Das Warten hat ein Ende: Nikon stellt mit der Z8 eine neue Flaggschiff-Kamera vor und übernimmt zahlreiche Spezifikationen von der Z9.
Die Gerüchte rund um die Z8 haben uns über viele Monate begleitet und nun wurde die neue spiegellose Vollformatkamera endlich offiziell vorgestellt. Vereinfacht ausgedrückt handelt es sich hier um eine Z9 in einem spürbar kompakteren und leichteren Gehäuse. In Kombination mit dem günstigeren Preis dürfte die Z8 also eine deutlich größere Zielgruppe ansprechen, als es die Z9 getan hat.
Die Nikon Z8 ist ab sofort vorbestellbar bei: Calumet | Foto Koch | Foto Erhardt
Welche Merkmale die Z8 von der Z9 übernimmt und wo genau die Unterschiede zwischen den beiden Kameras liegen, das wollen wir im Folgenden klären.
Beim Sensor gibt es schon mal keine Unterschiede zwischen der Z8 und der Z9, das heißt wir haben es hier mit einem Stacked BSI-CMOS-Vollformatsensor und einer Auflösung von 45,7 Megapixeln zu tun. Die Auslesegeschwindigkeit des Sensors ist so hoch, dass praktisch kein Rolling-Shutter-Effekt sichtbar wird. Infolgedessen verzichtet Nikon erneut auf einen mechanischen Verschluss und setzt nur auf einen elektronischen Verschluss. Dieser erlaubt eine minimale Verschlusszeit von 1/32.000 Sekunde und eine maximale Verschlusszeit von 900 Sekunden. Die Blitzsynchronzeit liegt bei 1/250 Sekunde, Highspeedblitzen ist mit 1/8.000 Sekunde möglich.
Damit der Sensor geschützt wird, wenn man das Objektiv wechselt oder die Kamera ausschaltet, verbaut Nikon einen Schutzvorhang vor dem Sensor und setzt auf eine Anti-Staub-Beschichtung. Auch ein 5-Achsen-Bildstabilisator ist natürlich mit von der Partie, dieser erlaubt 5,5 Blendenstufen längere Belichtungszeiten, die in Kombination mit einem stabilisierten Objektiv steigt der Wert auf 6 Blendenstufen.
Für die hohen Geschwindigkeiten der Nikon Z8 ist vor allem der Expeed 7 Prozessor verantwortlich. Dieser erlaubt eine Serienbildgeschwindigkeit von 20 RAWs pro Sekunde und bis zu 120 JPEGs pro Sekunde. Die Z8 bewegt sich hier also erneut absolut auf Augenhöhe mit der Z9, man muss keinerlei Abstriche in Kauf nehmen.
In Sachen Autofokus soll die Z8 im Vergleich zur Z9 sogar leicht die Nase vorne haben – zumindest aktuell noch. Grundsätzlich übernimmt Nikon das Autofokus-System der Z9 inklusive 3D-Tracking, an einigen Stellen wurde aber nochmals nachgebessert. So werden beispielsweise noch etwas kleinere Augen erkannt und die Zuverlässigkeit bei Gegenlicht wurde erhöht. Wir rechnen damit, dass die Z9 diese Verbesserungen bald via Firmwareupdate erhält.
Grundsätzlich darf sich bei der Z8 auf 493 Messfelder und verschiedene Motiverkennungsautomatiken, die allesamt auch im Tracking-Modus verfügbar sind, freuen. Konkret ist die Vollformatkamera in der Lage, Augen von Menschen, Tieren und Vögeln sowie diversen Fahrzeugen wie zum Beispiel Autos, Motorrädern, Flugzeugen und Zügen zu folgen.
Kommen wir zum wichtigsten Alleinstellungsmerkmal der Z8 – dem Gehäuse. Der Unterschied im Vergleich zur Z9 ist aufgrund des fehlenden integrierten Hochformatgriffs enorm, die Abmessungen sinken dadurch bei der Z8 auf 144 × 118 × 83 mm. Das Gewicht reduziert sich derweil von 1.340 Gramm auf 910 Gramm. Damit ist die Z8 etwa 30 % kompakter als die Z9 und 15 % kompakter als die D850, was Nikon Japan auch über eine entsprechende Abbildung deutlich macht:
Wem die Z6 bzw. Z7 zu klein und die Z9 zu groß war, dürfte also Gefallen am neuen Gehäuse der Z8 finden. Die Kamera ist im Übrigen gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet und frostsicher bis -10 Grad Celsius.
Bleiben wir noch ein bisschen beim Gehäuse und genauer gesagt dem elektronischen Sucher. Auch dieser ist ein alter Bekannter, es handelt sich um den mit 3,68 Millionen Bildpunkten arbeitenden EVF, der auch in der Z9 verbaut wird. Die Auflösung mag auf dem Papier zwar nicht sonderlich beeindruckend wirken, dafür punktet der Sucher aber mit einer extrem hohen Helligkeit von 3.000 Nits. Zudem arbeitet er ohne irgendwelche Verzögerungen, Schwarzphasen oder zeitweise reduzierte Auflösungen. Lasst euch von den 3,68 Millionen Bildpunkten also nicht täuschen – das ist alles andere als ein schlechter Sucher.
Das Display besitzt eine Größe von 3,2 Zoll, ist praktischerweise sowohl im Hoch- als auch im Querformat kippbar und arbeitet mit einer Auflösung von 2,1 Millionen Bildpunkten – auch das kennt man bereits von der Z9.
Videos nimmt die Nikon Z8 in 8K mit 60 Bildern pro Sekunde auf und hier treffen wir aufgrund des kompakteren Gehäuses und der damit einhergehenden höheren Wärmeentwicklung tatsächlich mal auf eine kleine Einschränkung im Vergleich zur Z9. Die maximale Aufnahmedauer von 8K 60 fps beträgt nämlich “nur” 90 Minuten am Stück, während es bei der Z9 125 Minuten am Stück sind.
4K-Videos werden mit maximal 120 Bildern pro Sekunde aufgezeichnet, außerdem können 8.3K-Videos auch intern in N-RAW gespeichert werden. Überhaupt stehen der Z8 all die Video-Funktionen zur Verfügung, die die Z9 zu so einer erstklassigen Video- bzw. Hybridkamera machen.
Ihr seht, wir sind in Bezug auf die Hardware bisher nicht auf nennenswerte Unterschiede zwischen der Nikon Z8 und der Nikon Z9 gestoßen. Sensor, Prozessor, Serienbildgeschwindigkeit, Autofokus, Video-Funktionen, Sucher, Display – all diese Merkmale werden von der Z9 übernommen.
Die Unterschiede finden sich dementsprechend im Detail. Kommen wir nochmal auf das Gehäuse zurück, hier verzichtet die Z8 beispielsweise auf einen Ethernet-Anschluss, setzt stattdessen aber auf einen zweiten USB-C-Anschluss, an den theoretisch ein Adapter für einen Ethernet-Anschluss angeschlossen werden kann. Zudem entfallen die dritte programmierbare Funktionstaste auf der Vorderseite, das integrierte GPS-Modul und das Wahlrad auf der linken oberen Seite. Ein Schutz gegen Staub und Spritzwasser ist wie bereits erwähnt vorhanden, hier soll die Z8 aber nicht ganz auf dem Niveau der Z9 liegen, da beim Gehäuse teilweise andere Materialien verwendet werden.
Auch die Akkulaufzeit fällt bei der Z8 natürlich deutlich geringer aus als bei der Z9. Das offizielle CIPA-Rating (das in der Praxis mühelos überboten werden kann) soll bei 340 Bildern mit einer Akkuladung liegen. Das ist immerhin etwas mehr als die 275 Bilder, von denen in den letzten Tagen in der Gerüchteküche die Rede war. Zum Einsatz kommt der EN-EL15C Akku, der auch in der Z6 II, Z7 II und Z5 verwendet wird.
Wer die Akkulaufzeit verlängern und das Gehäuse vergrößern möchte, kann den neuen MB-N12 Griff verwenden, in dem ein zweiter EN-EL15C Platz findet. Der Griff kann bereits für 399 Euro vorbestellt werden. Interessant ist, dass die Z8 mit MB-N12 Griff ein ganzes Stückchen größer (bzw. “höher”) ist als die Z9. Wer hauptsächlich mit Hochformatgriff fotografieren möchte, greift dann wahrscheinlich doch lieber zur Z9.
Bei den Speicherkarten gibt es einen weiteren Unterschied, hier setzt die Z8 nämlich nicht mehr auf zwei CFexpress-Slots, sondern auf einen CFexpress- und einen normalen SD-Slot. Das könnte in bestimmten Szenarien zu leichten Einschränkungen bei der Größe des Zwischenspeichers und somit der Dauer, über die die maximale Serienbildgeschwindigkeit gehalten werden kann, führen.
Drei andere kleine Unterschiede sprechen hingegen für die Z8, mit ihr können im Gegensatz zur Z9 nämlich Bilder im HEIF-Format aufgezeichnet werden, außerdem spendiert Nikon der Kamera Einstellungsmöglichkeiten mit den Bezeichnungen “Skin Softening” und “Portrait impression balance”.
Der Preis ist der letzte große Unterschied zwischen der Nikon Z8 und der Nikon Z9, er liegt bei 4.599 Euro. Damit ist die Z8 also deutlich günstiger als die 5.999 Euro teure Z9, die zudem demnächst ca. 10 Prozent teurer und somit etwa 6.600 Euro kosten könnte. Zumindest hat Nikon für den japanischen Markt heute eine entsprechende Preiserhöhung angekündigt. Ob die Preise in Europa in gleichem Umfang steigen werden, ist noch nicht bekannt.
Ausgeliefert werden soll die Nikon Z8 ab Ende Mai 2023. Wahlweise ist die Kamera auch im Kit mit dem Z 24-120mm f/4 S zum Preis von 5.550 Euro erhältlich.
Die Nikon Z8 ist ab sofort vorbestellbar bei: Calumet | Foto Koch | Foto Erhardt
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