Fotoprojekte

Schmerzhaftes mit Hintergrund: Fotografie von Rachel Baran

Diese Bilder gehen unter die Haut. Man erschaudert, spürt den Kratzer und die Flamme im eigenen Fleisch und kann doch den Blick nicht abwenden. Rachel Baran will aber nicht wahllos grausame Szenen inszenieren. Hinter jedem Bild steckt eine Aussage, die sie uns gut durchdacht und sehr sympathisch erklärt.

Wer sich gerade damit abgefunden hat, dass wieder einmal ein junger Fotograf kryptische Bilder gemacht hat, deren Aussage sich nur erahnen lassen, dem sei hiermit gesagt: Diesmal nicht! Die Fotografin Rachel Baran gibt auf ihrer Facebook-Seite nicht nur detailliert Auskunft über ihre Hintergründe zu den Fotos, die Themen haben sogar Hand und Fuß.

Statt also herumzuinterpretieren lassen wir doch besser Rachel selbst sprechen:

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„Werde ganz leer. Lass deinen rastlosen Geist verstummen. Nur dann wirst du erleben wie sich alles aus der Leere entwickelt.“ (Laotse)

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[quote text_size=“small“ author=“- Alfred Lord Tennyson (‚To have loved‘)“]

‚Tis better to have loved and lost
Than never to have loved at all.

[/quote]

 („Besser geliebt und verloren zu haben, als nie geliebt zu haben.“)

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Mit CONSUMED geht Baran auf unsere Konsumgesellschaft ein. Leidenschaftlich aber mit der Klarstellung, keinen belehren zu wollen, erzählt sie, dass sie Thanksgiving lieber mit ihren Lieben verbringt, anstatt sich dem Konsumrausch hinzugeben (der „Black Friday“, der Tag nach Thanksgiving, gilt in den USA als Start in die Weihnachtseinkaufsaison). Diese roten Sneakers seinen das einzige gewesen, was sie sich beim letzten Mal geleistet hätte, und die seinen (aus, wie sie meint, ja ersichtlichem Grund) um 70% reduziert gewesen.

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Die Idee zu diesem Bild kam Baran, als sie im Wald über ein erlegtes und nur noch teilweise erhaltenes Reh stolperte. Die Hälfte des Schädels starrte sie aus hohlem Auge an, daneben lag noch der Pfeil, der das Reh getroffen hatte. Wildern ist dort verboten und beim Anblick des Leichnams ergriff sie Wut, Wut darüber, dass Menschen sich immer durch das definieren, was sie hassen, anstelle der Dinge, die sie lieben. Dass sie den Hass an anderen ausleben, um sich nur ein bisschen besser oder cooler zu fühlen. Ihrer Meinung nach hat man immer die Möglichkeit, dagegenzusteuern und nicht dem menschlichen Hang zum Hass nachzugeben, der uns von innen verfaulen lässt, bis auf die Knochen.

1380588_551607944923475_80735723_nDer Titel „transient“, also „vergänglich/flüchtig“, sagt fast alles. Baran erzählt, dass sie Träume zu der Zeit als das Foto entstand sehr intensiv erlebte, sich aber auch bewusst wurde, dass viele alltägliche Dinge wie Essen (insbesondere Schokoladenkuchen) genauso vergänglich sind. Sie wirft die Frage auf, ob der Sinn des Lebens nicht gerade darin liegen könnte, diese unstetigen, vergänglichen Dinge zu genießen.

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Seit sie in der Uni die 1950er Jahre Version von Macbeth gesehen hatte, wollte Rachel Baran dieses Foto machen. Im Film gibt es eine Szene, wo ein Mann von hinten in den Kopf gestochen oder geschossen wird, seine Hände auf das Gesicht legt und dem das Blut durch die Finger rinnt. Die Schönheit dieser nur wenige Sekunden dauernden Szene sowie Ellie Gouldings ‚My Blood‘ inspirierten die Fotografin.

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Dieses Bild war Barans Beitrag zur Challenge der Awake Platform. Aufgabe war es, ein Zitat vom verstorbenen Schauspieler Robin Williams zu verbildlichen.

[quote text_size=“small“]

You’re only given a little spark of madness. You mustn´t lose it.

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(„Du bekommst nur einen kleinen Funken Verrücktheit. Verlier ihn nicht.“)

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Mein persönlicher Favorit! Besonders in Kombination der Vorstellung einer fröhlich Konfetti durch den Wald werfenden Rachel Baran. Eine „völlig alltäglichen“ Aktion, wie sie selbst sagt 😉

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FOOD FIGHT zeigt uns wie man sich als Lady verhält, wenn das Essen mal wieder gegen einen ist…

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[quote text_size=“small“]

The things you own end up owning you… It’s only after we’ve lost everything that we’re free to do anything.

[/quote]

(„Die Dinge, die du besitzt werden am Ende dich besitzen. Erst wenn wir alles verloren haben, steht es uns frei, alles zu tun.“)

Mit diesem Bild gibt Baran ein Stück ihrer Lebensphilosophie preis. Freude bedeutet für sie frei zu sein, von Sorgen, Lastern, unwichtigen Dingen. Es bedeutet loszulassen, sich frei zu machen von Hypothesen und dem Urteil anderer. Mit lieben Menschen zusammen zu sein, Spaß zu haben, ganz ohne Dinge.

Nicht nur im Hinblick auf ihre Motive macht Rachel Baran sich durchsichtig. Sie zeigt auch genau, wie sie die gewünschten Effekte auf den Bildern erreicht hat. Der Hang zu Special-Effects hat wohl auch mit einem kleinen Traum von ihr zu tun: Einmal in einem Feuerschutz-Anzug als Stuntman herumzurennen.

Das Titelbild hat für Baran übrigens eine sehr reale Bedeutung. Es thematisiert die Krankheit Dermatillomania, den Drang sich selbst die Haut aufzukratzen, die sie selbst einmal hatte. Im übergeordneten Sinn will sie mit dem Bild daran appellieren, sich selbst nicht zu quälen.

Da sich der sympathische Schreibstil von Rachel Baran nicht übersetzen lässt, empfehlen wir euch ihre Facebook-Seite und für weitere tolle Bilder ihren Flickr-Account.

Quelle Bilder: Rachel Baran (used with permission) | via: kwerfeldein

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