Endlich kombiniert ein Hersteller einen Vollformatsensor und moderne Technik mit einem einem Retro-Gehäuse. Alle Details zur neuen Nikon Zf.
Als Nikon im Jahr 2021 mit der Z fc eine moderne APS-C-Kamera im Retro-Gehäuse vorgestellt hat, konnten man in Kommentarspalten und Foren immer wieder ein ähnliches Fazit vernehmen: Würde ich kaufen – wenn sie denn einen Vollformatsensor hätte. Rund zwei Jahre später erfüllt Nikon den Wunsch vieler Kunden und kombiniert einen Vollformatsensor und moderne Technik mit einem Retro-Gehäuse. Dabei heraus gekommen ist die Nikon Zf, die weit mehr ist als nur eine Z6 II im Gewand der Z fc.
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24 Megapixel und beeindruckender IBIS
Beim Sensor der Nikon Zf handelt es sich um den mit 24 Megapixeln auflösenden Vollformatsensor, der auch in der Z6 II zu finden ist. Flankiert wird der Sensor allerdings vom neueren Expeed 7 Prozessor, der unter anderem einen etwas größeren ISO-Bereich erlaubt. Im normalen Bereich sind bei der Zf jetzt ISO 100 bis 64.000 möglich, im erweiterten Bereich ISO 50 bis 204.800.
Wie auch in der Z6 II ist der Sensor der Zf beweglich gelagert, allerdings erhalten wir hier einen neuen und deutlich verbesserten 5-Achsen-Bildstabilisator (kurz: IBIS). Ganze acht Blendenstufen längere Belichtungszeiten erlaubt der IBIS, bei der Z6 II waren es noch fünf Blendenstufen. Zudem bietet Nikon erstmals einen alternativen Modus für die Stabilisierung an. Normalerweise steht bei einem 5-Achsen-Bildstabilisator die Bildmitte und somit die Mitte des Sensors im Fokus der Stabilisierung. Nikon erlaubt jetzt optional aber auch eine Priorisierung des aktiven Autofokus-Messfeldes. Kurz gesagt: Der IBIS liefert bessere Ergebnisse, wenn sich das Motiv eher am Bildrand befindet.
Darüber hinaus bietet die Nikon Zf jetzt auch einen Pixel-Shift-Modus, bei dem mehrere Einzelbilder zu einem hochauflösenden Bild zusammengesetzt werden können. Dabei stehen unterschiedliche Modi zur Verfügung:
- 4 zusammengesetzte Bilder: 24 Megapixel mit vollen Farbinformationen, keine Farbinterpolation
- 8 zusammengesetzte Bilder: 96 Megapixel mit Farbinterpolation, reduziertes Rauschen
- 16 zusammengesetzte Bilder: 96 Megapixel ohne Farbinterpolation
- 32 zusammengesetzte Bilder: 96 Megapixel ohne Farbinterpolation, reduziertes Rauschen
Alle Modi funktionieren nur in Kombination mit einem Stativ, außerdem müssen die Aufnahmen nachträglich am PC zusammengefügt werden.
Die Zf ist im Übrigen die erste Systemkamera von Nikon, die einen Pixel-Shift-Modus anbietet. Nikon packt hier also nicht nur die Technik die Z6 II in ein anderes Gehäuse, sondern punktet auch mit technischen Neuerungen. Klasse!
Autofokus reicht bis -10 EV
Nein, ich habe mich bei der Zwischenüberschrift nicht verschrieben, der Autofokus der Nikon Zf reicht tatsächlich bis -10 EV. Darüber hinaus erhält die Kamera die Algorithmen und Deep-Learning-Technologien der Z8 und Z9 sowie Nikons bekanntes 3D-Tracking. Dementsprechend ist die Kamera in der Lage, Menschen, Gesichtern, Augen, Tieren, Vögeln und verschiedenen Fahrzeugen zu folgen.
Die 299 Phasen-AF-Messfelder decken 96 Prozent der horizontalen und 89 Prozent der vertikalen Bildfläche ab, auch das Interface des Autofokus soll im Vergleich zur Z6 II verbessert worden sein. Zudem steht die Motiverkennung auch bei manueller Fokussierung zur Verfügung. Nützlich für all diejenigen, die noch ein paar alte Nikon Objektive zuhause haben und diese zusammen mit der Zf nutzen möchten.
Gehäuse robuster und hochwertiger
Beim Gehäuse hat sich Nikon (wie schon bei der Z fc) an der alten Nikon FM2 orientiert. Im Vergleich zur Z fc soll das Gehäuse allerdings merklich hochwertiger und robuster geworden sein. So besteht die gegen Staub und Spritzwasser abgedichtete Kamera teilweise aus einer Magnesiumlegierung und die Einstellräder werden aus Messing gefertigt. Teil des analogen Bedienkonzepts mit eigenen Rädchen für ISO-Empfindlichkeit und Verschlusszeit ist auch ein Mini-Display auf der Oberseite der Kamera, das die aktuell gewählte Blende anzeigt.
Das Gewicht der Zf beläuft sich auf 710 Gramm, die Abmessungen gibt Nikon mit 103 × 144 × 49 mm an. Im Gegensatz zur Z fc besitzt die Zf einen kleinen Griff, wem der nicht ausreicht, kann für 50 Euro eine Grifferweiterung inklusive Stativschiene im Arca-Standard erwerben. Wer die Kamera bis zum 31. Oktober 2023 kauft, erhält die Grifferweiterung kostenlos. Wie die Nikon Zf mit dem zusätzlichen Griff aussieht, seht ihr in der kleinen Galerie, die weiter unten im Artikel eingebunden ist.
Unter dem Rädchen für die Verschlusszeit findet sich ein Moduswahlhebel, über den zwischen Foto-, Video- und auch Schwarzweiß-Modus umgeschaltet werden kann. Der Schwarzweiß-Modus bietet drei verschiedene Profile: “Monochrom”, “Neutral monochrom” und “Tiefe Tonwerte monochrom”.
Wenn wir schon beim Gehäuse sind, sprechen wir noch kurz über die Speicherkarten. Hier hat sich Nikon nämlich für eine nicht gerade alltägliche Lösung entschieden, zusätzlich zum normalen SD-Slot (der UHS-II unterstützt) finden im zweiten Speicherkartenslot nämlich nur MicroSD-Speicherkarten Platz. Für zwei vollwertige SD-Slots war wohl einfach keinen Platz. Ungewöhnlich – aber besser, als komplett auf den 2. Slot zu verzichten.
EVF und Display
Den elektronischen Sucher der Nikon Zf kennt man bereits von anderen Nikon Z Kameras, er löst mit 3,69 Millionen Bildpunkten auf und bietet eine 0,8-fache Vergrößerung. Der Bildschirm löst derweil mit 2,1 Millionen Bildpunkten auf und lässt sich (als erster Bildschirm einer Vollformatkamera der Z-Reihe) links neben das Gehäuse klappen. Auf der Rückseite ist er beledert – eine Kleinigkeit, die erfolgreich zum Retro-Feeling der Kamera beiträgt.
Zusätzlich zu den üblichen Touchfunktionen ist es bei der Nikon Zf im Übrigen möglich, bestimmte Bereiche des Displays festzulegen, über den dann während des Blicks durch den Sucher mit dem Daumen der Autofokus gesteuert werden kann. Das gab es früher schon mal bei Kameras wie der Nikon D5500, bei der Zf kehrt das Feature nun zurück, um den fehlenden Joystick zu kompensieren.
4K-Videos mit 60 fps
Nein, die Nikon Zf ist – wie ihr schon am nach außen klappbaren Display erkannt habt – keine Kamera, bei der Nikon auf die Videofunktionen verzichtet. Bei der Nikon Df, die vor 10 Jahren vorgestellt wurde, hatte man das noch getan, der Zf spendiert man nun 4K-Videos mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde. Hier kommt ein 1,5-facher Crop-Faktor zum Einsatz, bei 30 Bildern pro Sekunde wird der komplette Sensor ausgelesen, sogar mit 6K-Oversampling. Außerdem stehen H.264 und H.265 mit 10 Bit und 4:2:2 zur Verfügung. Fokus-Peaking sowie eine Fokus-Karte sind ebenfalls mit von der Partie.
Weitere technische Daten:
- Serienbildgeschwindigkeit: Nikons offizielle Spezifikationen sind in dieser Hinsicht ungenau formuliert, dementsprechend sind unterschiedliche Angaben in Umlauf. Wir erhalten auf jeden Fall maximal 30 fps, in den “normalen” Modi sind zwischen 8 fps und 14 fps möglich. Das sollte mehr als ausreichend sein.
- Pre-Release-Funktion (Aufnahmen werden schon eine Sekunde vor dem eigentlichen Auslösen gespeichert)
- HEIF-Format wird unterstützt
- Gewinde für mechanischen Drahtauslöser im Auslöser
- Anschlüsse für Kopfhörer und Mikrofon sowie Micro-HDMI
- USB-C, WiFi, Bluetooth
- Akkulaufzeit: ca. 380 Bilder (EN-EL15c)
Preis und Verfügbarkeit
Die Nikon Zf wird ab Oktober 2023 zum Preis von 2.499 Euro erhältlich sein. Zusammen mit dem Nikkor Z 40 mm f/2 SE werden 2.749 Euro fällig, im Vergleich zu den Einzelpreisen macht das eine Ersparnis von ca. 80 Euro. Mit dem Nikkor Z 24-70mm f/4 S ruft Nikon einen Preis von 3.129 Euro auf, hier steigt die Ersparnis auf etwa 320 Euro.
Der Erweiterungsgriff kostet 50 Euro, wer die Kamera bis zum 31. Oktober 2023 kauft, erhält den Griff im Rahmen des Einführungsangebots gratis.
Nikon Zf jetzt vorbestellen und gratis Griff bis zum 31.10. erhalten:
- Zf Gehäuse: Calumet | Foto Koch | Foto Erhardt
- Zf mit 40mm f/2 SE: Calumet | Foto Koch | Foto Erhardt
- Zf mit 24-70mm f/4 S: Calumet | Foto Koch | Foto Erhardt