Eine starke neue Sparte macht sich auf dem Kameramarkt breit. Vlogging-Kameras können starkes Wachstum verzeichnen.
Die Kameraindustrie leidet zwar weiterhin unter den Folgen der Corona-Krise und dem Chipmangel, doch eine Sparte erfreut sich wachsender Beliebtheit. Das zeigt eine aktuelle Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im Auftrag des Photoindustrie-Verbands (PIV).
Dem PIV zufolge zeichnen sich für Vlogging optimierte Kameras durch vier Merkmale aus. Diese seien eine “hohe Videoauflösung wie etwa 4K”, ein um 180 Grad drehbares Display, ein Gesichtsautofokus und ein externer Mikrofoneingang. Alles Eigenschaften also, die die Kamera perfekt für den unkomplizierten Selfie-Einsatz machen. Sicherlich dürfte eine Stabilisierung ebenfalls eine gewisse Rolle bei der Auswahl spielen, da Vlogging-Kameras zum Beispiel auf Reisen unter Umständen ohne unhandliches Zubehör wie ein Gimbal auskommen müssen.
“Ein Vergleich von Marktkennzahlen von 2020 bis zum Frühjahr 2022 durch GfK bestätigt das wirtschaftliche Potenzial dieser Produktkategorie”, heißt es in der Pressemitteilung. Sowohl Absatz als auch Umsatz von Vlogging-Kameras haben sich in diesem Zeitraum deutlich besser als der von einem Rückgang geprägte Gesamtmarkt entwickelt.
Vlogger würden sich dem PIV zufolge häufiger als andere Zielgruppen für hochwertige Modelle mit einem Durchschnittspreis von 1.291 Euro entscheiden – wenngleich diese Zahl verglichen mit Profikameras vielleicht etwas niedrig erscheinen mag. Rund 94.000 Einheiten im Preisbereich über 900 Euro (von 172.000 Exemplaren insgesamt) seien 2021 über die Ladetheke gewandert und machten mit einem Gesamtumsatz von 171 Millionen Euro den Löwenanteil der 222 Millionen des gesamten Markts der Vlog-Kameras aus.
Wenig überraschend greifen Vlogger außerdem verstärkt zu Modellen mit Wechselobjektiven und DSLMs statt DSLRs. Überraschend ist jedoch eine deutlich gestiegene Nachfrage nach Kameras mit Kleinbild-Sensor. Demgegenüber stehen fünf der zehn meistverkauften Vlogging-Kameras mit einem Verkaufspreis zwischen 547 und 681 Euro.
Doch wer glaubt, Kameras dieser Art würden vor allem nur von Reise-Influencern benutzt werden, erfasst nicht das ganze Bild. Durch die Pandemie ist auch die Zahl der Livestreamer drastisch gestiegen. Auch diese Zielgruppe sucht nach einer einfachen Lösung, um das eigene Gesicht in Bewegtbild festzuhalten. Zudem gibt es lauft PIV-Geschäftsführer Christian Müller-Rieker auch Leute, die eine echte Kamera anstelle einer Webcam für Videotelefonate verwenden. “Damit hat die Foto- und Imaging-Branche erfolgreich eine zukunftsweisende Produktkategorie geschaffen und zusammen mit dem Fachhandel etabliert”, so Müller-Rieker.
Konkrete Modelle nennt der PIV im Rahmen der Studie leider nicht. Recht sicher können wir aber davon ausgehen, dass sich Modelle wie der Sony ZV-E10 in den Top 10 der beliebtesten Vlogging-Kameras befindet. Sie bringt alle der genannten Merkmale mit und wird von Sony zudem explizit für diesen Anwendungsfall vermarktet. Diese hatte wie manch andere Kamera auch zuletzt mit Lieferschwierigkeiten zu kämpfen, wobei sich die Situation zum Glück wieder etwas lockert. Im Canon-Lager dürfte die Canon EOS M50 Mark II in diesem Bereich beliebt sein, wobei der Hersteller sogar noch in diesem Jahr eine weitere Kamera für Vlogger präsentieren könnte. Bei Nikon ist erst gerade die Z30 ins Portfolio gestoßen.
Übrigens: Nach dem Ende der Photokina hat der PIV kürzlich bekanntgegeben, dass die Photopia als Branchentreffpunkt in ihre Fußstapfen treten wird. Diese wird im Herbst zum zweiten Mal in Hamburg stattfinden. Das Thema “Vlogging” werde auf der Messe einen der Schwerpunkte darstellen.
Was verbindet euch mit dem Thema Vlogging? Habt ihr vielleicht eins der gefragten Modelle selbst im Einsatz oder seid ihr noch nie in die Versuchung gekommen, euer Gesicht zu filmen?
Beitragsbild: AQVIEWS