Inspiration & Praxis

Documerica: Als die USA ihre Umweltzerstörung dokumentierten

In den 1970er Jahren schickte die US-Umweltbehörde rund hundert Fotografen durchs Land, um die ökologische Krise zu dokumentieren. Das ambitionierte Projekt geriet in Vergessenheit und ist heute aktueller denn je.

Ein fotografisches Vermächtnis

Zwischen 1972 und 1977 entstand eines der ambitioniertesten Fotoprojekte der amerikanischen Geschichte. Unter dem Namen “Documerica” – eine Wortschöpfung aus “Document” und “America” – beauftragte die neu gegründete Umweltschutzbehörde EPA Fotografen damit, den Zustand der amerikanischen Umwelt zu dokumentieren.

Zwischen 70 und 120 Fotografen bereisten das Land und erstellten über 80.000 Aufnahmen. Das Ergebnis war ein verstörendes Mosaik der amerikanischen Realität: verschmutzte Städte, von Industrie verunstaltete Landschaften, Müllberge und Autoschrott. “Es war alles da, vor unseren Augen”, erinnert sich der Fotograf Arthur Tress, “wir leben immer noch in der Documerica-Welt.”

Künstlerische Freiheit trifft Umweltdokumentation

Die beteiligten Fotografen erhielten für ihre Arbeit 150 Dollar pro Tag – nach heutigem Wert etwa 1.128 Dollar. Sie genossen dabei bemerkenswerte kreative Freiheit. Während einige wie Boyd Norton die natürliche Schönheit bedrohter Landschaften in den Fokus rückten, konzentrierten sich andere auf die komplexen Beziehungen zwischen Mensch und Natur.

Obwohl in den 1970er Jahren etwa ein Viertel der Bilder öffentlich gezeigt wurde, geriet das Projekt später in Vergessenheit. Heute sind über 15.000 digitalisierte Aufnahmen in den National Archives öffentlich zugänglich.

Eine 2023 produzierte Arte-Dokumentation des französischen Filmemachers Pierre-François Didek lässt die beteiligten Fotografen zu Wort kommen und zeigt: Die dokumentierten Umweltprobleme sind erschreckend aktuell geblieben. Die 59-minütige Dokumentation ist noch bis zum 15. Juni 2025 kostenlos auf dem YouTube-Kanal von Arte abrufbar.

Hier der übliche Appell an unsere diskutierfreudige Kommentar-Community: Ein politisch aufgeladenes Thema, aber haltet es bitte sachlich!

guest
14 Kommentare
älteste
neueste
Feedback
Zeige alle Kommentare
Mirko

Da fällt mir gleich wieder ein Artikel aus “Die Welt” ein, wo ein Mediziner aus dem Baltikum der in Deutschland lebt Interviewt wurde. Auf die Frage was ihn in Deutschland nicht gefällt sagte er, “das die Großstädte so verdreckt sind”
Leider sehen wir den Dreck vor der eigenen Türe nicht mehr 🫣

explore-shoot-share

Naja, nach Reisen nach Kuba, Bali und Kenia muss ich ehrlich sagen, dass deutsche im Vergleich dazu sehr sauber sind… ich glaube der Vergleich ist schon entscheidend.

Vor allem sind Kuba und Kenia fernab der touristischen Hotspots nochmal sehr viel schmutziger. Auf Bali verbrennen die Einwohner fernab der Touristen containerweise Plastikmüll…

Mirko

…ABER Kuba, Bali etc., bestätigst gerade meine Aussage 😉

Peter Braczko

Berlin, Oberhausen, Dortmund, Köln: Keine positiven Beispiele – und Kreta ist die dreckigste Insel im Mittelmeerbereich, die ich leider erleben durfte. Übrigens: Tokyo und Osaka sind für Extrem-Großstädte erstaunlich sauber!

Mirko

genau, wenn dann sollte man in Ecken schauen wo es besser läuft und nicht darauf hinweisen wo es noch schlimmer aussieht

chris XX

Der Artikel ist für Photografix bemerkenswert. Zum einen, weil er ein anderes Licht auf die Photogaphie wirft, zum anderen wegen des Themas der Bilder. Ich finde aber, das er durchaus mehr Informationen durch eigene Recherche hätte bereit stellen können. Es wäre schön wenn Jonathan das Thema weiter verfolgen würde. Ich fände es auch interessant wenn die anderen Autoren mehr solcher Artikel schreiben würden. Der Anfang war ja ein Artikel über Astrophotographie (?), dann über Makro und jetzt über Umwelrverschmutzung. Was ich interessant fände wären auch Berichte über die Unbekannten Bekannten der Photographie.
Viele Grüße an das Redaktionsteam

chris XX

Hallo Jonathan,
da muß ich, ehrlich gesagt, selbst noch ein bischen recherchieren; meine damit aber ikonographiche Photos, bei denen der Photograph in den Hintergrund gerückt ist.
Gruß Chris

Alfred Proksch

Wir sind zu VIELE für unseren Planeten. Wir verbrauchen zu viel Ergebnis siehe Abfallberge. Vielleicht erledigen die nächste Pandemie/Kriege diese Probleme von selbst.

Positiv gesehen ermöglicht unser „Fortschritt“ die digitale Fotografie vom Smartphone bis zum Mittelformat. Sie kurbelt fleißig den Energieverbrauch an weil wir Billionen von Bildern/Videos weltweit in diversen Cloud Systemen speichern müssen und zum betrachten der Ergebnisse benötigen wir weitere Energieverbraucher die als „Elektro-Schrott“ gerne in den Landschaften von Entwicklungsländern „gelagert“ werden.

Was sind dagegen schon einige regionale Abfall-Fässer aus den 70ger Jahren in den USA?

Die neuseeländische Zeitung Rodney & Otamatea Times sagte schon vor über 100 Jahren (1912) den Klimawandel durch CO2 (Kohleverbrennung) voraus.

Aktive Umstellung (es sind alle persönlichen Möglichkeiten gemeint) ist etwas für die begüterten Menschen – die sind jedoch eine Minderheit. Regionale „von oben“ staatlich verordnete Gegenmaßnahmen? Lächerlich und regional politisch kontraproduktiv weil die Umwelt global gesehen werden muss.

chris XX

Hallo Alfred,
” Wir sind zu VIELE für unseren Planeten.” Ich stimme dir nicht zu,wenn du damit Menschen meinst; wenn du damit National Staaten meinst, stimme ich dir zu. Staaten wollen für einen Teil ihrer Bewohner immer das wirtschaftlich Beste, d.H. Wachstum. Dadurch sind die Resourcen ungleich verteilt und es kommt zu Gewalt und Krieg. Aus diesem Grund sollten die national Staaten in ein Erde umspanndes System überführt werden, um die Resourcen gleichmässig zu verteilen, d.H. aber auch, das wir in den Industriestaaten unsere Erwartungen herunterfahren müssen.
Gruß Chris

Alfred Proksch

Hallo chris XX

Als es noch keine Staaten gegeben hat sind wir als „Horden“ durch die Landschaft gezogen und haben auch gewaltsam genommen was uns wichtig erschien. Daran hat sich bis heute nichts geändert !

Genau deswegen werden Religionen/Ideologien/wirtschaftliche Interessen vorgeschoben um Gewalt zu rechtfertigen. Funktioniert recht gut wie man an den weltweiten Konflikten leicht nachvollziehen kann. Gerechte Verteilung? Das haben einige Kommunisten bereits erfolglos versucht. Damit sich nichts ändert, Gewissenskonflikte beruhigt werden, dafür sind die „Hilfsorganisationen“ zuständig.

Menschen „umerziehen“ ihre „natürlichen“ Instinkte „umprogrammieren“? Ich glaube nicht daran!

Wenn etwas persönliche Vorteile bringt sind wir sofort dabei – ohne Nachteile zu bedenken finden wir ganz persönlich „Geiz ist geil“ immer richtig – sonst würde der Internet Handel mit China nicht so gut funktionieren.

chris XX

Wir Menschen bezeichnen uns doch als Inteligent. Als lern bereit, auch neues zu erlernen und um zusetzten. Es geht nicht darum das die Menschen umerzogen oder ihre narürlichen Instinkte umprogrammiert werden, sondern, dass sich jedes einzelne Individum, jeder einzelene Mensch sich fragt wie kommen wir (als Menschheit) aus der Miesere raus. Und das, was einige Kommunisten bereits erfolglos versucht haben, war das Kommunismus? Aus meiner Sicht: In keinster Weise! Da ging es nur um Macht und Kränkung der vorherigen Machthaber.
Gruß Chris
P.S. ich hoffe das Jonathan das ganze hier nicht zu politisch wird und die Commentare löscht.

Alfred Proksch

Es geht weder um Parteien noch um Machthaber – sondern um unser menschliches Verhalten – also eher darum was uns antreibt Dinge wie z.B. Fotogeräte zu erwerben. Das sowohl bei deren Produktion, dem Betrieb als auch bei der Entsorgung jede Menge Müll entsteht ist jedem klar. Und die gezeigten Bilder sagen aus das eben schon lange auch in den USA nicht alles easy abgelaufen ist.

Hat doch nichts mit Politik zu schaffen und leider hast du Recht das jeder lernfähig sein sollte – seit Jahrtausenden in der Masse nichts dazugelernt würde ich sagen. Warum dem so ist – darüber lässt sich trefflich und ohne „Schuldzuweisungen“ diskutieren.

Steph

Interessantes Projekt welches ich noch nicht kannte.

Erinnert mich an das Fotoprogramm der Farm Security Administration von ‘1935–1944 waren Fotografen und Autoren engagiert, um die Notlage der armen Farmer zu dokumentieren und darüber zu berichten’.https://de.wikipedia.org/wiki/Farm_Security_Administration#Das_Fotoprogramm

Wäre sicherlich, unter einem anderen Thema, im heutigen Deutschland spannend.
Und zeigt die Kraft der Fotografie auf, Kommuniation die Vertändnis schafft und Menschen verbinden kann.
Im positiven Sinne.

Photografix Newsletter

In unserem kuratierten Newsletter informieren wir dich 1-2 Mal pro Woche über die aktuellsten News und Gerüchte aus der Welt der Fotografie.

Wir senden keinen Spam und teilen niemals deine E-Mail-Adresse.
Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.