Inspiration & Praxis

Audubon Photography Awards: Foto-Wettbewerb vergibt erstmals Preise in Südamerika

Der renommierte Wettbewerb erweitert sich auf Chile und Kolumbien. Die diesjährigen Preisträger fangen Vögel in ihren natürlichen – und bedrohten – Lebensräumen ein.

Die Audubon Photography Awards haben 2025 ihren geografischen Rahmen deutlich erweitert. Erstmals wurden neben dem etablierten Wettbewerb für die USA und Kanada auch Fotografen aus Chile und Kolumbien in einem separaten Contest ausgezeichnet.

Die Begründung der Veranstalter: “Vögel erkennen keine Grenzen, und ihre Wanderungen verbinden Menschen und Orte auf dem gesamten amerikanischen Kontinent. Wir dachten, es sei an der Zeit, dass die Audubon Photography Awards ihrem Beispiel folgen.” Die beiden südamerikanischen Länder wurden gewählt, weil sie “einige der erstaunlichsten Vogelvielfalt der Welt beherbergen, einschließlich vieler Arten, die lange Strecken wandern”.

Felipe Esteban Toledo Alarcón aus Chile gewann den südamerikanischen Hauptpreis mit seinem Foto (oben) eines Eisvogels, der aus dem Wasser auftaucht. Der Chilene erklärte: “Während der Vogel sechs Tauchgänge machte, bekam ich das Bild, das ich verfolgt hatte: einen Eisvogel, der explosiv aus dem Wasser aufsteigt und seine Schönheit, Eleganz und Kraft zeigt.”

Der kanadische Fotograf Liron Gertsman erhielt den nordamerikanischen Grand Prize für seine Aufnahme von Fregattvögeln vor einem Lichthalo über Teacapán, Mexiko. Das optische Phänomen entsteht durch Lichtbrechung an Eiskristallen in hochgelegenen Wolkenschichten. Gertsman fotografierte die Seevögel mit einer kleinen Blende, um sowohl die Silhouetten als auch den Himmel scharf abzubilden. Fregattvögel sind trotz ihrer Eigenschaft als Seevögel darauf angewiesen, das Wasserlanden zu vermeiden, da ihre Federn nicht vollständig wasserdicht sind.

Bild: Liron Gertsman/2026 Audubon Photography Awards

Zusätzlich zur geografischen Ausweitung führten die Organisatoren zwei neue Preiskategorien ein: “Birds Without Borders” und “Conservation”. Diese spiegeln nach eigenen Angaben wider, “was wir schon lange wissen: Visuelle Medien sind ein mächtiges Vehikel, um Ehrfurcht vor vernetzten Ökosystemen zu wecken und Menschen dazu zu bringen, beim Schutz zu helfen.”

Dokumentation statt Romantisierung

Besonders die Conservation-Kategorie zeigt die Realität: Luis Alberto Peña dokumentierte einen Savannen-Bussard inmitten eines Reisfeld-Brandes in Kolumbien. Seine Beobachtung: “Aufmerksam und geduldig wich dieser Vogel nie von dem dichten Rauch und der Hitze; tatsächlich kehrte er immer wieder zurück in der Hoffnung, desorientierte Tiere zu jagen, die vor den Flammen flohen.”

Bild: Luis Alberto Peña/2026 Audubon Photography Awards

Jean Hall aus Florida fotografierte einen Kaninchen-Kauz auf einem Holzstapel einer Baustelle. Als langjährige Freiwillige erklärte sie: “Anfangs interessierte ich mich nur für Schönheits- und Verhaltensaufnahmen. Mit der Zeit erkannte ich, dass ich einen journalistischen Ansatz wählen musste, um die Verletzlichkeit dieser gefährdeten Art zu demonstrieren.”

Bild: Jean Hall/2026 Audubon Photography Awards

Der 14-jährige Camilo Sanabria Grajales aus Kolumbien gewann (übrigens mit der schon etwas betagten Einsteiger-DSLR Canon EOS 2000D) die Jugendkategorie mit seinem Foto, das einen Blackburnian-Waldsänge beim Beutefang festhält. Seine Motivation: “Für mich zeigt dieses Foto die lebenswichtige Beziehung zwischen Zugvögeln und den Ökosystemen, die sie unterstützen.”

Bild: Camilo Sanabria Grajales/2026 Audubon Photography Awards

Die technischen Herausforderungen meisterten die Fotografen mit unterschiedlichen Ansätzen. Yoshiki Nakamura aus den USA über sein abstraktes Bild startender Schneegänse: “Um diese vergängliche Choreografie auszudrücken, verwendete ich eine langsame Verschlusszeit. Das Ergebnis ist das, was ich einen ‚schmelzenden Flug’ nenne: eine Mischung aus Bewegung, Form und Instinkt.”

Bild: Yoshiki Nakamura/2026 Audubon Photography Awards

Der kolumbianische Fotograf Jacobo Giraldo Trejos gewann den südamerikanischen “Birds Without Borders”-Preis mit einer Aufnahme von Königsseeschwalben auf San Andrés Island. Das Bild zeigt die Futterübergabe zwischen einem adulten Vogel und seinem Jungen während des Fluges, ein Verhalten, das die ungewöhnlich lange Brutpflege dieser Art dokumentiert. Königsseeschwalben füttern ihre Nachkommen bis zu acht Monate lang, auch während ausgedehnter Wanderungen zwischen Nord- und Südamerika, was sie zu einem exemplarischen Beispiel für grenzüberschreitende Vogelwanderungen macht.

Bild: Jacobo Giraldo/2026 Audubon Photography Awards

Hier sind noch weitere Gewinnerfotos aus übrigen Kategorien. Nicht minder beeindruckende Vogel-Aufnahmen sowie deren Geschichten gibt es bei den Honorable Mentions zu bestaunen.

Beitragsbild: Felipe Esteban Toledo Alarcón/2026 Audubon Photography Awards

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Peter Braczko

So sehen sehr gute Bilder aus! Wo wir gerade bei Wettbewerben sind, kommt bei Photografix noch eine Ergebnisliste über die TIPA-Ergebnisliste, also “beste Kamera, bestes Objektiv usw.”, ausgesucht von Redakteurinnen und Redakteuren der wichtigsten europäischen Fotozeitschriften?

Niko
Peter Braczko

Dann sehe ich mir das noch einmal an: DANKE

Lars

@Felipe Esteban Toledo Alarcón, ¡Enhorabuena!

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