Der Fall Nikon(s)

Nikons Fehler der letzten Jahre

Doch kommen wir zu den eigentlichen Fehlern, die Nikon in den letzten Jahren gemacht hat und den Gründen, warum viele Kunden – oder besser gesagt viele anspruchsvolle Kunden aus dem Profi-Bereich – das Vertrauen in das Unternehmen verloren haben. Prinzipiell kann man den „Fall Nikons“ an zwei bzw. drei Kameras festmachen: der Nikon D600 und der Nikon D800 bzw. D800E. Bei allen drei Modellen haben wir es mit teuren Vollformatkameras zu tun, die hauptsächlich von Profis und ambitionierten Hobbyfotografen genutzt werden. Und wir haben es gleichzeitig auch mit drei Modellen zu tun, die mit Problemen zu kämpfen hatten bzw. haben. Probleme, auf die weitere Probleme folgten und die so viele Kunden dazu bewegt haben, sich von Nikon abzuwenden. Werden wir nun also etwas konkreter: Welche Fehler kann man Nikon vorwerfen und mit welchen Problemen sind die genannten Kameras behaftet?

Die Nikon D600 hatte mit vielen Problemen zu kämpfen.

Staub- und Ölprobleme der Nikon D600

Beginnen wir mit der Nikon D600: Vorgestellt wurde sie im September 2012 als eine Kamera, die die Lücke zwischen D800 und D700/D7000 füllen sollte. Mit ihrem 24,3-Megapixel-Vollformatsensor und einem Preis von ganz grob 2.500 Euro versprach sie, ein wahrer Kassenschlager zu werden – doch relativ schnell häuften sich in Foren und auf Blogs Beschwerden und erste Problemberichte. Denn die Mechanik oder besser gesagt der Verschluss der D600 schien bei vielen Modellen nicht einwandfrei zu arbeiten, was dazu führte, dass Staub, Öl und/oder Abrieb (was genau es nun war lässt sich ohne eine genaue Untersuchung nicht sagen, aber im Prinzip spielt das auch keine Rolle) auf dem Sensor landeten und viele Bilder somit unbrauchbar wurden. Selbstverständlich ein absolutes No-Go bei einer solchen Kamera – womit wir Fehler Nummer eins gefunden hätten.


Nikons verwerflicher Umgang mit den Kunden

Fehler Nummer zwei ist nicht etwa ein weiteres technisches Problem einer Kamera, sondern vielmehr Nikons Reaktion auf die Staubfleckenprobleme der D600. Denn diese Probleme wurden anfänglich von Nikon weder ernst genommen noch offen kommuniziert. Man versuchte das Ganze zu vertuschen und herunterzuspielen, hier und da wurde vielleicht mal ein einzelnes Modell eines besonders verärgerten Kunden gereinigt, doch gegen das Problem im Gesamten wurde nicht vorgegangen – zumindest nicht offiziell. Inoffiziell tauschte Nikon heimlich still und leise nach einiger Zeit den Verschluss der D600 aus, es kam ein Verschluss der „2. Generation“ zum Einsatz, doch auch der konnte das Staub/Öl-Problem nicht lösen. Zu Nikons Verteidigung muss man sagen, dass es auch durchaus Kunden gab, die mit der D600 sehr zufrieden waren, andere berichteten, dass nach einer Reinigung die Probleme nicht mehr aufgetreten waren – doch es waren auch bei weitem keine Einzelfälle, bei denen die Probleme auftraten, auch wenn Nikon das noch so oft betonte. Und es handelte sich bei dem Schmutz auch nicht um eine für eine Wechselobjektiv-Kamera normale Sensorverschmutzung, wie so oft behauptet wurde.

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Mark Göpferich

Gründer von Photografix, der sich seit vielen Jahren immer wieder aufs Neue von Fotografie und Kameras begeistern lässt. Mit mehr als 4.000 Artikeln hier auf Photografix inzwischen so etwas wie ein Experte für neue Kameras.