Warum Sony die A7r II auch A9 hätte nennen können

Sony hat den Preis der A7r II im Vergleich zur Vorgängerin deutlich erhöht. Wäre der Name Sony A9 für die neue Kamera vielleicht passender gewesen?

Sony A7r II: Gut und (zu?) teuer

Die Sony A7r II ist auf dem Papier eine hervorragende Kamera. Denn zum einen stellt Sony mal wieder unter Beweis, dass sie die Technik wirklich vorantreiben möchten (so kommt in der A7r II beispielsweise der erste BSI-Vollformatsensor der Welt zum Einsatz), und zum anderen kann die A7r II im Vergleich zu ihrer Vorgängerin mit zahlreichen Neuerungen punkten (siehe Artikel: Sony A7r II vs. A7r: Die 7 wichtigsten Neuerungen).

Doch so toll die technischen Daten der A7r II auch sein mögen, eine Sache stößt vielen Kunden sauer auf – und das ist der Preis. Dieser erhöht sich im Vergleich zur gut eineinhalb Jahre alten Sony A7r nämlich um rund 70 Prozent! Die Sony A7r kostete damals 2.100 Euro, die A7r II kostet nun 3.500 Euro. Das ist ein Preisunterschied von sage und schreibe 1.400 Euro.

Wenn man den Namen A7r II liest, dann betrachtet man die neue Kamera sofort als die Nachfolgerin der Sony A7r. Doch ist die A7r II das überhaupt? Die Nachfolgerin der A7r? Teilweise bestimmt. Natürlich decken sich hier und dort einige technische Daten und auch äußerlich hat Sony am Gehäuse ja nur kleinere Anpassungen vorgenommen. Doch zu großen Teilen ist die A7r II auch eine komplett andere Kamera: Neuer Sensor mit einer knapp 20 Prozent höheren Auflösung, neue Sensor-Technologie, deutlich (!) besserer und schnellerer Autofokus, verbesserte Lichtempfindlichkeit, lautloser Verschluss, überarbeiter elektronischer Sucher – die Liste der Neuerungen ist lang. Und vermutlich ist die A7r II genau die Kamera, auf die viele gewartet haben. Wäre da nicht der hohe Preis.

Die Sony A7r hatte, also sie Ende 2013 auf den Markt gekommen war, „nur“ 2.100 Euro gekostet.

Hätte Sony die A7r II lieber A9 nennen sollen?

Nun haben wir uns gefragt, ob es denn einen Unterschied machen würde, wenn Sony die neue Kamera nicht A7r II, sondern Sony A9 genannt hätte. DIE neue High-End-Kamera. Der alten A7r deutlich überlegen. Rundum verbesserte technische Daten. Würden wir die A7r II dann mit anderen Augen und eher auf einem Level mit einer Nikon D810 oder einer Canon EOS 5DS, die preislich ja ebenfalls oberhalb der 3.000 Euro Grenze angesiedelt sind, sehen? Möglicherweise. Und wenn Sony gestern die A9 vorgestellt hätte, dann wäre irgendwann in den nächsten Wochen ja zusätzlich noch Platz für eine A7r II gewesen, die mit weniger spektakulären Neuerungen und einem Preis von sagen wir 2.700 Euro dahergekommen wäre. Dann hätte Sony vielleicht nur einen verbesserten Autofokus verbaut und nochmal auf den alten Sensor der A7r gesetzt. Auch auf 4K hätte der Hersteller dann vielleicht verzichtet – aber eine solche Kamera mit wenigen, aber sinnvollen Verbesserungen hätten doch viele sicherlich mit Handkuss genommen, oder? Und für die eingesparten 800 Euro im Vergleich zur A9 hätte man sich dann ein richtig gutes Objektiv kaufen können. Oder eine High-End-Kompaktkamera für unterwegs.

Arbeitet Sony zusätzlich noch an der Sony A9?

Doch Sony hat sich gegen die Möglichkeit, eine teure A9 für 3.500 Euro und eine nicht ganz so teure A7r II für 2.700 Euro oder weniger vorzustellen, entschieden. Und vermutlich haben die Japaner diese Entscheidung auch gut durchdacht, schließlich haben sie genügend Experten in ihren Reihen. Natürlich könnte man die Entscheidung auch so begründen, dass sich die Sony A9 nach wie vor in der Mache befindet und vielleicht dann in einigen Monaten als das neue spiegellose Flaggschiff vorgestellt wird… doch wie viel würde diese Sony A9 dann kosten? 4.500 Euro? Irgendwie unwahrscheinlich. Aber ausschließen können wir es natürlich nicht.

Mehr dazu: Sony A9 Gerüchte: 50-Megapixel-Sensor und A-Mount

Letztendlich sollte der Name einer Kamera ja auch keine Rolle spielen. Die Sony A7r II ist die beste spiegellose Kamera, die man derzeit auf dem Markt finden kann, und Sony lässt sich die Technik in diesem Fall eben teuer bezahlen. Wer das nötige Kleingeld hat, kann und sollte zuschlagen, wem 3.500 Euro zu viel sind, der wird sich vermutlich eine andere Kamera zulegen. Zum Beispiel die A7r, die hoffentlich bald deutlich im Preis sinken wird. Oder man wartet bis Sonys Konkurrenz aktiv wird… zuletzt gab es ja Gerüchte zu einer spiegellosen Vollformatkamera von Nikon. Doch bis die auf den Markt kommt, wird es wohl noch eine ganze Weile dauern.

Mark Göpferich

Gründer von Photografix, der sich seit vielen Jahren immer wieder aufs Neue von Fotografie und Kameras begeistern lässt. Mit mehr als 4.000 Artikeln hier auf Photografix inzwischen so etwas wie ein Experte für neue Kameras.