Nikon Kameras

Meine Meinung zur Nikon Z fc: Gut aussehen reicht nicht

Die Nikon Z fc kommt mit einem tollen Design daher, aber reicht das, damit die Kamera ein Erfolg wird? Meine persönliche Meinung.

Nikon Z fc: Das Design gefällt mir gut

Design ist immer eine Sache des persönlichen Geschmacks. Dem einen gefallen Kameras mit Retrolook, der andere bevorzugt die etwas moderneren Gehäuse. Ich persönlich kann mich mit beiden Stilrichtungen wunderbar anfreunden und ich würde zu behaupten wagen, dass die Nikon Z fc eine richtig schicke Kamera geworden ist. Vorausgesetzt natürlich, man kann mit Retrodesign ganz grundsätzlich etwas anfangen.

Beim Design kann man Nikon also absolut keinen Vorwurf machen und ich finde sie haben auch die Geschichte mit dem Griff elegant gelöst. Packst du an eine Kamera wie die Nikon Z fc einen Griff, beschwert sich die eine Hälfte der Kunden, dass das Design nicht stimmig ist. Verzichtest du auf den Griff, dann meckert die andere Hälfte, weil… naja, eben der Griff fehlt.

Bei der Nikon Z fc hast du als Kunde die Wahl und kannst die Kamera ohne Griff kaufen oder nachträglich den externen Griff anbringen. Der sieht auch gar nicht mal so übel aus, lediglich die Zusatzkosten von 130 Euro schmerzen.

Neben dem Design gibt es noch zwei andere Aspekte, die mir an der Nikon Z fc besonders gut gefallen. Das ist zum einen die Tatsache, dass nicht an den mechanischen Einstellrädern gespart wurde. Verschlusszeit, Belichtungskorrektur, ISO-Wert – alles vorhanden. Fuji bietet das bei Kameras wie der X-T30 beispielsweise nicht, wenn man ein ISO-Wahlrad möchte, dann muss man zu teureren Modellen wie der X-T3 oder X-T4 greifen.

Zweiter Aspekt der mir gut gefällt: Das flexible Display. Haben wir bisher bei Nikons Z Kameras noch nicht gesehen, finde ich aber eine absolut sinnvolle Entscheidung, ein solches Display bei der Nikon Z fc zu verbauen. Schließlich soll sich die Kamera auch an Vlogger und eine etwas jüngere Zielgruppe richten.

Zu viele Gemeinsamkeiten mit der Nikon Z50

Die Nikon Z50 ist, wenn ich das mal ein bisschen großzügig aufrunde, bald zwei Jahre auf dem Markt. Das ist jetzt nicht wahnsinnig lange, aber ist auch nicht so, als wäre die Z50 erst gestern vorgestellt worden.

Nikon übernimmt bei der Z fc quasi alle technischen Daten von der Z50. Wenn wir vom Display und dem USB Typ C Anschluss mal absehen, dann ist die Nikon Z fc einfach eine Nikon Z50 mit anderem Gehäuse. Dafür will Nikon zusammen mit dem Kit-Objektiv 1.050 Euro sehen, wenn ich den Griff möchte, muss ich 1.180 Euro einplanen.

Die Nikon Z50 kostet mit Kit-Objektiv derzeit 800 Euro. Das ist ein Aufpreis von 380 Euro bzw. 47,5 Prozent für die Nikon Z fc. 47,5 Prozent! Sorry, aber da bin ich dann raus, auch wenn mir das Gehäuse an sich gut gefällt. Meiner Meinung nach macht Nikon da ein bisschen den gleichen Fehler wie bei der Nikon Z5. Man bringt eine neue Kamera auf den Markt, die einer anderen Kamera sehr ähnlich ist (Nikon Z5 -> Nikon Z6; Nikon Z fc -> Nikon Z50) und setzt den Preis viel zu hoch an. Da kann ich auch direkt auf die Verpackung drucken „kauf mich frühestens in ein paar Monaten, ich bin im Moment noch viel zu teuer“. Ja, ist bei anderen Herstellern im Prinzip nicht anders. Da werden die unverbindlichen Preisempfehlungen ebenfalls (zu) hoch angesetzt. Problematisch wird es eben nur, wenn eine Kamera wenige Alleinstellungsmerkmale hat und der Hersteller selbst eine technisch fast identische Kamera zum deutlich günstigeren Preis im Angebot hat.

Warum der Konkurrenzkampf mit Fujifilm?

Wenn wir uns den breiten Markt anschauen und herausfinden wollen, mit welchen anderen Kameras die Nikon Z fc denn konkurriert, dann landen wir natürlich ganz schnell bei Fujifilm. Und da stellt sich mir die Frage: Warum sollte ich mir denn die Nikon Z fc kaufen, wenn ich mir auch eine Fuji kaufen kann?

Ich will die technischen Daten von einzelnen Fuji DSLMs jetzt nicht im Detail mit der Nikon Z fc vergleichen. Deshalb kürze ich das Ganze ein bisschen ab und halte etwas vereinfacht fest: Die Kameras sind ungefähr auf Augenhöhe. Aber selbst wenn sie auf Augenhöhe sind, dann gibt es immer noch einen riesigen, gigantischen, kolossalen Vorteil, der für Fujifilm spricht – und das sind die Objektive.

Wenn ich mir eine kompakte APS-C-Kamera mit Retrodesign für etwa 1.000 Euro kaufe, dann will ich da kein 2.500 Euro teures Vollformatobjektiv dranschrauben. Ich will da auch keinen Adapter dran haben und irgendwelche alten DSLR-Gläser verwenden. Ich will eine große Auswahl von kompakten, schicken Brennweiten mit Blendenring, die halbwegs bezahlbar sind.

Fujifilm hat diese Auswahl, Nikon hat diese Auswahl (noch) nicht. Ende der Geschichte.

Ich kann einfach nicht ganz nachvollziehen, was die sich in der Führungsetage bei Nikon gedacht haben. „Hey schaut mal, die APS-C-Kameras bei Fujifilm laufen ziemlich gut. Lass doch sowas auch mal machen.“ Ja okay, kann man schon machen. Aber wenn man die direkte Konkurrenz zu einem Mitbewerber sucht, dann muss man auch irgendetwas besser machen als der Mitbewerber. Und ich sehe die Nikon Z fc in vielen Bereichen auf Augenhöhe mit Fujifilm, in einigen Punkten etwas schwächer und bei den Objektiven meilenweit hintendran. Aber vorne? Sind sie vielleicht bei irgendwelchen Kleinigkeiten, aber bei nichts, was wirklich groß ins Gewicht fallen würde.

Die entscheidende Frage ist für mich deshalb: Warum um alles in der Welt ist die Nikon Z fc nicht einfach eine spiegellose Vollformatkamera geworden? Eine Vollformat-DSLM im Retrolook haben weder Sony, Canon noch Panasonic im Angebot. Und Leica kannst du ausklammern, weil sie preislich in einer anderen Liga spielen. Da hätte Nikon doch wunderbar ein Alleinstellungsmerkmal gehabt! So konkurrieren sie gewollt oder ungewollt mit Fujifilm und auch ein bisschen mit Olympus und ziehen im direkten Vergleich aufgrund der geringeren Objektivauswahl den Kürzeren.

Mag sein, dass das in fünf oder zehn Jahren anders aussieht und Nikon da ein wirklich schönes und rundes System aufgebaut hat. Im Moment würde ich persönlich eine Fuji aber der Nikon Z fc vorziehen. Womit die Z fc vermutlich lediglich für Bestandskunden von Nikon interessant ist, die alte Objektive mit einem Adapter verwenden wollen oder eine Nikon Z Vollformatkamera besitzen. Oder Nikon fährt ein paar gute Werbekampagnen und holt mit der Z fc Neukunden ab, die keine Ahnung haben, dass man vor dem Kauf einer neuen Kamera einen Blick auf die zur Verfügung stehenden Objektive werfen sollte.

Fazit

Kurz zusammengefasst: Nikon macht mit der Z fc nicht wirklich etwas falsch, sie sieht toll aus und bietet aus technischer Sicht ein gutes, aber kein sehr gutes Paket. Ein gutes Paket bietet die Z50 aber auch – und die ist deutlich günstiger. Mit Fujifilm kann Nikon aufgrund der derzeitigen Objektivauswahl nicht mithalten. Insofern glaube ich nicht, dass die Z fc ein großer Erfolg für Nikon werden wird. Mir hätte eine spiegellose Vollformatkamera mit Retrodesign besser gefallen.

Was denkt ihr über die Nikon Z fc? Stimmt ihr mir zu oder seid ihr anderer Meinung?

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