Sony

Sony A7 IV: Das sind die 5 größten Schwächen der DSLM

Die Sony A7 IV scheint eine sehr gelungene Kamera zu sein, perfekt ist sie allerdings nicht. Wir zeigen die fünf größten Schwachstellen.

Schwachstellen der Sony A7 IV

Jede Kamera hat ihre Stärken und Schwächen, selbst die teuren Profimodelle im Stile einer Sony A1 für rund 7.000 Euro sind nicht perfekt. Insofern ist es nur logisch, dass auch eine 2.800 Euro teure Kamera wie die Sony A7 IV Schwachstellen offenbart, wenn man genau genug hinschaut.

Ich habe genau genug hingeschaut und will mich in diesem Artikel mit den fünf größten Schwächen der Sony A7 IV beschäftigen. Für den einen mögen diese Schwachstellen ins Gewicht fallen, für den anderen hingegen nicht – das ist eine völlig subjektive Geschichte. Als kleine Orientierungshilfe werde ich bei jeder Schwachstelle ergänzen, wie gravierend sie meiner persönlichen Meinung nach ist.

Und nur damit es da keine Missverständnisse gibt: Die Tatsache, dass die Sony A7 IV ein paar Schwächen hat, bedeutet nicht, dass es sich hier um eine schlechte Kamera handelt – ganz im Gegenteil. Allerdings macht es Sinn, sich vor einem Kauf sowohl mit Stärken als auch den Schwächen einer Kamera zu beschäftigen. Denn nur so kann man beurteilen, ob die Schwachstellen bei der eigenen Art zu Fotografieren relevant sind oder nicht.

Aber legen wir los mit den fünf größten Sony A7 IV Schwächen.

1. 4K 60 fps nur mit 1,5-fachem Crop-Faktor

Die Sony A7 IV ist zwar in der Lage, 4K-Videos mit 60 Bildern pro Sekunde aufzuzeichnen, allerdings nur mit einem 1,5-fachen Crop-Faktor. Während bei 4K mit 30 fps noch der volle Sensor ausgelesen werden kann, fühlt es sich bei 4K mit 60 fps also so an, als würde man eine Kamera mit APS-C-Sensor verwenden.

Meine persönliche Meinung: Schade, ich hatte bis zur letzten Minute gehofft, dass sich die Gerüchte nicht bewahrheiten und die Sony A7 IV 4K-Videos mit 60 fps doch ohne Crop-Faktor aufzeichnen kann. Eine wirkliche Enttäuschung ist das meiner Meinung nach allerdings nicht. Die Nikon Z6 II, die Panasonic S1 und die Panasonic S5 schalten bei 4K 60 fps nämlich ebenfalls in einen ca. 1,5-fachen Crop-Modus. Lediglich bei der Canon EOS R6 wird bei 4K 60 fps der komplette Sensor ausgelesen. Es ist in dieser Preisklasse also keine Seltenheit, dass bei 4K-Videos mit 60 Bildern in einen Crop-Modus geschaltet wird.

2. Ein Display mit 1,04 Millionen Bildpunkten

Das Display der Sony A7 IV besitzt jetzt zwar erweiterte Touchscreenfunktionen und ist beweglicher als früher, allerdings arbeitet es nur mit 1,04 Millionen Bildpunkten. Sogar die im Jahr 2014 vorgestellt Sony A7 II hatte 1,23 Millionen Bildpunkte zu bieten, die Konkurrenz der A7 IV in Form der Canon EOS R6, Nikon Z6 II und Panasonic S1 ist hier ebenfalls besser aufgestellt. Dort bewegt sich die Anzahl der Bildpunkte zwischen 1,62 und 2,1 Millionen Bildpunkten.

Meine persönliche Meinung: Die Sache mit den Displays verstehe ich einfach nicht. Wenn man mal ein halbwegs aktuelles Smartphone in der Hand hatte, dann fühlt sich der Bildschirm einer Kamera im Vergleich an wie ein Prototyp aus dem letzten Jahrtausend. Ich mag hier ein bisschen übertreiben, aber wirklich glücklich war ich mit den Bildschirmen aktueller Kameras eigentlich nie. Sony baut ja sogar selbst Smartphones und sollte dementsprechend bei den Displays eigentlich vor der Konkurrenz liegen sollte man meinen. Aber aus irgendwelchen Gründen bekommen sie das einfach nicht gebacken.

Ob 1,62 Millionen Bildpunkte einen wirklichen Unterschied machen würden, sei mal dahingestellt. Würden sie wahrscheinlich nicht, am Ende des Tages kann man eh keine richtige Bildkontrolle an den kleinen Kameradisplays durchführen. Zudem könnte man das Argument in den Raum werfen, dass die geringe Auflösung für eine längere Akkulaufzeit sorgt – und hier liegt die Sony A7 IV ja auch tatsächlich weit vor der Konkurrenz (580 Bilder im Vergleich zu 360 bis 410 Bildern). Trotzdem, wenn die Anzahl der Bildpunkte geringer sind als bei der sieben Jahre älteren A7 II, dann ist das einfach ein Armutszeugnis.

Schlussendlich, auch wenn ich mich darüber aufrege, wären die 1,04 Millionen Bildpunkte des Displays für mich aber kein Grund, die Sony A7 IV nicht zu kaufen.

3. Die Sache mit dem Rolling Shutter

Die Sony A7 IV besitzt einen neuen, rückwärtig belichteten Vollformatsensor mit 33 Megapixeln. Dieser Sensor ist allerdings nicht „stacked“, so wie es beispielsweise der Sensor der Sony A1 ist. Das bedeutet: Die Auslesegeschwindigkeit ist deutlich geringer – und das macht sich unter anderem in Form eines Rolling-Shutter-Effekts bemerkbar. Je nach Videoauflösung ist der Rolling-Shutter-Effekt mal stärker und mal schwächer, aber er ist grundsätzlich in jedem Fall vorhanden und in einigen Situationen deutlich sichtbar.

Meine persönliche Meinung: Eigentlich hatte ich gedacht, dass mit einem neuen Sensor und einem 8x leistungsstärkeren Prozessor eine Verbesserung in Sachen Rolling Shutter möglich sein sollte. Mag aber sein, dass ich mich da täusche und dass es tatsächlich einen stacked Sensor für eine spürbare Verbesserung gebraucht hätte.

Ins Gewicht fällt der Rolling-Shutter-Effekt für alle Videografen und für Fotografen, die mit dem elektronischen Verschluss lautlos fotografieren wollen. Das Gute ist, dass der elektronische Verschluss zumindest keine schnellere Serienbildgeschwindigkeit ermöglicht. Wer nicht lautlos fotografieren muss oder möchte, kann also einfach ohne Nachteile den mechanischen Verschluss benutzen und umgeht das Problem mit dem Rolling Shutter.

Aber wie gravierend ist der Rolling-Shutter-Effekt der Sony A7 IV denn nun? Das sollte am besten jeder selbst beurteilen, ich konnte da bis jetzt auch noch keine eigenen Tests durchführen. Gerald Undone sagt in seinem Testbericht allerdings, dass es im Vergleich zur Sony A7 III keine Verschlechterung gibt. Gordon Laing ergänzt, dass der Rolling-Shutter-Effekt der A7 IV ziemlich genau auf einem Niveau mit dem der Canon EOS R5 und Canon EOS R6 liegt. Die A7 IV fällt hier also nicht komplett aus dem Rahmen, sondern scheint ungefähr im Durchschnitt zu liegen. In einigen Testberichten kommt das meiner Meinung nach also etwas dramatischer rüber, als es eigentlich ist.

4. Serienbildgeschwindigkeit von ca. 6 fps

Moment mal, beträgt die Serienbildgeschwindigkeit der Sony A7 IV nicht eigentlich 10 Bilder pro Sekunde? Richtig, allerdings schafft die A7 IV diese 10 fps nur bei komprimierten RAWS. Bei unkomprimierten RAWs und auch bei den neuen verlustfrei komprimierten RAWs sinkt die Serienbildgeschwindigkeit auf ungefähr 6 Bilder pro Sekunde, wie beispielsweise DPReview und Gordon Laing bestätigen. Auch kann die höchste Serienbildgeschwindigkeit bei RAWs nur dann erreicht werden, wenn eine CFexpress Speicherkarte benutzt wird. Mit SD-Speicherkarten sinkt die Geschwindigkeit leicht und kann auch nicht über einen so langen Zeitraum gehalten werden.

Meine persönliche Meinung: Zunächst einmal muss ich mich für einen Fehler in meinen bisherigen Artikeln zur A7 IV entschuldigen. Dort hatte ich nämlich geschrieben, dass bei der A7 IV die Möglichkeit hinzugekommen ist, komplett verlustfreie RAWs, also unkomprimierte RAWs, aufzuzeichnen. Das ist allerdings nicht korrekt. Unkomprimierte und komprimierte RAWs gab es auch bei der Sony A7 IIII schon, neu hinzugekommen sind jetzt allerdings die verlustfrei komprimierten RAWs. Sorry!

Aber zurück zur Serienbildgeschwindigkeit und der Tatsache, dass die Geschwindigkeit der A7 IV auf ungefähr 6 fps sinkt, wenn man unkomprimierte RAWs speichern möchte. Als ich für diesen Artikel recherchiert habe dachte ich zuerst: Okay, so dramatisch ist das nicht, die ziemlich praktischen verlustfrei komprimierten RAWs reichen in den allermeisten Fällen ja aus. Aber auch dort sinkt die Serienbildgeschwindigkeit tatsächlich auf 6 fps, die versprochenen 10 Bilder pro Sekunde können ausschließlich mit komprimierten RAWs erreicht werden.

Um es also nochmal auf den Punkt zu bringen:

  • Komprimierte RAWs: 10 fps
  • Verlustfrei komprimierte RAWs: 6 fps
  • Unkomprimierte RAWs: 6 fps

Das ist auf den ersten Blick tatsächlich ziemlich schwach. Die Frage, ob das nun gravierend ist oder nicht, finde ich aber gar nicht so einfach zu beantworten.

Klar, die Konkurrenz liefert teilweise eine deutlich höhere Serienbildgeschwindigkeit, dafür liegt die Auflösung einer Canon EOS R6 auch nur bei 20 Megapixeln und die einer Nikon Z6 II bei 24 Megapixeln. Da hat die A7 IV mit 33 Megapixeln deutlich die Nase vorne. Der Schwerpunkt wird hier von Sony also etwas stärker auf die Auflösung, die Schärfe und die Bildqualität gelegt und weniger auf die Serienbildgeschwindigkeit.

Was ich sagen will: Der Nachteil der geringen Serienbildgeschwindigkeit geht mit dem vermeintlichen Vorteil des neuen Sensors und der höheren Auflösung einher.

Als Nächstes habe ich mich gefragt, wie deutlich die Unterschiedliche zwischen komprimierten RAWs und unkomprimierten RAWs denn eigentlich ausfallen. In diesem Zusammenhang fand ich das folgende Vergleichsvideo von Mike Smith ziemlich aufschlussreich:

Um hier gleich mal zu meinem Fazit zu kommen: Ich glaube wenn man halbwegs korrekt belichtet, dann spielt es in der Praxis zu 99 Prozent überhaupt keine Rolle, ob man komprimierte RAWs oder unkomprimierte RAWs aufzeichnet. Das ist meistens eher eine Kopfsache. Erst wenn man zum Beispiel deutlich unterbelichten möchte, dann wird ein Unterschied zwischen den beiden Formaten sichtbar. Die Frage ist dann aber: Braucht man in diesen Situationen, in denen man wirklich deutlich unterbelichten möchte oder in denen die Lichtverhältnisse absolut grauenvoll sind, denn wirklich 10 Bilder pro Sekunde? Oder reichen da nicht vielleicht auch 6 Bilder pro Sekunde? Ich glaube oftmals ist letzteres der Fall.

Deshalb würde ich zu dem Schluss kommen, dass die schwache Serienbildgeschwindigkeit von 6 fps tatsächlich ärgerlich und alles andere als eine Glanzleistung von Sony ist, gleichzeitig glaube ich aber, dass das in der Praxis seltener eine Rolle spielt, als man im ersten Moment vielleicht denken würde. Ich verstehe aber jeden, der sich an der Tatsache stört, dass unkomprimierte RAWs maximal mit 6 fps geschossen werden können.

5. Kein Fokus-Stacking, keine integrierten Bulb-Timer

Die letzte der insgesamt fünf Sony A7 IV Schwachstellen ist schnell auf den Punkte gebracht, die Kamera besitzt nämlich nach wie vor keine Fokus-Stacking-Funktion und auch keine integrierten Timer für den Bulb-Modus.

Meine persönliche Meinung: Meine Güte, das mit der Fokus-Stacking-Funktion kann doch nicht so schwierig sein. Eine kleine Funktion und man würde viele Makrofotografen glücklich machen. Gleiches gilt für die integrierten Bulb-Timer. Klar, es geht auch ohne, aber für Sony sollten das doch eigentlich Kleinigkeiten sein, mit denen die A7 IV ohne großen Mehraufwand aufgewertet werden könnte.

Welche Schwachstelle der Sony A7 IV fällt für euch am meisten ins Gewicht?

Die Sony A7 IV ist ab sofort vorbestellbar bei: Calumet | Foto Koch | Foto Erhardt | Foto Leistenschneider

Mark Göpferich

Gründer von Photografix, der sich seit vielen Jahren immer wieder aufs Neue von Fotografie und Kameras begeistern lässt. Mit mehr als 4.000 Artikeln hier auf Photografix inzwischen so etwas wie ein Experte für neue Kameras.