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Sony A7r V: Dieses Feature loben die ersten Tests

Die ersten Tester haben ihre Erfahrungen zur Sony A7r V veröffentlicht. Ein Feature überzeugt dabei besonders.

Erste Tests direkt nach dem Launch

Obwohl Sony seine neue Alpha 7r V erst am Mittwoch der Weltöffentlichkeit präsentierte, gibt es im Netz bereits zahlreiche Testberichte und Praxis-Eindrücke. Denn wie üblich verschickte der Hersteller schon vor dem Launch Vorserienmodelle an ausgewählte Fotografen und Technikjournalisten. Hat die Präsentation der A7r V vom 26. Oktober also Euer Interesse geweckt, fasse ich Euch die Eindrücke der ersten Tests zusammen.

Da wir im Team bisher noch keine Gelegenheit hatten, die Sony A7r V auszuprobieren, beziehe ich mich dabei ausschließlich auf die Meinungen anderer Journalisten. Wollt Ihr Euch weiter über die jeweilige Pressestimme informieren, verlinke ich die ausführlichen Tests natürlich.

Neuer AI-Autofokus überzeugt in der Praxis

Das viel gelobte Feature, mit dem ich Euch womöglich in diesen Artikel gelockt habe, ist natürlich Sonys neuer Autofokus, der laut Herstellerangaben mit künstlicher Intelligenz arbeitet. Die neue Profi-DSLM erkennt neben Menschen, Vierbeinern und Vögeln nun auch Insekten, Flugzeuge und Autos. Dabei sammelt der neue KI-Prozessor Informationen, um das Tracking zu verbessern und die erwähnten Motive anhand von Bewegungsmustern und Umrissen zu erkennen.

Die Sony A7r V ist ab sofort vorbestellbar bei: Calumet | Foto Koch | Foto Erhardt

Wie genau Sonys neuer Autofokus arbeitet, lässt sich am besten anhand von Videos erkennen. Auf dem YouTube-Kanal unseres Partners Foto Koch gibt es eine ausführliche Erklärung in deutscher Sprachausgabe mit anschaulichen Beispielen. Springt über die Kapitel einfach gleich zur richtigen Stelle.

Der Tenor zum Autofokus der A7r V ist insgesamt sehr positiv. So weit sogar, dass hinter der A7RV ein neuer Autofokus-Champion spekuliert wird. Negative Erfahrungen schildern beispielsweise Stefan Wiesner auf YouTube, der bei einer Vogelschau nicht in allen Situationen scharfe Ergebnisse erhielt, und der US-Amerikaner Gerald Undone. Bei ihm ist es weniger die Geschwindigkeit als die Erkennung von Motiven, die teils noch sprunghaft und ungenau sei.

Bildqualität: Kein Upgrade für A7r-IV-Nutzer?

Wer bei der A7r V auf einen neuen Sensor gehofft hatte, der geht leider leer aus. Denn Sony hält am rückseitig belichteten 61-Megapixel-Sensor des Vorgängermodells fest. Sony behauptet jedoch, dank Bionz XR Prozessor mehr aus den Sensordaten herauszuholen. Die Tester der Vorserienmodelle können das in bestimmten Eigenschaften bestätigen.

Zuallererst scheint Sony den automatischen Weißabgleich ein wenig verbessert zu haben. Spannend: auch hierbei helfe laut Stefan Wiesner (YouTube) der KI-Prozessor, um sich beim Weißabgleich beispielsweise auf Gesichter zu konzentrieren. Ebenfalls lobt er Sonys Einführung von RAW-Aufnahmen mit verringerter Auflösung und berichtet von einem Schärfevorteil der kleineren RAWs. Dabei hat er sowohl ein 26-MP-RAW-File als auch eines mit 60 Megapixeln in derselben Auflösung exportiert (4.000 Pixel an der langen Kante). Völlig wertfrei sollten wir hier noch Laborwerte abwarten, um diesen Erfahrungsbericht zu bestätigen – spannend ist diese Erfahrung aber durchaus.

Einen sehr guten Eindruck macht darüber hinaus die verbesserte Bildstabilisierung Sonys, wie ein Video des englischsprachigen YouTubers Pierre T. Lambert zeigt. Sony will seinen IBIS insoweit verbessert haben, dass er 8 Blendenstufen ausgleichen könne. Bei der Aufnahme von Nachtaufnahmen schafft es Lambert bei 70 Millimetern Brennweite, der A7RV selbst bei 1,6 Sekunden Belichtungszeit scharfe Fotos zu entlocken. Das Video ohne Kapitel könnt Ihr Euch wieder direkt im Artikel anschauen:

Funktionsumfang

In den Menüs der Sony A7r V finden sich einige Features, die Sony in seiner Präsentation unerwähnt ließ. Beispielsweise die Aufnahme von Fokusreihen, die der Fototrainer auf YouTube direkt in der Praxis getestet hat. Das Video seht Ihr direkt unter diesem Absatz. Ein Nachteil bei Sony: Anders als einige Canon-Modelle bietet die A7R keine Zusammenrechnung der Aufnahmen in der Kamera. Stattdessen bietet Sony eine kostenfreie Desktop-Software an.

In der initialen Vorstellung der A7r V auf Dpreview finden sich weitere Neuerungen. Wie die Sony Alpha 7 IV könnt Ihr den Verschluss beim Objektivwechsel automatisch schließen lassen, es gibt verbessertes WLAN mit 2×2 MIMO, Aufnahmen mit Blitz lassen sich mit bis zu 10 Bildern pro Sekunde aufnehmen und die Konnektivität bietet nun USB 3.2 Gen 2 mit höheren Übertragungsraten. Studiofotografen können zudem USB-C-auf-RJ45-Adapter nutzen, um kabelgebunden an Netzwerke zu gehen.

Mit einer Mini-Neuerung leite ich noch kurz zur Haptik der Kamera über: Kai Wong zeigt auf YouTube eine neue Wisch-Geste, die das Quick-Menü öffnet. Dabei wischt Ihr in der Live-View-Ansicht mit dem Finger vom unteren Bildschirmrand nach oben. Für weitere Neuerungen der A7r V im Vergleich zur Vorgängerin empfehle ich Euch den verlinkten Artikel von Mark.

Haptik & Body: Typisch Sony mit neuem Display

Hinsichtlich des Bodys berichten Tester vor allem über eine Neuerung: das neue Displayscharnier, welches sich sowohl ausklappen als nach vorne drehen lässt. Kritik gibt es hier bisher kaum. Die Konstruktion sei stabiler als bei Panasonic und bringe sowohl Fotografen als auch Videografen Vorteile. Gerald Undone lobt zudem, dass sich das Display für eine bessere Wärmeableitung aus jedem Winkel vom Gehäuse entfernen lässt.

Davon abgesehen hat Sony das neue Gehäusedesign der Sony A7s III und der A7 IV übernommen. Geschmackssache bleibt nach wie vor die Abkehr vom beschrifteten Einstellrad für die Belichtungskorrektur – als Vorteil könnt Ihr das Rad bei der A7r V auch mit anderen Funktionen belegen.

Video: Zu viel Crop und Rolling-Shutter

Mit Videoaufnahmen in bis zu 8K platziert Sony seine neue DSLM auch als Alternative zu Videokameras. Im Vergleich zu eigenen Modellen wie der A7s III und der A1 gibt es allerdings trotz Auflösungen von bis zu 8k, 10-Bit Farbtiefe und 4:2:2 Farbunterabtastung einige Nachteile.

Das Datenblatt deutet bereits darauf hin, dass Ihr sowohl bei höheren Bildraten als auch bei 8K-Aufnahmen mit einem Bildausschnitt arbeiten müsst. Der Crop-Faktor ist mit 1,24x zwar immerhin geringer als bei der Sony A7 IV, hierbei ergeben sich aber mitunter krumme Brennweiten. Filmt Ihr mit mehreren Kameras, kann das eventuell für Probleme sorgen.

Ebenso scheint Sonys Verzicht auf einen Stacked-Sensor in Kombination mit 61 Megapixeln für ein eher langsames Sensor-Readout zu sorgen. Das Ergebnis ist ein Wackelpudding-Effekt bei Videoschwenks, der allgemein auch als Rolling-Shutter bezeichnet wird. Videoprofi Gerald Undone zeigt, in welchen Situationen das für Probleme sorgen kann.

Erstes Fazit: Viel Lob für Sonys rV

Rückblickend könnte man meiner Zusammenfassung der ersten Reviews fast eine gewisse Befangenheit vorwerfen. Und obwohl ich mit Sony-Kameras fotografiere, gibt es tatsächlich wenig Kritik zur Sony A7r V im Netz. Ungeachtet dessen, was Konkurrenten wie Canon und Nikon bieten, scheint die Sony A7r V den Vorab-Testern aber durch die Bank zu gefallen.

Bei den Kritikpunkten handelt es sich aktuell noch eher um persönliche Präferenzen und Änderungen, die einer Eingewöhnung bedürfen. Hier schätze ich, dass Labortests und Langzeit-Erfahrungen weitere Nachteile oder Eigenheiten ans Licht bringen, die Ihr vor dem Kauf wissen solltet. Apropos vor dem Kauf:

Sonys neue A7r V kostet hierzulande 4.500 Euro und wird laut Herstellerangaben ab Mitte November 2022 (!) ausgeliefert. Wollt Ihr die A7r V vorbestellen, könnt ihr das zum Beispiel bei einem unserer Partner tun:

Sony A7r V vorbestellen bei: Calumet | Foto Koch | Foto Erhardt

Benjamin Lucks

Freiberuflicher Journalist, der einige Jahre Berufserfahrung aus einer Technik-Redaktion mitbringt. Da er seit seiner Jugend fotografiert, ist Photografix für ihn die lang ersehnte Doppelbelichtung aus Berufs- und Privatleben.