Inspiration & Praxis

Diese Kamera besitzt weder Objektiv noch Sensor

Kann man Orte nur festhalten, wenn man sie durch ein Objektiv sieht? Der Künstler Bjørn Karmann ist anderer Meinung.

KI-Bilder sind ein sensibles Thema

Welche Rolle generative KI derzeit spielt, muss ich euch wahrscheinlich nicht erklären. Schließlich hat Benjamin zum Beispiel gerade erst lang und breit über die neuste Photoshop-Funktion auf Basis von Adobes Bild-KI Firefly berichtet. Und sicherlich wirft das ganze Thema viele Fragen und vor allem viele Meinungen auf, die wir diskutieren müssen.

Trotzdem möchte ich euch von einer spannenden Neuheit erzählen, die auch KI-Kritiker zu würdigen wissen dürften. Das Kunstprojekt des dänischen Künstlers Bjørn Karmann ähnelt optisch zumindest eine Kamera, produziert auch Bilder – aber „fotografiert“ völlig ohne Objektiv.

Standort wird zu Textprompt für Bild-KI

Schaut man genauer hin, ist die Idee hinter der „Paragraphica“ ziemlich simpel. Sie ruft Standortdaten ab und ermittelt so Informationen unter anderem über Tageszeit, Datum und interessanten Orten in der Nähe. Diese verwandelt sie in einen sogenannten Prompt, also eine Texteingabe für eine Bild-KI.

Hier seht ihr ein Beispiel von Karmann mit seinem echten Standort auf der linken und dem generierten Bild auf der rechten Seite. Ehrlich gesagt bin ich erstaunt, wie ähnlich sich die Bilder sehen.

Prototyp ist einzigartig, aber Software als Website

Der Erfinder der Paragraphica hat sich seinen Prototyp aus einem Raspberry Pi und einem 15-Zoll-Touchscreen selbst zusammengebaut, das Gehäuse hat er sich 3D-gedruckt. Leider hat er keine Ambitionen, das Teil in ein kaufbares Produkt zu verwandeln. Allerdings ist die Hardware nicht unbedingt notwendig, schon die Software ist ausreichend. Deshalb könnt ihr sie hier im Browser gegen eine kleine Gebühr ausprobieren.

Natürlich entsteht auf diese Weise kein realistisches Abbild eines Ortes, wie es eben ein Foto tut. Karmann findet aber, dass es trotzdem Emotionen auslösen kann, und vielleicht sogar solche, die mit einer richtigen Kamera verborgen bleiben würden.


Interessanterweise fangen die Fotos einige Stimmungen und Emotionen ein, die an den Ort erinnern, aber auf eine unheimliche Art und Weise, denn die Fotos sehen nie genau so aus wie dort, wo ich bin.

Bjørn Karmann

guest
14 Kommentare
älteste
neueste
Feedback
Zeige alle Kommentare
Peter

Paragraphica
Cooler Name.😊

Alfred Proksch

Ein richtig neuer Ansatz! Vom Gesamtkonzept gesehen sehr interessant!

Warum spielen viele Lotto? Weil es die fast unwahrscheinliche Möglichkeit gibt zu gewinnen. Dazu der „Kitzel“ bei der Verkündung der Gewinnzahlen.

Falls je so etwas wie „Raspberry Pi mit einem 15-Zoll-Touchscreen“ käuflich zum vernünftigen Preis geordert werden kann „spiele ich Lotto!“

Da eröffnen sich weitere Bildbearbeitungsvarianten im Nachgang und der „Maler/Künstler“ darf seine Vorstellungen mit einbringen.

Bjørn Karmann hat da ein sehr großes Fenster aufgestoßen!

Cat

Wozu muss ich dann noch am Ort gewesen sein? Bildchen kann ich tausendfach im Netz ansehen und eine KI könnte daraus ein Bild für mich basteln.
Ich finde dann doch den Gedanken spannender eine Brille mit Bildaufzeichnung zu haben.
Ich will einen Moment, Emotionen fest halten und anderen vermitteln können – aber meistens meine und keine Fremden.

Alfred Proksch

Hallo Cat

genau um Deine (auch meine) Gründe Emotionen/Momente usw. geht es dabei gar nicht mehr.

Die Idee an und für sich künstliche Intelligenz mit Millionen Daten wie den GPS Daten, Satelliten Bildern, Datum/Uhrzeit, Wetterangaben, Himmelsrichtung den eigenen Vorstellungen/Fotos zu füttern ist faszinierend. Was der „Bildgenerator daraus errechnet“ ist ein Spiel mit offenem Ausgang.

Grafik Design aus KI kann ich mir zum Beispiel sehr gut vorstellen.

Cat

Auch den „Zufall“ kreiere ich lieber selbst mit einer Kamera und Objektiven.

Alfred Proksch

Grundsätzlich richtig – da bin zu 100% ich bei Dir!

Ich sehe Bjørn Karmanns „Bildergerät“ nicht als Konkurrenz zur Fotografie sondern als neuen Mitspieler mit „Eigenheiten“ wie es sich bisher nur wenige Menschen in dieser Art vorstellen konnten.

Cat stell Dir vor wir zwei würden im selben Stadtviertel am selben Tag Straßenfotografie betreiben. Logisch – wir hätten beide perfekte aber sicherlich unterschiedliche Fotos gemacht.

Als dritte Person wäre Bjørn Karmann mit seiner Kiste im Viertel unterwegs gewesen. Wir zwei überlassen ihm und der KI zusätzlich unsere Bildergebnisse. Meine Neugierde was KI aus unserer beiden Bildstile und aus ihren anderen Informationen als Bildausgabe errechnet – das ist Spannung pur.

Bisher mussten wir den „realen“ Zufall für unsere Fotos nutzen nun stehen uns zusätzlich „digitale“ Zufälle zur Verfügung.

Sabrina

Ich gehe davon aus, dass einfach nur eine riesige Bilddatenbank abgefragt wird.
Nichts da mit künstlicher Intelligenz.

joe

Sabrina, genau das ist das Geheimnis hinter der KI. Riesige Datenbanken und Algorithmen. Heute muss noch „gefüttert“ werden, irgendwann füttert sich die KI selbst und dann beginnt das Problem.

BEN

Ich möchte an der Stelle mal einwerfen, dass es „nur“ um künstliche Intelligenz geht und nicht um künstliche Emotion oder gar künstliche Ethik. KI funktioniert im Grunde nach dem Prinzip, dass sie mit Daten gefüttert wird, die sie dann zuordnet und „intelligent“ also sinnvoll zusammenrechnet. Das bedeutet erstmal, dass sie nur daraus etwas errechnen kann, was sie kennt, worauf sie eben zugreifen kann bzw. womit sie gefüttert wurde. Sie kann im Moment noch nicht emotional oder ethisch abwägend reagieren. Das machen nur wir nach Betrachtung der Ergebnisse. Im Prinzip geht es hier nur um eine neue Möglichkeit der Bilderstellung mit Rechenkraft und Informationen. Ob der „Fotograf“ da nun irgendwas in der Hand hält oder nicht, ist nicht relevant. Es sieht nur so aus, als würde er fotografieren. Ein Fake sozusagen oder eben ein Kunstprojekt. Bald wird jeder solche Bilder an seinem Computer erstellen lassen können. Das war ja auch hier öfter schon mal Thema. Was mich an KI etwas beunruhigt ist die Sache, dass sie eben nichts entwickeln kann, was ihr nicht vorher gegeben wurde. Wenn zum Beispiel bestimmte Meinungen im Internet zensiert werden, wie wird sie damit umgehen (können)? Wird sie irgendwann religiös werden können und geisteswissenschaftliche neue Erkenntnisse… Weiterlesen »

Joschuar

Ich habe da eine ganz einfache Meinung : SCHWACHSINN = braucht kein Mensch = Wir leben dann in der MATRIX, oder was ?
KI wird eh schon zu einer nicht mehr abwendbaren, wie die A-Waffe, nicht dem Menschengerechten Waffe eingesetzt !!
Wer glaubt das der Mensch mit MORAL + GEWISSEN diese Technologie einsetzt, wird sich schneller im Abseits wiederfinden als ihm recht ist !
Naivität ist der Grund warum wir einfach weitermachen ohne mal Inne zu halten um den VERSTAND neu zu Ordnen !
Siehe Philosophen von vor über 2000 Jahren, deren Aussagen für heute noch zutreffen = NICHTS dazu gelernt !
Aber gut, der Mensch ist NUR Scheinbar Intelligent und wohl dazu verflucht sich selbst zu zerstören !
Wenn man dazu bedenkt, das Einzeller und Pilze usw dazu geführt haben das die Erde überhaupt bewohnbar wurde,
wir Menschen zu Blöd sind und glauben sich massiv in die NATUR-Gesetze einzumischen OHNE Sie auch nur im Ansatz zu verstehen ! Dann wird es (HOFFEND LICH) einen Terminator geben der uns vor uns selbst bewahrt !

Alfred Proksch

Servus Joschuar

Wie „schlau“ manche sind äußert sich auf Datensicherheit angesprochen mit dem Satz: „Ich habe nichts zu verbergen“.

Durch die Hintertüre werden wir mit Hilfe vom %-Zeichen/Treuepunkten usw. zum Bargeldlosen Verbraucher erzogen. Was dabei wirklich vor sich geht ist anscheinend niemanden bewusst oder wird absichtlich ausgeblendet weil es so bequem ist einfach das Smartphone zu verwenden.

Seit tausenden von Jahren gibt es für uns humanoide Säugetiere eine erfolgreiche „Grundprogrammierung“. Wir nehmen uns was wir benötigen, wenn es sein muss ohne Rücksicht auf Verluste.

Der Erfinder der Paragraphica hat sich seinen Prototyp aus einem Raspberry Pi und einem 15-Zoll-Touchscreen selbst zusammengebaut, das Gehäuse hat er sich 3D-gedruckt.“

Die dazu benötigte Software ist schon länger im Umlauf. Sie ist eigentlich das „schlimme Teil“. Wenn ein Künstler wie Bjørn Karmann sich damit beschäftigt und die Öffentlichkeit negiert hat er sein Ziel erreicht.

Lumin

Dem kann ich nur zustimmen,

die ganzen digital Junkies, die den ganzen Tag nichts anderes (mehr) machen als in den sog. „Socials“ Likes zu sammeln, um sich selbst zu bestätigen (wollen/müssen). Die sog. „Socials“ sind schon die Verhöhnung schlechthin, merkt man aber nur, wenn man (noch) weiß wie es sich anfühlt, sich mit analogen Freunden zu treffen und wirkliche soziale Kontaktpflege ausübt = Interaktion auf verschiedenen Ebenen (Gestik, Mimik, Wortwahl, Artikulation, usw.)

Die völlige Vermüllung des Geistes durch die digitale Informationsflut führt zu Bequemlichkeit und somit zur Gleichgültigkeit. Geistige Abstumpfung ist die Folge. Das ist doch prima und liegt voll im Plan, somit können die BigTech Unternehmen in aller Ruhe durchziehen was sie so geplant haben. Die (meisten) Landesführer gackern doch nur noch das Hochglanzdegruckte nach und wissen nicht annähernd, was damit gemeint ist.

Juhuu, mit e-Speed in die 5G Digitalisierung.

Joschuar

Genau, da sitzt das Proplem, ich werde auch beim G4 Netz bleiben oder sogar NUR das G2 Netz nutzen (nur telefonieren) !
Und diese Vermüllung oder wie Allfred es schon geschrieben hat „Ich habe nichts zu verbergen!“ aus dem Weg zu gehen.
Denn meine Daten bleiben bei mir und ich will (Nach möglichkeit) auch bestimmen was damit geschied.
Zu glauben das die Regierung oder andere Schlauen mich Manipolieren oder Abschalten können müssen sich hinten anstellen. Dito das Bargeldlose Zeitalter wird uns Sozial Politisch entzweien, nur wird es meist erst bemerkt wenn es kein zurück meht gibt. Und wenn die KI uns wie Ferngesteurt keine Wahl mehr lässt wird auch der Letzte erkennen wo es Endet bzw schon Realität ist. Und das macht mir sehr große Sorgen, ich aber, wenn ich jetzt dies scheinbar voraus sehe, in die Ecke der VT geschoben werde oder gar schlimmeres!
Hoffen wir MAL, das es noch ein Gleis gibt. Richtung Abgrund, was kurz vorhar noch eine Kurve hat …

joe

Keine Angst der Abgrund ist näher als ihr denkt – also für Europa und vor allem für Deutschland! In 3 Jahren 4Millionen mehr Menschen im Land – 84Mio, aber Facharbeiter Mangel? Und sich wundern, dass es zu wenige Wohnungen gibt! Der Abstieg kommt schneller als ihr denkt, seid froh, wenn ihr schon etwas älter seid und seid glücklich, wenn ihr keine Kinder habt, denn für Europa und vor allem Deutschland sehe ich schwarz, und zwar ganz schwarz! Retten kann uns nur noch ein Wunder oder eine fähige Regierung.

Photografix Newsletter

In unserem kuratierten Newsletter informieren wir dich 1-2 Mal pro Woche über die aktuellsten News und Gerüchte aus der Welt der Fotografie.

Wir senden keinen Spam und teilen niemals deine E-Mail-Adresse.
Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.