Bildbearbeitung Marktgeschehen

Kontroverse um Adobe-Werbung: „Skip the Photoshoot“ sorgt für Unmut

KI als Werkzeug sollte Fotografen nur ergänzen, aber nicht ersetzen, denken viele. Adobe offenbar nicht in allen Fällen.

Vergrault sich Adobe damit seine Kunden?

Eine aktuelle Werbekampagne von Adobe sorgt derzeit für Aufsehen und Kritik in der Fotografen-Community. Mit dem Slogan „Skip the Photoshoot“ bewirbt der Software-Gigant seine KI-Technologie Firefly, die offenbar so manche Fotografenaufträge in Zukunft überflüssig machen soll.

Gerade bei der Inszenierung von Produkten durch generative Hintergründe und realistische Render sieht der Anbieter Potenzial. Viele Fotografen, die seit Jahren treue Adobe-Kunden sind, fühlen sich von dieser Botschaft vor den Kopf gestoßen. X-Nutzer Clayton Cubitt schreibt beispielsweise: „Ich bin so froh, als Fotograf Adobe Zehntausende von Dollar gegeben zu haben, nur damit das Unternehmen dazu übergeht, „überspringe das Fotoshooting“ zu verkaufen.“

Laut einem Bericht von PetaPixel wirft die Werbung Fragen auf, welchen Stellenwert menschliche Kreativität für Adobe noch hat. Während das Unternehmen betont, mit Firefly die Kreativität der Nutzer fördern zu wollen, sehen einige Beobachter darin eher eine Bedrohung für professionelle Fotografen. Adobe scheint den Fokus zunehmend auf Geschäftskunden zu legen, denen mit KI-generierten Bildern eine einfache und kostengünstige Alternative zu aufwändigen Fotoproduktionen geboten werden soll. Ist das der richtige Weg?

Adobe verweist auf „ethische KI-Prinzipien“

Adobe verteidigt sich auf Anfrage von PetaPixel gegen die Vorwürfe und verweist auf seine „ethischen KI-Prinzipien“. Doch Kritiker bezweifeln, dass es dem Konzern dabei wirklich um Moral geht. Vielmehr stehe die Vermeidung rechtlicher Probleme im Vordergrund. Als börsennotiertes Unternehmen sei Adobe in erster Linie seinen Aktionären verpflichtet und müsse Gewinne maximieren – notfalls auch auf Kosten langjähriger Kunden wie den Fotografen.

Zwar betont Adobe, menschliche Kreativität nicht ersetzen zu wollen. Doch Aussagen wie jene von Executive Scott Belsky, wonach KI „die neue Digitalkamera“ sei, lassen viele Beobachter daran zweifeln. Angesichts der rasanten Entwicklung von Bildgeneratoren wie Firefly stelle sich die Frage, welche Rolle menschliche Fotografen für Adobe in Zukunft noch spielen werden. Die kontroverse Werbekampagne hat diese Debatte nun weiter befeuert.

Adobe ist nicht das einzige Unternehmen der Kreativindustrie, das so offensiv mit KI umgeht. Im Gegensatz zu Adobe trainiert Canon zwar keine generativen Bildmodelle (zumindest keine, von denen wir wissen), aber der Kamerahersteller hat sich vor nicht allzu langer Zeit prinzipiell positiv gegenüber dem Fortschritt geäußert. Ganz anders stehen dem Konkurrenten wie Nikon und Panasonic gegenüber, die KI zwar nicht prinzipiell ablehnen (man denke etwa an den automatischen Auslöser der Z9), den Bildinhalt an sich aber lieber der Hardware überlassen wollen.

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