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Canon EOS R5: Überhitzung schon nach 0 Minuten möglich

Die Aufnahme von High-Quality-Videos ist mit der Canon EOS R5 teilweise überhaupt nicht möglich, wenn man davor fotografiert hat.

Thema Überhitzung bleibt weiter präsent

Aktuell arbeiten zahlreiche Fotografen, Videografen und Journalisten an ihren Testberichten zur Canon EOS R5 und R6. Ein Aspekt, der in den Praxistests natürlich genauer untersucht wird, ist das Thema mit den Überhitzungen, welches zuletzt im Netz ziemlich präsent war. Canon hat hier ja bereits offizielle Zahlen geliefert, wann genau und bei welchen Auflösungen sich die Canon EOS R5 und R6 wegen zu viel Hitzeentwicklung automatisch abschalten. Diese offiziellen Zahlen könnt ihr nochmal in diesem Artikel nachlesen.

Nun gibt es erste Erfahrungsberichte aus der Praxis zum Thema Hitzeentwicklung – und die wollen wir an dieser Stelle zusammenfassen.

Überhitzung nach 0 Minuten Aufnahmezeit

Nicht besonders gut lesen sich die Angaben von Videograf Gerald Undone. Er hat mit der Canon EOS R5 eine Stunde lang an einem Sommertag bei ca. 30 Grad fotografiert. In dieser Zeit hat er ungefähr 30-40 Bilder aufgenommen, die Serienbildfunktion hat er nicht in Anspruch genommen. Auch war die Kamera so eingestellt, dass sich das Display nach einer Minute automatisch ausschaltet.

Nach dieser einen Stunde wollte er dann in den Video-Modus wechseln – und erhielt sofort eine Warnung wegen Überhitzung. Seine verbleibende Aufnahmezeit: 0 Minuten. Das betraf 8K-Videos, 4K-Videos in hoher Qualität und 4K-Videos mit 60 Bildern pro Sekunde. In niedrigeren Video-Auflösungen war das Aufzeichnen von Videos möglich, auch die Foto-Funktion war von der Überhitzung nicht betroffen.

Das heißt: Wenn man an Sommertagen im Freien fotografiert und anschließend ein kurzes Video in hoher Qualität aufnehmen will, ist das mit der Canon EOS R5 unter Umständen überhaupt nicht möglich.

Konkrete Zahlen von Tony Northrup

Tony Northrup hat einen sehr theoretischen Test durchgeführt, in dem er bewusst testen wollte, wann die Canon EOS R5 und R6 überhitzen. Dazu hat er die Kameras auf einem Stativ durchgehend filmen lassen, ein Mal in der Sonne bei 32 Grad, einmal in einem geschlossenen Raum bei 23 Grad.

Außerdem hat er auch noch eine Fuji X-T4 zum Vergleich herangezogen, unter anderem um zu verdeutlichen, dass die Canon EOS R5 und R6 bei Weitem nicht die einzigen Kameras sind, die früher oder später überhitzen.

Das waren seine Ergebnisse:

Canon EOS R5

  • 4K mit 60 fps bei 32 Grad: Überhitzung nach ca. 34 Minuten
  • 4K mit 60 fps bei 23 Grad: Überhitzung nach ca. 35 Minuten
  • 4K mit 30 fps (High Quality) bei 32 Grad: Überhitzung nach ca. 27,5 Minuten
  • 4K mit 30 fps (High Quality) bei 23 Grad: Überhitzung nach ca. 22 Minuten
  • 8K mit 30 fps bei 32 Grad: Überhitzung nach ca. 17 Minuten
  • 8K mit 30 fps bei 23 Grad: Überhitzung nach ca. 19,5 Minuten

Canon EOS R6

  • 4K mit 60 fps bei 32 Grad: Überhitzung nach ca. 29,5 Minuten
  • 4K mit 60 fps bei 23 Grad: Überhitzung nach ca. 29,5 Minuten

Fuji X-T4

  • 4K mit 60 fps bei 32 Grad: Überhitzung nach ca. 14 Minuten
  • 4K mit 60 fps bei 23 Grad: Überhitzung nach ca. 25 Minuten

Was Tony Northrup außerdem festgestellt hat: Die Canon EOS R5 und R6 kühlen selbst nach einer 2-stündigen Pause (Kameras ausgeschaltet, Objektiv abgenommen, Innenraum) nicht komplett aus. Die Überhitzungen treten nach dieser Auskühlzeit schon ungefähr 7 Minuten früher wieder ein. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass auch das Aufnehmen von mehreren kürzeren Videoclips im Laufe eines Tages dazu führt, dass die Kameras immer schneller überhitzen und immer längere Pausen zum Abkühlen vonnöten sind.

Cinema5D mit negativem Fazit

Diesen Eindruck bestätigt auch Johnnie Behiri von Cinema5D. Er hat ein Vorserienmodell der Canon EOS R6 an einem für ihn normalen Arbeitstag genutzt, um eine kurze Dokumentation mit einer Länge von 6 Minuten in 4K/24p zu produzieren.

Sein Fazit fällt nach unzähligen Unterbrechungen des Shootings wegen Überhitzungen eindeutig aus:

„Es tut mir wirklich Leid, aber die Canon EOS R6 funktioniert für mich leider nicht. Beim Filmen braucht man ein zuverlässiges Werkzeug, das mit der Dynamik einen Arbeitstages mit Innen- und Außenaufnahmen sowie unterschiedlichen Temperaturen zurechtkommt.“ | Cinema5D

Selbst das Kühlen der Kamera mit Eiswürfeln zeigte keine nennenswerte Wirkung:

Er sei „wahnsinnig frustriert“ gewesen und hat sich mehrmals bei den beiden Personen, um die es in dem Video ging, wegen der ständigen Wartezeiten entschuldigt.


Wir wollen diese drei Testberichte an dieser Stelle bewusst nicht weiter einordnen oder kommentieren, da es uns in diesem Artikel um eine weitgehend wertfreie Zusammenfassung der Berichte ging. Für manche mag die Überhitzungsproblematik der Canon EOS R5 und R6 relevant sein, für andere allerdings nicht. Entscheidet selbst!

Mark Göpferich

Gründer von Photografix, der sich seit vielen Jahren immer wieder aufs Neue von Fotografie und Kameras begeistern lässt. Mit mehr als 4.000 Artikeln hier auf Photografix inzwischen so etwas wie ein Experte für neue Kameras.