Fotoprojekte

Stories Worth Telling: Fotografie von Rob Woodcox

Geborgenheit, Schutz und Liebe sind wohl die Dinge, die ein Kind bei seinen ersten zaghaften Schritten im Leben am meisten braucht. Doch was geschieht mit denen, denen all das von den eigenen Eltern verweigert wird? Welche Träume, Ängste und Wünsche haben solche Kinder? Welche Wege aus dieser Situation kann es geben? Rob Woodcox beleuchtet all das in seinem Projekt und verfolgt dazu noch einen guten Zweck.

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Ein Kind, das von seiner Familie vernachlässigt oder misshandelt wird, hat, wenn das Umfeld darauf aufmerksam wird, in den USA die Chance ins sogenannte „foster system“ aufgenommen zu werden. Dieses System findet für ein Kind einen Platz in einer Pflegefamilie. Was einfach klingt, ist leider oft nicht optimal für das Pflegekind. Manche müssen oft umziehen, haben kein richtiges Zuhause und verbleiben ohne endgültig adoptiert zu werden.

Rob Woodcox wurde als Kind adoptiert und lernte das Leben der „foster-kids“ erst kennen, als er als Freiwilliger in einem Sommercamp für Pflegekinder, dem „Royal Family Kids‘ Camp“ arbeitete. Hier kam er in den Kontakt mit Kindern, die ein Leben lebten dem er entgangen war. Die Zeit im Sommercamp gibt den Kindern viel von dem, was sie in ihren Familien vermissen: Die Zugehörigkeit zu einer Gruppe, Ausflüge und besondere Erlebnisse wie der erste selbst gefangene Fisch. Die Erfahrungen im Camp und die individuellen Geschichten der Kinder inspirierten ihn zum Projekt „Stories Worth Telling“, in dem er Kinder fotografierte, um zu zeigen, was Kinder mit einem schweren Schicksal beschäftigt, was sie fürchten und wohin sie ihre Fantasie führt. Und um all das zu würdigen, was sie in ihrem kurzen Leben schon mitmachen mussten. Für das Projekt durfte er rechtlich keine „echten“ Kinder aus dem System fotografieren, weshalb die Models Freiwillige aus seiner Heimatstadt Detroit sind.

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Um ein weiteres „Royal Kids Camp“ zu finanzieren, startete Rob mit Freunden eine Indiegogo Kampagne, mithilfe derer es gelang, innerhalb von 30 Tagen ganze 12.000 Dollar zu sammeln, eine Summe, die 40 „foster kids“ die Teilnahme an solch einem Camp ermöglichte.

Robs Ziel ist es nicht, nur auf die Schicksale der Pflegekinder aufmerksam zu machen. Er wünscht sich auch, falls die Kinder seine Bilder zu sehen bekommen, ihnen das Gefühl von Akzeptanz und Geborgenheit zu geben. Das Gefühl der Zugehörigkeit und den Mut vorwärts zu gehen – und im doppelten Sinne zu wachsen.

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Seine Bilder katapultieren den Betrachter in eine Perspektive, die für viele von uns schon eine gefühlte Ewigkeit zurück liegt. Man sieht die Szenerie von außen und schlüpft gleichzeitig in die Haut des Kindes. Nun ist alles viel farbiger und intensiver, wie im Traum. Manches verschwimmt, nur einen Ausschnitt kann man scharf stellen und dies auch nur für einen Moment. Die Dimensionen gleiten auseinander. Was ist oben und was unten? Wie hoch ist der Baum, wo beginnt das Ufer? Vieles sieht man blumiger. Wenn ich strahle, dann strahlt die Welt mit mir! Wenn ich träume fliegt plötzlich ein Heißluftballon durch das Badezimmer.

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Doch viel zu oft ist meine Welt überschattet. Es ist dann dunkel, ich bin allein und um mich ist die raue Natur. Der Funken Geborgenheit, den wir in heilen Familien Aufgewachsene als Selbstverständlichkeit hingenommen haben ist es, was ein Pflegekind sich vermutlich am meisten wünscht. Die Welt liegt in Scherben vor ihm. Vielleicht ein leeres Haus und noch die Erinnerung an Misshandlungen. Es fühlt sich in die Enge getrieben, gestrandet, zurückgelassen und greift zum einzigen und einfachsten Mittel, um diese Ängste zu überstehen: der Fantasie.

Mehr von und über Rob Woodcox gibt es auf seiner Homepage und seinem Flickr-Account.

Quelle Bilder: © Rob Woodcox (used with permission)

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