Der Fall Nikon(s)

Lange Zeit war Nikon zweifellos einer der führenden Kamerahersteller der Welt. Doch in den letzten Monaten und Jahren hat das Unternehmen das Vertrauen vieler Kunden verloren. Wir skizzieren und begründen den Fall Nikons und zeigen auf, was das Unternehmen zurück in die Erfolgsspur bringen könnte.

Der Name Nikon stand viele Jahre lang für ausgezeichnete Qualität in Sachen Kamera-Technik. Er war für tausende von Kunden der Inbegriff von Innovation und jede Kamera, die das Nikon-Zeichen trug, schien ein Garant für hervorragende Bilder zu sein. Nicht umsonst war Nikon neben Canon für viele Fotografen und vor allem für viele professionelle Fotografen die Anlaufstelle Nummer eins, wenn es um Kameras und Objektive ging. Heute ist das nicht mehr so. Nikon hat das Vertrauen vieler Kunden verloren.

Inhaltsverzeichnis

  • Allgemeine Probleme des Kameramarktes (Seite 1)
  • Nikon & Canon verlieren den Anschluss bei spiegellosen Systemkameras
  • Nikons Fehler der letzten Jahre (Seite 2)
  • Staub- und Ölprobleme der Nikon D600
  • Nikons verwerflicher Umgang mit den Kunden
  • Nikon D610 – die Lösung für alle Probleme? (Seite 3)
  • Nikon lenkt ein, allerdings nicht freiwillig
  • Weitere fehlerhafte Produkte (Seite 4)
  • Nikon zeigt keine Reaktion
  • Was könnte Nikon retten? (Seite 5)
  • Nikon D800s/D810 und D9300
  • Schlusswort

Allgemeine Probleme des Kameramarktes

Im ersten Moment könnte man meinen, dieses verlorene Vertrauen in den Quartalszahlen der letzten Monate und Jahre wiederfinden zu können, schließlich musste Nikon teilweise heftige Gewinneinbrüche hinnehmen. Im August 2013 beispielsweise war bekannt geworden, dass der operative Gewinn um sage und schreibe 70 Prozent zurückgegangen war – spiegeln sich hier also die Fehler, die gemacht wurden, in den Verkaufszahlen wider? Ja und nein. Ein paar Prozent können mit Sicherheit unzufriedenen Kunden zugeordnet werden, die zu einer anderen Marke gewechselt sind. Doch das sind hauptsächlich Profis oder ambitionierte Hobbyfotografen, die nur einen kleinen Teil des großen Ganzen ausmachen. Der Hauptbestandteil dieses Gewinneinbruchs ist vielmehr ganz allgemein auf die aktuelle Situation des Kameramarktes zurückzuführen. Beinahe alle Hersteller haben mit Problemen zu kämpfen, denn die Entwicklung der Smartphone-Kameras ist inzwischen einfach zu weit fortgeschritten, als dass die Kunden noch auf Kompaktkameras setzen würden – und dieses Standbein der Kompaktkameras fehlt den Kameraherstellern nun, es ist weggebrochen.

Die erste spiegellose Systemkamera von Nikon: die Nikon 1 J1!

Nikon & Canon verlieren den Anschluss bei spiegellosen Systemkameras

Nikon, Canon & Co. bleiben also im Kern die Spiegelreflexkameras und die spiegellosen Systemkameras – DSLRs und DSLMs. Nikon ist zu spät auf den Zug der spiegellosen Systemkameras aufgesprungen, da muss man nicht um den heißen Brei herumreden. Erst im September 2011 wurden die beiden ersten Nikon 1 Modelle vorgestellt, zu spät, um noch zu den Vorreitern zu gehören. Doch hier kann man Nikon im Grunde keinen großen Vorwurf machen und die späte Vorstellung der ersten eigenen DSLMs zählt nicht zu den „Fehlern“, von denen wir im vorangegangenen Absatz gesprochen haben und auf die wir gleich näher eingehen werden. Die Nikon 1 Kameras waren und sind prinzipiell nicht schlecht, auch hat Nikon ja in den letzten Monaten mit der Nikon 1 J4, der Nikon 1 S2 und der Nikon 1 V3 konsequent neue und verbesserte Modelle vorgestellt – doch es gibt auf dem Markt schlicht und einfach bessere Alternativen. Nein, die kommen nicht aus dem Hause Canon, denn Nikons größter Konkurrent ist nicht nur zu spät auf den Zug der spiegellosen Systemkameras aufgesprungen, er hat ihn quasi gänzlich verpasst. Nicht umsonst machen derzeit verrückte Gerüchte die Runde, dass Canon im Bereich der DSLMs in Zukunft nur noch innerhalb einer Partnerschaft mit Fuji aktiv sein möchte.

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Mark Göpferich

Gründer von Photografix, der sich seit vielen Jahren immer wieder aufs Neue von Fotografie und Kameras begeistern lässt. Mit mehr als 4.000 Artikeln hier auf Photografix inzwischen so etwas wie ein Experte für neue Kameras.