Marktgeschehen

Adobe muss sich warm anziehen, denn Canva kauft Affinity

Das ist mal eine Übernahme: Der Social-Media-Gestalter Canva will sich mit Affinitys Hilfe weiter professionalisieren.

Deal angeblich über Hunderte Millionen Pfund

Wer irgendwie was mit Social Media macht, wird Canva schonmal benutzt haben (so wie ich etwa für unseren Instagram-Account @kamera.news) – oder sich aktiv dagegen entschieden haben. Schließlich gibt es inzwischen auch zahlreiche Alternativen, die sich höchstwahrscheinlich von dem Erfolg des browserbasierten Gestaltungstools inspiriert haben lassen, sei es etwa von Adobe mit Adobe Express oder Microsoft Designer.

Das australische Unternehmen hat jetzt die Übernahme des britischen Designsoftware-Herstellers Affinity bekanntgegeben. Laut Bloomberg beläuft sich der Wert der Transaktion auf mehrere hundert Millionen Pfund. Mit diesem Schritt wolle Canva sein Angebot um professionelle Kreativwerkzeuge erweitern und sich als ernsthafter Konkurrent zu Adobe positionieren.

Affinity entwickelt vor allem die beliebten Programme Designer, Photo (das Benjamin letztes Jahr für uns getestet hat) und Publisher für Windows, Mac und iPad, die ähnliche Funktionen wie Adobes Illustrator, Photoshop und InDesign bieten. Dank intuitiver Bedienung und niedriger Einmalpreise (vor allem im Gegensatz zu Adobes Abo-Modell) hat sich Affinity eine treue Nutzerschaft unter Designprofis erarbeitet.

Canva ist nach eigener Auffassung bislang vor allem bei Gelegenheitsnutzern und Einsteigern populär, möchte mit der Integration von Affinitys Technologie nun aber auch anspruchsvollere Anwender gewinnen. Das Unternehmen sieht in der visuellen Kommunikation einen Schlüsseltrend der Arbeitswelt und will Nutzer aller Erfahrungsstufen ansprechen.

Canva ist bereits jetzt Medien-Riese

Durch die Akquisition baut Canva außerdem seine Präsenz in Europa aus. Affinitys 90 Mitarbeiter stoßen zu einer wachsenden Belegschaft, die bereits Teams der zugekauften Firmen Flourish, Kaleido, SmartMockups, Pexels, Pixabay und SlidesCarnival umfasst.

Laut Canva-Mitgründer Cameron Adams sollen die Affinity-Programme auch langfristig eigenständig bleiben, aber schrittweise in die Canva-Plattform integriert werden. Dies könnte Canva helfen, Kreativprofis zu gewinnen, die nach Alternativen zu Adobes Abo-Modell suchen.

Wie sich die Übernahme auf den Markt für Designsoftware auswirken wird, bleibt abzuwarten. Beobachter sehen in dem Deal jedoch einen bedeutenden Schritt für Canva, um Adobe herauszufordern und professionelles Design einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.

Erst vor Kurzem hatte ein anderer Deal die Medienwelt erschüttert, musste kurz vor Abschluss aber doch noch gecancelt werden. Damals sollte Adobe nämlich das Designtool Figma übernehmen, Marktregulierer erschwerten die Fusion allerdings. Mal sehen, ob der Verheiratung von Canva und Affinity ähnliche Steine in den Weg gelegt werden.

Was meint ihr: Können Canva und Affinity mit vereinten Kräften Adobe Paroli bieten?

via: The Verge

Jonathan Kemper

Hat Technikjournalismus studiert, bloggt seit einer gefühlten Ewigkeit vor allem über die neusten Entwicklungen der Mobil-Branche und fotografiert lieber mit kompakten Kameras.