Objektive Tests Viltrox

Viltrox 20mm f/2.8 im Test: Das 150-€-Must-Have für E-Mount?

Mit dem 20mm f/2.8 AF hat Viltrox ein besonders günstiges Objektiv für Sony E-Mount im Angebot. Im Test finden wir heraus, ob sich der Kauf lohnt.

Viltrox führte vor wenigen Wochen eine neue Festbrennweite für Sony E-Mount ein. Mit einem Gewicht von nur 150 Gramm und einem Spottpreis von 150 € wollte ich mir das Objektiv wirklich gerne einmal anschauen. Denn die Festbrennweite wirkt wie ein gutes und kompaktes Immerdrauf-Objektiv, wenn man seine Kamera auf Spaziergängen über die Schulter werfen möchte. Zugegeben bleibt meine hochwertigste Kamera oft zu Hause, da mir die Kombination mit dem 24-70mm f/2.8 von Sigma zu teuer und zu schwer ist.

In diesem Testbericht will ich also herausfinden, ob das Viltrox 20mm f/2.8 AF optisch so weit überzeugt, dass ich es im günstigen Preisbereich als „No-Brainer“ für Sony E-Mount bezeichnen würde. Ein Objektiv also, über dessen Kauf man sich nicht allzu lange Gedanken machen muss und das sich eigentlich in jedem Fotorucksack befinden sollte. Finden wir’s heraus!

Bevor’s losgeht noch ein Hinweis: Rollei hat uns das Viltrox 20mm f/2.8 für diesen Testbericht leihweise zur Verfügung gestellt. Nach Ende des Testzeitraum geht das Objektiv wieder zum Hersteller zurück.

Design & Bedienung

Mit einem Gewicht von nur 150 Gramm und einer Länge von 6,5 Zentimetern handelt es sich beim Viltrox 20mm f/2.8 FE um ein äußerst kompaktes Vollformat-Objektiv. Die Größe ist vergleichbar mit einem mittelgroßen Apfel, besitzt Ihr Sonys „Nifty-Fifty“, das 50mm f/1.8 FE, könnt Ihr ungefähr mit derselben Größe rechnen. Und auch bin der Verarbeitung ähneln sich die beiden Linsen.

Beide Objektive sind zum Großteil aus Kunststoff gefertigt, Viltrox konstruiert das Bajonettgewinde allerdings aus Metall. Darin eingelassen ist zudem ein USB-C-Anschluss für das Aufspielen von Updates. Wir finden des Weiteren einen leichtgängigen Ring für den Fokus, auf einen Blendenring müssen wir allerdings verzichten.

An meiner Sony Alpha 7 IV wirkt das 20mm f/2.8 angenehm kompakt und sorgt dafür, dass die Kamera sehr gut in der Hand liegt. Im Vergleich zu dem Objektiv, das ich am häufigsten an der Kamera nutze, fällt das Gewicht von stolzen 1480 Gramm auf nur 800 Gramm und die Kamera neigt deutlich weniger dazu, nach vorne zu kippen. Ein wirklich sinnvoller Vergleich ist das natürlich nicht, da es sich um grundlegend verschiedene Objektive handelt. Für Street-Fotografie und zum Umhängen beim Spaziergang eignet sich die Größe des 20mm f/2.8 jedoch wirklich perfekt.

In den Lieferumfang packt Viltrox übrigens neben einem Objektivdeckel und einem Bajonettdeckel eine leichte Stofftasche zum Verstauen des Objektivs. Sowohl die Verpackung als auch das Objektiv an sich finde ich angesichts des Preises hochwertig. Euch erwartet kein High-End-Produkt, in den Regen habe ich das Objektiv auch ohne Wasserschutz aber ganz ohne Sorgen mitgenommen. Dafür wirken die Spaltmaße klein und die Verarbeitung hoch genug.

Optische Qualität

Viltrox bewirbt das 20mm f/2.8 als Objektiv für die Landschafts- und Streetfotografie. Geht dieses Werbeversprechen auf, dürften wir also eine hohe Schärfe erwarten, die sich bis an den Bildrand erstreckt. Für Streetfotografie freut man sich zudem über ein hübsches Bokeh sowie über einen schnellen Autofokus. Schauen wir uns zuerst das Datenblatt an.

Viltrox setzt bei der optischen Konstruktion auf 10 Linsen in 8 Gruppen, Informationen über Coatings oder die Art der verbauten Linsen konnte ich leider nicht finden. Dafür gibt Viltrox an, sieben Blendenlamellen zu verbauen, was sich beim genauen Hinschauen aufs Bokeh und auf das Objektiv selbst bestätigen lässt. Ein Autofokus ist vorhanden, dieser soll auch mit Sonys Augen-Autofokus zusammenarbeiten – kommen wir aber später noch einmal drauf zurück.

Viltrox-Objektive unterliegen meiner Erfahrung nach einer gewissen Qualitätsstreuung. Ich nutze regelmäßig ein 85mm f/1.8 von Viltrox, das wirklich knackscharf ist. Eine 35-mm-Festbrennweite von Viltrox hingegen musste ich mehrmals zurückschicken, da der Autofokus nicht zuverlässig funktionierte. Am Ende habe ich sie dann reklamiert, da die Qualität einfach nicht stimmte. Dementsprechend war ich ein wenig skeptisch gegenüber dem 20mm f/2.8.

Aber: Die optischen Eigenschaften des mir zur Verfügung gestellten 20mm f/2.8 sind wirklich gut – und das nicht einmal „angesichts des Preises“. Die Schärfe in der Bildmitte ist auch bei stark geöffneter Blende hervorragend. Schauen wir uns auf den Vergleichsbildern die Bildränder an, sehen wir zwar einen Abfall der Schärfe, der kommt bei derart weitwinkligen Objektiven aber auch bei teureren Varianten vor.

Ebenfalls stark: Bei Aufnahmen mit starkem Gegenlicht lassen sich kaum chromatische Aberrationen oder Farbsäume feststellen. Hier hätte ich gerade bei f/2.8 blaue, lilafarbene oder grüne Farbsäume um Äste oder die Ränder der Häuser im Hintergrund erwartet. Und auch wenn Viltrox kein Coating gegen Lichtreflexionen angibt, sind mir im starken Gegenlicht keine unangenehmen Lens-Flares aufgefallen. Selbst hübsche Sonnensterne lassen sich mit dem 20mm f/2.8 erzeugen, wenn Ihr die Blende ausreichend stark zumacht.

Ein schönes Bokeh lässt sich mit dem Viltrox 20mm f/2.8 ebenfalls produzieren. Als Porträtobjektiv eignet sich das Objektiv aufgrund des starken Weitwinkels aber nur bedingt. Generell tritt eine Unscharfzeichnung des Hintergrundes eher dann auf, wenn Ihr Motive im Nahbereich fotografiert.

Wenn wir also nah an ein Motiv herangehen, schaffen wir es durchaus, den Hintergrund unscharf zu bekommen. Hier sehen wir in der Bildmitte sehr schöne, runde, sechskantige Bokeh-Kugeln. Lassen wir den Blick weiter an den Bildrand schweifen, werden diese ein wenig durch den starken Weitwinkel verzerrt. Insgesamt finde ich das Bokeh aber wirklich schön und passt zu dem, was viele YouTube-Fotografen gerne als „creamy“ bezeichnen. Eine gleichmäßige Unscharfzeichnung, die noch leicht durchscheinen lässt, was sich eigentlich im Hintergrund befand.

Autofokus

Dass im Viltrox 20mm f/2.8 ein Autofokus steckt, ist bei einer UVP von 149 € alles andere als selbstverständlich. In seiner Release-News stellte Mark das besonders heraus, behielt aber unter Vorbehalt, ob dieser auch gut funktioniert. Umso erfreulicher ist es also, dass der Autofokus mit Sonys Augen-Autofokus zusammenarbeitet und meiner Erfahrung nach auch wirklich schnell und zuverlässig ist. Dass Sonys Autofokus-System samt Tracking für Street-Fotografie und Landschaftsfotografie ausreicht, liegt bei aktuellen Modellen wie der A7 IV auf der Hand. Und das günstige Viltrox-Objektiv kann da erstaunlich gut mithalten.

Beim schnellen Wechseln zwischen dem Nahbereich und unendlichem Fokus lässt sich eine Verzögerung kaum messen. Die Geschwindigkeit an der A7 IV liegt irgendwo im Millisekundenbereich. In meinen Testfotos konnte ich zudem keinen Back- oder Frontfokus feststellen. Das 20mm f/2.8 traf die gewünschte Fokusdistanz in der Regel perfekt. Einen Nachteil gab’s allerdings: Beim Fokussieren kommt es zu starkem Focus-Breathing, also zu Brennweitenveränderungen in verschiedenen Fokusstellungen.

Für Filmende: Der Autofokus-Motor ist leider nicht komplett geräuschlos. Beim Filmen hört man das Fokussieren daher ein wenig. Vor allem immer dann, wenn das Objektiv den Fokus stark ändern muss. Das 20mm f/2.8 empfiehlt sich daher nur eingeschränkt als Vlogging-Objektiv. Wenn Ihr gleichzeitig in die Kamera sprecht oder in lauteren Umgebungen filmt, werden Euch die Geräusche aber nicht allzu sehr stören.

Fazit

Greifen wir meine Frage vom Anfang auf: Ist das Viltrox 20mm f/2.8 im günstigen Preisbereich ein „No-Brainer“? Meinen Erfahrungen und Tests nach würde ich dies mit „Ja“ beantworten. Tatsächlich bietet das Objektiv zu einem Preis von 150 € eine optische Qualität, die meine Erwartungen übertroffen hat. Gleichzeitig ist es mit seiner Brennweite von 20mm extrem leicht und kompakt.

Mängel konnte ich in meinem Test angesichts der geringen Kosten kaum finden. Obwohl ich das Objektiv mehrmals im Regen genutzt habe, ist es trotz fehlendem Spritzwasserschutz nicht zu Schäden gekommen. Die Verarbeitung ist dementsprechend hochwertig, eine Materialwahl von hauptsächlich Kunststoff ist aufgrund des Bajonett-Anschlusses aus Metall ebenfalls nicht zu kritisieren.

So sind es lediglich meine negativen Erfahrungen mit der Qualitätsstreuung bei Viltrox, die ich Interessenten und Interessentinnen des Viltrox 20mm f/2.8 mit auf den Weg geben würde. Beim Kauf über den Rollei-Onlineshop genießt Ihr allerdings einen guten Kunden-Service.

Fazit & Preisvergleich

Viltrox 20mm f/2.8 AF

Die optische Qualität des 20mm f/2.8 FE ist angesichts des günstigen Preises von 150 € wirklich erstaunlich. Verarbeitung und Funktionsumfang stimmen ebenfalls, der Autofokus hält was er verspricht. Echter Kauftipp!

» Hier gehts zum Viltrox 20mm f/2.8 im Onlineshop von Rollei

guest
9 Kommentare
älteste
neueste
Feedback
Zeige alle Kommentare
J.Friedrich

Schöner Test, da an der Praxis entlang. Die Optik ist sowas wie das 16mm 2.8 bei RF – auch so ein „No-Brainer“ – „kann“ nix, „kostet“ nix, „liefert“ nix überragend gut –> macht einfach was es soll: Weite!, klein!, leicht!, günstig!, akzeptable Anfangsöffnung – also ab damit in die Tasche/Beutel oder Jackentasche …

Alfred Proksch

Danke Benjamin Lucks

so ein persönlicher Erfahrungsbericht aus der Praxis hilft Produkte einzuordnen. Schön das es wirklich brauchbare Objektive für wenig Geld gibt.

Sollte es Sony irgendwann schaffen einen preiswerten (unter 1.000,- Euro) Vollformat Fotoapparat auf den Markt zu bringen finden die günstigen Viltrox Objektive wie z.B. das 20mm f/2.8 AF vielleicht noch mehr Kundschaft.

visual basics

Man konnte schon oft die A7 I und gelegentlich die A7 II für unter 1.000 EUR bekommen.
Mir würde eine Kombinatiion aus einer A7C I mit genau diesem 20er und dazu einem 35mm f/2.8 sowie einem Samyang 75mm f/1.8 gut gefallen.

Glocke

Interessanter Test, das hat in der Vergangenheit gefehlt hier. Super – Danke

rene_z.

…und spitze ist die Tatsache, dass zusätzlich zu Allem hier bereits Gesagten, der Tester relativ entspannt aussieht…
(Andere Testreports zeigen meist einen Tester, der mit Riesenrucksack bedacht und schweißüberströmt seine auszutestenden Bahnen zieht – der Aufwand dabei ist natürlich nicht ohne 😉 )
Danke!

Hans Treffer

„ Wenn wir also nah an ein Motiv herangehen, schaffen wir es durchaus, den Hintergrund unscharf zu bekommen. Hier sehen wir in der Bildmitte sehr schöne, runde, sechskantige Bokeh-Kugeln.“ war das KI? Kugeln sind rund und nicht eckig!

Rolf Kleinert

also, ich erkenne ein „Siebeneck“. Ein Hexagon hat sechs Seiten. Somit also ein Vieleck – Polygon

Photografix Newsletter

In unserem kuratierten Newsletter informieren wir dich 1-2 Mal pro Woche über die aktuellsten News und Gerüchte aus der Welt der Fotografie.

Wir senden keinen Spam und teilen niemals deine E-Mail-Adresse.
Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.