Nikon kündigt in einem Report einen Strategiewechsel an und lässt außerdem durchblicken, dass an neuen Einsteigerkameras gearbeitet wird.
Es geht nicht mehr nur um Hardware
Kamerahersteller sind traditionell klassische Hardwarehersteller. Über Jahrzehnte haben sie Kameras und Objektive produziert, mit Software und Serviceangeboten hatten sie dabei meist nur wenig am Hut.
Wer sich vor einigen Tagen die große Apple Präsentation angeschaut hat, der weiß, dass es bei Apple (ebenfalls ein Unternehmen, bei dem traditionell vor allem Hardware im Fokus stand) schon lange nicht mehr nur um Handys, Computer und Tablets geht. Es geht darum, die Bedürfnisse der Nutzer zu erfüllen, Spaß zu vermitteln, Emotionen zu erzeugen und Probleme zu lösen. Und das gelingt eben nicht nur mit leistungsfähigeren Prozessoren und besseren Displays, sondern im Falle von Apple auch mit entsprechender Software und Serviceangeboten wie zum Beispiel Apple TV+, Apple Music oder Apple Fitness+.
Überhaupt dürfte Software etwas sein, was Canon, Nikon & Co. vor vielen Jahren, als die Smartphones noch in den Kinderschuhen steckten, gnadenlos unterschätzt haben. Man wähnte die Kameraindustrie in Sicherheit, schließlich waren die Sensoren der Smartphonekameras im Vergleich zu einer echten Kamera unendlich klein. Wie könnten die eine echte Gefahr darstellen? Dass die Smartphonehersteller das nicht nur mit besserer Hardware, sondern vor allem auch mit besserer Software ausgleichen würden, hatte man damals – da bin ich mir recht sicher – in dieser Form nicht auf dem Schirm. Und ganz egal ob das nun Apple, Samsung oder ein anderer Hersteller ist: Es ist beeindruckend, was aktuelle Smartphones dank neuster Software zu leisten im Stande sind.
Bei Nikon findet ein Umdenken statt
Jetzt habe ich ziemlich lange ausgeholt. Doch die Einleitung war mir wichtig, um deutlich zu machen, dass es im Technologiesektor schon lange nicht mehr nur um Hardware, bessere Sensoren oder bessere Chips geht.
Das hat man inzwischen auch bei Nikon erkannt, weshalb in einem kürzlich veröffentlichten Report angekündigt wurde, dass im Unternehmen ein Umdenken stattgefunden hat:
„Wir haben uns bisher auf den Verkauf von Hardware wie Kameras und Objektiven konzentriert, aber ich glaube, dass unsere Kunden mehr wollen als das – sie wollen Spannung, Spaß und Lösungen für ihre Probleme. Wir werden unseren Horizont erweitern und unser Geschäftsfeld ausbauen, ohne dabei an unseren traditionellen Geschäftsstil gebunden zu sein, indem wir zum Beispiel aktiv an der B2B-Entwicklung mit videorelevanten Technologien arbeiten.“
Nikon wird sich in naher Zukunft laut digicame-info, die sich den Report genauer angesehen haben, zwar weiterhin auf Mittelklasse- bzw. High-End-DSLMs konzentrieren und das Z-Lineup ausbauen, anschließend möchte das Unternehmen aber auch verstärkt junge Kunden ansprechen. Das soll mit günstigen Einsteigerkameras gelingen, bei denen der Fokus auf den Videofunktionen liegt. Hier könnte sich Nikon zum Beispiel an der Sony ZV-1 und der Sony ZV-E10 orientieren.
Laut PetaPixel plant Nikon außerdem die Bereitstellung von Software, die die Erstellung von Videos unterstützt. Videos (und auch Software allgemein?) scheinen bei Nikon also etwas stärker in den Fokus zu rücken.
Fazit
Zusammenfassend kann man festhalten, dass sich Nikon inzwischen nicht mehr als reinen Hardwarehersteller sieht. Das Bewusstsein für Kundenbedürfnisse, Software und Services scheint zu wachsen. Wie sich diese neue Wahrnehmung in der Praxis niederschlagen wird, bleibt abzuwarten. In jedem Fall scheint Nikon aber in nicht allzu ferner Zukunft neue Einsteigerkameras mit erstklassigen Videofunktionen auf den Markt bringen zu wollen, um damit die jüngere Zielgruppe anzusprechen.