dass 2.000 Euro teure Kameras bestimmter Hersteller teilweise noch nicht einmal 4K-Videos aufzeichnen können. Ich wiederhole nochmal: Ein aktuelles Smartphone nimmt 4K-Videos mit 60 fps und Full-HD-Videos mit 240 fps auf.

Ich weiß, viele alten Hasen brauchen keine Videofunktionen. Und manche sind der Meinung, dass eine Fotokamera keine Videokamera ist. Freunde, das war vor vielen Jahren mal so. Inzwischen gibt es ein Gerät für alles, das Smartphone. Ach was sage ich, im Grunde ist eine Uhr (dabei beziehe ich mich auf die gestern vorgestellte Apple Watch 3) das „neue Smartphone“. Denn man kann inzwischen mit einer Uhr telefonieren, Nachrichten beantworten, Musik hören und, und, und.

Ich kann absolut nachvollziehen, dass nicht jeder Videofunktionen bei einer Kamera braucht. Aber geht man weg von euren ganz individuellen Anforderungen und stellt euch vor, ihr seid Manager eines großen Kameraherstellers. Und ihr verliert die aktuelle Generation von jungen Menschen fast komplett an das Smartphone. Dann sollten eure Kameras doch zumindest das können, was Smartphones auch können, oder nicht? Mehr noch, eine echte Kamera sollte eigentlich in jeder Hinsicht ein Upgrade zur Kamera eines Smartphones darstellen, sonst sehen viele einfach keinen Grund, zusätzlich zu ihrem Smartphone viel Geld in eine Kamera zu investieren.

Gerade bei den Videofunktionen sind Kameras teilweise aber noch nicht einmal auf Augenhöhe mit Smartphones. Aufwachen, liebe Manager.

Mark Göpferich

Gründer von Photografix, der sich seit vielen Jahren immer wieder aufs Neue von Fotografie und Kameras begeistern lässt. Mit mehr als 4.000 Artikeln hier auf Photografix inzwischen so etwas wie ein Experte für neue Kameras.