Hoffen wir mal, dass WeTransfer nicht das gleiche Ende ereilt wie eine ehemals erfolgreiche Video-App, die der neue Besitzer in der Vergangenheit übernahm.
Konzern übernahm schon Filmic Pro – und entließ dann alle Mitarbeiter
Die italienische App-Schmiede Bending Spoons hat die beliebte Filesharing-Plattform WeTransfer übernommen. Das gaben beide Unternehmen in einer gemeinsamen Erklärung bekannt. Finanzielle Details der Transaktion wurden nicht genannt.
Für Bending Spoons ist es bereits die fünfte Akquisition in diesem Jahr. Das Unternehmen hatte im Februar 155 Millionen Dollar durch eine Kapitalerhöhung eingesammelt und wird nun mit 2,55 Milliarden Dollar bewertet. Zu den jüngsten Zukäufen zählen unter anderem die Digitalplattform Issuu, die Live-Streaming-App StreamYard sowie, mit tragischem Ende, die Film-App Filmic Pro.
Damals hieß es, die Unterstützung durch Bending Spoons werde helfen, die Wachstumspläne von Filmic voranzutreiben und die Entwicklungszyklen zu beschleunigen. Doch nur ein Jahr später, nachdem Filmic vollständig in die Bending-Spoons-Plattform integriert war, wurde die gesamte Belegschaft inklusive des Gründers und CEOs entlassen.
Seitdem wird die App intern von Bending Spoons weiterentwickelt und verwaltet. Offenbar nicht besonders erfolgreich, gemessen an den 1,5 Sternen im Play Store und 2,6 Sternen im App Store. Zum Glück gibt es mit der Blackmagic Camera inzwischen eine adäquate Alternative.
Mehr als 80 Millionen monatliche Nutzer
WeTransfer wurde 2009 in den Niederlanden gegründet und ermöglicht seinen Nutzern auch kostenlos den Transfer großer Dateien (bis zu 2 GB auf einmal) über das Internet. Besonders praktisch finde ich, dass man sich nicht anmelden muss und Dateien nach dem Upload sofort an eine gewünschte E-Mail-Adresse geschickt werden. Nach maximal einer Woche werden die Dateien automatisch gelöscht.
Die Plattform zählt 600.000 Abonnenten und 80 Millionen monatlich aktive Nutzer. 2022 hatte WeTransfer einen Börsengang in Amsterdam mit einer anvisierten Bewertung von bis zu 716 Millionen Euro geplant, diesen aber aufgrund der Marktvolatilität wieder abgeblasen.
Es bleibt abzuwarten, ob WeTransfer als deutlich bekanntere Marke von Bending Spoons anders behandelt wird als Filmic Pro. WeTransfer-CEO Alexander Vassilev zeigte sich jedenfalls zuversichtlich, dass der Zusammenschluss beiden Unternehmen zugute komme und helfe, „noch mehr Wert für die Kreativbranche zu schaffen“.
Um sein Engagement für die Kreativ-Community zu unterstreichen, hat Bending Spoons zudem angekündigt, in den nächsten zwei Jahren mindestens drei Millionen Dollar an die „Supporting Act Foundation“ zu spenden. Diese unterstützt aufstrebende Künstler und Künstlergruppen aus unterrepräsentierten Gemeinschaften. Außerdem sollen weiterhin 30 Prozent der Werbeflächen von WeTransfer für gemeinnützige Kampagnen und redaktionelle Inhalte reserviert bleiben.