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Sony A7C R im Test: Darum ist sie für mich keine Alternative zur A7R V

Videos und Überhitzen

Ohne die Unterstützung von 8K-Auflösungen ist die A7C R bei Videos leistungsschwächer als die A7R V mit identischem Sensor. Darüber hinaus unterstützt die günstigere A7C II Oversampling von 7K-Sensordaten, während die A7C R lediglich von 6,2K herunterrechnet. Auf dem Papier ist die Kamera also leistungsschwächer als andere aktuelle Sony-Kameras. 

In der Praxis ist davon aber wenig zu spüren. Ich habe die Kamera im Testzeitraum regelmäßig für Videoaufträge genutzt und war sowohl mit ihrer Zuverlässigkeit als auch mit der Videoqualität zufrieden. Als Nachteil fiel vor allem auf, dass die Kamera in vielen Einstellungen den Bildausschnitt verkleinert.

So nutzt die Kamera einen 1,5-fachen Crop, wenn Ihr 4K-Aufnahmen mit 60 Bildern pro Sekunde aufnehmen wollt. Gleichzeitig funktioniert das 6,2k Oversampling lediglich im APS-C-Modus bei maximal 30 Bildern pro Sekunde. Und auch die aktive Bildstabilisierung – also die Kombination des IBIS mit einer digitalen Stabilisierung – geht mit einem Zuschnitt des Bildes einher.

Wollt Ihr die A7C R für Videos nutzen, solltet Ihr zudem über den starken Rolling-Shutter-Effect Bescheid wissen. Das Beispielbild ist ein Screenshot aus einem Video, in dem eine U-Bahn durchs Bild fuhr. Und die sieht recht krumm aus, da der Sensor zu langsam ausgelesen wird. Dieser Effekt fällt auch negativ auf, wenn Ihr schnelle Schwenks mit der Kamera aufnehmen wollt.

Sehr positiv aufgefallen, und das ist ein kleines Leidthema bei Sony, ist das Handling von S-Log-Aufnahmen. Bei vielen Sony-Kameras müsst Ihr Slog3 über die “Picture Profiles” einstellen. Das Problem: Die Einstellungen betreffen sowohl Fotos als auch Videos. In der A7C R gibt es aber eine gesonderte Einstellung für Log-Aufnahmen, in welcher Ihr auch eigene LUTs für die Videovorschau einstellen könnt. Praktisch, da Ihr die Belichtung so beim Aufnahmen besser an der Videovorschau einschätzen könnt.

Überraschend entspannt ist die A7C R im Test mit der anfallenden Wärme beim Filmen umgegangen. Als Test-Szenario habe ich die Kamera neben meiner A7 IV auf dem Stativ auf einen Monitor gerichtet, der einen Film zeigte. So konnte ich sicherstellen, dass beide Kameras neben der Aufnahme auch das Fokus-Tracking nutzen mussten. Als Einstellung habe ich die höchste Bitrate mit 4:2:2 Farbunterabtastung im Super-35-Modus genutzt. Dadurch mussten beide Kameras die größtmögliche Sensorfläche auslesen, was noch einmal mehr Wärme freisetzen sollte.

Zwei Überhitzungs-Tests – einer bei 25 Grad Zimmertemperatur, der andere bei 30 Grad Außentemperatur – führten zu keinerlei Überhitzungen. Mit ausgeklapptem Display liefen beide Kameras so lange, bis die eingelegten Akkus leer wurden. Dabei erhitzten sie sich zwar spürbar, zu einer Abschaltung kam es aber nicht.

Aufgrund des kleineren Gehäuses hätte ich vermutet, dass die A7C R früher erhitzt. Hier hat Sony bei meinem bereitgestellten Modell aber gute Arbeit geleistet. Praktisch ist zudem, dass Sony beim ersten Anschalten der Kamera fragt, ob man direkt einen Modus für eine spätere Abschaltung bei Überhitzungen aktivieren möchte.

Als Video-first Kamera bietet die A7C R keine Vorteile gegenüber günstigeren Modellen wie der A7C II oder der A7 IV. Im Gegenteil, sie bietet mit dem leistungsschwächeren Oversampling und dem starken Rolling-Shutter-Effekt sogar Nachteile. Als Hybrid-Kamera lässt sich der A7C R aber durchaus eine sehr gute Videoqualität entlocken.

Konnektivität und Akkulaufzeit

Die A7CR bietet einen Steckplatz für SD-Speicherkarten an der rechten Gehäuseseite. Damit könnt Ihr die Karte auch dann wechseln, wenn Ihr die Kamera auf einem Stativ nutzt. Im Vergleich zur A7R V und zur A7 IV unterstützt das kleine Gehäuse aber nur eine einzelne Speicherkarte. Und auch die Unterstützung der schnellen CFexpress-Karten fehlt hier. Dafür unterstützt der verbaute Mikrocontroller sowohl UHS-I als auch UHS-II.

Zu den weiteren Anschlüssen der Kamera gehören ein USB-C-Anschluss für die Datenübertragung und zum Aufladen der Kamera. Dieser unterstützt besonders hohe Datenraten mit 5 Gbit/s dank USB 3.2. Gleichzeitig könnt Ihr die Kamera hierüber auch dauerhaft mit Strom versorgen und sie beim Anschluss an einen PC auch als Webcam nutzen.

Neben USB findet Ihr an der linken Seite zudem Micro-HDMI sowie Klinkenbuchsen für Mikrofon und Kopfhörer. An der Oberseite platziert Sony zudem einen Blitzschuh, der digitale Mikrofone unterstützt. Kabellos könnt Ihr zudem Bluetooth 4.2 und WiFi IEEE 802.11a/b/g/n/ac nutzen. Alternativ könnt Ihr die Kamera auch per USB-C und Ethernet-Adapter mit dem Internet verbinden.

Etwas unpraktisch fand ich im Test die Positionierung der Klinkenbuchsen an der linken Seite. So ist der Mikrofoneingang oben platziert, während der Kopfhörerausgang unten am Kameragehäuse sitzt. Mit dem Blick aufs Datenblatt fehlt zudem NFC, was eine einfachere Kopplung mit dem Smartphone erlauben würde.

Dafür unterstützt die Kamera aber bereits die neuere Creators-App von Sony. Da ich die Kamera allerdings vor dem Release getestet habe, funktionierte die Verbindung mit meinem iPhone 13 mini noch nicht.

Einen “Anschluss” hab’ ich noch vergessen: Zur Stromzufuhr vertraut Sony auf seine NP-FZ100-Akkus. Diese sind im Sony-Ökosystem altbewährt und locken laut Herstellerangaben 490 Bilder mit dem Sucher und 530 Aufnahmen mit dem Display aus der Kamera heraus. Diese Werte kann ich aus dem Alltag bestätigen. Wie viele Bilder Ihr mit der A7C R aufnehmen könnt, hängt allerdings stark am Nutzungsverhalten ab. Daher will ich lieber noch auf einen kleinen Kritikpunkt eingehen, den ich zuvor bereits angedeutet hatte.

Denn Sony sieht das Design der A7C R nicht dafür vor, dass wir die Laufzeit mit Batteriegriffen erweitern. Dafür fehlen die Kontakte im Batteriefach, die eine Steuerung über einen Erweiterungsgriff möglich machen würden. Gleichzeitig könnt Ihr die Klappe des Akkufachs nicht wie bei anderen Modellen abnehmen. Als Alternative könnt Ihr die Kamera aber mit Powerbanks oder über Dummy-Akkus samt Stromkabel betreiben.

Inhaltsverzeichnis
  • Seite 1:
    • Gehäuse und Bedienung
    • Display und Sucher
  • Seite 2:
    • Bildqualität, Rauschverhalten und Co.
    • Autofokus mit KI-Unterstützung
  • Seite 3:
    • Videos und Überhitzen
    • Konnektivität und Akkulaufzeit
  • Seite 4:
    • Fazit
    • Eure Fragen
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14 Kommentare
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joe

Wäre ich bei Sony, wäre die A7R5 meine Kamera, obwohl sie keine besonders hohe B/s hat, aber der Rest ist top. Mit dieser Kamera kriegt man bei Sony – zusammen mit der A74 – das meiste für sein Geld. Bei der A7C schreckt alleine schon der Sucher ab und mir wäre sie viel zu “pimpelig”. Die A1 ist so ziemlich das Beste was man kaufen kann, aber zu teuer und hat u.a. mit dem miserablen Monitor ein paar kleine Schwächen die man in dieser Preisklasse nicht erwartet.

Olli

Hut ab, Benjamin! Sehr interessanter und ausführlicher Test!
Trotzdem würde ich die A7CR nicht kaufen. Einfach weil das Preis-/Leistungsverhältnis nicht stimmig ist.
Die A7CII reizt mich da schon deutlich mehr. 33 MP finde ich optimal. Wenn nur nicht dieser „Mäusekino-Sucher” wäre! Vielleicht macht es Sony bei der Mark lll ja endlich besser.

AlexR

Hat irgendwer die A7C II schon erhalten oder weiß wann es los gehen soll? 🙂

Cat

Dankeschön!
Meine ersten Erfahrungen mit der Kamera wurden weitgehend bestätigt.
Ohne sehr guten Sucher ist für mich alles nichts.
Die Erfahrung mache ich auch gerade mit der Canon R6 (Und R7, Rp, R10 sind auch keineswegs gut brauchbar), tolle, leichte Kamera mit sehr guter Bedienung zum günstigen Preis, aber der Sucher taugt gar nicht und der Monitor ist auch mau!
Auch eine Sony 7RIV, A1 für APS-C, würde ich heute nur noch sehr ungerne nutzen.
Wir sind von Spiegelreflex weg, aber so schlecht sind meine Augen noch nicht, das sehr gute Sucher mit minimum 3,6 MP nicht Pflicht wären. Bisher taugen nur R5, R3, Z7II, Z6II, Z5, Z8, Z9, OM-1, X-H2, X-T5, A7RV, GFX100II wobei letztere mit weitem Abstand den besten Sucher hat.
Aber schön wenn es viele nicht sehen, sehen wollen, bis besseres kommt.

Rene Stämpfli

Weshalb würdest du den die A1 für APS-C nur ungern nutzen?

Cat

Weil der Sucher dann grießelnde Unruhe im Motiv zeigt.

Rene Stämpfli

Vielen Dank für den sehr guten und ausführlichen Bericht. Ich hatte bei einem SONY Event die Möglichkeit, beide Kameras kurz zu testen. Dabei decken sich deine Erkenntnisse mit meinen. Für mich, als langjähriger Benutzer von SONY Kameras (A1, A9, A7RII, A7S) , sind diese Kameras nicht wirklich interessant. Vielmehr bin ich gespannt, wie gut der AI Chip mit einem stacked Sensor zusammen arbeitet.

joe

Kann ich mich anschliessen!

Ich

Sony weiß das offenbar selbst und programmiert die A7C R im Blendenprioritätsmodus so, dass sie längere Belichtungszeiten gegenüber höherer Lichtempfindlichkeit bevorzugt. 

Wenn nicht anders eingestellt, dann wird die Belichtungszeit entsprechend der Brennweite des Objektivs berechnet. Da hier ein 16-35mm genutzt wurde, geht die Kamera auch bis auf 1/30s hoch mit der Belichtungszeit, was natürlich nicht mehr für alle Motive passt.

Gerade bei Porträts habe ich die Tendenz hin zu langen Belichtungszeiten im Blendenprioritätsmodus als störend empfunden.

Es gibt im Menü die Möglichkeit eine Belichtungszeit anzugeben, welche nicht überschritten werden soll z.B. 1/125s oder 1/250s, wenn man weiß, dass man auch Personen fotografiert. Dann wird entsprechend die ISO höher eingestellt.

Dirch23

Vielen Dank für den schönen Bericht. Den Joystick braucht man (fast) nicht mehr, wenn man den AF on Button mit Traking/Autofokus ein belegt. Mit dem mittelgroßen zentralen Fokusfeld das Objekt anvisieren, Af on dabei drücken und dann Bildausschnitt wählen. Das Objekt bleibt sicher im Fokus. Geht auch sehr gut mit der A7m4 oder der alten 7c.
Viele Grüße
Dirk

Alfred Proksch

Erst einmal vielen Dank an Benjamin Lucks !!!

So ein „ausprobieren“ finde ich viel interessanter als die pure Technik, denn jedem ist klar das die Technik (bis auf den windigen Sucher) dem aktuellen Stand entspricht.

Das Handling muss passen – wenn man einen zusätzlichen Griff benötigt weil das Gerät sonst zu klein ist – das man sich durch Menüs hangeln muss um bestimmte Funktionen auf einen Button zu legen – das man für die verschiedenen AF Funktionen „studiert“ haben muss – das größere oder schwerere Objektive die Balance stören – das sind die Dinge die mich abgesehen der Preisgestaltung vom Kauf abhalten werden.

Egal welches Loge auf dem Gerät angebracht ist – das Ding aus der Tasche ziehen und intuitiv Bilder/Videos machen – dafür benötige ich eine Kamera bei der es „flutscht“ die sich in die Hand „schmeichelt“ die „anständige“ Bilddateien liefert – verbaute Technik geht mir dabei am A…. vorbei.

Ich

„Das Handling muss passen – wenn man einen zusätzlichen Griff benötigt…“

Ähm bist du nicht Leica-Fan/Besitzer?

„…das man sich durch Menüs hangeln muss um bestimmte Funktionen auf einen Button zu legen“

???
Das würde dann ja Canon, Nikon, Sony, Fuji etc. alle ausschließen!?

„…das man für die verschiedenen AF Funktionen „studiert“ haben muss“

Ich denke auch das ist ähnlich wie bei aktuellen Canon oder Nikon Kameras. AF bleibt zu 99% der Zeit auf AF-C (oder Servo bei Canon) und man ändert lediglich die Größe des AF-Feldes und ob man Tracking möchte oder nicht.

Es ist normal, dass wenn man mal ein anderes System nutzt, man sich erstmal zurechtfinden muss. Ich würde auch ganz sicher nicht behaupten, dass Sony das durchdachteste Menü hat.
Aber z.B. musste ich auf der Arbeit mal eine alte Canon DSLR nutzen und kam erstmal überhaupt nicht klar. Für eine private Reise hatte ich mir die Nikon Z7 gekauft, genau das gleiche, habe sie nach der Reise direkt wieder verkauft, obwohl ich mit den Bildern selbst sehr zufrieden war.

Juppeck

Das Fehlen des Joystick hat Canon bei der EOS-R auch mal versucht und hat schnell wieder auf ihn zurückgegriffen. NUn kann man unterschiedlicher Auffassung von seinem Nutzen haben oder nicht. Ich bin es gewohnt, dass er vorhanden ist und so kann ich meine Bodies blind und am Auge bedienen. Andere kommen mit dem Slider aus und dritte mit dem Touchscreen. Kamera noch kleiner – nun muss ich mal die Frage nach der Ergonomie aufwerfen. Warum muss ein Body immer kleiner werden? Hier muss man sogar einen Griff anbauen, damit man die Kamera halten kann. Mich erinnert dieser Trend an die Evolutionsgeschichte der Smartphones um die Jahrtausendwende. die Dinger waren so winzig, dass man eine Lupe und einen Zahnstocher brauchte um sie bedienen zu können. Solche Entwicklungen sind daneben. Eine Kamera muss man sicher in der Hand halten können und dies bedarf einer bestimmten Form und Größe. Man hat ja nicht nur Pancakes drauf, sondern auch mal ein 70-200 oder 85/1.4, die tendenziell schwerer sind. Mit dieser Kamera kann ich allerdings nichts anfangen, weil sei weder Fisch noch Fleisch ist. Grundsätzlich finde ich die Kritik an der Auflösung und den damit verbundenen Gegebenheiten symptomatisch falsch. Wir ein hochauflösender Sensor eingesetzt, werden… Weiterlesen »

Isaak

Danke für den Test. Ich bin hin und her gerissen und muss die Kamera vermutlich selbst einfach mal ausprobieren. Dank kompaktem Gehäuse, dem AF und der hohen Auflösung (mehr Spielraum) sowie in Kombination mit einem kleinen Objektiv könnte das Modell durchaus auch für Street-Photography-Sessions interessant sein – und gleichzeitig auch ein guter Begleiter für alles andere. Ein guter Sucher ist da für mich eher weniger entscheidend.

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