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Motivideen für die Makrofotografie: Inspirationen aus Natur und Alltag

Der dritte Artikel unserer Serie über Makrofotografie soll euch einige Anregungen mitgeben, wenn ihr auf der Suche nach einem interessanten Motiv in der Natur oder im Alltag seid.

In diesem dritten Artikel unserer Serie über die Makrofotografie werden verschiedene Motivideen für die Makrofotografie vorgestellt. Von Pflanzen über Insekten bis hin zu Alltagsgegenständen wird die Vielfalt möglicher Motive aufgezählt. Außerdem findet ihr Tipps, wie ihr die Motive kreativ in Szene setzen könnt.

Unsere Artikelserie zur Makrofotografie:

  1. Einführung in die Makrofotografie: Grundlagen und Ausrüstung
  2. Einstellungen und Hilfsmittel für gelungene Makroaufnahmen
  3. Motivideen für die Makrofotografie
  4. Geplant: Lichtverhältnisse, Wetterbedingungen, Jahres- und Tageszeiten
  5. Geplant: Bildbearbeitung in der Makrofotografie

Makrofotografie und Naturschutz gehören zusammen

Vorab noch ein paar allgemeine Hinweise: Wenn ihr in der Makrofotografie unterwegs seid, denkt immer daran, die Natur zu respektieren. Bleibt auf den Wegen und achtet darauf, keine Pflanzen niederzutreten. Tiere sollten nicht berührt oder bewegt werden – mit Geduld bekommt ihr die besseren Bilder. Falls ihr mit Blitzlicht arbeitet, nutzt es mit Bedacht, denn viele Insekten und nachtaktive Tiere reagieren empfindlich darauf.

Künstliche Effekte wie Wassersprühen oder das Fixieren von Insekten mit Honig sind absolut tabu. Stattdessen lohnt es sich, auf natürliche Bedingungen zu warten – oft ergeben sich so viel authentischere Aufnahmen. Auch kleine Eingriffe wie das Entfernen von Ästen oder das Umknicken von Pflanzen sind unnötig, wenn ihr einfach eine andere Perspektive ausprobiert oder Klemmen verwendet. Und denkt daran: Lasst nichts zurück, weder Müll noch niedergetretene Vegetation, und teilt sensible Orte nicht leichtfertig in sozialen Medien.

Am Ende geht es darum, die Natur so zu hinterlassen, wie ihr sie vorgefunden habt. Mit Achtsamkeit und Respekt entstehen nicht nur großartige Makrofotos, sondern ihr helft auch dabei, die Schönheit der Natur zu bewahren.

Über den Autor:

Jürgen Wolf ist seit über zwei Jahrzehnten als Autor von Fachbüchern und Artikeln zum Thema Fotografie tätig. Im Laufe der Jahre hat er jede Menge Praxiseindrücke mit unterschiedlichsten Kamerasystemen gesammelt und will in dieser Artikelreihe seine Erfahrungen zum Thema Makrofotografie weitergeben.

Pflanzenmotive in der Makrofotografie

Die vielfältige Pflanzenwelt bietet unzählige Möglichkeiten für spannende Makroaufnahmen. Im Makrobereich lassen sich oft Details in der Natur erkennen, die mit bloßem Auge nicht zu sehen sind. Falls euch die Ideen fehlen, möchte ich euch ein paar Anregungen geben. An dieser Stelle solltet ihr zunächst etwas aussuchen, was euch interessiert. Das hilft euch dann auch, das Motiv besser in Szene zu setzen.

Blumen, Blüten und Blütenstempel

Die Nahaufnahme von Blumen ermöglicht es, die komplexen Strukturen und die leuchtenden Farben von Blütenblättern und Staubgefäßen hervorzuheben. Ein Beispiel dafür ist die Darstellung von Blütenstempeln, die in ihrer filigranen Form besonders eindrucksvoll wirken. Bei Blumen mache ich auch sehr gerne Focus Stacking, wenn ich die einzelnen Komponenten einer Blüte wiedergeben möchte. Aber auch das Spiel mit der geringen Schärfentiefe und den Farben hat seinen Reiz.

Hinweis: Die Bilder in diesem Artikel wurden für die Webansicht komprimiert.

Die ideale Jahreszeit, um Blumen, Blüten und Blütenstempel in der Makrofotografie festzuhalten, variiert je nach Pflanzenart und deren spezifischer Blütezeit. Im Allgemeinen bieten die Monate Frühling bis Herbst die vielfältigsten Möglichkeiten für solche Aufnahmen.

Um die spezifischen Blütezeiten einzelner Pflanzenarten zu kennen, kann ein Blühkalender hilfreich sein. Solche Kalender bieten eine monatliche Übersicht über die Blütezeiten verschiedener Blumen und helfen euch bei der Planung von Blumenaufnahmen. 

Neben der Jahreszeit spielt auch die Tageszeit eine Rolle. Viele Blumen öffnen und schließen ihre Blüten zu bestimmten Tageszeiten. Dieses Phänomen wurde bereits von Carl von Linné beobachtet, der eine “Blumenuhr” entwickelte, bei der die Öffnungs- und Schließzeiten verschiedener Blumenarten die Tageszeit anzeigen. Ihr müsst natürlich nicht die Öffnungs- und Schließzeiten aller Blumenarten kennen, aber dieses Beispiel zeigt sehr schön, dass man viele neue Dinge über die Natur lernen kann, wenn man sich intensiver mit dem Motiv auseinandersetzt. Oder hättet ihr das mit den verschiedenen Tageszeiten gewusst?

Laub, Blätter und Blattstrukturen

Die Makrofotografie von Laub, Blättern und Blattstrukturen bietet euch zu verschiedenen Jahreszeiten unterschiedliche Möglichkeiten, wobei jede Jahreszeit ihre eigenen Reize und Besonderheiten mit sich bringt. Im Frühling sprießen die grünen Blätter und sind bis zum Sommer voll entwickelt, wobei ihr eine Vielzahl von Grüntönen, kräftige Blattadern und verschiedene Texturen einfangen könnt. Tautropfen am Morgen sorgen für interessante Effekte auf der Blattoberfläche. Im Herbst gibt es ein wunderschönes Farbenspiel von grünen, gelben, orangen und roten Blättern. Auch im Winter bieten gefrorene Blätter mit Raureif oder Schneekristallen faszinierende Strukturen und Lichtreflexe.

Knospen und junge Triebe

Die ideale Jahreszeit, um Knospen und junge Triebe in der Makrofotografie festzuhalten, ist der Frühling. In dieser Zeit erwacht die Natur zu neuem Leben und viele Pflanzen beginnen zu sprießen und zu blühen. Die frischen, jungen Triebe und Knospen bieten besonders attraktive Motive für Nahaufnahmen. Oftmals wirken diese wie aus einer anderen Welt.

Ein anschauliches Beispiel ist die Fotografie von Farnen. Zu Beginn des Blattwachstums sind die Farnblätter eingerollt und von feinen Härchen umgeben. Diese Phase eignet sich besonders gut für Makroaufnahmen, vor allem wenn sie mit Streiflicht beleuchtet werden, um die feinen Details hervorzuheben.

Moose, Flechten, Rinden und Pilze.

Diese oft übersehenen Pflanzenarten bieten im Makrobereich beeindruckende Details und Farben. Besonders die filigranen Strukturen der Flechten und die vielfältigen Formen der Pilze sind lohnende Motive, aber auch Baumrinden bieten oft interessante Strukturen.

Die beste Jahreszeit für Moose ist im Frühjahr von März bis Mai und im Herbst von September bis November, denn Moose brauchen viel Feuchtigkeit. Besonders nach Regen oder Nebel sind sie sattgrün, leuchtend und oft mit kleinen Tropfen bedeckt, die ihre Struktur noch betonen.

Flechten hingegen findet ihr das ganze Jahr über, aber Winter und Frühling sind oft die beste Zeit, da sie im Sommer austrocknen. Gerade nach Regen oder hoher Luftfeuchtigkeit werden sie weicher und zeigen leuchtende Farben.

Pilze hingegen lieben kühle Temperaturen und Feuchtigkeit und sind am besten im Herbst von September bis November in den Wäldern zu finden. Auch wirken die Pilze nach Regentagen viel saftiger mit schönen Tropfen auf den Hüten.

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K. W.

Ich probiere mich auch gerade in Macrofotographie. Nutze aber Zwischenringe und ne Nahlinse.

Rolf Carl

Für den Anfang reicht das, wenn du dann mal angefressen bist, führt kein Weg mehr an einem Makroobjektiv vorbei.

Ollika

Vollkommen richtig. Raynox-Vergrößerungslinsen und Zwischenringe sind sicher anfangs eine sehr gute Hilfe, aber für beste Qualität führt der Weg an Makroobjektiven nicht vorbei. Hier gibt es Spezialisten, welche sogar einen Abbildungsmaßstab von bis zu 5:1 ermöglichen. Laowa bietet hier eine gute Auswahl.
Wer sich noch nicht sicher ist, ob Makrofotografie was für ihn ist, der sollte vorher mal eine Festbrennweite verkehrt herum an seiner Kamera adaptieren. Klingt erst mal gruselig, aber die Qualität der Bilder ist hier wirklich top. Der dafür benötigte Umkehrring ist mit Abstand die preisgünstigste Variante um in die Makrofotografie einzusteigen.

Rolf Carl

Zunächst einmal finde ich es sehr gut, dass der schonende Umgang mit der Natur angesprochen wird. Viele Tiere und Pflanzen befinden sich in Naturschutzgebieten, und da ist das Wegegebot absolut einzuhalten. Jeder Schritt abseits des Weges verdichtet den Boden. Ansonsten ist es einfach eine simple Aufzählung von möglichen Motiven, also eher etwas für totale Anfänger, die keine Ahnung haben, was Makrofotografie überhaupt ist. Einem Anfänger würde ich sowieso empfehlen, zuerst einmal normale Motive zu fotografieren, um die grundlegenden Techniken kennenzulernen. Die Makrofotografie ist doch eher anspruchsvoll, Stichworte exaktes Setzen des Schärfepunktes, Umgang mit Schärfe und Unschärfe und aktives Gestalten des Bokehs. Dann wieder mal das leidige Thema mit MFT, dass das beste Format für die Makrofotografie sein soll. Vergesst es! Sämtliche Topshots auf diesem Gebiet haben VF oder mindestens APS-C. Es wird ja immer das Argument mit der grösseren Schärfentiefe gebracht. Aber – Beim Vollformat kann ich einfach abblenden, wenn ich mehr Schärfentiefe brauche, denn ich habe bei den Blenden mehr Reserve bevor ich in die Beugungsunschärfe komme als bei MFT. Und jetzt kommts: Bei MFT kann ich die Blende nicht weiter öffnen, wenn ich mehr Freistellung brauche, weil es das Makroobjektiv nicht hergibt. Was dann geschieht ist auf mehreren… Weiterlesen »

Alfred Proksch

Rolf Carl – genau so ist es. Noch ein kleiner Hinweis, Tilt/Shift Makro Objektive erleichtern die gezielte Schärfe, Unschärfe Setzung ungemein, benötigen allerdings mehr Zeit und Erfahrung.

Rolf Carl

Danke, Alfred, ich hatte zwar noch nie ein Tilt/Shift-Makro und kann daher nicht mitreden. Aber ich denke, dass du das mit deiner Erfahrung gut beurteilen kannst. Alles was hilft beim Fotografieren ist wünschenswert.

Stefan Zimmermann

Ich verwende einen Godox V860III. Das ist einer der schnellsten Blitze beim Nachladen und schafft problemlos Serien mit etwa zehn Blitzen pro Sekunde – und das über mehr als hundert Blitze hinweg. Dazu nutze ich einen AK Diffuser, der bei der Bestellung individuell auf deine Kamera angepasst wird. Die Lieferzeit nach Deutschland beträgt etwa sieben Tage. Mit dieser Kombination kannst du sogar Fokus-Stacking aus der Hand machen. Nach rund drei Sekunden bist du durch. Wenn man dabei den Oberkörper leicht nach vorne neigt, reicht das meistens schon aus. Es ist eigentlich ganz einfach. Warum Blitz? Weil man in der Makrofotografie fast nie genug Licht haben kann. Mit Blitz wird man unabhängig vom Tageslicht – Ausbrennen durch die Sonne gibt es nicht mehr, die Kontraste werden gezügelt, und man kann auch bei schlechtem Wetter oder sogar nachts fotografieren, wenn viele Insekten ruhiger sind. Im Blitz gibt es dafür ein integriertes Dauerlicht, das beim Fokussieren und Ausrichten hilft – oder nachts, wenn es sonst komplett dunkel wäre. Außerdem friert der Blitz die Bewegungen ein – dadurch entstehen praktisch keine Verwackler mehr und man erreicht gestochen scharfe Aufnahmen, selbst aus der Hand. Ein kleiner Hinweis noch: Viele Kameras, wie zum Beispiel die Sony-Modelle,… Weiterlesen »

Thorsten

Hinweis:
Unter dem Absatz über Käfer, sind Wanzen abgebildet.

Salvatore

Hallo Jürgen, auch ich probiere mich gerade in der Makrofotografie aus und wollte fragen, ob deine Fotos freihändig oder mit einem Stativ entstanden sind 🤔? Ich besitze seit Kurzem das neue Canon Makroobjektiv RF 100 f. 2.8. Über eine kurze Rückmeldung wäre ich dir sehr dankbar 👍. Besten Dank und Gruß, Salvatore!

joe

Bin zwar nicht Jürgen, aber ich habe das RF 100/2.8 seit 2 Jahren. Es ist mit der R5 kein Problem mit bis zu 1/30 frei Hand zu fotografieren. Kommt natürlich immer auf das Motiv an.

Joachim

Makrophotografie hat meist etwas zu tun mit, wie auf den Boden legen, das Motivtiv herum anschauen usw. Es ist nicht knipsen, sondern sich damit beschäftigen.
Habe mal herumprobiert mit dem Fisheye von TTAtisan, 7,5/2 (eigentlich eine Billiglinse). Da kann man so bis 12 cm an das Motiv herangehen.Durch den Weitwinkel bekommt man recht viel Schärfentiefe. Erstaunlich, wenn man das Bild mit Ausschnitt bearbeitet, Mitte des Bildes. Wirkt so wie Foto Stacking.

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