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Canon EOS R3: Neues Flaggschiff offiziell präsentiert

Canon hat mit der EOS R3 das neue Flaggschiff und die bisher leistungsstärkste spiegellose Vollformatkamera des Unternehmens präsentiert.

Genau fünf Monate nach der ersten offiziellen Ankündigung des neuen Flaggschiffs war es heute endlich soweit: Canon hat die EOS R3 präsentiert und dabei in einigen Bereichen kräftig die Muskeln spielen lassen. Die neue Kamera ist wie erwartet die bisher leistungsstärkste Vollformatkamera des Unternehmens und kommt mit einigen beeindruckenden technischen Daten daher.

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Neuer Sensor mit 24 Megapixeln

Das Herzstück der Canon EOS R3 bildet ein rückwärtig belichteter 24 Megapixel „stacked“ CMOS-Sensor, der von einem Digic X Prozessor flankiert wird. Diese Kombination soll nicht nur für eine erstklassige Bildqualität, sondern vor allem für enorme Geschwindigkeiten sorgen. Bei der Serienbildgeschwindigkeit schafft die EOS R3 mit elektronischem Verschluss nämlich 30 RAWs pro Sekunde inklusive AF/AE Tracking, mit mechanischem Verschluss sind 12 Bilder pro Sekunde möglich. Die maximale Geschwindigkeit von 30 fps kann ca. fünf Sekunden lang und somit für rund 150 Bilder gehalten werden.

Der Sensor der R3 ist selbstverständlich beweglich gelagert, die Kamera verfügt also über einen 5-Achsen-Bildstabilisator, der in Kombination mit den richtigen RF-Objektiven bis zu 8 Blendenstufen längere Belichtungszeiten ermöglichen soll. Der ISO-Bereich erstreckt sich derweil von ISO 100 bis 102.400 und kann auf ISO 50 bzw. ISO 204.800 erweitert werden.

Autofokus soll neue Maßstäbe setzen

Beim Autofokus will Canon im Vergleich zur Canon EOS R5 nochmal eine Schippe draufgelegt haben. Der Autofokus arbeitet mit dem Dual Pixel CMOS AF II und setzt auf verschiedene Deep-Learning-Algorithmen, die diesmal nicht nur Menschen, Tiere und Vögel, sondern erstmals auch Motorräder und Autos erkennen können. Dabei kann der Tracking-Autofokus wahlweise dem Fahrzeug oder dem Helm des Fahrers folgen. Die Geschwindigkeit des Autofokus gibt Canon mit nur 0,03 Sekunden an, zudem soll der AF beim Fotografieren bis -7,5 EV seine Arbeit verrichten.

Die größte Besonderheit des Autofokus ist die Möglichkeit, ihn mit dem Auge zu steuern und so neue Motive festzulegen, denen der AF der R3 folgen soll. Das Ganze netzt sich Eye-Control-Autofokus und setzt eine individuelle Kalibrierung auf das jeweilige Auge des Fotografen voraus. Natürlich können auch mehrere Profile gespeichert werden, damit die Kamera von mehreren Fotografen genutzt werden kann.

Alternativ lässt sich der Autofokus selbstverständlich auch über einen der beiden Joysticks oder den aus der EOS-1D X Mark III bekannten Sensor zum Drüberstreichen einstellen.

Endlich ein gescheiter Monitor

Die A1 aus dem Hause Sony ist ohne Frage eine leistungsfähige Kamera, aber in einer 7.300 Euro teuren DSLM ein Display mit mageren 1,44 Millionen Bildpunkten zu verbauen ist durchaus fragwürdig. Canon macht das bei der EOS R3 deutlich besser und spendiert der Kamera ein bewegliches 3,2-Zoll-Display, das mit einer Auflösung von 4,15 Millionen Bildpunkten überzeugt. Der Bildschirm kann auch seitlich neben das Gehäuse geklappt werden, außerdem reagiert er selbstverständlich auf Berührungen.

Zur Seite steht dem Display ein elektronischer Sucher, der eine Auflösung von 5,76 Millionen Bildpunkten, eine 0,76-fache Vergrößerung und eine maximale Bildwiederholrate von 120 Bildern pro Sekunde zu bieten hat. Das Sucherbild soll auch bei voller Serienbildgeschwindigkeit ohne Unterbrechungen angezeigt werden.

Der elektronische Sucher bietet darüber hinaus einen speziellen Modus, bei dem die Ansicht eines klassischen optischen Suchers nachgeahmt wird. Das bedeutet zum Beispiel, dass die gewählten Belichtungseinstellungen oder Profile nicht im Sucher sichtbar werden. Das mag im ersten Moment zwar recht nutzlos klingen, aufgrund des HDR-Displays des Suchers haben zumindest die Jungs von DPReview den Modus aber als überraschend angenehm und nützlich empfunden.

Videos in 6K ohne zeitliche Beschränkung

Auch im Videobereich weiß die Canon EOS R3 durchaus zu überzeugen, mit ihr lassen sich nämlich 6K-RAW-Videos mit 60 Bildern pro Sekunde aufzeichnen. 4K-Videos können maximal mit 120 Bildern pro Sekunde aufgenommen werden, 120 fps sind allerdings nur mit Lineskipping oder einem Crop möglich. Auch bietet die R3 nur bis 4K 60 fps Oversampling an, bei 4K 120 fps lässt die Bildqualität dann also etwas nach.

Spannend ist außerdem, dass mit der R3 endlich die zeitliche Beschränkung von maximal 29:59 Minuten pro Videoclip Geschichte ist.

Robustes Gehäuse mit Hochformatgriff

Die Canon EOS R3 ist mit ihrem integrierten Hochformatgriff keine zierliche Kamera, im Vergleich zur Canon EOS-1D X Mark III konnte der Marktführer wegen der fehlenden Spiegelkonstruktion aber trotzdem einiges an Gewicht einsparen. Die R3 bringt schlussendlich ein Gewicht von 1.015 Gramm auf die Waage, das sind 425 Gramm weniger als bei der EOS-1D X Mark III. Ansonsten ist das Gehäuse selbstverständlich wetterfest und hochwertig verarbeitet.

Weitere technische Daten

Zu den weiteren Spezifikationen der Canon EOS R3 gehören:

  • Bluetooth 5.0, WLAN (inklusive 5 GHz), USB-C und LAN
  • Akkulaufzeit: 620 Bilder mit Sucher und 860 Bilder mit Display
  • Akku aus der Canon EOS-1D X Mark III kann weiterverwendet werden
  • Belichtungszeiten bis 1/64.000 Sekunde dank elektronischem Verschluss
  • Blitzsynchronzeit: 1/250 Sekunde mit mechanischem, 1/180 Sekunde mit elektronischem Verschluss
  • Platz für zwei Speicherkarten, CFexpress und SD
  • Optionales Zubehör, z. B. Speedlite-Transmitter, digitales Mikrofon oder Smartphone-Link-Adapter

Preis und Verfügbarkeit

In den letzten Tagen kursierten im Netz zwei mögliche Preise für die Canon EOS R3, mal war von 7.300 Euro die Rede, mal von 6.100 Euro. Canon hat sich schlussendlich für die aus Nutzersicht beste Variante entschieden, die Kamera wird nämlich „nur“ glatte 6.000 Euro kosten. Verfügbar sein wird das neue Flaggschiff voraussichtlich ab November 2021.

Mark Göpferich

Gründer von Photografix, der sich seit vielen Jahren immer wieder aufs Neue von Fotografie und Kameras begeistern lässt. Mit mehr als 4.000 Artikeln hier auf Photografix inzwischen so etwas wie ein Experte für neue Kameras.