Ablenkungen und Störfaktoren entfernen
In der Makrofotografie können schon kleinste Details – ein heller Fleck, ein Staubkorn oder ein unruhiger Hintergrund – die Bildwirkung empfindlich stören. Um euer Hauptmotiv optimal in Szene zu setzen, lohnt sich der gezielte Einsatz von Bearbeitungstechniken.
Reparaturwerkzeuge nutzen
Programme wie Lightroom, DxO PhotoLab oder Photoshop bieten leistungsstarke Klon- und Reparaturpinsel, mit denen ihr Staub, Kratzer, helle Reflexe oder störende Pflanzenteile punktgenau entfernt. Arbeitet dabei am besten mit einer leicht weichgezeichneten Werkzeugspitze, um saubere Übergänge zu erhalten.
Neben den klassischen Werkzeugen gibt es inzwischen auch KI-gestützte Funktionen wie das „Entfernen“-Tool oder generatives Füllen. Diese liefern oft beeindruckende Ergebnisse, können in der Makrofotografie aber problematisch sein – etwa bei feinen Strukturen wie Insektenflügeln oder Pflanzenblättern. Hier liefern die traditionellen Reparatur- oder Kopierstempel weiterhin die präziseste Kontrolle.

Hintergrund glätten oder abdunkeln
Ein unruhiger Hintergrund lenkt sofort vom Motiv ab. Mit lokalen Anpassungen – etwa einer Maske in Lightroom oder einem Kontrollpunkt in DxO – könnt ihr den Hintergrund sanft abdunkeln oder aufhellen. So rückt das Hauptmotiv stärker in den Vordergrund, ohne dass das Bild künstlich wirkt.
Ebenso hilfreich ist das gezielte Weichzeichnen des Hintergrunds. In Photoshop funktioniert das zum Beispiel mit einem selektiven oder Gaußschen Weichzeichner auf einer Maske, in Lightroom könnt ihr die Struktur oder Klarheit im Hintergrund reduzieren. Dadurch verschwimmen störende Details und euer Motiv tritt noch deutlicher hervor.
Gerade in der Makrofotografie, wo Hintergründe schnell unruhig wirken (Grashalme, Blätter, kleine Äste), bringt diese Technik oft den entscheidenden Unterschied. Ihr könnt so den Effekt einer offeneren Blende nachahmen – ideal, wenn ihr bei der Aufnahme etwas mehr Schärfentiefe benötigt habt, aber trotzdem eine ruhige, harmonische Bildwirkung erzielen wollt.

Bild beschneiden und generativ erweitern
Störende Elemente am Bildrand sind in der Makrofotografie fast unvermeidlich. Der erste Schritt zur Reduktion ist meist der Zuschnitt: Durch einen engeren Bildausschnitt lenkt ihr den Blick auf das Wesentliche und könnt zugleich ein harmonisches Seitenverhältnis schaffen. Gerade bei Makros verstärkt ein klarer Schnitt oft die Wirkung des Bildes.

Manchmal verliert ihr beim Beschneiden jedoch wertvollen Bildraum. Hier hilft die generative Erweiterung: Mithilfe von KI lassen sich fehlende Bildbereiche realistisch auffüllen, sodass ihr den ursprünglichen Ausschnitt vergrößern oder ein neues Format erzeugen könnt. Besonders praktisch ist das, wenn ihr das Motiv freigestellt habt, für Drucke oder Serien aber ein bestimmtes Seitenverhältnis benötigt.
Beschneiden und generatives Erweitern ergänzen sich hervorragend – zuerst entfernt ihr störende Details, dann schafft ihr mit KI-Erweiterung wieder Raum für eine harmonische Komposition. So entstehen Makrofotos, die sowohl technisch sauber als auch gestalterisch frei wirken.


KI in der Makrofotografie verwenden?
Bei der generativen Erweiterung solltet ihr bedenken, dass die KI Inhalte „erfindet“, die im Original gar nicht vorhanden waren. Für dokumentarische oder wissenschaftliche Makrofotografie ist das problematisch, weil ihr damit die Realität verändert. Für kreative, künstlerische oder illustrative Projekte hingegen ist es völlig legitim, dieses Werkzeug zu nutzen und eure Bilder gezielt zu gestalten. Betrug wird es eigentlich nur dann, wenn ihr so tut, als sei euer Bild unbearbeitet und zu 100 % authentisch, obwohl KI-Elemente darin enthalten sind. Wenn ihr aber offen damit umgeht oder die Erweiterung bewusst als Stilmittel einsetzt, ist es einfach ein zusätzliches Werkzeug in eurem kreativen Koffer.
Verehrter Jürgen,
Danke für den Artikel – ich bin in der Makrofotografie nicht zu Hause. Deshalb formuliere ich es bewusst als Frage: du verwendest den Begriff Mikrokontraste… hatten wir nicht hier im Forum eine engagierte Diskussion um diesen Begriff? Wurde nicht von Experten der Impuls gesetzt, dass es keine Mikrokontraste gibt? Vielleicht hilft jemand weiter?
Also eine ehrliche Frage meinerseits…
Hallo Thomas, danke dir für deinen Kommentar.
Ich verwende den Begriff sehr gerne für sehr kleine Bildstrukturen, also für die Bereiche zwischen benachbarten Pixeln, sowie für sehr feine Details, wie beispielsweise Blätter, Insektenaugen oder andere Texturen. Es ist sozusagen eine Art „lokales Feingefühl” für Licht und Schatten, für die kleinsten Helligkeitsabstufungen. Zugegeben, der Begriff stammt nicht aus der Physik, aber in der Fotografie finde ich ihn sehr sinnvoll, da ich damit das beschreiben kann, was ich als „plastische Schärfe” wahrnehme. In der technischen Optik wird dies anders bezeichnet. Auch Testlabore oder Hersteller von Objektiven verwenden den Begriff gerne. Ich finde daher persönlich, dass dies ein etablierter und legitimer Begriff in der fotografischen Praxis ist. Wer diesen Begriff ablehnt, hat aus der Sicht der reinen Physik natürlich auch recht.
Ja, richtig ist, das in den 60er Jahren Zeiss diesen Begriff zum ersten Mal verwendete. Phyikalisch war von Anbeginn klar, das es den “Microkontrast” nicht gibt. Es war im Zuge einer Werbemaßname eingeführt worden. Man sollte insb. in Fachkreisen bei sehr feinen Strukturen und derren Wiedergabe auch von Feinststrukturen schreiben oder sprechen. Auch wenn einige sog. Testlabore diesen Begriff gerne nutzen, ändert dies nichts an der Tatsache einer Falschaussage. Etabliert – ja, legitim eindeutig Nein.
@Jürgen@Rolf K.: Danke für eure Erklärungen… ich kenne nur die wichtigsten Details der Kameras und der Optiken… insofern ist ein eher emotionsloser Austausch auch über solche Randthemen für mich viel wert. Horizonterweiterung… gern genommen!
Bei DxO PL ist der Regler sogar so genannt: Es gibt Regler für den Kontrast und den Mikrokontrast. Letzterer passt nicht zu jedem Bild, aber wie oben schon geschrieben, lassen sich damit feinste Details noch hervorheben. Flächen (Bokeh) sollte man dabei aber aussparen, denn da verstärkt sich das Rauschen. Der normale Kontrast verstärkt hingegen die Wirkung von hellen und dunklen Bildteilen, vergrössert also auch den Dynamikumfang.
Ich bin gerade zu Hause am verhandeln… mein Silberlöckchen plädiert für DxO… ????
Es ist ja bald die Cyber Week, Wenn der Preis stimmt, kaufe ich die neuste Version.
Gut. Dann habe ich keine Ausrede mehr… Ich werde dann wohl umsteigen…
Moin Thomas, mit was “entwickelst” Du momentan deine Bilder? Du kannst dir ja DXO zum testen runterladen, falls es dir gefällt dann kaufst Du dir die Lizenz.
Lightroom. Aber ich habe DxO schon ausprobiert… und was soll ich sagen, lieber Mirko: es gefällt. Ich bin nur so „anhänglich“. Aber Schluss jetzt mit dem Abomodell von Adobe.
Dann drücke ich Dir die Daumen auf ein schönes Angebot 👍
Danke euch für den spannenden Austausch! Ich lerne immer gern dazu und finde es super, wenn man solche Dinge gemeinsam diskutieren kann. Ihr habt völlig recht, der Begriff „Feinststrukturen“ passt hier deutlich besser. Ich habe den Text entsprechend angepasst und werde das auch künftig in meinen Arbeiten so übernehmen. Vielen Dank dafür!
Insgesamt sehr guter Artikel um die Möglichkeiten der Bildbearbeitung aufzuzeigen. Aber – Mich stört die Aufmunterung zum Gebrauch von KI und sonst unlauteren Mitteln, die für mich klare Bildmanipulationen sind. Störende Bildelemente zu entfernen gehört für mich in diese Kategorie. Sensorflecken sind kein Problem, für private Fotos vielleicht noch den schwarzen Fleck einer Fliege, aber ein ganzes Blatt wie im Beispiel zu entfernen ist ein Nogo, wenn man einen Funken Fotografenehre hat. Leute, lernt fotografieren! Vor allem bei ruhigen Motiven hat man doch Zeit, auch auf den Hintergrund zu achten und vielleicht etwas den Standort zu verschieben, wenn ein Blatt stört. Bei Naturfotografie-Wettbewerben ist nur das Entfernen von Sensorflecken erlaubt, alles andere ist Manipulation und wird disqualifiziert. Dann das nachträgliche Unscharfstellen mit der Software, wozu? Man kann doch schon bei der Aufnahme etwas experimentieren und auch mal etwas unscharf stellen, wie ich es im folgenden Foto gemacht habe. Ist einfach mal etwas anderes: https://www.rolfcarlnaturfotografie.ch/flora-und-pilze?pgid=kseglqjw-4a9b48aa-ecf3-4c2c-ab72-4519cc55656e Früher hat man auch noch Vaseline auf das Objektivglas geschmiert und einen ähnlichen Effekt erreicht. Aber alles, was direkt als RAW aus der Kamera kommt, ist massiv wertvoller als KI-generierte Reparaturen. Das lässt einfach mein Stolz nicht zu. Aber jedem das Seine: Guter Fotograf oder guter… Weiterlesen »