Leica Kameras

Leicas Optik-Experte erklärt den Messsucher

Leicas Optik-Experte erklärt in einem YouTube-Video die Entwicklung des Messsucherkonzepts von Oskar Barnacks erstem Zubehör bis heute.

Peter Karbe über Objektivgeschichte

Leica hat kürzlich ein 12-minütiges Video auf seinem YouTube-Kanal hochgeladen, in dem Optik-Experte Peter Karbe, seit mehr als 30 Jahren in dem Wetzlarer Unternehmen, die faszinierende Entwicklungsgeschichte des Messsucherkonzepts erklärt. Das englischsprachige Video zeigt anschaulich, wie aus Oskar Barnacks erstem Entfernungsmesser-Zubehör die heutigen M-Kameras entstanden.

Der Experte demonstriert zunächst ein übergroßes Modell des ursprünglichen Fodis-Entfernungsmessers, den Barnack für die erste Leica I entwickelte. Dieses Ausstellungsstück entstand 1939 für eine Hundertjahrfeier der Fotografie und wurde dem Deutschen Museum in München übergeben.

Das optomechanische Prinzip funktioniert über Triangulation: “Durch die Nutzung von zwei Lichtwegen kann man die Distanz messen”, erklärt der Experte. Ihr schaut durch das Okular, seht zwei Bilder des Motivs und dreht am Rad, bis beide zur Deckung kommen.

Barnacks Vision war klar: “Die Idee von Oskar Barnack war, Schnappschussfotografie zu ermöglichen. Den Moment einfangen.” Der separate Entfernungsmesser machte das Fokussieren präziser, aber noch nicht komfortabler. Der entscheidende Durchbruch kam 1932 mit der Leica II, in der Barnack den Entfernungsmesser direkt integrierte und mechanisch mit dem Objektiv koppelte.

Warum die M3 so heißt

Mit der M3 von 1954 vereinte Leica schließlich alle Funktionen in einem Okular. “Statt des Schraubgewindes haben wir jetzt ein M-Bajonett”, erläutert der Experte die Weiterentwicklung. Das System integrierte 50-, 90- und 135-mm-Rahmen direkt ins Sucherbild, daher auch der Name M3.

Die besondere Herausforderung der M-Fotografie bleibt bis heute bestehen: “Du musst dir vorstellen, wie das Bild aussieht, indem du Blende, Fokussierung und all diese Dinge wählst.” Der Experte zieht einen treffenden Vergleich: “Es ist wie ein Füllfederhalter. Ein Füller ist am Anfang nicht leicht zu benutzen. Aber sobald man ihn beherrscht, möchte man ihn nicht mehr wechseln.”

Die mechanische Kopplung zwischen Objektiv und Messsucher funktioniert auch heute noch nach Barnacks Prinzip: “Die Seele von Oskar Barnack lebt noch in der M-Kamera.” Seht ihr das ähnlich?

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Frank

Um Leica zu verstehen bedarf es des Verständnisses, daß der Leica Fotograf das Bild welches er aufnimmt zunächst als Vorstellung entwickelt haben sollte. Dieses Prinzip kann ich annehmen oder ablehnen. Letztendlich macht das auch den Charme einer Leica aus.

Das muß man aber nicht mögen. Automobile von heute haben auch nicht mehr den “Geschmack” und Geruch der Automobile und ihrer Fahrer der 30er Jahre. Damals war das Automobil eine Herausforderung an Fahrer und Technik, wo heute viele Stellmotoren und Steuerungen im Hintergrund vieles für den Fahrer übernommen haben.

Ist also die Leica etwas für die Vitrine? Das glaube ich nicht. So kann man nur urteilen, wenn es nur auf die Geschwindigkeit ankommt. Wenn eine Reise zum Ziel hat möglichst schnell anzukommen, so erfordert das ganz andere Dinge, als die Reise als Erlebnis wahrzunehmen. Unterwegs zu sein ist hier das Erlebnis.

Gabi

Ja, ich sehe das ähnlich! Meine LEICA I Standart von 1936 ist nach meiner Rolleiflex Automat meine absolute Lieblingskamera. Das Messsucherprinzip ist eine sehr funktionale Angelegenheit, die einfach ein bewussteres Fotografieren erzwingt. Hat man es drauf, möchte man nichts anderes mehr. Die Augen werden zum Motivsuchgerät und die Kamera ist Werkzeug, mehr nicht. Im Fall einer Leica I sogar ein sehr gutes. Ich bin jedesmal überrascht, was der eingelegte Film so gespeichert hat. Mein Objektiv ist übrigens ein Elmar 5 cm von 1935 und bildet unglaublich gut ab.

Peter Braczko

Warum sind wir eigentlich nicht bei Pferdefuhrwerken, Schreibmaschinen und den Röhren-Radios mit Drehrad für die Sendersuche geblieben? Vielleicht könnten uns immer noch einige Lexika-Bände von A bis Z bei der journalistischen Recherche helfen? Echte Erlebnisse damit – aber da bin ich fortschrittsgläubig und endlich froh, wenn ich einige Leica-“Werkzeuge” (???) aus einem Nachlass, darunter eine M3-Knipse – endlich losgeworden bin. Am Montag startet der ebay-Verkauf: Das Ziel: Schnell weg mit diesen Staubfängern!

Frank

Na denn, viel Glück bei der Veräußerung. Dann dürften diese dümmlichen Kommentare zu Leica auch endlich aufhören, oder?

F. Linden

Das wäre ja mal was…

chris xx

… is halt ein typischer Peter Beitrag …

Patrick

Im Artikel zur Leica Armbanduhr haben Sie geschrieben, dass Sie bei Ihrer OMEGA Speedmaster bleiben. Sind das nicht diese Armbanduhren, die man bei der NASA schon in den 60ern getragen hat? Diese Uhr mit der man nicht telefonieren, Musik hören, News checken, navigieren und allerlei Gesundheitsdaten tracken kann? Warum packen Sie die Speedmaster nicht in einen “zu verschenken” Karton und besorgen sich eine schöne moderne Smartwatch, wenn Sie den Fortschritt doch so lieben?

F. Linden

Korrekt.
Auch auf einer Omega Speedmaster kann man nur die Zeit ablesen.
Nicht mehr und nicht weniger.
Wie auf einer Seiko, Casio oder Swatch (Omega gehört ja mittlerweile zur Swatch Gruppe).

F. Linden

Na und?
Wenn juckt’s?
Wer Bock drauf hat und sich eine Leica leisten kann, soll sich das Teil kaufen.
Warum auch nicht?
Nicht jeder hat die nur in der Vitrine stehen.
Klar, gibt es die Leute auch.
Auch da sage ich: Wenn sie das so wollen, sollen sie es machen.
Ich habe einen Bekannten, der sich mechanische Luxusuhren als Wertanlage kauft.
Trägt er auch nicht. – Steht nur in der Vitrine.
Na und?
Jeder hat so sein Steckenpferd.

Lars

Mich interessiert zwar nicht das Messsuchersystem, aber Leica scheint die einzige deutsche Firma zu sein, die ähnlich der schweizer Uhrenindustrie, Geschichten erzählt und verkauft – läuft…

WRDS

Ne das macht auch Harley Davidson. Die verkaufen den alten Säcken ihre Jugendträume.

WRDS

Ich habe um 1983 mit Vaters alter Voigtländer Vitomatic mit Messsucher die ersten Bilder geknipst. Wer heute noch so fotografieren will, soll das tun. Ich bevorzuge aktuelle Technik. Leica scheint gut zu verkaufen. Mag ich ihnen gönnen.

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