Nikon Z50: Meine ersten Gedanken zur kommenden DSLM

Nikon wird bald mit der Z50 eine DSLM mit APS-C-Sensor vorstellen – und könnte damit Canon ausstechen. Meine ersten Gedanken zur Nikon Z50.

Überraschende Nikon News

Hätte ich wetten müssen, welche beiden Kameras Nikon als nächstes vorstellen wird, ich hätte mein Geld wahrscheinlich auf die Nikon Z8 und die Nikon D760 gesetzt. Und ich hätte – danach sieht es aktuell aus – verloren. Denn Nikon wird anscheinend schon bald die neue Nikon Z50 vorstellen, eine spiegellose Systemkamera mit APS-C-Sensor, Z-Bajonett, 20 Megapixeln, EVF, 11 fps, schwenkbarem Display und neuem Akku.

Offizielle Informationen zur Nikon Z50 gibt es im Moment zwar noch nicht, doch ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass sich die bisherigen Infos zur Z50 bewahrheiten werden.

Nikon Z50 in der Mittelklasse angesiedelt?

Okay, Nikon entwickelt also eine DSLM mit APS-C-Sensor. Die Auflösung soll „nur“ 20 Megapixel betragen, das liegt etwas unter dem Wert, der im APS-C-Bereich gerade Standard ist. Gut möglich, dass Nikon hier nochmal den Sensor der D500 verbauen wird, der liefert nämlich nach wie vor erstklassige Bilder. Die Serienbildgeschwindigkeit ist mit 11 fps angenehm flott, wobei man noch nicht weiß, ob das die Geschwindigkeit inklusive Autofokusnachführung ist.

Wenn Nikon gewollt hätte, hätten sie bei „nur“ 20 Megapixeln vermutlich noch eine etwas höhere Geschwindigkeit realisieren können. Außerdem sind die beiden angekündigten APS-C-Objektive – dazu gleich mehr – nicht sonderlich lichtstark. Das 16-55mm schafft bei 55mm lediglich f/6.3, das ist nicht gerade beeindruckend.

Aus diesen Merkmalen würde ich schließen, dass die Nikon Z50 ungefähr in der Mittelklasse und nicht im High-End-Bereich angesiedelt sein wird. Darauf lässt auch die Bezeichnung „Z50“ schließen. Wenn man das mit Nikons Spiegelreflexkameras vergleicht, dann könnte die Z50 der D5xxx entsprechen, da wäre dann noch Platz für eine Z70 und eine Z30. Die Z50 könnte also beispielsweise mit einer Canon EOS M50, Fuji X-T30 oder Sony A6400 konkurrieren.

Allgemein scheint sich auf jeden Fall abzuzeichnen, dass Nikon die Bezeichnung „Zx“ für Vollformatkameras und „Zxx“ für APS-C-Kameras verwenden wird.

Objektive und Z-Bajonett ein Pluspunkt für Nikon?

Kommen wir auf die Objektive zu sprechen, denn hier wird es richtig interessant. Die Nikon Z50 wird mit dem Z-Bajonett ausgestattet sein, mit dem auch die spiegellosen Vollformatkameras Z6 und Z7 arbeiten. Das bedeutet, dass man die Z-Objektive, die eigentlich fürs Vollformat entwickelt wurden, auch an der Z50 nutzen kann.

Gleichzeitig wird Nikon aber auch Z-Objektive speziell für APS-C-Kameras anbieten. Diese sollen wohl leichter, kleiner und etwas günstiger werden, den Anfang sollen diese beiden Brennweiten machen:

  • Z-Nikkor 16-55mm f/3.5-6.3
  • Z-Nikkor 50-250mm f/4.5-6.3

Beide Objektive sind nicht besonders lichtstark, aber schön, dass das normale Kit-Objektiv bei 16 und nicht bei 18mm anfängt. Auch das 50-250mm deckt natürlich einen ziemlich großen Bereich ab. Im Moment ist es aber noch schwer, die Objektive zu beurteilen. Da kommt es auf Preis, Gewicht und Leistung an. Warten wir mal ab.

Unkomplizierter Umstieg auf Z6 & Z7 möglich

Einen Vorteil kann man aber schon jetzt ganz klar benennen: Nikons APS-C- und Vollformatkameras werden mit dem gleichen Bajonett arbeiten. Das bedeutet nicht nur, dass eine größere Auswahl an Objektivgen für Besitzer der Z50 zur Verfügung steht, sondern auch, dass man irgendwann die Möglichkeit hat, auf eine DSLM mit Vollformatsensor zu wechseln ohne neue Objektive kaufen zu müssen.

Beispiel: Man kauft sich die Nikon Z50 mit Kit-Objektiv. Will erstmal ein bisschen in das neue Hobby „Fotografie“ reinschnuppern, findet aber ziemlich schnell Gefallen daran. Zu Weihnachten kommt ein neues Objektiv ins Haus, Z-Bajonett, auch für Vollformat geeignet. Im nächsten Jahr ein weiteres Objektiv. Und irgendwann gibt es dann die Nikon Z6 im Sonderangebot und man kann nicht widerstehen, weil man sich eine bessere Kamera und vielleicht auch mal einen Vollformatsensor wünscht. Neue Objektive? Braucht man nicht unbedingt. Man hat ja die beiden Z-Objektive, die auch fürs Vollformat geeignet sind. Die kann man dann einfach mitnehmen. Lediglich die kompakteren APS-C-Objektive könnte man an der Z6 nicht weiter verwenden (bzw. nur im Crop-Modus).

Canon hat doppelte Arbeit und weniger Auswahl

Der Wechsel von einer Nikon APS-C-DSLM auf eine Nikon Vollformat-DSLM ist also so unkompliziert wie bei einer DSLR – und damit hat Nikon im Vergleich zu Canon einen dicken Pluspunkt im Gepäck. Bei Canon arbeiten die Canon EOS M Kameras nämlich mit einem anderen Bajonett. Da ist es technisch gesehen nicht möglich, irgendwelche Objektive mitzunehmen.

Zudem muss Canon sozusagen Objektive doppelt entwickeln, einmal für die Canon EOS M, einmal für die Canon EOS R. Das bedeutet, dass Nikon für die Z50 langfristig gesehen mehr Objektive im Angebot haben wird und man als Kunde außerdem immer im Hinterkopf hat, dass man unkompliziert auf eine Vollformatkamera wechseln kann, wenn man das denn möchte. Oder man nutzt eine kompakte und günstige Zxx als Zweitkamera, wenn man hauptsächlich mit der Z7 fotografiert.

Ich könnte mir gut vorstellen, dass das für viele Kunden wichtige Argumente sind. Und wenn Nikon das Ganze richtig anstellt, dann könnten sie nicht nur Canon im Bereich der spiegellosen APS-C-Kameras ausstechen, sondern sich auch Marktanteile von Fuji und Sony schnappen.

Es gibt allerdings ein großes „aber“: Die APS-C-Objektive für die Nikon Z50 müssen einigermaßen kompakt sein. Wenn die Z50 mit Kit-Objektiv ein dicker Klopper ist, dann verpufft nämlich der eigentliche Vorteil der kompakteren Bauweise, die der APS-C-Sensor ermöglicht. Und dann wären die Canon DSLMs für einige doch wieder interessanter.

Ich bin auf jeden Fall gespannt auf die Nikon Z50! Und frage mich, ob wohl auch Canon früher oder später eine EOS R mit APS-C-Sensor auf den Markt bringen wird…

Mark Göpferich

Gründer von Photografix, der sich seit vielen Jahren immer wieder aufs Neue von Fotografie und Kameras begeistern lässt. Mit mehr als 4.000 Artikeln hier auf Photografix inzwischen so etwas wie ein Experte für neue Kameras.