Fotoprojekte

Menschen schwarz auf weiß: Fotografie von Marit Beer

Dem einen oder anderen mag der Name Marit Beer bekannt vorkommen. „Ist das nicht…“ Ja – Marit schreibt für den Foto-Blog kwerfeldein viele tolle Dinge und macht sich besonders für ihre Genre-Kollegen stark. Die der alten Schule. Denn Marit arbeitet ausschließlich mit analoger Technik: Kleinformat, Mittelformat und Polaroid sind die Zutaten; und was raus kommt hat Charakter!

Woher kommt dieses gewisse Etwas der Schwarzweißfotografie? Was gibt dem Bild durch weniger Informationen oft mehr Tiefe, Klasse und Unterschwelliges? Ist ein Foto zeitloser, wenn unser Auge nicht durch überflüssige Farben abgelenkt wird und sich auf das Wesentliche konzentrieren kann?

Ich lasse das mit den Hypothesen und bringe lieber einen etwas ausgekauten Satz: Es hat einfach was.

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Wie bei der Wahl der Kamera und der Art des Films scheint sich Marit auch bei anderen Komponenten klar für eine Richtung entschieden zu haben. So kommt ihr kein künstliches Licht vor die Linse und auch mit Motiven hält sie sich vor allem an Portrait und Fashion.

Die Fotografien erhalten und behalten ihren Charakter. Ich spiele nur mit den Ebenen der Wirklichkeit.

Dann lasst uns genau in dieses Spiel eintauchen und schauen, wie vielschichtig die Wirklichkeit sein kann!

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Mit manchen Fotos von Marit reist man durch die Zeit und befindet sich plötzlich irgendwo anders. Da kann es schon mal vorkommen, dass man mit zwei puppenhaften Wesen, die sich die Haare flechten oder Schneewittchen gleich mit Äpfeln füttern, in einer Wohnung sitzt.

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Dieses Bild musste für mich unbedingt in die Auswahl, denn es zeigt die Hände des Vaters der Fotografin und spricht auf vielen Ebenen Bände. Ich denke es ist eines der Bilder, in dem jeder etwas anderes sieht, je nach Generation. Vielleicht bewundert man die vielen erlebten Geschichten, die aus diesen Händen sprechen, oder man wirft einen schnellen Blick auf seine eigenen und fragt sich, was diese schon angepackt haben, was sie (er)tragen mussten, wozu sie applaudiert haben und wessen Hand sie gehalten haben. Mit der Hintergrundinformation schwenken die Gedanken dann zu den Händen desjenigen, der einem selbst vor vielen Jahren aufgeholfen, die Tränen getrocknet und ein Pflaster aufs aufgeschrammte Knie geklebt hat.

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Was viele der Bilder zu Lieblingsbildern macht ist die Art wie sie Haut, weibliche (oder männliche) Rundungen zeigen und wie ein Gesicht gleichzeitig pur und als Kunstwerk wirkt. Nichts wirkt obszön oder aufdringlich, sondern die Zurschaustellung geschieht immer mit einer unglaublichen Grazie. Es ist eine Art Liebeserklärung an den menschlichen Körper.

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Mit diesem Portrait, stark und dennoch mit der einladenden Geste, sich eine ganze Geschichte zur Portraitierten auszudenken, zeigt sich für mich sehr stark der Aspekt der Fotografie, der unsere Kreativität beflügelt und uns zum Träumen anregt. Obwohl oder gerade weil das Bild so wenig offensichtliche Information liefert. Vielleicht ist es eine elegante Art, um diese Auswahl aus Marits Bildern abzurunden. Wer Lust auf mehr hat, sollte einen Abstecher auf Marits Flickr-Account oder ihre Website machen. Und vielleicht lesen sich ihre Artikel auf kwerfeldein jetzt mit ganz neuen Augen!

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