Marktgeschehen

Instagram: Harsche Kritik, für „Grundrecht“ Geld zu verlangen

Dass man Geld bezahlen muss, damit die eigenen Daten nicht zu Werbezwecken genutzt werden, gefällt Datenschützern überhaupt nicht.

Offener Brief an EU geschickt

Meta sah darin die Lösung, um mit den immer rigoroser werdenden Datenschutzanforderungen der EU übereinzustimmen. Doch die Idee, für Datenschutz in seinen Apps Geld zu verlangen, geht nach hinten los. 28 Organisationen übten in einem offenen Brief harsche Kritik an dem Geschäftsmodell und forderten den Europäischen Datenschutzausschuss zum Eingreifen auf.

Angeführt wird der Protest von Max Schrems, Gründer der Datenschutzorganisation NOYB. Schrems war bereits einer der Hauptkläger, die 2020 das Privacy-Shield-Abkommen zwischen EU und USA zu Fall brachten. Seine Organisation reichte bereits im November Beschwerde gegen Meta bei der österreichischen Datenschutzbehörde ein. Nun bekommt Schrems breite Unterstützung von Digitalrechtsgruppen wie der Wikimedia Foundation und dem Irish Council for Civil Liberties.

Wir stimmen mit der niederländischen Aufsichtsbehörde darin überein, dass die Grundrechte nicht denjenigen vorbehalten sind, die es sich leisten können. „Pay or okay“ macht den Schutz der Privatsphäre zu einer bezahlten Dienstleistung – einer Ware – und normalisiert die Ansicht, dass in der EU ansässige Personen standardmäßig kein Recht auf Datenschutz haben und die Nutzer ihre Grundrechte von den für die Verarbeitung Verantwortlichen „kaufen“ müssen. Wir fordern die Aufsichtsbehörden daher dringend auf, sich nicht in Debatten darüber zu verstricken, welche genaue Summe als „angemessen“ angesehen werden könnte, wenn man Grundrechte „verkaufen“ muss.

Aus dem offenen Brief (maschinell übersetzt)

Kern der Kritik ist, dass Meta für ein Grundrecht auf Datenschutz bis zu 250 Euro im Jahr verlange. Das Abo-Modell halte die Daten der User faktisch als Geiseln, um Geld zu erpressen. Meta kontert, man wolle den Nutzern lediglich eine Wahlmöglichkeit bieten. Doch dieses Argument lassen die Datenschützer nicht gelten. Sie sehen in dem Plan einen dreisten Versuch, die eigenen Nutzer auszunehmen und maximalen Profit aus deren Daten zu schlagen.

Datenschutz kostet Geld, so oder so

Hintergrund ist der Digital Markets Act, der Tech-Riesen wie Meta seit Mai 2023 stärker regulieren soll. Meta versucht, die neuen Regeln mit dem teuren Abo-Modell zu umgehen: Wer keine personalisierte Werbung sehen wolle, müsse eben bis zu 13 Euro monatlich bezahlen. Mit steigender Zahl verknüpfter Accounts steigen auch die Kosten.

Aus welcher Not diese Idee geboren war, liegt auf der Hand: Der Konzern steht unter Druck, neue Einnahmequellen jenseits der Werbung zu finden. Kostenloser Datenschutz bedeutet effektiv Geldverlust, da weniger Daten zur Verfügung stehen, die sprichwörtlich verkauft werden können. Mit seinem Vorgehen gegen die eigenen User in Europa könnte er sich jedoch keinen Gefallen getan haben.

via: Techradar | Beitragsbild: Baruch Pi

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