Panasonic: Bedeuten die S1 & S1R das Ende von Micro-Four-Thirds?

Panasonic steigt mit der S1 und S1R in den Markt der spiegellosen Vollformatkameras ein. Bedeutet das, dass Panasonic keine MFT-Kameras mehr produzieren wird?

Panasonic S1 und S1R: Die Überraschung der photokina

Rückblickend war es vielleicht die Überraschung der photokina 2018, dass Panasonic mit der S1 und S1R zwei spiegellose Vollformatkameras in Aussicht gestellt hat. Dass Canon und Nikon früher oder später in diesen Bereich einsteigen würden, war schon seit vielen Monaten bekannt. Panasonics Ankündigung hingegen war durchaus eine Überraschung, mit der wahrscheinlich nur die wenigsten gerechnet haben.

Auf der einen Seite war diese Überraschung natürlich positiv, denn Panasonic scheint mit der S1 und S1R vieles richtig zu machen und so wird Druck auf Sony, Nikon und Canon ausgeübt. Gleichzeitig sehen einige Kunden die Ankündigung der Vollformat-DSLMs von Panasonic aber auch kritisch. Denn wenn Panasonic jetzt nach vielen Jahren erstmals Kameras mit einem größeren Sensor auf den Markt bringt, bedeutet das dann vielleicht, dass man den Micro-Four-Thirds-Bereich vernachlässigen oder sogar ganz aufgeben wird?

Was passiert mit dem Micro-Four-Thirds-Format?

Die Sorgen sind grundsätzlich natürlich berechtigt. Denn wenn sich Hersteller um verschiedene Kamerasysteme mit unterschiedlichen Objektiven kümmern müssen, dann kostet das natürlich viele Ressourcen. Und man sieht zum Beispiel bei Sony, dass das A-Bajonett in den letzten Jahren stark vernachlässigt wurde und fast ausschließlich E-Mount-Neuheiten präsentiert wurden.

Bei Panasonic soll das allerdings nicht der Fall sein. Schon bei der offiziellen Präsentation der S1 & S1R hat Panasonic nämlich angekündigt, dass der Vollformat- und der Micro-Four-Thirds-Bereich parallel gepflegt werden sollen:

Folie von der offiziellen Panasonic Präsentation auf der photokina.

Die Lumix S Kameras (sprich die Vollformatkameras) sollen dabei mit einer ausgezeichneten Bildqualität und „perfekten Kreativität“ punkten, während Lumix G Kameras (Micro-Four-Thirds) vor allem flexibel und mobil sein sollen.

Auch in Interviews hat Panasonic mehrfach bestätigt, dass man den Micro-Four-Thirds-Bereich definitiv nicht aufgeben wird. So hat der Hersteller beispielsweise im Gespräch mit Photogearnews gesagt:

„Wir werden den Micro-Four-Thirds-Bereich niemals aufgeben!“

70 Prozent des gesamten Kameramarktes werden laut Panasonic durch Kameras abgedeckt, die NICHT mit einem Vollformatsensor arbeiten. Dementsprechend wäre es unklug, in Zukunft nur auf den Vollformatbereich zu setzen. Trotzdem sind 30 Prozent anscheinend so viel, dass Panasonic auch hier etwas vom Kuchen abhaben möchte.

Zusammenfassung

In nächster Zeit muss man sich definitiv keine Sorgen machen, dass Panasonic den Micro-Four-Thirds-Bereich verlassen wird. Das hat der Hersteller auf der photokina ja auch mit dem neuen beeindruckenden 10-25mm f/1.7 Objektiv unter Beweis gestellt.

Trotzdem: Eine Garantie, dass Panasonic den MFT-Bereich nicht zumindest ein wenig vernachlässigen wird, haben wir natürlich nicht. Auch kann Panasonic die eigenen Pläne ja in ein paar Jahren ändern, je nachdem wie sich der Markt entwickelt. Doch selbst wenn das der Fall sein sollte, dann gibt es ja wenigstens noch Olympus, die der L-Mount-Allianz bewusst nicht beigetreten sind, da sie sich weiterhin auf den Micro-Four-Thirds-Bereich konzentrieren möchten.

Mark Göpferich

Gründer von Photografix, der sich seit vielen Jahren immer wieder aufs Neue von Fotografie und Kameras begeistern lässt. Mit mehr als 4.000 Artikeln hier auf Photografix inzwischen so etwas wie ein Experte für neue Kameras.