Eine Kompaktkamera mit einem 102-MP-Mittelformatsensor – gibt’s nicht? Doch, seit heute schon. Fujifilm präsentiert die neue GFX100RF.
Der Aufstieg des Smartphones läutete vor rund 15 Jahren den Untergang der Kompaktkameras ein. Kameras mit fest verbauten Objektiven wurden von vielen Herstellern seitdem eher stiefmütterlich behandelt, doch es gab zuletzt auch einzelne Modelle, die einen enormen Erfolg feiern konnten – die Fuji X100V und X100VI beispielsweise. Inzwischen kann man schon fast von einem generellen Comeback der Kompaktkamera sprechen, denn auch Canon ist kürzlich wieder in den Markt eingestiegen, Panasonic plant ebenfalls neue Modelle.
Auffällig ist dabei, dass sich die Hersteller mit vergleichsweise großen Sensoren von Smartphones abheben wollen. Das führt dann teilweise auch zu etwas größeren Gehäusen. Eine Kompaktkamera ist inzwischen also nicht mehr zwangsläufig besonders kompakt, der Begriff soll vielmehr unterstreichen, dass die Kamera ein fest verbautes und nicht wechselbares Objektiv besitzt.
Wenn wir bei Modellen wie der Fuji X100VI oder der Leica Q3 bereits von großen Sensoren gesprochen haben, dann müssen wir für die neu vorgestellte Fuji GFX100RF fast schon eine neue Kategorie einführen. Die GFX100RF ist nämlich die erste digitale Kompaktkamera mit Mittelformatsensor (44 x 33 mm), dieser löst mit beeindruckenden 102 Megapixeln auf und stellt zumindest in dieser Hinsicht alle anderen Kompaktkameras deutlich in den Schatten.
Kommen wir gleich zu einer Einschränkung der GFX100RF, der Sensor ist nämlich nicht beweglich gelagert und somit gibt es auch keinen 5-Achsen-Bildstabilisator. Dieser hätte zu einem größeren Gehäuse geführt, das war wohl ein Kompromiss, den der Hersteller nicht eingehen wollte. Beim Objektiv setzt Fujifilm auf ein 35mm f/4, umgerechnet auf Kleinbild haben wir es also mit einer 28mm Festbrennweite zu tun, die Schärfentiefe entspricht f/3.2. Auch beim Objektiv verzichtet Fujifilm auf einen Stabilisator, zwei Einstellringe für die Steuerung von Blende und Fokus sind aber mit von der Partie. Die Naheinstellgrenze liegt bei 20 cm, zudem gibt es einen einschwenkbaren Graufilter mit vier Blendenstufen.
Beim Autofokus vertraut Fujifilm auf ein Hybrid-System, das von KI-Algorithmen unterstützt wird. Dabei werden selbstverständlich diverse Motive wie Menschen, Gesichter, Augen, Tiere, Vögel, Flugzeuge, Züge und Autos erkannt und die Fokussierung kann diesen Motiven auf Wunsch automatisch folgen.
Das Gehäuse der Fuji GFX100RF ist im Messsucherdesign gehalten (RF = Rangefinder), dementsprechend finden wir links oben in der Ecke einen elektronischen Sucher. Dieser OLED-Sucher löst mit 5,76 Millionen Bildpunkten auf und liefert eine 0,84-fache Vergrößerung. Das 3,15 Zoll große Display auf der Rückseite löst derweil mit 2,1 Millionen Bildpunkten auf, besitzt ein Seitenverhältnis von 3:2 und lässt sich nach oben und unten kippen.
Schauen wir uns das Gehäuse der neuen Kompaktkamera mal etwas genauer an – wie kompakt oder nicht-kompakt ist sie denn schlussendlich geworden?
Fujifilm gibt die Abmessungen mit 13,4 cm in der Breite, 9 cm in der Höhe und 3,7 cm in der Tiefe an, inklusive Objektiv sind es 7,7 cm Tiefe. Das Gewicht inklusive Akku und SD-Speicherkarte (davon nimmt die GFX100RF zwei auf) liegt bei 735 Gramm. Damit ist die GFX100RF die bisher leichteste und kompakteste Kamera der GFX-Reihe. Wetterfest ist die GFX100RF ebenfalls, allerdings nur in Kombination mit einem (mitgelieferten) Adapterring und Schutzfilter.
Bedienelemente und Einstellräder stehen in ausreichender Anzahl zur Verfügung, zudem setzt Fujifilm auch auf ein spezielles Seitenverhältnis-Einstellrad. Damit kann man schnell zwischen verschiedenen Seitenverhältnissen wie 4:3, 3:2, 16:9, 1:1, 17:6, 7:6, 5:4, 3:4 und 65:24 wechseln. Auf der Vorderseite findet sich unterhalb des Auslösers zudem ein Einstellhebel, mit dem auf verschiedene Brennweiten wie 36 mm, 50 mm oder 63 mm (äquivalent Kleinbild) gecroppt werden kann.
Die GFX100RF ist keine Kamera für Videografen, hohe Videoauflösungen hätte für eine zu große Wärmeentwicklung in dem kompakten Gehäuse gesorgt. Trotzdem ist mit ihr immerhin die Aufnahme von DCI-4K-Videos mit 30 Bildern pro Sekunde, 10 Bit und 4:2:2 Farbabtastung möglich. Bei Full HD steigt die Bildwiederholrate auf 60 fps. Zudem stehen F-Log2, Anschlussmöglichkeiten für Kopfhörer und Mikrofon, ein digitaler Bildstabilisator sowie die Möglichkeit, Apple ProRes Videos extern über eine SSD aufzuzeichnen, zur Verfügung.
Weitere technische Daten der Fuji GFX100RF:
Ein Mittelformatsensor mit 102 Megapixeln hat seinen Preis: Die unverbindliche Preisempfehlung der GFX100RF liegt bei 5.499 Euro. Ab April 2025 ist die Kamera in den Farben Silber-Schwarz oder Schwarz erhältlich. Zum Lieferumfang gehören der bereits erwähnte Adapterring mit Schutzfilter, eine Gegenlichtblende aus Aluminimum, ein Schultergurt, zwei Deckel sowie ein USB-C-Kabel.
Wie gefällt euch die neue Fujifilm GFX100RF?