Inspiration & Praxis

Dieser Foto-Award ehrt möglichst realistische Landschaftsbilder

Findet ihr, Landschaftsbilder werden heutzutage zu stark bearbeitet? Dann dürften euch diese Fotos gefallen.

„Landschaft auf natürliche Art und Weise abbilden“

Und schon wieder gibt es Neuigkeiten von einem Foto-Award, bei dem ich mir wünsche, dass ich schon vorher von ihm gehört hätte. Die Natural Landscape Photography Awards (NLPA) sind zugegebenermaßen aber auch noch verhältnismäßig neu.

Erst letztes Jahr wurde die erste Ausgabe veranstaltet, ins Leben gerufen von vier unabhängigen Landschaftsfotografen, nämlich Tim Parkin, Matt Payne, Rajesh Jyothiswaran und Alex Nail. Ihr Ziel: „eine Plattform für Fotografen zu schaffen, die die Landschaft auf natürliche Art und Weise abbilden“. Bei dem Wettbewerb gelten bestimmte Regeln, „um irreführende digitale Bearbeitungstechniken zu vermeiden, die in der Landschaftsfotografie alltäglich geworden sind“, hieß es bei der Ankündigung 2021.

Das ist der „Photographer of the Year“ 2022

Als „Photographer of the Year“ im Rahmen dieser Auszeichnung darf sich dieses Jahr Brent Clark bezeichnen. Die NLPA letztes Jahr sei der erste Foto-Wettbewerb überhaupt gewesen, an dem er teilgenommen habe, vor allem durch die von ihm geschätzte Auswahl der Jury. „Ich hatte das Gefühl, dass ich mit meiner Teilnahme eine Stimme für das abgeben wollte, was ich in der Landschaftsfotografie mehr sehen möchte – natürliche und inspirierende Bilder, die auf der Realität basieren.“

Seine Bilder sind hauptsächlich von Braun- und Blautönen dominiert und zeigen etwa einen verlorenen Baum in einer kargen Landschaft, Wüstenberge oder ein Blättermeer. Leider fehlen im Gegensatz zu manch anderem Foto-Award Angaben zur verwendeten Kamera oder dem genauen Ort, an dem das Bild entstanden ist.

Insgesamt gibt es 16 Kategorien, in denen die achtköpfige Jury Auszeichnungen verteilt hat. Offiziellen Angaben zufolge wurden 10.700 Fotos von 1.179 Fotografen aus 55 Ländern eingereicht. Den Gewinnern wurden Preise wie Kameras und Zubehör im Wert von 38.750 US-Dollar, davon 17.500 Dollar Bargeld, ausgeschüttet.

Project of the Year

Besonderheit gegenüber anderen Preisen ist auch, dass Teilnehmer ganze Projekte mit sechs bis zehn Fotos einreichen können, die nicht am selben Ort entstanden sein müssen, sondern in irgendeiner anderen Weise zusammenhängen. Hier der Gewinner mit seinem Projekt „Winter“:

Photograph of the Year

Beim Foto des Jahres konnte sich die Jury offenbar nicht ganz entscheiden, denn es wurden einfach zwei Personen prämiert, deren Einreichungen kaum unterschiedlicher sein könnten.

Grand Scenic

Kevin Monahan/Natural Landscape Photo Awards

Alle Fotos aus Kategorien wie Abstracts and Details, Aerial, Mountains oder Seascapes, die der Jury ins Auge gestochen sind, könnt ihr in der offiziellen Galerie komfortabel nachschlagen. Welches Foto gefällt euch am besten?

via: PetaPixel

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Alfred Proksch

Die Frage ist nach welchen Kriterien Bearbeitung als solche gewertet wird.

Also müssten alle Bilder analog gemacht werde. Selbst dabei ist eine gewisse Einfußnahme durch Filter VOR dem Auslösen möglich und es dürften nur Dia Filme mit Standard Entwicklungsprozess verwendet werden.

Welcher Kamera Hersteller seine JPEG oder RAW „Entwicklung“ wie im Griff hat – wer weiß das schon?

Der Versuch „Landschaft auf natürliche Art und Weise abbilden“ ehrt den „Photographer of the Year“ in besonderer Weise. Vielleicht kann dadurch analoge Fotografie als ehrlichere Variante angeschoben werden. Schaden kann es jedenfalls nicht.

Rolf Carl

Ein wirklich sehr schöner Wettbewerb, den kannte ich bisher gar nicht, tolle Bilder. Allerdings fällt mir jetzt kein Unterschied auf zu den Fotos der reinen Naturfotografie-Wettbewerbe, denn auch bei diesen sind die Anforderungen streng. Es sind nur minimale Anpassungen erlaubt, also Entwicklung der Raw-Dateien in üblichem Umfang. Nicht erlaubt sind in der Regel z.B. die Verschiebung von Schärfeebenen, HDR und Fokus Stacking, bei manchen Wettbewerben sind Doppelbelichtungen unterdessen erlaubt, müssen aber in einer kurzen Zeitspanne belichtet werden. Übrigens steht auch in fast jeder Anleitung eines Wettbewerbsveranstalters folgendes: „Übermässige Sättigung wird nicht gerne gesehen“. Heisst im Klartext, solche Bilder scheiden aus. Bei den ausgewählten Siegerbildern müssen zwingend die Raw-Dateien oder die Original-Jpegs eingereicht werden. Diese werden dann von einem spezialisierten Labor (meistens in Holland) mit den Vorschaubildern abgeglichen. Das Entfernen und Einfügen von Elementen ist nicht erlaubt, nur Sensorflecken dürfen retuschiert werden, auch werden Bilder mit übermässiger Bearbeitung oder zu grossem Beschnitt ausgeschieden. Die Jury wählt immer ein paar Reserve-Fotos aus, da es bei praktisch jedem Wettbewerb zu einigen Disqualifikationen kommt. Für Manipulationen besteht also null Spielraum. Anders sieht es bei Publikumswettbewerben wie von Sony oder Cewe aus, da ist eigentlich praktisch alles erlaubt und der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.… Weiterlesen »

Cat

Realistische Landschaftsbilder?
Das ist ja fast ein Paradoxon.
Also ich sehe selten ein Landschaftsbild, das nicht stilisiert und sehr künstlerisch oder künstlich ist. Und keiner reitet mehr mit dem Esel in die abgelegene Natur und entwickelt Negative selbst. 🙂

Rolf Carl

Ja, in Deutschland ist es schwierig geworden, realistische Landschaftsbilder zu machen, es gibt einfach zu viele Türme und Windräder, die das Foto ruinieren. Ich bin oft im Schwarzwald unterwegs und kenne das Problem nur zu gut. In den Alpen sieht es einiges besser aus, da gibt es jede Menge unversehrte Landschaften. Tatsächlich gehe ich nicht mit dem Esel, sondern zu Fuss, und lichte am liebsten Motive ab, die nicht mit dem Auto oder mit der Bergbahn zu erreichen sind. Aber zugegeben, für jemanden, der das nicht kennt, sehen die Bilder dann gerne mal künstlich und stilisiert aus, weil er es sich gar nicht vorstellen kann, dass es so etwas noch gibt. Die Herausforderung und die Motivation des Naturfotografen ist es zu zeigen; doch, es gibt sie noch, die unberührten, fantastischen Landschaften.

Cat

Hallo Rolf
ja das ist richtig. Ich meinte aber noch etwas anderes, nichts auf diesem Planeten ist heute noch von Menschen unberührt und unbeeinflusst.
Und dann ziehen Landschaftsfotografen mit Rucksack, Stativ, Smartphone und vielen Filtern und Apps los und schaffen allzuoft die immer gleichen Bildeindrücke anderer Landschaften:
Aus meiner Erfahrung wird es notwendig länger in der Landschaft gelebt zu haben oder zumindest sich häufig darin aufgehalten zu haben – denn Landschaften prägen die Menschen, die darin leben – womit ich jetzt natürlich nicht den schmalen Felsgrat meine.
Mir ist zwar auch klar, dass ein frischer Blick eines „Touristen“ eine Landschaft ganz anders zeigen kann, aber er wird sie nie kennen oder spüren. Ich merke das immer wieder, wenn mehrere Wochen an einem Ort bin und die unterschiedlichsten Lichtstimmungen und am besten auch Jahreszeiten dort erleben kann, wie ich eine Tiefe, ein Verständnis, einen Zugang zu der Landschaft finde.
Und das bleibt dem normalen Reisenden verwehrt.
Deshalb mich langweilen die allermeisten Landschaftsbilder, vermutlich weil sie nicht gelebt wurden.
Ich baue Landschaften am liebsten immer in meine Tierfotos ein, für mich sind Landschaften ohne Tiere und Leben selten fotografierenswert.

Rawbert

Cat der Außerirdische. Der „normale Reisende“ kann’s nicht, nur du bist ganz anders. Meinst du nicht, dass auch andere Menschen einen Zugang zu ihrer Umgebung finden und ablichten können? Für einen sind halt ein paar Wochen Aufenthalt Voraussetzung, für andere ein paar Jahre, der nächste braucht nur Stunden. Wer legt das fest?

Cat

du liest gerne krumm oder verstehst nicht die Worte die da stehen.
„Aus meiner Erfahrung“ – bedeutet keineswegs, dass ich die „besseren“ Fotos mache, den besseren Zugang finde – sondern ich stelle immer wieder überall auf der Welt fest, das Menschen mit Kamera, die am Ort, in der Landschaft leben, erheblich mehr Aussagekraft ihrer Landschaft abspeichern können.
Es gibt Glückstreffer, wo alles zu passen scheint, bei mir, wie bei jedem anderen, der auf Reisen ist.
Keiner legt was fest – ich beleuchtete nur ein gängiges Klischee von einer anderen Seite.

Rawbert

Habe mich hierauf bezogen: „Deshalb mich langweilen die allermeisten Landschaftsbilder, vermutlich weil sie nicht gelebt wurden.“

So wie Du es jetzt geschrieben hast, stimme ich dir zu.

Rolf Carl

Hallo Cat, da gebe ich dir recht, die besten Bilder entstehen selten als Tourist, da braucht es schon noch etwas Glück dazu, dass alles stimmt, sondern sozusagen vor der Haustüre an Orten, die man regelmässig aufsuchen kann. Manchmal muss man zehnmal gehen, bis alles passt, manchmal klappt es schon beim ersten oder zweiten Mal. Diese Erfahrung habe nicht nur ich, sondern auch andere bekannte Fotografen gemacht. Zudem meide ich unterdessen oft Hot-Spots und gehe lieber an unberührte und unbekannte Orte, die nur auf Wanderungen oder Schneeschuhtouren zu erreichen sind. Das ergibt dann auch Bilder, die man nicht schon tausendfach gesehen hat. In den Schweizer Alpen ist es tatsächlich noch möglich, solche Orte zu finden. Leider sieht man aber häufig immer die gleichen Motive. Stellisee mit Matterhorn im Morgenlicht ist so ein Klassiker, den alle Fotografen meinen, abgelichtet haben zu müssen. Mich langweilen Landschaftsbilder nicht, ich finde sie spannend und inspirierend. Wenn sie dann noch toll aufgenommen wurden wie die Bilder oben, dann umso besser. Natürlich sind Tiere in solchen Aufnahmen noch das Tüpfelchen auf dem I, die sind dann aber in der Kategorie Tiere zu sehen und eben nicht bei den Landschaften. Manchmal finde ich es auch schade, dass das… Weiterlesen »

Ingo

Hä? Wie, was? Schreibt da einer ernsthaft von realistischen Landschaftsbildern? Selten so einen Quatsch gelesen, Entschuldigung.
Das ist doch nur ein Etikett, um Aufmerksamkeit zu erringen.
Ihr, zumindest die Meisten von euch, wissen doch um die Wirkung einer Brennweite. Sind für euch die Fotos etwas alle mit 45mm entstanden?
Oder die Gegenlichtaufnahmen. Sehen eure Augen das etwas so, wie auf den Fotos beim Photographer of the year?
Nicht gegen ästhetische und wirklich schöne Landschaftsaufnahmen, das sind sie nämlich. Aber jedes Foto ist eine Illusion der Wirklichkeit, verändert durch Emulsionen, Chemikalien, Sensoren, die die Farben erst berechnen, Fotopapier, unterschiedlich geeichte Monitore und nicht zu vergessen die Brennweite. Und die Blende.
Die sollten schreiben mit weniger Nachbearbeitung als üblich. Ansonsten ist das doch nur eine große Show. Ich meine, wer so etwas ernst nimmt und sich dann die Siegerfotos anschaut, sollte sich wirklich über sein visuelles Wahrnehmungsvermögen sorgen machen.
Tut mir leid, daß ich mich so aufrege. Aber Leute, die so fotografieren und sich dann auch noch für die ehrlicheren Fotografen halten, bringen mich auf die Palme.

Rolf Carl

Ingo, du hast völlig recht, das sind Bilder wie bei anderen Wettbewerben auch, und vermutlich ist, wie du sagst, weniger bei der Bearbeitung erlaubt. Aber so wie ich das sehe, sind das die gleichen Fotografen, die auch an anderen Naturfotografie-Wettbewerben teilnehmen, England hat ja bei der Landschaftsfotografie eine grosse Tradition. Vielleicht wollten sie einfach einen zusätzlichen Wettbewerb ausrichten, der sich von anderen etwas unterscheidet. Aber realistischer oder unrealistischer als andere Fotos sind die Siegerbilder beileibe nicht.

Das Problem bei Gegenlichtaufnahmen ist, dass sich das Auge den hellen und dunklen Bildteilen sofort anpasst, dazu ist eine Kamera aber nicht in der Lage. Deshalb sind solche Aufnahmen auch am schwierigsten zu bearbeiten, was aber den Fotografen meiner Meinung nach sehr gut gelungen ist. Die Fotos wirken natürlich, und so sollte es optimalerweise auch sein. Ich persönlich versuche die Fotos auch immer so zu bearbeiten, wie ich es in der Natur wahrgenommen habe.

Ingo

Hi Rolf Carl. Die Gegenlichtaufnahme gefällt mir auch. Nur finde ich es einen Etikettenschwindel, die ganzen Tele-Aufnahmen als realistisch darzustellen. Ich behaupte mal, das ist eine Form der Ästhetisieren, die auch durch übermäßige Bildbearbeitung erreicht werden soll.
Ebenso der Einsatz von starken Weitwinkeln.
Meine längste Brennweite ist 600mm, kombiniert mit dem 1,5er Konverter also 900mm und mit der 1,25-Verlängerung in der Kamera sogar 1125mm. Ja, ich setze das gerne ein und mag auch den Effekt. Insbesondere bei Gegenlicht und harten Kontrasten.
Der Wettbewerb verlangt aber Realismus. Ich würde gerne mal sehen, wie viele Aufnahmen dann noch übrigbleiben, die diese Anforderung tatsächlich erfüllen.
Eine Landschaft lebt eben erst, wenn ihr optisch unter die Arme gegriffen wird. Und das ist ja auch gar nicht schlimm. Nur vergisst man mit der Zeit, daß es mehr Veränderungen am Motiv gibt als nur die übermäßige Bearbeitung am Bildschirm.

Rolf Carl

Ingo, ich denke, du siehst das mit dem Realismus etwas zu eng. Mit einem Tele oder einem Weitwinkel wird ja nur der Ausschnitt bestimmt, den man ihm Bild haben will, was aber nicht heisst, dass dieser Ausschnitt nicht realistisch dargestellt werden kann. Wichtig ist ja für die Wettbewerbsveranstalter nur, dass die Bilder möglichst nahe an der Wirklichkeit sind, und das ist meiner Meinung nach gegeben. Nur mal ein Beispiel: Diesen Herbst habe ich endlich mal gemacht, was ich mir schon lange vorgenommen hatte, aber wegen Corona nicht möglich war. Und zwar war ich einige Tage bei einem der schönsten Bergseen der Schweiz in der Zeit, als die Lärchen goldgelb leuchteten. Ende Oktober waren zudem auch noch die Berggipfel mit Schnee überzuckert. Fotografiert habe ich einige Szenerien im Abendlicht. Tja, und was soll ich sagen, viele Fotografen hier würden nur schon beim Betrachten der RAW-Bilder sagen, dass da aber kräftig am Sättigungsregler gedreht wurde, so einmalig und intensiv waren die Farben. Es geschieht zwar nicht oft, aber doch ab und zu, dass man zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. Das ist aber für jemanden, der nie unterwegs ist, nur schwer vorstellbar. Deshalb finde ich es ziemlich unfair gegenüber den Fotografen,… Weiterlesen »

joe

Also wenn man es genau nimmt ist kein Foto real, weil es eben ein Foto ist. Was hier gemeint ist, ohne extreme Bearbeitung. Ich kann die übersättigten mit zu viel Schwarztönen und glattgebügelten Bilder nicht mehr sehen.

Marcel

Gefällt mir, also die Bilder und der Wettbewerb. Viele Bilder „heutzutage“ sind mir auch einfach zu stark bearbeitet.

Basti

Das ist ja wie bei Twitter hier, alle haben sie IMMER irgendwas zu meckern. Natürlich stets vorgetragen von den üblichen Verdächtigen 🙄

Rüdiger

Link zu den Regeln: Rules on Adjustments Natural Landscape Photography Awards (naturallandscapeawards.com)

Kontrast und Farben dürfen auch lokal im Bild beliebig stark angepasst werden. Verboten sind nur „echte“ Veränderungen am Bildinhalt, wie Klonen oder Kompositionen wie Sky-Replacement.

Deswegen ist der Unterschied zu Bildern anderer Wettbewerbe nicht allzu groß. Was im Bild verändert wurde, sieht man ja nur, wenn man das Original kennt.

Rolf Carl

Danke für den Link. Wie du sagst, sind es ziemlich die gleichen Regeln wie bei anderen Naturfotografie-Wettbewerben. Aufgefallen ist mir insbesondere, dass das Entfernen von „Lens Flares“ erlaubt ist. Das ist bei anderen Wettbewerben nicht der Fall, nur Sensorflecken dürfen entfernt werden.

Genau, man sieht eine Veränderung im Bild nur, wenn man das Original kennt. Genau deshalb wird dieses bei einem Finalisten-Foto angefordert.

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