Inspiration & Praxis

Dank 600-MP-Teleskop Euclid: „Einstein-Ring“ um nahegelegene Galaxie fotografiert

Mit Hilfe des Weltraumteleskops Euclid wurde in der kosmischen Nachbarschaft der Milchstraße eine spektakuläre Entdeckung gemacht.

Erst kürzlich berichteten wir über einen spannenden Blick in die in die Tiefen des Universums. Nun machte das europäische High-End-Teleskop Euclid eine beeindruckende Aufnahme eines sogenannten Einstein-Rings, die wir euch nicht vorenthalten wollen.

Was ist ein Einstein-Ring?

Laut der NASA entsteht ein Einstein-Ring, wenn das Licht einer fernen Galaxie durch eine Vordergrundgalaxie gebogen wird und dabei eine ringförmige Struktur bildet. Der Name geht – wer hätte es geahnt – auf Albert Einstein zurück, dessen “Allgemeine Relativitätstheorie” besagt, dass Licht durch massereiche Objekte im Universum abgelenkt und verstärkt wird.

Besonders massereiche Objekte wie Galaxien oder Galaxienhaufen wirken dabei wie kosmische Vergrößerungsgläser und bringen noch weiter entfernte Objekte ins Blickfeld. Wissenschaftler nennen dieses Phänomen „Gravitationslinseneffekt“. Kurz gesagt hatte der gute Albert Einstein also Recht: Schwerkraft kann Licht biegen – und stimmt die Ausrichtung von Lichtquelle, linsenförmigem Objekt und Beobachter, entsteht dabei ein verdammt schicker, kosmischer Leuchtring.

2.000 Menschen arbeiteten am Teleskop

Am Bau des Euclid-Weltraumteleskop waren mehr als 2.000 Wissenschaftler aus 300 internationalen Instituten beteiligt. 1,5 Milliarden Euro kostet Europas Vorzeigeprojekt für die Erforschung des Universums. Im September 2023 wurde mit den ersten Tests im All begonnen. Bereits zu diesem Zeitpunkt entdeckte Bruno Altieri, seines Zeichens Euclid-Archivwissenschaftler, erste Indizien, die auf einen Einstein-Ring hindeuteten. 

„Schon bei der ersten Beobachtung konnte ich ihn erkennen. Doch nachdem Euclid weitere Aufnahmen des Bereichs machte, wurde ein perfekter Einstein-Ring sichtbar“, so der Wissenschaftler. Für ihn, der sich sein ein Leben lang für Gravitationslinsen interessiert hat, sei das „eine unglaubliche Entdeckung“, so  Altieri.

Der Ring umkreist offenbar das Zentrum einer elliptischen Galaxie namens “NGC 6505“, die sich im Drachen-Sternbild etwa 590 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt befindet. Im kosmetischen Maßstab gilt das als „nahegelegen“.  Dank des hochauflösenden 600-MP-Teleskops Euclid wurde der Lichtkranz um die Galaxie nun erstmals entdeckt.

Das Licht des Rings, das der Bildsensor des High-End-Teleskops einfing, hat eine Reise von rund 4,42 Milliarden Lichtjahren hinter sich. Es stammt von einer viel weiter entfernten, extrem hellen Galaxie. Diese Galaxie wurde bisher nicht direkt beobachtet und besitzt dementsprechend noch keinen Namen.

Interessant ist, dass Astronomen diese Galaxie seit Langem bekannt ist und dieser Ring dennoch nie zuvor beobachtet wurde. Das zeigt, wie leistungsfähig Euclid ist, denn mithilfe des Teleskops werden neue Dinge entdeckt, selbst an Orten, die vermeintlich bereits gut erforscht wurden.

Hier seht ihr die Aufnahme des Einstein-Rings bzw. des Lichtkreises um das Zentrum der Galaxie NGC 6505, aufgenommen vom Euclid-Teleskop der ESA. Die elliptische Galaxie “NGC 6505” wirkt dabei als Gravitationslinse und lenkt das Licht einer weit dahinterliegenden Galaxie ab:

Foto: ESA/Euclid/Euclid-Konsortium/NASA, Bildbearbeitung durch J.-C. Cuillandre, G. Anselmi, T. Li; CC BY-SA 3.0 IGO oder ESA-Standardlizenz.
Foto: ESA/Euclid/Euclid-Konsortium/NASA, Bildbearbeitung durch J.-C. Cuillandre, G. Anselmi, T. Li; CC BY-SA 3.0 IGO oder ESA-Standardlizenz.

Eine wertvolle Entdeckung für die Wissenschaft

„Ein Einstein-Ring ist ein Beispiel für starke Gravitationslinsen“, erklärte Conor O’Riordan vom Max-Planck-Institut für Astrophysik in Deutschland. Conor O’Riordan ist der Hauptautor der ersten wissenschaftlichen Arbeit über den Einstein-Ring. Laut ihm sind alle starken Gravitationslinsen aufgrund ihrer Seltenheit besonders und wertvoll für die Wissenschaft. „Diese hier ist besonders einzigartig, weil sie so nah an der Erde liegt und ihre Ausrichtung sie außergewöhnlich schön macht.“, so Conor O’Riordan.

Einstein-Ringe sind nicht nur schick anzuschauen, sondern bieten Wissenschaftlern darüber hinaus eine wertvolle Gelegenheit, viele Geheimnisse des Universums zu erforschen.  So trägt zum Beispiel „Dunkle Materie“ – eine unsichtbare Form von Materie – dazu bei, dass das Licht in eine Ringform gebogen wird. Daher können Einstein-Ringe beispielsweise indirekt dazu beitragen, Dunkle Materie zu untersuchen. Einstein-Ringe helfen auch dabei, die Ausdehnung des Universums besser zu verstehen. Außerdem liefern sie wertvolle Informationen über die weit entfernte Hintergrundgalaxie.

Die Nahaufnahme des Einstein Rings. | Foto: ESA/Euclid/Euclid-Konsortium/NASA, Bildbearbeitung durch J.-C. Cuillandre, G. Anselmi, T. Li; CC BY-SA 3.0 IGO oder ESA-Standardlizenz.
Die Nahaufnahme des Einstein-Rings. | Foto: ESA/Euclid/Euclid-Konsortium/NASA, Bildbearbeitung durch J.-C. Cuillandre, G. Anselmi, T. Li; CC BY-SA 3.0 IGO oder ESA-Standardlizenz.

Was haltet ihr von der Entdeckung des Einstein-Rings in unserer kosmischen Nachbarschaft?

via: PetaPixel

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chris XX

Leider gibt es für den Heimgebrauch keine Objektive mit denen man so was photographieren kann. (:-o)
Aber die Astrophotographie ist ein interessanter Bereich der Photographie. Es wäre auch mal ein Artikel wert, der grade für Einsteiger auflistet was man dafür braucht und was das kostet.

Jean

Diesem Vorschlag schliesse ich mich gerne an und zwar im Sinne von Himmels- und Astrofotografie sowohl bei Nacht als auch am Tage!

joe

Also ich würde gerne da tiefer einsteigen, aber ich bin nicht der Typ, der alleine irgendwo ins Dunkle fährt und sich die halbe Nacht alleine um die Ohren schlägt. Leider gibt es Niemand in meinem Bekanntenkreis, der diesen Wunsch teilt, insofern wird es ein Wunsch bleiben.

Yoan

joe, da gehts mir im Prinzip ähnlich. Habe keinerlei praktische Erfahrung, kein spezifisches Equipment, nur ein wenig angelesenes “Wissen” und ‘ne Portion langsam wachsender Neugier. Werde mich daher mal nächtens, wenn das Wetter passt, mit Stativ und Kamera auf den Balkon begeben … später mal einen Sonnenfilter für Weisslicht basteln um eine Sonnenfinsternis zu erhaschen .. dann einen kleinen Workshop zum Thema besuchen und … weitersehn. Vielleicht wird daraus mal mehr (?!), sonst wars ‘ne Erfahrung und mir allemal wert.

Thomas Nordsee

Moin Chris XX,
ich schaue mal… ich hatte vor einigen Monaten ein gut lesbares (didaktisch reduziert!) Buch darüber in den Händen… vielleicht kriege ich es noch raus. Beste Grüße…

Markus S.

Wenn du keine Deep Sky Aufnahmen machen willst sondern “nur” Sterne, Milchstraße, Startrails dann reicht für den Anfang ein Weitwinkel mit großer Offenblende und ein Stativ, mehr nicht.
Für den Einstieg und wenn man das nur gelegentlich machst ist das ausreichend.

Rüdiger

Der Ring umkreist offenbar das Zentrum einer elliptischen Galaxie namens „NGC 6505“

Und ist aus purem Gold? SCNR

Joe

Für die visuelle Beobachtung von so etwas braucht man schon ein 24-30 Zoll Dobson Teleskop. Schon aufwendig genug aber noch im relativen finanziellen Rahmen. Andere Teleskoparten, insbesondere im fotografischen Bereich, sind um ein vielfaches teurer. Das Objekt zu finden und einzustellen ist schon schwierig genug. So etwas zu fotografieren ist nochmal weitaus schwieriger. Nachführung, Langzeitbelichtung usw. usf.
Ich habe schnell aufgehört mich damit zu beschäftigen…
Hier mal ein Link wie so etwas aussieht: Dobson Teleskope

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