Smartphones & Apps Bildbearbeitung

Adobes neue Kamera-App kombiniert bis zu 32 Fotos für “natürlicheren Look”

Adobe veröffentlicht Project Indigo, eine kostenlose iPhone-Kamera-App mit fortschrittlicher Computational Photography und manuellen Profi-Kontrollen.

Schluss mit der Smartphone-Ästhetik

Project Indigo setzt voll und ganz auf das Konzept der Computational Photography. Während herkömmliche Smartphone-Kameras meist nur wenige Bilder kombinieren, erfasst die Adobe-App bis zu 32 Einzelaufnahmen pro Foto. Diese werden automatisch ausgerichtet und zusammengefügt, um Bildrauschen etwa bei Zooms zu reduzieren und Details in den Schatten zu bewahren. Gleichzeitig unterbelichtet die App stärker als üblich, um überstrahlte Lichter zu vermeiden. Hier findet ihr eine Sammlung von Beispielfotos, am besten kommen sie auf einem HDR-Bildschirm zur Geltung.

Ihr erhaltet laut Adobe schärfere Bilder mit weniger Rauschen, ohne dass die Software aggressiv glätten muss. Das bewahre natürliche Texturen, die bei anderen Apps oft verloren gehen. Die Verarbeitung dauert allerdings etwas länger als gewohnt.

Viele kritisieren laut dem Unternehmen den typischen “Smartphone-Look” mit übersättigten Farben, starker Aufhellung und künstlich wirkenden Effekten. Project Indigo geht einen anderen Weg und orientiert sich am Look von Spiegelreflexkameras. Die App verwendet nur dezente Tonwertanpassungen und Farbkorrekturen, die dem natürlichen Seheindruck näherkommen sollen.

Die App ist direkt mit Adobe Lightroom kompatibel. Über einen Button könnt ihr eure Fotos sofort in der Lightroom-App öffnen und weiterbearbeiten, egal ob JPEG oder RAW-Format.

Manuelle Einstellungen und RAW ohne Pro-iPhone

Project Indigo bietet manuelle Einstellungen für Verschlusszeit, ISO-Wert, Fokus und Weißabgleich präzise steuern. Die App erlaubt es auch, die Anzahl der kombinierten Einzelbilder manuell festzulegen. Bei dieser Einstellung könnt ihr auch “Long Exposure” als Methode des Zusammenfügens auswählen, ähnlich zu dem, wie es schon länger in der vorinstallierten iPhone-Foto-App geht. Dieses Feature findet ihr übrigens nur, wenn ihr zuvor auf den “Night Mode” wechselt – in meinen Augen unglücklich versteckt.

Während Apple RAW-Aufnahmen auf die Pro-Modelle beschränkt, ermöglicht Project Indigo auch anderen iPhones das Speichern im DNG-Format. Diese RAW-Dateien profitieren vollständig von der Computational Photography und bieten mehr Spielraum bei der Nachbearbeitung als herkömmliche JPEGs. Die App unterstützt außerdem ein hybrides SDR/HDR-Format für JPEGs, das automatisch die beste Darstellung je nach Bildschirm wählt.

Experimentelle KI-Features inklusive

Als Testplattform für künftige Adobe-Technologien bietet Project Indigo bereits jetzt experimentelle Features wie die automatische Entfernung von Fensterspiegelungen oder KI-basierte Entrauschung direkt in der Kamera-App, die setzen allerdings zusätzliche Downloads der KI-Modelle voraus.

Adobe plant für Project Indigo eine Android-Version, alternative und personalisierte Bildstile sowie einen Porträtmodus, “aber mit mehr Kontrolle und höherer Bildqualität als bestehende Kamera-Apps”. Auch Panorama-Aufnahmen und Videoaufzeichnung mit computerbasierten Features sollen folgen.

Für Profis entwickelt Adobe Belichtungs- und Fokus-Bracketing-Modi, die mehrere Aufnahmen mit variierenden Einstellungen automatisch zu Bildern mit extremem Dynamikumfang oder durchgehender Schärfe kombinieren. Diese Funktionen sollen sowohl JPEG- als auch DNG-Dateien unterstützen und die Bracket-Serien direkt an Lightroom weiterleiten können.

Project Indigo ist ab sofort kostenlos im App Store verfügbar und läuft auf iPhone 12 Pro und neuer sowie iPhone 14 und neuer. Die App ist derzeit kostenlos und erfordert keine Adobe-Anmeldung, ein ungewöhnlich großzügiges Angebot des Software-Riesen. Falls ihr euch mehr für die dahinterstehende Technik interessiert, werft einen Blick in Adobes ausführlichen Forschungsbeitrag zu Project Indigo.

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explore-shoot-share

Klingt interessant und wird ausprobiert. Ich vermute jedoch, dass es nach einigen Monaten mal wieder auf n Abomodell hinausläuft… daher wohl eher kein Ersatz zur klassischen “Kamera-App” beim iPhone. Es sei denn, die neue App performant außergewöhnlich

explore-shoot-share

Der Test war sehr schnell vorbei… Nach den ersten beiden Bildern war kaum ein Unterschied zu erkennen. Also habe ich die Bildzahl zum generieren eines Fotos erhöht. Kurze Zeit später folgte eine Warnung, dass mein iPhone (13 pro) überhitzt und das es länger dauert. Dann kam die Info, dass es nicht bearbeitet werden kann.

Komisch ist, dass das iPhone überhitzt. Das ist bei mir noch nie vorgekommen. Zweitens, das iPhone lag heute quasi nur rum (im Schatten), da ich es unterwegs nicht dabei (bin im Urlaub) und nach der kurzen Tätigkeiten kommt die Meldung… nach 15 Minuten Pause, in der das iPhone ausgeschaltet war, versuchte ich es erneut. Binnen Sekunden kam die Meldung der Überhitzung erneut. Ich hatte acht Einzelfotos zur Erstellung eines Bildes ausgewählt, das killt das schon. Nun ja, vllt ist mein Handy zu alt… wer weiß. Ich hatte nie Probleme damit, also habe ich natürlich die App direkt wieder desintalliert. Die Screenshots schicke ich mal an Adobe.

nightfarmer

Selbes Problem bei mir. iPhone 13 Pro Max 256GB. Das erste Foto hat noch geklappt, obwohl die Überhitzungs-Meldung gleich mal kam. Beim zweiten Versuch ist die App fast sofort abgestürzt.

Am Wetter bzw. der Temperatur liegt das definitiv nicht. Bin in der klimatisierten Wohnung.

Somit zumindest vorläufig nicht zu gebrauchen…

explore-shoot-share

Mein Handy lag heute den ganzen Tag in einer gut gekühlten Wohnung mit Durchzug. Daran lag es definitiv nicht bei mir.

Uneternal

Das wird ja ein richtig fettes Update Jahr für die iPhone Jünger. Nach der Batterieanzeige in Prozent wird jetzt schon das zweite Feature nachgeliefert, das wir Androids schon seit Jahren standardmässig in der Fotoapp verbaut haben.

Satt von allem

Immer wieder amüsant, wie Android Jünger versuchen, das iPhone schlecht und Android schön zu reden … als ob ihr irgendwem was beweisen müsstet.. 😂

Sabrina

Wenn man nicht. beweisen kann, dass die Kameras in den Android-phones besser sind, versucht man irgendwas zu finden, um iphones madig zu machen.

Das wird doch bei den Volumenkameras genauso gemacht. Technisch abgehangen versuchen die, uns geringe Schärfentiefe als professionell zu verkauten. Dabei will keiner diesen unscharfen Match – außer Paparazis und Billigfotografen, die Brautpaare mal schnell zwischen Müllcontainern ablichten und die Müllcontainer im Unscharfen verschwinden lassen.

Nehmen wir mal Kompaktkamaeras. Anstatt zwei Objektive übereinander in das Volumengehäuse zu setzen – ein UWW – sagen wir mal bis 16mm kbä nach unten und eines für den Rest, bieten die nur Kompaktkameras an ohne ausreichenden UWW. Da sieht man doch sehr deutlich, dass denen die Bedürfnisse der Fotografen egal sind.

Diese Kamera-Anbieter verhalten sich wie eine Resteverwertungsgesellschaft. Neu entwickelt wird nicht mehr. Es wird nur noch das erreichte vermarktet zum maximalen Preis. Das funktioniert eine Weile. Zukunftsfähig ist das nicht.

Ollika

Die App läuft auf meinem iPhone 16 Pro ohne zu überhitzen. Allerdings sehe ich keinen Mehrwert gegenüber ähnlichen Apps, wie z.B. ProCamera. Wahrscheinlich muss ich die Ergebnisse am großen PC-Bildschirm vergleichen, um Unterschiede feststellen zu können. Auch bietet Adobe bisher nur eine englischsprachige Version an.
Mir reicht daher die integrierte Foto-App von Apple vollkommen aus. Für mehr Qualität habe ich eh meine „richtigen” Kameras dabei.

Sabrina

Ich werde davon keinen Gebrauch machen.
Die Entwicklung der Kameras muss dahin gehen, dass man möglichst wenig Arbeit hat.
Diese Lightroom-App geht aber nicht in diese Richtung.

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