Zeit für Innovationen
Sowohl für Nikon aber besonders für Canon wird es Zeit für Innovationen, nicht zwingend auf dem Markt der DSLMs (auch Mittelformatkameras sind ein Thema), aber bei den Spiegellosen gibt es derzeit einfach die meisten Möglichkeiten und auch das größte Interesse von Seiten der Kunden. Wenn man die letzten großen Innovationen der beiden Hersteller sucht, muss man ein ganzes Stück im Kalender zurückblättern. Bei Nikon wäre das vielleicht die D800 (vorgestellt Anfang 2012), die mit gigantischen 36 Megapixeln für Aufsehen gesorgt hatte, bei Canon würden viele die 5D Mark II (2008) mit ihren tollen Video-Features als letzte große Innovation ansehen, wobei auch der Dual Pixel AF der 70D eine nicht unerhebliche Weiterentwicklung war.
Man muss sich natürlich fragen, warum Nikon und Canon in den letzten Jahren nicht mehr Energie in neue (im Sinne von “wirklich neue”) Produkte investiert haben, denn das Potenzial ist ja zweifelsohne da. Im Prinzip gibt es hier mehrere Theorien bzw. Ansätze. Zunächst einmal könnte man eine alte Sportweisheit ausgraben, die da heißt “never change a winning team”. Canon und Nikon werden nicht umsonst die beiden “Großen” genannt, schließlich waren sie die entscheidenden Namen in der Blütezeit der DSLR. Und für ihre Spiegelreflexkameras sind sie auch heute noch bekannt, zahlreiche Fotografen haben in den letzten Jahren tausende von Euro in passende (und gute) Objektive für ihre DSLRs gesteckt, warum diesen Weg nicht weiter bestreiten und die eigenen DSLRs weiterentwickeln? Hinzu kommt dann vielleicht noch so etwas wie Stolz – wir sind Canon, der größte und führende Kamerahersteller weltweit, wir wollen unseren eigenen Weg bestreiten und nicht wie alle anderen auf spiegellose Systemkameras setzen.

Wollen Canon und Nikon überhaupt innovativ sein?
Teilweise muss man sich sogar fragen, inwieweit Canon überhaupt interessiert daran ist, etwas wirklich Innovatives auf den Markt zu bringen. Schon einige aktuelle Kameras bleiben unter ihren Möglichkeiten, Stichwort Magic Lantern. Für alle die mit diesem Namen nichts anfangen können: Magic Lantern ist eine unabhängige Softwareerweiterung für einige EOS-Kameras, die vor allem im Video-Bereich den Funktionsumfang teilweise erheblich erweitert. Wie kann das sein, dass Canon mit der eigenen Firmware nicht das Maximum aus den eigenen Produkten herausholt? Dem Unternehmen Unvermögen vorzuwerfen wäre naiv und der nächste logische Gedanke ist dann eben, dass Canon die eigenen Kameras absichtlich etwas schlechter macht. Das klingt wie ein böser Vorwurf, aber im Grunde ist das ja heute in der Welt der Technik Alltag. Wenn man sich Prototypen und Patente anschaut findet man teilweise extrem innovative Ideen, doch was kommt auf den Markt? Nur eine Weiterentwicklung des Vorgängers. Wenn jetzt im September das iPhone 6 auf den Markt kommt, hat Apple doch längst das iPhone 7 in der Mache. Doch die Hersteller wollen Geräte verkaufen und da ist es aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoller, die eigenen Produkte nur Schritt für Schritt weiterzuentwickeln. Ganz ähnlich wie das der Stabhochspringer Serhij Bubka im Laufe seiner Karriere gemacht hatte: Insgesamt 35 neue Weltrekorde hat er aufgestellt, immer ein oder zwei Zentimeter höher. Natürlich hätte er gerade am Anfang noch wesentlich höher springen können – wollte er aber nicht. Denn für jeden neuen Weltrekord gab es eine nette Prämie.
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