Die Kamera-App Halide will die KI-Verarbeitung von iPhone-Fotos nicht zur Pflicht, sondern zur bewussten Entscheidung machen.
Ein radikaler Gegenentwurf
Die beliebte iOS-Kamera-App Halide hat mit Version 2.15 ein neues Feature namens “Process Zero” vorgestellt, das einen radikalen Gegenentwurf zu den KI-lastigen Foto-Algorithmen der Smartphones aus den letzten Jahren bietet. Statt auf automatische Bildoptimierung setzt Process Zero auf eine möglichst naturgetreue Aufnahme ohne jegliche Nachbearbeitung.
Mit der schon seit einiger Zeit zunehmenden Verbreitung von Künstlicher Intelligenz in der Smartphone-Fotografie wird es immer schwieriger zu definieren, was eigentlich noch ein “echtes” Foto ist. Algorithmen kombinieren im Bruchteil einer Sekunde mehrere Aufnahmen, gleichen Belichtungsfehler aus und können sogar ganze Bildelemente entfernen oder hinzufügen. Gerade bei Google nimmt das krasse Züge an, wie man gerade erst auf dem Pixel-Event gezeigt hat.
“Heute bringen wir etwas auf den Markt, das im Jahr 2024 mit keinem anderen technischen Produkt vergleichbar ist: ein Produkt, das ohne KI und ohne computergestützte Fotografie auskommt, um natürliche, filmähnliche Fotos zu erzeugen.”
Dazu verzichtet die App bei Aufnahmen mit Process Zero komplett auf die Bildverarbeitung und speichert eine einzelne 12-MP-Datei im RAW-Format ab. Das Ergebnis erinnert an Fotos von digitalen Kompaktkameras vor rund zehn Jahren: Kein HDR, keine Rauschunterdrückung, dafür aber ein natürlicher Look und mehr kreative Freiheit in der Nachbearbeitung. “Dies ist kein Fotofilter – er entwickelt Fotos auf der Ebene der Rohdaten des Sensors”, betonen die Entwickler.
Laut Lux Optics, die neben Halide unter anderem auch die Videografie-App Kino anbieten, ähnelt Process Zero der Fotografie mit analogem Film. Farbsäume und Bildrauschen werden bewusst in Kauf genommen, um eine möglichst authentische Abbildung zu erreichen. Im Vergleich zu Apples Standard-Bildverarbeitung wirken die Ergebnisse oft weniger scharf, dafür aber deutlich natürlicher.
Kein Ersatz, sondern eine Entscheidung
Process Zero soll die KI-Optimierung nicht ersetzen, sondern eine Alternative bieten. “Wir sind der Meinung, dass die Bearbeitung ein Werkzeug in Ihrer Kameratasche sein sollte – eine kreative Entscheidung, wie die Wahl eines Objektivs”, so Lux Optics.
In vielen Fällen, gerade bei schwierigen Lichtverhältnissen, liefern die ausgefeilten Algorithmen der Hersteller die besseren Ergebnisse für schnelle Schnappschüsse. Wer jedoch mehr Kontrolle über seine Fotos haben möchte, kann mit Process Zero sozusagen bei Null anfangen und die Bildentwicklung komplett selbst übernehmen.
Dafür bietet Halide auch ein neues Tool namens “Image Lab”, das die Belichtung über einen einzelnen Regler nachträglich anpassen kann. Ansonsten bleiben die Aufnahmen aber unangetastet.
Halide: Process Zero erster Schritt zu nächster großer App-Version
Halide ist ausschließlich für iOS verfügbar und ist kostenpflichtig. Ihr könnt die Anwendung sieben Tage lang gratis testen und danach ein Monats- (2,99 Euro) oder Jahresabo (12,49 Euro) abschließen. Alternativ lässt sich die komplette App auch mit einem einmaligen In-App-Kauf (69,99 Euro) freischalten.
Neben Process Zero bietet Halide eine Fülle an Profi-Funktionen wie einen manuellen Fokus mit Focus Peaking, Belichtungstools wie Histogramme und Zebra-Muster sowie die Unterstützung von ProRAW und 14-Bit-RAW-Dateien. Eine integrierte Anleitung mit Foto-Tutorials hilft beim Einstieg.
Halide befindet sich mittlerweile schon in der zweiten Generation, die Lux Optics “Mark II” getauft hat. Process Zero sei der erste Schritt zu Mark III. Was haltet ihr von Process Zero? Ist das eine gute Idee oder brauchen Smartphone-Kameras die Softwarehilfe?
via: The Verge
Ich wüsste nicht wozu ich die App brauchen könnte. Sollte ich wirklich mal ein Foto vom iPhone verwenden wollen, dann bearbeite ich es eh am PC und nicht auf diesem Mäusekino-Bildschirm. Also dafür auch noch Geld ausgeben? Ach nö
Meine Meinung dazu: Diese App ist für die NISCHE innerhalb des iOS Systems gemacht. Schade das Android nicht erhältlich ist.
Ähnliches gibt es zwar schon – nicht aber so konsequent gemacht.
Meine bessere Hälfte – Was soll ich damit! Das sagt eigentlich schon alles über den üblichen iOS/Android Benutzer und deren täglichen Nutzungsbedarf.
Die Frage ist doch die, welchen Nutzen man davon hat, und welchen Aufwand man dafür betreiben muss.
Ihre bessere Hälfte bewertet das eben nicht sehr günstig.
Ich habe hier mal ein professionelles Foto:
https://www.mdr.de/wissen/archaeologie-fruehgeschichte/kreisgrabenanlage-goseck-opferkult-und-astronomie-104.html
besser hier:
?version=11116
Das sind Fotos, die ich schrecklich finde. Da hat jemand bei guten Lichtverhältnissen sinnlos die Blende aufgerissen, so dass noch nicht mal der Kopf der Kuh komplett scharf ist, der Rest ist unscharf.
Da plädiere ich doch glatt dafür, in Kameras eine Blendensperre einzuführen, die fotografieren unter f/4 bei vollem Kleinbild sperrt und nur zur Fokussierung freigibt. Mit solchen Schrottbildern kann man den Kamera-Interessierten auch die Lust nehmen.
Genau so ein Schrott sind Langzeitbelichtungen von Wasserflächen, die dann aussehen, als hätte jemand Staub drauf geschüttet. – ja ja ja – ist ja sooooooooooooo kreativ, die Kmipse auf ein Stativ zu setzen, einen Dunkelfilter draufzuschrauben und die Belichtung lang zu machen. Da krieg ich mich vor lauter Bewunderung gar nicht mehr ein.
Ich habe das jetzt mal hierher gesetzt, weil ich in den zurückliegenden Beiträgen auch keinen gefunden habe, wo das wirklich gepasst hätte.
Hier an dieser Stelle trifft es wenigstens keinen Artikel für volles Kleinbildformat.
Was iphone betrifft: können sie machen.
Ich kann es aber nicht kaufen, weil die 3xKamera fehlt und auch sonst nicht technisch – etwa durch Software – ersetzt wird.
Wenn ich ein echtes RAW-Bild will, nehme ich sicher NICHT mein iPhone. Die Bilder davon (iPhone) sehe ich als Erinnerungs-Snapshots, die ja eben NUR durch die interne Verarbeitung eine für diesen Zweck brauchbare Qualität aufweisen.
Diese App zeigt immerhin was die Sensoren und die Optiken der Smartphones, hier nur der iPhones, tatsächlich können und welchen Anteil an deren Fotos die still und heimlich im Hintergrund automatisiert ablaufende Softwaremanipulation hat. Die Aussage im Artikel “Das Ergebnis erinnert an Fotos von digitalen Kompaktkameras vor rund zehn Jahren:” sagt dazu eigentlich alles aus.
…so ist es.
Im Grunde ist das doch der normale RAW Modus über Drittanbieter, wie er seit Jahren neben iPhone Pros möglich ist. Bestes Beispiel, LR Mobile. Process Zero ist doch da nur ein anderer Name? Ist ja eine RAW Datei, wenn es gleich eine HEIF wäre, wäre es was neues.
Weitere große Frage, ist geplant das über die Process Zero/RAW Aufnahme bei einem “nicht Pro” iPhone 15, auch mal der 48Mp Sensor ganz ausgelesen wird?? Bisher ließt jede Drittanbieter RAW App (wie Halide) beim normalen 15er nur 12Mp RAW Bilder von der 48Mp Hauptkamera aus. Vermutlich lässt es Apple nicht zu, was eine negative Überraschung wäre, weil bei allen normalen Vorgänger iPhones ging das.
Das ist doch der Witz bei der Sache, dass man abdrückt und ein gutes Ergebnis erzielt ohne Fotowissen. Die Handcoll Nutzer, die tatsächlich in RAW und womit auch immer fotografieren wollen hält sich in überschaubaren Grenzen. Aber wie Thomas Müller schon gesagt hat, immerhin zeigt es, was die Kameras ohne KI- und Softwareeingriffe tatsächlich können.