Leica Kameras

Leica bezieht Stellung zu Open-Source bei D-Lux 8

Zur kompakten D-Lux 8 hat Leica Open-Source-Code veröffentlicht. Das ist nur leider nicht so spannend, wie es klingt, und noch nicht einmal das erste Mal.

Erst Freude, dann Enttäuschung

In der Leica-Szene gab es die Tage große Aufregung, in positivem Sinne. Allem Anschein nach hatten die Wetzlarer nämlich den Sourcecode ihrer neusten Kompaktkamera Leica D-Lux 8 veröffentlicht, so berichteten zumindest manche Seiten. Tatsächlich fand und findet sich immer noch ein Eintrag mit der Beschriftung „Leica D-Lux 8 – Open Source Code“ auf der Downloadseite. Doch ist die Kamera damit die „erste Open-Source-Kamera“, wie manche Titel behaupteten? Leider nein.

Das haben Seiten wie 43addict, PhotoRumors und LeicaRumors zum Glück auch schnell angepasst. Nach Hinweisen von Lesern wurde nämlich bald klar: Das ist kein komplettes Betriebssystem, das sich in dem rund 110 MB kleinen ZIP-Paket versteckt. Stattdessen enthält es einfach nur Open-Source-Bibliotheken, die Leica bei der Software der D-Lux 8 verwendet hat. Deren Lizenzen (GNU General Public License) wiederum verpflichten sie, sie zu veröffentlichen, wenn sie sie anpassen und einsetzen.

Veröffentlichung entspricht Lizenzbedingungen

Ich hatte bei Leica nachgefragt und von einem Pressesprecher folgende Antwort erhalten:

„Die Leica Camera AG greift bei der Entwicklung und Programmierung der Kamerasoftware in Teilen auf Open Source Code zurück. Gemäß der entsprechenden Lizenzvereinbarungen wird dieser Code veröffentlicht und ist daher im Downloadbereich im Abschnitt „Tools & Software“ verfügbar:
https://leica-camera.com/de-DE/fotografie/kameras/d-lux/d-lux-8/downloads
 
Der Sinn von Open-Source-Software liegt darin, Transparenz, Sicherheit, Kollaboration, Flexibilität, Kostenersparnis und Weiterentwicklungen zu fördern, indem der Quellcode öffentlich zugänglich gemacht wird.“
Pressesprecher von Leica

Übrigens ist das nicht die einzige Kamera, bei der Leica so vorgeht. Auch der Downloadbereich der Leica Q3 hält „Open Source Software“ bereit, mit 76 MB ist das Archiv hier jedoch wesentlich kleiner.

Ist das eine neue Entwicklung?

Ob es eine neue Entwicklung ist, dass Leica Open-Source-Code erst bei der Q3, jetzt bei der D-Lux 8 in seine proprietäre Kamerasoftware integriert, ist damit übrigens nicht gesetzt, wie kritische Leser in den Kommentaren von LeicaRumors anmerken.

So sei es keine Seltenheit, dass große Unternehmen auf quelloffene Bibliotheken zurückgreifen, aber gegen die Lizenzauflagen verstoßen und Derivate nicht veröffentlichen – schließlich kann man es (zumindest nicht ohne erheblichen Aufwand) ohnehin nicht herausfinden. Leica ist es zwar in dem Fall anzurechnen, dass sie zumindest nun der Lizenz entsprechen, doch wie sah es in der Vergangenheit aus? Das bleibt wohl ein Geheimnis.

Einen echten Nutzen für irgendwas bringt die Veröffentlichung leider nicht. Interessierte können ein wenig mehr Einblicke in die von den Entwicklern verwendeten Komponenten gewinnen, im schlimmsten Falle finden solche mit bösen Absichten sogar Sicherheitslücken in veralteten Bibliotheken.

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Conny

Teilzitat: „… Das ist kein komplettes Betriebssystem, das sich in dem rund 110 MB kleinen ZIP-Paket versteckt…“

Also da würd ich nochmals nach recherchieren.
Das Packet ist ein embedded Linux System mit der Version 3.x, also uralt, was vermuten lässt dass der verwendete Prozessortyp schon lange nicht mehr unterstützt bzw. gepflegt wird.
Aktuell sind wir bei V6.10

Rüdiger

Ohja, Kernel 3.18 ist schon sehr, sehr alt für ein „neues“ Produkt. 3.18 wurde lange unterstützt, auch für Android Geräte, aber auch da endet die Unterstützung bei Android 8 (Oreo).

Und Android 9 wurde in 2018 eingeführt.

Alfred Proksch

Einen echten Nutzen für irgendwas bringt die Veröffentlichung leider nicht. Interessierte können ein wenig mehr Einblicke in die von den Entwicklern verwendeten Komponenten gewinnen, im schlimmsten Falle finden solche mit bösen Absichten sogar Sicherheitslücken in veralteten Bibliotheken.“ = Letzter Absatz.

Nun meine Fragen dazu: Würde sich mit moderneren elektronischen Komponenten und anderer Software etwas an der Bildqualität verbessern? Klar – sie würde schneller und Video lastiger werden, die BQ bliebe gleich. Sind schnellere Bildabfolgen und bessere Video Funktionen angestrebt? NEIN. Warum hat sie kein „Wickeldisplay? Weil das alles von den Kunden nicht gewünscht ist.

Die Leica D-Lux8 ist ein Nischengerät! Alleine schon deswegen muss sie teuer werden.
Einem Unternehmen vorwerfen das es Gewinne macht ist albern. Leicas Geschäftszahlen sprechen jedenfalls für sich.

Es sind wie immer wenn Leica eine „Schraube“ bringt die selben Leute die sich an deren „Gewindesteigung“ erfreuen!

Rüdiger

Der Nutzen dieser Veröffentlichung sollte sein, dass die „Upstream“ Open Source Projekte Leicas Änderungen sehen und diese Änderungen auch bei sich einpflegen können. Ich bin mir sicher, dass die genannten Projekte sich eher nicht für Leicas Änderungen interessieren werden, falls denn überhaupt was geändert wurde.

Der Nachteil für Leica ist, dass sie damit die Versionsstände der verwendeten Software veröffentlichen, woraus man weitere Informationen ableiten kann.

In diesem Fall, dass die Software auf der D-Lux 8 ziemlich alt ist. Was implizit auch heißt, dass die verwendete Hardware ziemlich alt ist, also ist zumindest der Applikations-SOC und wahrscheinlich auch der WiFi Teil identisch zur D-Lux 7.

Und falls die verwendete Software bekannte Sicherheitslücken enthält, kann ein Hacker schnell abgrasen, ob was verwertbares für einen Angriff dabei ist – iptables (Firewall) und wireless-tools (WiFi) klingen da interessant.

Die Software für die eigentliche Bildverarbeitung und auch die Applikation für die Bedienung sind sicher kein Open Source und deswegen auch nicht Teil der Veröffentlichung.

Peter Braczko

Für diese Knipskiste fast 1.600 Euro bezahlen? – und dann dieses „Aufsteck-Blitzgerätchen“ – wäre mir alles keine 150 Euro wert

Harald

Wenn Du vergleichsweise eine Fuji xe4 plus passendes Zoom nimmst bist Du aktuell bei etwa 1200-1400€.
Es muss jeder fùr sich entscheiden ob die etwas bessere Handhabung für ihn den restlichen Aufpreis wert ist. Die DLux7 jedenfalls war gut, die 6er auch. Und den popeligen Blitz haben auch andere Hersteller. Ich kaufe keine mehr, die systembauweise der Fujis gefällt mir mittlerweile besser. Und die sind auch recht robust.

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