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Affinity Photo im Test: Wie gut ist die günstige Photoshop-Alternative?

Affinity Photo wird im Netz als günstige Photoshop-Alternative gehandelt. Im Test verrät Photografix, wie sich das Programm im Alltag schlägt.

Wer RAW-Dateien bearbeiten oder seine Bilder retuschieren will, greift häufig zur teuren Adobe-Suite. Wie Ihr in Marks Übersicht zu Lightroom-Alternativen sehen könnt, ist das aber gar nicht zwingend nötig. Während ich Euch neulich schon von meinen Erfahrungen mit der kostenlosen Lightroom-Alternative Darktable berichtet habe, geht es nun Photoshop an den Kragen.

Affinity Photo ist dabei zwar nicht kostenlos, bietet aber vielfältige Möglichkeiten zur RAW-Konvertierung, zur Bildbearbeitung und zur Retusche. Aber überzeugt die Software auch im Alltag?

Kosten und Verfügbarkeit

Um Affinity Photo zu nutzen, müsst Ihr außerhalb von Rabatt-Aktionen mindestens 19,99 € zahlen. Für diesen Preis bekommt Ihr allerdings „nur“ die iPad-Version, die laut Herstellerangaben aber einen äquivalenten Funktionsumfang zu den Desktop-Versionen bieten soll. Warum man für die Nutzung unter macOS und Windows dann gleich 74,99 € zahlen soll, ist nicht direkt ersichtlich.

Meiner Meinung nach positiv hervorzuheben ist allerdings, dass Affinity Photo anders als Adobe nicht auf ein Abonnement vertraut. Denn was bei Adobe mit 11,89 € im Monat (Foto-Abo) erst einmal echt günstig aussieht, kostet nach einem Jahr schon über 140 €. Dementsprechend schnell amortisiert sich Affinity Photo im Vergleich zu Photoshop, auch wenn Adobe neben Photoshop weitere Programme wie Lightroom Classic und Lightroom CC inkludiert.

Wollt Ihr neben Affinity Photo auch die Affinity-Programme „Designer“ und „Publish“ nutzen, könnt Ihr zur Universallizenz für 179,99 € greifen. Hier sind alle Plattformen enthalten und im Vergleich relativieren sich die Kosten nach etwa einem Jahr und drei Monaten. Im Preisvergleich hat Affinity Photo also die Nase vorn – zumindest, wenn Ihr Euch mit dem grundlegenden Funktionsumfang zufrieden gebt.

Denn auch wenn es bei Affinity Photo kein Abo gibt, können die Kosten aufgrund kostenpflichtiger Add-Ons steigen. Auf diese weist Euch das Programm beim ersten Start hin, sie erweitern den Funktionsumfang etwa um Schriftarten oder kreative Pinsel. Wie hoch die Kosten sind und welche Erweiterungen es für das Bildbearbeitungsprogramm gibt, könnt Ihr selbst im Add-On-Store von Serif herausfinden.

Die Plattformvielfalt ist mit Windows, macOS und iPadOS ein wenig eingeschränkt. Wer etwa ein auf Android basierendes Chromebook nutzt oder seine Bilder unter Linux bearbeitet, schaut in die Röhre. Wollt Ihr die Kompatibilität und die Performance auf Eurem Desktop-Rechner ausprobieren, steht Euch eine Probeversion mit 30-tägigem Testzeitraum (auf der Webseite nach unten scrollen) kostenlos zur Verfügung.

Apropos: Wieder verrate ich Euch, auf welchen Systemen ich Affinity Photo in der Version 2.0.4 ausprobiert habe:

EigenschaftMac-SystemWindows-System
ProzessorApple M1-SoCIntel Core i7-1195G7 (11. Generation)
Arbeitsspeicher16 Gigabyte16 Gigabyte
GrafikkarteOnboardOnboard, Intel Iris Xe
SpeicherApple SSD AP0512QLexar SSD NM620 512 GB
BetriebssystemmacOS VenturaWindows 11 Pro
Software-VersionAffinity Photo 2 in Version 2.0.4Affinity Photo 2 in Version 2.0.4

Update, 22.05.2023: Die Entwickler haben heute das erste große Update (Version 2.1) für Affinity Photo, Affinity Designer und Affinity Publisher vorgestellt. Das Update enthält hunderte von Verbesserungen, welche das sind, könnt ihr hier nachlesen.

Die gute Nachricht: In den nächsten Wochen und Monaten sollen weitere kostenlose Updates folgen. Kompliment an die Entwickler, so wünscht man sich das als Nutzer.

Design & Bedienfreundlichkeit

Wie die meisten Bildbearbeitunsgsprogramme legt Affinity Photo den Fokus auf Eure Fotos und platziert sie daher direkt in der Mitte der Benutzeroberfläche. Bevor ich Euch in die Seitenleisten und in die Taskbar einweise, geht’s aber erstmal um die verschiedenen „Personas“ in Affinity Photo. Denn diese zu verstehen, hilft Euch im Umgang mit Affinity schon ein großes Stück weiter.

„Personas“ nennt Entwickler Serif die verschiedenen Grundfunktionen, zu denen sich die Oberfläche von Affinity Photo immer ein wenig ändert. Ein Bildprogramm mit multipler Persönlichkeitsstörung also! Jene gliedern sich auf in:

  • Photo Persona: Hier könnt Ihr Eure Bilder mit über Werkzeuge, Filter, Pinsel und mehr bearbeiten
  • Liquify Persona: Hier gibt’s verschiedene Werkzeuge zum Verformen, Verflüssigen und Verschieben von Bildelementen
  • Develop Persona: Hier steht Euch ein vollwertiger RAW-Konverter zur Verfügung. Vergleichbar mit den Grundfunktionen von Lightroom
  • Tone Mapping Persona: Hier bekommt Ihr verschiedene Filter, Color-Grading-Optionen und HSL-Funktionen an die Hand
  • Export Persona: Hier geht’s hin, wenn Ihr mit Eurem Bild zufrieden seid und es auf verschiedenste Arten exportieren wollt

Die Orientierung an einem Arbeitsablauf vom Import bis hin zum Export hat sich in Bild- und Videobearbeitungsprogrammen ein wenig als Goldstandard des UX-Designs etabliert. Bei Affinity Photo finde ich das auch durchaus gelungen, auch wenn mich „Liquify“ und „Tone Mapping“ eher weniger interessieren.

Bildbearbeitung

Die Möglichkeiten zur Bildbearbeitung in Affinity Photo sind wirklich umfangreich. Alle in einem Testbericht abzubilden, ist kaum möglich und je nach Anwendungsfall sind unterschiedliche Werkzeuge wichtig. Um Euch einen Eindruck von und eine Einschätzung zu den wichtigsten Funktionen zu bieten, unterteile ich dieses Kapitel in weitere Unterkapitel.

Interessiert Ihr Euch für eine Übersicht aller Funktionen in Affinity Photo, empfehle ich Euch die Funktionsübersicht auf der Seite des Herstellers. Folgt hierfür dem externen Link und nehmt Euch den Nachmittag frei – habt Ihr Fragen zu einem bestimmten Feature, teilt es mir gerne in den Kommentaren mit!

Die Grundfunktionen

Starten wir mit den Grundfunktionen der Bildbearbeitung – also jenen Funktionen, die Ihr im Prinzip auch schon beim Aufnehmen in der Kamera variieren könnt. Hierzu bewegt Ihr Euch bei Affinity Photo hauptsächlich in den Personas “Develop”, “Photo” und “Tone Mapping”, wobei sich letztere eher für eine künstlerische Bearbeitung eignet.

RAW-Verarbeitung in der Develop-Persona

Unbearbeitete Bilder, allen voran RAW-Aufnahmen, solltet Ihr zuallererst in der Develop-Persona bearbeiten. Hier könnt Ihr die Belichtung korrigieren, den Weißabgleich anpassen, Struktur und Schärfe einstellen und die Tonwertkurve für Helligkeit sowie die RGB-Farbkanäle anpassen. Die getroffenen Einstellungen seht Ihr innerhalb weniger Millisekunden im großen Vorschaubild, das in der Mitte angezeigt wird.

Hier zeigt sich, dass Affinity sich in Sachen Performance nicht hinter Photoshop verstecken muss. Selbst die großen Sony-RAW-Dateien mit 33 Megapixeln aus meiner Sony A7 IV öffnet das Programm zügig und denkt auch beim Anpassen der Regler nicht lange nach. Auch Abstürze oder Ruckler konnte ich in meinem Test nicht feststellen – mit so einer Performance lässt es sich sehr gut arbeiten.

Wie die meisten modernen Bildbearbeitungsprogramme arbeitet Affinity Photo dabei nicht-destruktiv, lässt die Originaldatei somit unverändert bestehen. Beim Wechseln zwischen den Personas müsst Ihr das Foto aber immer wieder “Entwickeln” und die getroffenen Einstellungen in die temporäre Datei schreiben. Das ist ein wenig umständlich, zumal Euch Affinity beim Entwickeln immer wieder zurück zur Photo-Persona schmeißt.

Besonders fehlte mir beim Arbeiten mit Affinity Photo ein HSL-Werkzeug, in welchem Ihr die Tonwerte (Hue), die Sättigung (Saturation) sowie die Luminanz (Luminance) der Grundfarben im Bild zielgenau anpassen könnt. Als Alternative gibt es in der Develop-Persona “Split-Toning” sowie die Tonwertkorrektur, mit denen Ihr immerhin dunkel und helle Bildbereiche verschieden einfärben könnt. Wollt Ihr einzelne Tonwerte anpassen, müsst Ihr das in der Photo-Persona realisieren.

Masken und KI-Features

Ebenfalls umständlich finde ich die Verwaltung von Masken – Affinity Photo nennt sie “Overlays” und positioniert sie der Develop-Persona. Ihr legt sie über die Masken-Tools in der linken Seitenleiste an und könnt sie anschließend im Overlay-Reiter der rechten Seitenleiste auswählen. Besonders störend ist dabei, dass Ihr Overlays nicht umkehren könnt, was etwa beim Einzeichnen einer Vignette über ein umgekehrtes Radial-Overlay nützlich wäre.

Mithilfe der Overlays beschränkt Ihr die Anpassungen in der Develop-Persona auf bestimmte Bildteile. Zusätzlich zu den Overlays bietet Affinity Photo, und jetzt wird’s ein wenig kompliziert, noch das Arbeiten auf verschiedenen Ebenen in der Photo-Persona an.

Masken über Euer Bild zu legen, ist bei Affinity Photo zwar möglich, aber etwas umständlich.

Doch bevor ich zur Photo-Persona komme, möchte ich kurz auf das Thema KI-Masken eingehen. Viele Bildbearbeitungsprogramme können inzwischen über Algorithmen zur Bilderkennung Motive, Hintergründe oder andere Bildelemente automatisch maskieren. Das erleichtert den Arbeitsablauf und funktioniert teils sauberer als das Einzeichnen per Hand. Affinity bietet lediglich eine Funktion namens “Quick-Maske”, welche die aktuelle Auswahl in der Photo-Persona in eine Maske verwandelt.

Dass Affinity Photo keine Objekterkennung bietet, finde ich sehr bedauerlich. Denn was bei anderen Programmen nur einen Klick lang dauert, fasst die Seite “Tutkit” in einem seitenlangen Tutorial zusammen. Über den Link seht Ihr, wie umständlich das saubere Maskieren von Elementen in Affinity Photo sein kann.

Bildbearbeitung mit mehreren Ebenen in der Photo-Persona

Habt Ihr den Link angeklickt, kennt Ihr das Aussehen der Photo-Persona bereits. Dieser Bereich in Affinity Photo bietet Euch eine professionelle Bildbearbeitungs-Software, die mit Ebenen arbeitet. Ihr könnt somit beispielsweise Collagen mit mehreren Produkten für einen Kunden erstellen und dabei virtuelle Schatten, Schriften oder Zeichnungen einfügen. Zusammen mit 3D-Elementen, der direkten Anbindung an die Stockphoto-Datenbanken Pixabay und Pexels sowie der Möglichkeit, Pinsel, Formen und Schriftarten über Add-Ons zuzukaufen, wird Affinity zu einem wirklich starken Tool für digitales Compositing.

Zusammen mit 23 Werkzeugen, einer Horde an Farb- und Belichtungs-Tools sowie unzähligen Filtern eignet sich Affinity Photo auch zur digitalen Bildbearbeitung sehr gut. Als Beispiel könnt Ihr Motive über die freie Auswahl vom Hintergrund trennen und über einen Weichzeichnungs-Filter ein digitales Digitales Bokeh einfügen. Als weniger invasive Eingriffe lassen sich etwa der Kontrast oder die Farbstimmung haargenau einstellen und auf bestimmte Bildbereiche anwenden.

In der Bildbearbeitung bietet Affinity etliche Werkzeuge und Features.

Dabei fällt es mir schwer, alle Möglichkeiten des Programmes prägnant zusammenzufassen. Jeder Fotograf und jeder Leser wird hier unterschiedliche Funktionen interessant finden und daher möchte ich auf die kostenlose Testversion verweisen. Statt Euch also alle Funktionen vorzustellen, möchte ich lieber meinen Eindruck zur Bedienfreundlichkeit all dieser Funktionen schildern.

Dabei möchte ich betonen, dass ich sowohl privat als auch beruflich an Photoshop gewohnt bin. Im Vergleich empfand ich Affinity Photo oft als ein wenig umständlicher und unpraktischer aufgebaut. Einige Beispiele sind weitere Werkzeuge, die nicht etwa durch einen Rechtsklick oder per Maus-Hover, sondern nur über das Anklicken einer winzigen Schaltfläche innerhalb des Standard-Werkzeug-Icons erreichbar sind. Auch, dass sich ein Polygon-Lasso – eines der Standard-Werkzeuge beim Compositing – nicht etwa als einzelnes Werkzeug, sondern als „Typ“-Konfiguration der freien Auswahl versteckt, finde ich äußerst ungünstig gelöst.

Dass die Anordnung von Funktionen in komplexen Programmen den ein oder anderen Geschmack trifft und vor allem eine Eingewöhnungszeit benötigt, ist aber keineswegs ungewöhnlich. Als durchaus positiver Eindruck im Vergleich zu Photoshop bleibt mir bei Affinity Photo im Gedächtnis, dass man verstärkt unerfahrene Nutzer an das Programm heranführen möchte.

Wirklich überzeugend ist die Aufzeichnung von Makros bei Affinity Photo 2.

So gibt es in der Photo-Persona am oberen Bildschirmrand Schnellzugriffe auf Automatismen wie die Auto-Tonwertkorrektur oder den Auto-Weißabgleich. Ein eingebauter Assistent weist Euch zudem auf Voraussetzungen hin, wenn Funktionen oder Werkzeuge einmal nicht funktionieren. Die Korrektur von Schönheitsfehlern beispielsweise benötigt die Auswahl eines Quellpixels. Diesen legt Ihr über das Gedrückthalten einer bestimmten Taste inklusive Mausklick fest. Da ich das beim ersten Mal nicht wusste, wies mich der Assistent darauf hin – vielen Dank! Zusammen mit den unzähligen Anleitungen auf der Entwickler-Homepage könnt Ihr den Umgang mit Affinity Photo 2 ganz ohne Schulungen oder Kurse selbst lernen.

Zusammenfassend ist die Photo-Persona der Bereich, in welchem Affinity Photo seine meisten Funktionen bietet. Und genau hier zeigt das Programm, dass es für nur etwa 80 € sowohl im Alltag als auch im Beruf als Alternative zu Photoshop fungieren kann. Nach einer Eingewöhnung traue ich mir durchaus zu, Artikelbilder, Urlaubsfotos und Mockups für Screenshots wie in diesem Artikel mit „Affinity“ zu erstellen und gänzlich auf Photoshop zu verzichten.

Allerdings fehlen dieser Alternative einige Automatismen, an die ich mich bei Photoshop und Lightroom gewöhnt habe. Darunter die automatische Objekterkennung sowie das leistungsstarke Herausrechnen störender Bildelemente und Fehler wie Sensorflecken oder Staub.

Stapelverarbeitung und Stacking

Wofür Affinity Photo im Netz viel gelobt wird, ist das Stacking von HDR-Aufnahmen. Und tatsächlich stellt sich diese Funktion in der Praxis wirklich als eine Art „Geheimtipp-Feature“ (lasst uns in Kriegszeiten mal auf Waffen-Allegorien verzichten) heraus. Über den etwas versteckten Menüeintrag wählt Ihr mehrere Bilder aus, die Ihr zu einem HDR zusammenfügen wollt. Im ersten Schritt könnt Ihr bereits einige Variablen wie die Rauschreduzierung und die automatische Ausrichtung der Bilder einstellen.

Praktisch an Affinity Photos HDR-Funktion ist jedoch, dass Ihr die Aufnahmen umfangreich nachbearbeiten könnt. Das erfolgt bei wenig Zeit über einige Presets, mit ein wenig Mühe könnt Ihr aber weitere Anpassungen vornehmen. So könnt Ihr selbst entscheiden, ob Euer fertiges HDR natürlich aussehen soll oder ob Ihr einen HDR-Look bevorzugt, der fast schon an ein Renderbild aus dem Computer erinnert.

Die Erstellung von Panoramen geht mit Affinity Photo leicht von der Hand.

Neben dem HDR-Stacking bietet Affinity auch Funktionen, mit denen Ihr Fokusreihen sowie Astrofotos übereinanderlegen könnt. Letztere Funktion werde ich gerne nachtesten, wenn Mark mir eine Recherchereise aus Berlin nach Gülpe, den dunkelsten Ort Deutschlands, finanziert. (Kleiner Scherz!)

Zurück zum Thema: Ebenfalls sehr überzeugt hat mich im Test die Stapelverarbeitung, die Euch im Grunde genommen unendlich viele Möglichkeiten bietet. Das liegt vor allem am hervorragend intuitiven Makro-Feature, welches es Euch ermöglicht, bestimmte Arbeitsprozesse “aufzunehmen” und als Automation zu speichern. Beispielsweise könnt Ihr das Programm anweisen, bei einem Makro immer das obere Drittel eines Bildes um Wert X zu verdunkeln, falls Ihr beispielsweise eingescannte Analogfotos mit Lichtflecken bearbeitet.

Dieses Makro speichert Ihr anschließend ab und fügt es bei der Stapelverarbeitung hinzu. Somit könnt Ihr diesen Arbeitsschritt bei einer beliebigen Anzahl von Bildern automatisiert durchführen. Ein wirklich geniales Feature, mit dem sich echt viel Zeit sparen lässt.

Retusche und Verbesserung

Da es sich bei Affinity Photo 2 um ein ebenenbasiertes Bildbearbeitungsprogramm handelt, ist die Verbesserung und die Retusche von Fotos sehr umfangreich möglich. Schönheitsfehler in Porträts oder störende Elemente in Landschaftsaufnahmen könnt Ihr professionell herausnehmen. Da sich das aber im Grunde genommen aus dem Absatz zur Bildbearbeitung ergibt, möchte ich mich lieber auf eine bestimmte Funktion konzentrieren.

Mit dem Liquify-Tool könnt Ihr Porträts verändern – und so klasse aussehen wie ich auf diesem Bild!

Denn auf seiner Homepage schlägt der Entwickler die Liquify Persona für das Bearbeiten von Porträts vor. Wie der Name bereits verrät, könnt Ihr Bilder mit der Funktion „Verflüssigen“ und bestimmte Bildelemente vergrößern, verkleinern, drehen und alles bei Bedarf wieder rückgängig machen.

In der Praxis könnt Ihr somit die Augen eines Motivs vergrößern, das Gesicht ein wenig schlanker machen und die Nase schrumpfen lassen. Unabhängig von der Sinnhaftigkeit solcher Funktionen zeigt sich Affinitys Liquify-Persona sehr intuitiv. Gleichzeitig ist die Performance genauso flüssig wie die interne Bezeichnung der Funktion – das ist wichtig, da Ihr die Änderungen nicht über Regler, sondern direkt am Bild vornehmt.

Ähnliche Funktionen finden sich in den meisten Bildbearbeitungsprogrammen und sind keine Sonderfunktion von Affinity. Dass die Entwickler „Liquify“ als Grundfunktion in das Persona-Menü aufnehmen, ist jedoch durchaus eine Besonderheit. Sucht Ihr gezielt nach Programmen, um Nasen kleiner und Bizepse größer zu machen, könnte Affinity hier Extrapunkte abstauben.

Verwaltung

Ich halte mich ausnahmsweise mal kurz: Funktionen für die Verwaltung, Archivierung oder Verschlagwortung Eurer Fotos gibt es bei Affintiy Photo nicht. Der Arbeitsablauf besteht also darin, ein einzelnes Bild einzulesen, dieses anzupassen und es anschließend im gewünschten Format zu exportieren.

Fazit

Zum Ende dieses Tests stellen sich die meisten Leser sicher die Frage: Ist Affinity Photo 2 besser als Photoshop? Meiner Einschätzung nach sind die Programme in vielen Eigenschaften gleichwertig. Affinity bietet das aber günstiger an und schafft es besser, aus den gebotenen Funktionen einen Arbeitsablauf vorzuschlagen.

Hierdurch sehe ich es als ein bisschen besser geeignet für Einsteiger, die sich von Photoshops Oberfläche erschlagen fühlen. Vor allem die Aufteilung der etlichen Funktionen in verschiedene “Personas” finde ich bei Affinity Photo gelungen. Dadurch haben Einsteiger ein wenig mehr Orientierung und sehen sich nicht immer mit allen Schaltflächen und Reitern konfrontiert. Je länger man sich dabei mit Affinity Photo beschäftigt, desto tiefer steigt man in das Programm ein und desto mehr Funktionen entdeckt man.

Nach einiger Zeit wird dabei immer deutlicher, dass Affinity Photo 2 sich auch für den professionellen Einsatz als Bildbearbeitungsprogramm eignet. Sehr begrüßenswert ist dabei die Performance, die auf allen genutzten Plattformen überzeugend war und selbst große Dateien, die umfangreich bearbeitet werden, führten kaum zu längeren Ladezeiten, Abstürzen oder stockenden Reglern.

Für vergleichsweise geringe Kosten von 74,99 € bekommen (Hobby-)Fotografen also ein leistungsstarkes, intuitives Werkzeug für ihre Bilder, das Einsteiger sowie Fortgeschrittene nicht nur an die Hand nimmt, sondern ihnen genügend Funktionsvielfalt zum Weiterlernen und Ausprobieren bietet. In gewisser Weise wächst das Programm dabei mit den Fähigkeiten und Anforderungen des Fotografen mit. Wer sich anfangs also nur an den vorgefertigten Filtern erfreut, der wird später eventuell RAW-Bilder entwickeln und unter Umständen sogar die Sinnhaftigkeit der Liquify-Persona entdecken.

Da sich das Programm 30 Tage lang kostenlos nutzen lässt, ist meine Empfehlung: Probiert Affinity Photo 2 unbedingt einmal aus! Vor allem dann, wenn Ihr überlegt, Adobe per SEPA-Lastschriftmandat dazu zu ermächtigen, monatlich knapp 12 € für vergleichbare Funktionen abzubuchen.

Fazit
Affinity Photo 2

Vollwertige Alternative zu Photoshop, die Einsteiger etwas besser an die Hand nimmt als das große Vorbild und mit der sich auch RAW-Bilder entwickeln lassen. Möglichkeiten zur Bildverwaltung sowie KI-Masken fehlen, dafür punktet die Software aber mit einer tollen Performance, einem fairen Preis und einer hervorragenden Stapelverarbeitung.


» Hier gehts zur offiziellen Webseite von Affinity Photo 2

Preis: ab 19,99 €


Leistungsstarke Bildbearbeitung und RAW-Verarbeitung
Aufteilung in „Personas“ geeignet für Einsteiger
Hervorragende Stapelverarbeitung dank Makro-Aufzeichnung
Sehr gute Performance, auch bei großen RAW-Dateien
Keine KI-Masken oder sonstige Funktionen für Auto-Masken
Keine Features zur Verwaltung Eurer Fotos
Bedienung oftmals ein wenig zu umständlich
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Alfred Proksch

Danke Benjamin Lucks.

Es freut mich das jemand gut funktionierende ABO ALTERNATIVEN beschreibt.

Gleich geht es bestimmt mit „Erfahrungen“ aus der Fotogemeinde los. Jeder hat seinen eigenen Workflow parat der natürlich jeweils der Beste ist.

Für mich ist Affinity eines von vielen auf dem Rechner befindlichen Modulen zur Bildbearbeitung. Warum ist das möglich? Weil es eine preiswerte Kaufalternative ist die keine weiteren Kosten verursacht. Dadurch bringe ich mich auch nicht in eine hinterlistige „Abhängigkeit“ von einem Software Hersteller. Wer nur ein Anwenderprogramm beherrscht ist ähnlich einem „Suchtkranken“ sehr eingeschränkt einsatzfähig.

Auf geht es! Attacke !!!!!

mario kegel

„Wer nur ein Anwenderprogramm beherrscht …“

da ist immer die frage was man mit „beherrscht“ meint. viele programme (auch bildbearbeitung) sind heute derart komplex, das ein wirkliches umfaengliches wissen und koennen zum und mit dem programm, wirklich intensive beschaeftung mit selbigen verlangt.
ich habe auch einige programme fuer bildbearbeitung auf meinen rechner. berhersrchen tue ich davon vielleicht 2 (mit luft nach oben), bei allen anderen nutze ich nur einige funtionen.

Alfred Proksch

Hallo Mario Kegel

stimme Dir voll zu. Bin auf CaptureONE geschult und echt gut „eingeschossen“ aber in vollem Umfang alle Funktionen aus dem „Ärmel schütteln“ ist trotzdem nicht – jedenfalls bei mir nicht.

Außerdem hat jedes Bildbearbeitungsprogramm seine Stärken die es gilt herauszufinden.

Rüdiger

Ja, ich habe zwar Affinity 2, aber oft bearbeite ich auch JPEGs in meinem Standard-Tool DXO PL, weil ich da einfach „zu Hause“ bin.

Matthias

Böses, böses ABO.
Wer zur Miete wohnt, hat ein Miet-ABO. Wer Wohneigentum hat, befindet sich im Grundsteuer-ABO. Beide müssen ein Nebenkosten-ABO bedienen. Wer ein Auto fährt, hat ein KFZ-Steuer-ABO und ein Versicherungs-ABO. Das GEZ-ABO sollte auch nicht unerwähnt bleiben. Und wer da aussteigen will, bekommt massiv Ärger. Da sind doch nicht einmal 10€ für PS ein echtes Schnäppchen. Schon mal darüber nachgedacht?

Alfred Proksch

Das ganze Leben ist ein einziges ABO – du nimmst einem wirklich die letzten Illusionen!

Matthias

…wenn Du Dich natürlich aus dem Lebens-ABO verabschiedest, wird es aber zappenduster…:-))

Tom O‘Deer

Bin auch kein Fan von dem Abo Modell. Allerdings bin ich mir aber auch nicht sicher, ob der Preisvergleich so wirklich aufgeht.
Adobe LR/PS gibt es ja auch als Pre-paid Option, welches im Angebot ca. 85-90€ kostet. Damit gibt es zudem, wie im Artikel genannt, gleich zwei professionelle Programme. Somit verschieben sich die Preisdifferenzen etwas.
Dann bleibt abzuwarten inwiefern durch Updates und neue Versionen weitere Kosten zu Buche schlagen.

Nichtsdestotrotz, kann sich ja jeder frei entscheiden und ganz nach seinen Vorlieben eine Software wählen.

Bernard Danhieux

Ich habe vor ca drei Jahren Affinity Photo als Testversion getestet. Ich wollte meine eingescannten Schwarzweiss- und Farbbilder restaurieren. Lightroom und Photoshop Elements hatten mich da nicht überzeugt; zu aufwändig. Knapp vor Ende der Testzeit habe ich dann gefunden, was ich seitdem an unzähligen alten Fotos brauchen kann. Mit dem Restaurieren kann mit einfachen Mausklick oder Mausziehen Flecken, Kratzer und sonstige Fehler zügig geflickt werden. Für die Bilder aus Digitalkamera verwende ich noch Lightroom 6.14. Bin momentan am überlegen, auf On1 zu wechseln.

John Casey

Wenn Serif jetzt endlich mal noch eine Lightroom-Alternative entwickeln würde, die Hobby-Fotografen würden Ihnen wahrscheinlich die digitale Bude einrennen. Anscheinend besteht da aber leider kein Wille zu. Unverständlich für mich.

Peter

Ich benutze Affinity sehr gerne mit dem iPad unterwegs. Zusammen mit dem Pencil kommt echtes Grafiktablett-Feeling auf.

Maurice Imhof

Hätte es die gleichen funktionen wie Ps wäre es wirklich eine Alternative. Hat es aber nicht. Von dem her ist der Vergleich nicht ganz richtig. Ps entwickelt sich oder hat sich extrem weiter entwickelt. Affinity leider nicht..Eine Alternative ist es demnach nur beschränkt. Von dem her…

Maratony

Habe die 1 und finde sie gut. Würde auch die 2 kaufen. Aber nur wenn ich gleichzeitig auch ein neuen Rawkonverter mir zulegen, welcher dann mit Affinity auch zusammenarbeiten müsste. Adobe kommt für mich nicht mehr in Frage.
benutze noch Capture One und bin zufrieden, aber auch hier ist es mittlerweile ein Abo.
Aber so lange alles erstmal weiterhin funktioniert, bleibt alles so wies is!

joe

Also irgendwie sind wir alle ein bisschen verwöhnt. Habe jetzt gerade 24 Bilder analog geschossen. Kosten pro Bild: Film 8,90€, entwickeln 5.-€, pro Bild 0,40€ (9,60€). Macht total: 23,50€. Und natürlich werden nicht alle gut! Also pro gutem Bild etwa 1,20€. Jetzt überlegt mal wieviel – und nur die guten Bilder zählen – Bilder ihr so im Jahr macht. Und multipliziert das mit 1,20€! Da wird selbst capture one zum Schnäppchen!

Rolf Carl

So ist es joe. Deshalb bin ich bei analog auf Dias umgestiegen, da war der Preis von 0.50 Fr. pro Bild noch einigermassen erträglich, aber man musste sehr präzis fotografieren, da man nur die Spannweite von höchstens einer halben Blende hatte. Mit der digitalen Fotografie ist einiges günstiger geworden

Peter

Da hast Du durchaus recht, nur solltest Du in deiner Gegenüberstellung nebst Kosten für die Software auch den Computer inkl. Zubehör nicht vergessen.😉

Aber stimmt schon: ich kam 2003 nach einem 10 Wöchigen Tripp in Equador inkl. 4 Wochen Galapagos Inseln mit fast 50 vollen 36er Filme nach Hause. Die Kosten dafür waren damals fast höher als das Flugticket für diese Reise…

Andererseits würde mich das heute unzählige Abende an Zeit kosten um die abertausende Bilder zu sichten…

André Albrecht

Ich arbeite mit Photo Lab um die raws zu entwickeln und mit Affinity für den Finish. Bin sehr glücklich mit dieser Kombination. Organisieren bzw. Editieren erledige ich als ehemaliger Agenturfotograf mit Photo Mechanic, state of the art.

Rawbert

Ich auch mit dieser Kombination, nur zum Verwalten nehme ich IMatch.

Peter

Team Photo Mechanic.
Ansonsten aktuelles DXO Photolabs mit Nik Filter, Lightroom 6, Affinity auf dem iPad und ein altes Photoshop Elements auf dem Notebook.

iMatch ist aber auch echt gut.

Andreas Schulz

Der RAW-Renderer ist … scheiße. Unter MacOS kann man wählen zwischen dem von AP oder Apple aber naja.
Eine Lightroom oder CaptureOne Alternative wird es erst mit einem guten Renderer, was auch der Vorteil von Adobe ist, die haben in jedem Produkt den gleichen Renderer.

das in AP alles über Einstellungsebenen funktioniert ist auch gewöhnungsbedürftig und oft etwas viel.

Aber das Programm ist super, insbesondere für Retuschen oder (kleine) Composings.

Sebastian

Ich denke bis zu einem gewissem Level ist Affinity Photo eine gute Alternative, gerade für Amateure die keine Brötchen mit Bildern / Retusche verdienen.
Das ändert sich aber sofort wenn man genau das tut.
Sowohl Korrekturpinsel als auch allgemein das Werkzeug Kit hat einfach nicht den Flow des Adobe Werkzeugs. Im Bereich Dodge & Burn läuft man sehr schnell in Fleckenbildung auf der Haut, da es Sättigungsprobleme gibt (vermutlich interne Farbalgorithmen). Da hat Adobe halt gefühlt 100 Jahre Vorsprung und die merkt man dann auch.
Trotzdem sehr gute Tools (ich nutze den Publisher gern für Kleinkram und Photo wenns mal schnell gehen muss mit WebP Kram fürs Web). Die 180 Euro wars mir als Komplettsuite gern wert, gerade um die Weiterentwicklung zu unterstützen.

Stille

Hi, du bemängelst, das man das Lassowerkzeug nur über die kleine Ecke in der Schaltfläche hervorholen kann. Was du wohl übersehen hast: im Menü Ansicht, der 2. Eintrag von Unten „Werkzeuge anpassen“. Damit kannst du dieses Werkzeug in die Leiste ziehen oder andere Werkzeuge ausblenden oder der Leiste bis zu 7 Spalten geben… Sie also deinen Bedürfnissen voll anpassen. 🙂 Viel Spaß.

Patrick Bochum

Habe selbst noch eine kostenlose(!) Photoshop-Version PS2 im Einsatz!
Die reicht völlig aus 🙂

fritz

Aber nicht unter W11 oder?
Ich will jetzt auf W11 umsteigen da läuft mein PS CS5 angeblich nicht mehr.

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