Zumindest in den USA und Kanada hat Sony seine Drohung wahrgemacht und verlangt für individuelle Gitternetzlinien Geld – und das nicht zu knapp.
Sony bietet wie im November angekündigt ab sofort ein Upgrade für ausgewählte spiegellose Kameras der Alpha-Serie an. Das kostenpflichtige Feature soll insbesondere Berufsfotografen und Videoproduzenten, die täglich eine Vielzahl ähnlicher Aufnahmen anfertigen müssen, die Arbeit erleichtern.
Das Upgrade ist erstmal nur in den USA und Kanada für die Modelle Sony A1, A7s III, A7 IV und A9 III verfügbar und kostet in den USA 149 Dollar, in Kanada 202 Dollar. Eigentlich sollte das Upgrade im März für die A7 IV erscheinen, jetzt gibt es ein bisschen Verspätung, dafür mehr Kameras auf einen Schlag.
Wer sowas beruflich braucht, wird die Summe schnell wieder drin haben – trotzdem muss man sich vor Augen führen, was man für die Kohle denn “nur” bekommt. Und es ist ja nicht so, als würde es prinzipiell keine alternativen Lösungen für das Problem geben, viele Fotos immer exakt gleich zu framen – dazu weiter unten mehr.
Nach Installation der Lizenz können bis zu vier personalisierte Rasterlinien als PNG-Dateien in die Kamera importiert werden. Diese lassen sich im elektronischen Sucher, auf dem rückseitigen LCD oder über einen per HDMI angeschlossenen Bildschirm anzeigen. Die Rasterfarben sind frei wählbar, um ein Verschwimmen mit bestimmten Kleidungsstücken oder Hintergründen zu vermeiden.
Wie das Upgrade zu erwerben ist, verrät Sony in einem fast vierminütigen Video. Ich bin mir noch unsicher, ob das guter Kundenservice ist oder bedenklich, dass es so ein Video überhaupt braucht. Vor allem geht’s hier nur um den Kauf der Lizenz, noch nicht um die Einrichtung der Linien.
Wie Sony betont, würden die Custom Gridlines “die Belastung von Fotografen verringern, die in Schulen, Fotostudios, Freizeitparks, auf Kreuzfahrtschiffen oder in Einkaufszentren arbeiten und oft ähnliche Aufnahmen wiederholt machen müssen, manchmal Tausende an einem Tag”. Vordefinierte Raster vereinfachen sowohl den Aufnahmeprozess als auch die spätere Bearbeitung der Bilder. Auch Videografen könnten von dem Upgrade profitieren, da sich Rasterlinien passend zum Seitenverhältnis verschiedener Videoplattformen erstellen ließen.
Sony ist übrigens nicht der einzige Hersteller, der an Lösungen für jenen Markt arbeitet, in dem viele Fotos in kurzer Zeit produziert werden müssen. Panasonic kündigte kürzlich eine Firmware mit präzisen Framing-Masken und zuverlässigen Foto-Identifikations-Tools speziell für diesen Bereich an. Die “Lumix Volume Photography”-Lizenz ist exklusiv in den USA erhältlich und kostet 200 Dollar. Und ja, bevor das erst in den Kommentaren steht: Bei manchen Canon-Kameras geht das mit den individuellen Gitternetzlinien dank Magic Lantern kostenlos.
In den Kommentaren von PetaPixel bin ich über ViewfinderMasks.com gestolpert, was das Problem hardwareseitig angeht. Hier bekommt ihr nämlich einfach eine Bildschirmschutzfolie, die ihr auf das Display kleben könnt (angeblich sind sie auch abnehmbar und mehrfach verwendbar).
Wäre auch doof wenn nicht, denn der Hersteller verlangt für die personalisierten Masken ganz ähnlich zu Sony 150 US-Dollar – wobei ihr hier für das Geld natürlich nur eine Maske erhaltet und die dann auch noch nur auf dem Bildschirm seht und nicht im Sucher oder Monitor. Dagegen wirkt Sonys Angebot fast schon wieder wie ein Schnäppchen.
Falls ihr aber tatsächlich nach einer kostengünstigeren Lösung sucht, könntet ihr ja mal eine eigene Bildschirmschutzfolie mit genau dem Raster bemalen, das ihr braucht. Habt ihr damit vielleicht sogar schon Erfahrungen gemacht?
via: PetaPixel