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Neue Reisestative von Rollei im Test: Easy-Traveler-Serie ausprobiert

Die neuen Rollei-Stative der Easy-Traveler-Serie können bis zu 10 kg tragen, wiegen aber weit unter 2 kg. Wir haben die neuen Stative im Test.

Mit neuen Reisestativen will Rollei Euch verwacklungsfreie Aufnahmen im Urlaub ermöglichen! Die vier neuen Dreibeiner teilen sich dabei in die Modelle “Easy Traveler”, “Easy Traveler XL” sowie jeweils in zwei Video-Varianten auf.

Mit maximalen Höhen von bis zu 171 cm sowie bis zu 10 kg Tragkraft sind die leichten Stative dabei laut Datenblatt durchaus leistungsstark. Wie gut sich die Stative allerdings auf Reisen schlagen, das haben wir von Photografix im Test für Euch herausgefunden.

Rollei stellte uns für diesen Test Leihstellungen des Easy Traveler und des Easy Traveler XL Video zur Verfügung. Da es beide Varianten der Stative jeweils als XL-Version und als Video-Variante gibt, können wir Euch so die bestmögliche Hilfestellung bei Interesse an Rolleis neuen Produkten bieten.

Noch ein kurzer Hinweis: Nach Veröffentlichung dieses Testberichts schicken wir beide Stative zurück an den Hersteller. Die Kosten für alle im Test genannten Reisen haben wir selbst getragen oder fanden im Rahmen anderer Aufträge statt, die nichts mit diesem Test zu tun hatten. Photografix hat für diesen Artikel eine Aufwandsentschädigung erhalten – auf meine Vergütung sowie auf die Inhalte dieses Artikels hatte das allerdings keinen Einfluss.

Design & Verarbeitung

Starten wir mit dem Design – und keine Sorge, Rollei bietet die Stative neben der von uns getesteten Farbvariante auch in einem schlichten Grau an.

Unabhängig von der Farbe konstruiert Rollei die neuen Stative der Easy-Traveler-Serie aus Carbon und Metall. Erfreulich ist dabei, dass die meisten Bauteile, die anfällig für Verschleiß sind, aus Metall gefertigt sind. Abgesehen vom Schwenkgriff beim Video-Kugelkopf, aber diesen schauen wir uns später ohnehin noch einmal genauer an.

Designtechnisch würde ich die neuen Rollei-Stative durchaus als “modern” bezeichnen. Die rote Farbvariante wäre mir persönlich zu auffällig, aber in gewisser Weise wird’s dadurch zum Ferrari unter den Kamerastativen.

Was mir sehr gut gefällt, ist der Lieferumfang und die Verpackung der Stative. Alle neuen Produkte kommen in gepolsterten Tragetaschen, die wiederum in recycelbaren Kartons geliefert werden. Das ist ein Quäntchen nachhaltiger und stört kaum, da Kartons ohnehin im Keller oder im Altpapier verschwinden.

Benötigte Werkzeuge, etwa zum Nachziehen der Schrauben oder zum Festziehen der Schnellwechselplatten an Eurer Kamera, liefert Rollei ebenfalls mit. Entscheidet Ihr Euch für die Variante mit Video-Kugelkopf, ist der passende Inbus sogar magnetisch am Stativ immer mit dabei.

Größen und Tragkräfte

Ob Euch die neuen Designs zusagen, könnt Ihr wohl am besten anhand meiner Bilder im Test beurteilen. Schauen wir uns stattdessen einmal die Leistung, die Größe und das Gewicht der Stative an. In der Tabelle bekommt Ihr eine schnelle Übersicht.

ModellEasy Traveler (Standard / Video)Easy Traveler XL (Standard / Video)
Tragkraft5 kg / 4,5 kg10 kg / 6 kg
Gewicht1,14 kg / 1,36 kg1,34 kg / 1,63 kg
Maximalhöhe160 cm / 164 cm166 cm / 171 cm
Packmaß43,2 cm / 46,8 cm50,5 cm / 55 cm
Preis219 € / 249 € 249,99 € / 299,99 €

Während des Testzeitraums bin ich mit dem kleineren Stativ sowohl nach Hamburg als auch nach Paris und Brüssel gereist. Jeweils hatte ich das Stativ dabei nicht im, sondern außen im Getränkefach meines Rucksacks verstaut. In Kombination war das sowohl in Zügen als auch im Flugzeug reisetauglich, wenn auch nicht immer bequem.

So musste ich das Stativ ein wenig an den Rucksack binden, damit es bei Bewegung nicht zu stark nach außen kippt. Normalerweise nehme ich im Rucksack ein älteres City-Traveler-Stativ von Rollei mit, das noch ein wenig kürzer und leichter ist. Im Vergleich waren die neuen Easy-Traveler-Modelle also ein wenig unpraktischer, übertreffen das City-Modell aber sowohl in der Tragkraft als auch in der maximalen Höhe.

In der mitgelieferten Tragetasche oder in Kamerarucksäcken mit spezieller Stativ-Halterung sind die Rollei-Stative aber durchaus reisetauglich. Auf dem Vergleichsbild seht Ihr beide Stativgrößen jeweils auf meinen Rücken gebunden – zum Vergleich: ich bin 1,72 m groß und habe die Stative nicht wirklich als störend empfunden.

Funktionen und Kugelköpfe

Schauen wir uns im nächsten Kapitel die Funktionen sowie beide Kugelköpfe ein wenig genauer an. Wir starten mit den Sonderfunktionen, die ich im Test wirklich zu schätzen gelernt habe.

Starten wir mit der Möglichkeit, die Mittelstange einmal um 180 Grad nach unten umzudrehen. Die auch als “Makromittelsäule” bekannte Funktion erlaubt es Euch also, die Kamera unten zwischen den Stativbeinen zu platzieren. Müsst Ihr also regelmäßig sehr bodennah fotografieren, geht das deutlich besser, als bei einer Platzierung der Kamera oben auf dem Stativ.

Habt Ihr die Mittelstange schon einmal aufgeschraubt, findet Ihr zwei weitere Funktionen. Die erste funktioniert in Kombination mit einem der Stativbeine, das Ihr mit wenigen Umdrehungen abschrauben könnt. Fügt Ihr die Mittelstange und das abgeschraubte Bein dann zusammen, verwandelt Ihr das Easy Traveler binnen etwa 15 Sekunden zu einem Einbeinstativ.

Die andere Funktion findet Ihr, wenn Ihr die Unterseite der Mittelstange – dort, wo der Haken für Zusatzgewichte sitzt – abschraubt. Hier versteckt Rollei eine Smartphone-Halterung, die Ihr oben auf das Stativ aufschrauben könnt. Die Halterung klappt Ihr aus, steckt Euer Handy dazwischen und könnt es samt Halterung dann auf dem Stativ platzieren.

Apropos aufschrauben: Für Zubehör oder Erweiterungen, etwa Lampen oder Action-Kameras, findet Ihr zwei ¼-Zoll-.-Gewinde an der Schulter des Stativs. Eine integrierte Wasserwaage sowie Spikes an den Füßen sind ebenfalls mit von der Partie. Letztere Sorgen für besseren Halt auf unbefestigten Wegen und sind standardmäßig von weichen Gummikappen verdeckt.

All diese Funktionen findet Ihr sowohl beim Easy Traveler als auch beim Easy Traveler XL sowie den jeweiligen Videovarianten. Unterschiede entdecken wir, wenn wir uns die beiden Kugelköpfe einmal genauer anschauen.

Fotografie-Kugelkopf

Beide Kugelköpfe der neuen Easy-Traveler-Serie verfügen über einen Schnellspanner, den Rollei mit diesen Modellen in der Serie einführt. Bedeutet, Ihr könnt den Kugelkopf mit nur einer Handbewegung feststellen – gleichzeitig entfällt dadurch aber die Möglichkeit, ihn festschrauben. Auch wenn das in der Handhabung durchaus praktisch ist, sehe ich hier ein Problem bei längerer Nutzung. Nach einigen Tagen im Test konnte ich zwar noch keinen Verschleiß feststellen. Falls der Mechanismus auf Dauer jedoch ein wenig ausleiert, habt Ihr hier keine Möglichkeit zum stärkeren Festschrauben mehr.

Neben dem Kugelkopf finden wir beim Fotografie-Kugelkopf eine einzige Stellschraube zum Drehen der Kamera um ihre eigene Achse. Diese sitzt am Ende der Stellschraube zum Festziehen der Schnellwechselplatte, die Ihr unter Eure Kamera schraubt. Zwar fällt diese deutlich kleiner aus als beim Video-Kugelkopf, laut Herstellerangaben erfüllt sie aber auch den Arca-Swiss-Standard. Das kombinierte System zum Festschrauben spart Platz, benötigt aber einiges an Eingewöhnung. Unterwegs mit dem Stativ habe ich häufiger mal beide Schrauben verwechselt.

Was ich an diesem sehr simplen Kugelkopf samt Schnellspanner zudem störend finde ist, dass ein Neigen oder Kippen nur über den Kugelkopf realisiert werden kann. Ist Euer Shot also ein ein wenig schräg, müsst Ihr den Schnellspanner lösen, was direkt eine Bewegung in alle Richtungen ermöglicht. Dabei lauft Ihr Gefahr, gleich Eure gesamte Komposition zu verlieren. Bei schwereren Objektiven wie dem 24-70mm f/2.8 DG DN Art von Sigma kippte meine Kamera auf dem Stativ dann zudem immer direkt nach vorne. Bei einhändiger Bedienung ohne Möglichkeit, die Kamera festzuhalten, ist das sehr störend.

Der Schnellspanner für den Kugelkopf hat nicht nur Vorteile, wie der Test zeigt.

Zu guter Letzt durchaus praktisch ist allerdings, dass Ihr den Kugelkopf in drei Richtungen kippen könnt, um die Kamera in den Porträtmodus zu versetzen. Hier bieten andere Systeme meist nur eine Vertiefung, die den Wechsel zum Porträt erlaubt.

Videografie-Kugelkopf

Etwas anders gestaltet sich der Video-Kugelkopf, den Rollei alternativ anbietet. Denn dieser erlaubt es Euch über einen Arm, sanftere Schwenks und Neigungen beim Filmen durchzuführen. Der Schwenkarm lässt sich je nach Vorliebe länger und kürzer stellen. Für einen einfacheren Transport lässt er sich zudem herunterklappen und ist, um möglichst sicher in Position zu bleiben, mit Zähnen am Gewinde ausgestattet. Damit ist er zwar besonders sicher, Rollei setzt aber ausgerechnet hier Kunststoff ein und schafft somit eine potenzielle Schwachstelle in der Konstruktion des Stativs. Im Testzeitraum ließen sich hier aber keine Verschleißerscheinungen feststellen.

Anders als der Fotografie-Kugelkopf erlaubt es die Video-Variante zudem, dass Ihr Eure Kamera der Y-Achse entlang neigt. Hierfür gibt es erfreulicherweise eine Stellschraube, über den Kugelkopf wäre das Neigen wirklich zu unpräzise.

Was sich beim Video-Kugelkopf ebenfalls unterscheidet, ist die Schwellwechselplatte. Sie erfüllt ebenfalls den Arca-Swiss-Standard, verfügt über eine Skala an der Seite und wird leider nur von einem recht dünnen Metallstück festgehalten. Warum Rollei dieses nicht auf die gesamte Breite ausweitet, kann ich mir beim besten Willen nicht erklären. Die Konstruktion wirkt dadurch weniger hochwertig, Probleme entstanden dadurch im Test aber nicht.

Fazit

Die neuen Easy-Traveler-Stative von Rollei machten im Test einen sehr guten Ersteindruck. Sie sind modern, überzeugen im Design (trotz knallroter Farbe unserer Teststative) und wirken zu einem Preis von 219 bis 300 Euro auch wirklich angemessen in der Verarbeitung.

Sehr lobenswert ist dabei, dass Rollei viele Funktionen in ein kleines Packmaß integriert. Gerade die Makro-Mittelstange und das clevere, integrierte Smartphone-Stativ sind Funktionen, die im Fotografen-Alltag durchaus praktisch sein können. Betrachten wir die Stative genauer, lassen sich aber vor allem beim Fotografie-Kugelkopf einige Mängel erkennen.

Zwar ist es begrüßenswert, dass Rollei den Kugelkopf einfacher in der Handhabung gestalten will. Das Schnellspann-System bereitet aber Probleme, wenn Ihr Anpassungen mit schweren Objektiven und einer Hand vornehmen wollt. Bei anderen Stativen könnt Ihr den Kugelkopf durch leichtes Losschrauben sanfter lösen, um die Ausrichtung der Kamera mit stärkerem Widerstand anzupassen. Bei Rolleis neuem System gibt’s nur ein binäres „fest–locker“.

Auch wenn die Traglast der Stative mit bis zu 10 kg durchaus ansehnlich ist, finde ich sowohl das kleinere Modell als auch die XL-Version für Reisen ein wenig zu groß. Liegt aber vor allem daran, dass ich gerne ultraleicht mit einem Rucksack reise. Anhand der Angaben in diesem Test könnt Ihr aber natürlich selbst entscheiden, ob die Stative für Euer Equipment ausreichen und ob sie für Eure Art zu Reisen kompakt genug sind.

Was haltet Ihr von Rolleis neuen Stativen? Teilt es mir in den Kommentaren mit!

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