Smartphones & Apps Marktgeschehen

iPhone-Foto wegen KI-„Bauchgefühl“ von Wettbewerb ausgeschlossen

KI hat offenbar die Wahrnehmung dessen verschoben, was wir als echt empfinden und was nicht. Das hat echte Konsequenzen.

KI-Fotos mischen Wettbewerbe

Es ist die eine Sache, wenn jemand mit voller Absicht ein Bild mit KI generiert, es dann in einen Fotografen-Wettbewerb schmuggelt (und dann auch noch gewinnt!). Das gab es schon vor Monaten – und seitdem haben sich die technischen Möglichkeiten nur noch weiter entwickelt, sodass in manchen Fällen kaum synthetisch erzeugte Bilder von echten Fotos zu unterscheiden sind.

Doch solche Vorfälle haben (berechtigte) Skepsis bei Betreibern von Fotografiewettbewerben ausgelöst. Problematisch wird es allerdings, wenn Teilnehmende völlig zu unrecht des Betrugs beschuldigt werden, wie jetzt Suzi Dougherty an eigenem Leib erfahren musste.

Vier Juroren können sich ja nicht täuschen, … oder?

Das Foto, das ihren Sohn in Kombination mit zwei Schaufensterpuppen bei einer Gucci-Ausstellung zeigt, wurde auf Instagram öffentlich angeprangert, wenn auch immerhin ohne namentliche Nennung der Fotografin.


Bei unserem letzten Fotowettbewerb erhielt CCP ein Bild, das zunächst alle Jurymitglieder faszinierte, dann aber in Verdacht geriet, so dass wir beschlossen, das Foto nicht in die Wertung aufzunehmen. Wir haben bereits darauf hingewiesen [sowohl in den sozialen Netzwerken als auch in den AGB des Wettbewerbs], dass wir zwar in Zukunft einen Bereich für KI-Bilder einrichten werden, diese aber im Moment nicht akzeptieren. […] @charingcrossphoto auf Instagram


Dabei stellen sie allerdings auch fest, dass sie nie mit absoluter Sicherheit sagen können, ob ein eingereichtes Bild von einer KI erstellt wurde. In diesem Fall könne man aber „das Bauchgefühl von vier Juroren nicht ignorieren“ – meint man.

Nach dem Instagram-Beitrag hat sich Fotografin Suzi Dougherty bei den Ausrichtern des Wettbewerbs gemeldet und glaubhaft versichert, dass es sich eben um ein Werk aus ihrer iPhone-Kamera und nicht einer KI handele.

Richtiges Foto zur falschen Zeit

„Es ist in der Tat ein großartiges Spiel mit dem, was in unserer Welt real ist und was nicht“, heißt es in einem Update von Charing Cross Photo. „Leider war der Zeitpunkt für den Teilnehmer nicht gut gewählt, da KI ein so aktuelles Thema ist, und ohne die Hintergrundinformationen hatten wir das Gefühl, das gesamte Bild in Frage stellen zu müssen.“

Zum Glück der Veranstalter zeigte sich Suzi Dougherty verständnisvoll und freue sich darüber, zu dieser wichtigen Diskussion rund um den Umgang mit KI beizutragen. Vielleicht nimmt sie in Zukunft erneut teil.

In dubio pro KI?

„In der Zwischenzeit kann dies als Erinnerung daran dienen, bei einem Wettbewerb gültige Informationen zu den Bildern anzugeben. Die Preisrichter und das Wettbewerbsteam teilen diese Bildunterschriften nicht immer. Die erforderlichen Informationen werden gut überlegt, bevor ein Detail preisgegeben wird. Das Bild muss schließlich für sich selbst sprechen… und darf keine KI sein.“

Wie immer bei Themen rund um die Schnittstelle zwischen KI und Fotografie: Wir wissen, das ist ein emotionales Thema, aber bitte bleibt in eurer Diskussion sachlich. Vielen Dank!

via: PetaPixel | Beitragsbild: Mahavir-Shah

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Thomas Müller

Das Foto MUSS real sein, das sieht man doch sofort! Oder für wie trottelig wird KI gehalten? Sie würde niemals ein Foto erzeugen, das eine Gucci Ausstellung zeigt, auf der jemand mit einer Lacoste Weste aufkreuzt, die noch dazu aussieht als sei von KiK? Das Fahrradschloss um den Hals räum dann noch jegliche Restzweifel aus.

rene_z.

… je kikiger aussehend um so „echter“.

DU.

Schön zu hören das es schon echte KI-Experten gibt, hier im Forum!? In der Welt gibt es die leider nicht.

Thomas Müller

Ein Himmelreich für jeden, der ein Gespür für Ironie hat. Es ist halt nicht jedem gegeben.

Peter

Wenn man jetzt das Bild dazu noch sehen könnte…

Peter

Leider funktioniert die Einbettung nicht und Dein Link ebenfalls nicht mit Safari IOS 16.5.1(c), also aktuellstes Betriebssystem. Abschalten des AD Blockers hilft auch nicht. Es stockt bei der Cookie Frage und im Hintergrund kann man lesen: „Diese Seite ist leider nicht verfügbar.“

Peter

Spannend. Mit der Windows Kiste und dem MacbookPro gehts auch.🤷‍♂️

Auch spannend: wenn man auf eurer Seite das erste Mal den AD Blocker abschaltet und die Seite neu lädt…😊
(ok, schon klar, ihr müsst ja auch von was leben, aber als User muss ich sagen: ohne Ad Blocker und Noscript wäre mir das Internet glaube ich schon längst verleidet.😉)

Peter

Ui, jetzt hats dafür meinen Post doppelt gemoppelt…😂

Henry333

Wo ist das Problem. Für genau solche fälle hab ich mehrere Browser auf meinem Rechner, einer funktioniert immer…

Rene Stämpfli

Für mich stellt die Verknüpfung von KI mit der Fotografie oder auch von Gemälden eine sehr interessante Möglichkeit dar, neues, durch Füttern eigener Werke, zu kreieren. Es bringt nichts, diese neuen Möglichkeiten zu verteufeln. KI ist nun mal da und wird auch von vielen kreativen Menschen genutzt werden.

rene_z.

Kunst muss sich entfalten können und aus einem unbegrenzten Fundus schöpfen dürfen.
KI ist wohl mittlerweile ein Teil dieses Fundus…

01010011 01110100 01101001 01101101 01101101 01110100 00100000 01100100 01101111 01100011 01101000 00101100 00100000 01101111 01100100 01100101 01110010 00111111 00100000

rene_z.

Hab mich irgendwie vertippt,
darf aber nichts mehr weglöschen.
Sorry!

rene_z.

Was mich wundert: Wieso hält der junge Mann mit dem männlichen Gucci-Model fiktiv Händchen, anstatt mit dem sexy-bebrillten weiblichen Model. 🤔
Ich hätte das weibliche Model, zum Händchenhalten, ausgewählt.
Man sollte Photos blitzschnell choreographieren können und nicht pfuschen…

Halte das Photo aber für ein echtes iPhone-Photo, KI-Photos bauen da mitunter winzige Fehler mitein(z. B. bei Gesichtern), was hier nicht zutrifft.

N1USER

Es sollte doch ein Leichtes sein, die Authentizität zu belegen, oder wurde hier tatsächlich nur dieses EINE Foto von dieser EINEN Scene gemacht? Merkwürdig 😉

Rolf Carl

Bei den grossen Wettbewerben werden die RAW-Dateien angefordert und mit dem eingereichten Foto abgeglichen. Bei Feld- und Wiesenwettbewerben ist das aber nicht der Fall.

rene_z.

Besser und treffender kann man’s nicht formulieren.

DU.

Eigentlich schon, jedes Foto hat doch EXIF Daten, wenn nicht muß man es eben Beweisen können, geht das ? Bei KI eben sicher nicht, also Fake!

Rolf Carl

Genau darum mache ich nur an seriösen Wettbewerben mit, da werden nämlich im Falle einer Final-Qualifikation die Original RAW-Dateien angefordert und mit den eingereichten Bildern abgeglichen. Da hat KI keine Chance.

Maratony

Auch Exifs lassen sich ch manipulieren.

Rolf Carl

Bei grossen Wettbewerben werden die Dateien bei einem spezialisierten Labor in Holland überprüft. Da lässt sich gar nichts manipulieren.

Peter

Es müsste heissen: „Da lässt sich NOCH gar nichts manipulieren.“ 😁

Maratony

😂
Träum weiter. Alles läßt sich manipulieren.
Abgesehen Mal davon, dass nicht bei allen Wettbewerben das RAW entscheidend ist.

Dennis

👍 Ich hätte aber auch mal gerne ganz genaue Informationen über das spezialisierte Labor in den Niederlanden (was wird da denn alles auf Echtheit überprüft / wer lässt da alles überprüfen). Die Sony World Photography Awards zum Beispiel geben da leider keine genauen Informationen, wer bei Bedarf die Fotos (die Original Datei) auf Echtheit kontrolliert. Aber Rolf scheint ja da mehr zu wissen. Aussagen und Informationen sollten sich ja genauso auf Echtheit bzw. Wahrheit überprüfen lassen.

Rolf Carl

Weil beim Wettbewerb der Vogelwarte mal genau beschrieben wurde, wie das läuft, weiss ich das. Die eingerreichten JPEG-Dateien werden mit den angeforderten RAW-Dateien abgeglichen. Da werden technische Manipulationen aufgedeckt. Es betrifft bei jedem Wettbewerb jeweils mehrere Bilder. Auch das wird kommuniziert. Das Labor in Holland analysiert übrigens die Fotos von mehreren namhaften Wettbewerbs-Ausrichtern, es ist das beste in Europa.

rene_z.

👍

Alfred Proksch

Bilder erzeugen ob sie echt sind oder nicht Emotionen. Wer es böse meint manipuliert den Betrachter in eine bestimmte Richtung. Warum funktioniert das so gut? Weil wir glauben was wir sehen! Darauf sind wir trainiert.

Wenn immer wieder ein (falscher) Sachverhalt weitergegeben wird funktioniert auch das weil wir nichts anderen hören. Propaganda funktioniert so und das seit Jahrhunderten.

Wer die „Bild“ Überschriften ließt ist informiert auch wenn dahinter ein Fragezeichen steht. Google macht das mit seinen aktuellen Meldungen nicht anders.

Wo zieht man die Grenze was Bildbearbeitung ist und ab wann fängt die Bildmanipulation an?

Für mich persönlich haben die KI Bildgeneratoren ihre Berechtigung wenn es um „Kunst“ geht weil ein Maler in aller Regel seine Gefühle beim betrachten einer Landschaft auf die Leinwand bringt – natürliche Intelligenz besiegt in diesem Fall die Realität.

KI hat in der realistischen Fotografie nichts zu suchen weil sie immer weniger als solche erkannt wird. Das ändert nichts daran das sie eingesetzt wird – nur muss das Ergebnis als KI erstelltes gekennzeichnet werden – Beispielsweise durch eine Signatur.

J.Friedrich

Servus Alfred, würde gerne auf deinen Post antworten, aber die KI hat Dich zur Freischaltung auf Vorlage gelegt 😉

Du triffst es. Leider habe ich wie Du etwas gegen KI im Real-Foto-Kontext. Problem: die Dame kann durchaus Recht haben und trotzdem unlauter agieren. KI hat das Bild gemacht – Fineart-Print auf 30×45 – Sauber auf Reprotisch ein IPhone Foto davon mit irgendeinem Filter – Ist also ein Foto aus ihrem IPhone. Oder hab ich da was übersehen?

Es ist/wäre eine Kastrophe.

Der Künstler sollte also schnell lernen seine Gefühle zu „verbalisieren“, die KI „malt“ dann seine Emotionen?! 😪

DU.

Genau, es ist eine Möglichkeit KI unters Volk zu bringen um es zu verschleiern. Es stehen uns harte Zeiten bevor, schade um die ehrliche Fotografie.

Ingo

Darf ich auch kurz etwas einwerfen? Ich weiß, ist unpopulär, aber ein Smartphone macht per se ja schon ein smartes Bild. Also ist die künstliche Intelligenz ja auch schon involviert.
Ein mit einem Handy gemachten Foto wird intern in einem solchen Masse bearbeitet, ebenfalls die Raw-Dateien, das bei einem normalen Wettbewerbs-Teilnehmer vermutlich überhaupt nicht erlaubt sein würde.

Alfred Proksch

Der Prozess künstliche Intelligenz war und ist ein schleichender. Leise Kritik daran wurde laut mit durchaus vorhandenen positiven Beispielen unterdrückt. Der Zeitpunkt „ethischer Regulierung“ ist schon lange vorbei. Nun müssen wir in allen Lebensbereichen damit umgehen.

Diese „Revolution“ wird mehr Arbeitsplätze kosten als das neue entstehen. Die Bandbreite der Veränderungen ist nicht zu überblicken – genau hier liegt unsere Angst verortet.

Wir Verbraucher sind mangels eigenem fachlichen Wissens nur bedingt in der Lage darauf entsprechend zu reagieren.

Wenn ich mein Leica M-System benutze habe ich wenigstens die Illusion das ich selbst der „Schöpfer“ meiner Bilder bin. Verwende ich bei der Fuji GFX100 die Filmsimulationsmodi (Provia, Velvia, Astia, Classic Chrome, PRO Neg. Hi, PRO Neg. Std, Eterna/Cinema, Schwarzweiß, Schwarzweiß+Gelbfilter, Schwarzweiß+Rotfilter, Schwarzweiß+Grünfilter, Sepia, Acros, Acros+Gelbfilter, Acros+Rotfilter, Acros+Grünfilter) springt mir KI sofort ins Gesicht. Die Ergebnisse dieser Modi sind sehr bequem und wirklich gut gemacht – deswegen verwende ich sie gelegentlich.

Maratony

Zwischen Bearbeitung und künstlicher Intelligenz gibt es aber Unterschiede. Das die jpegs aus jeder Kamera sind ebenfalls optimiert. Außerdem können die Telefone mittlerweile auch RAW.

Cat

Nur existiert kein RAW im eigentlichen Sinne – es ist immer auch deutlich manipuliert! Und muß ja entwickelt werden.
Auch früher konnten wir mit Filmen und deren Entwicklung und dem Papier vieles verändern!
Wenn ich die Fotoleute nach Dynamik schreien höre – dann wollen die letztlich ein künstliches Bild. Früher waren die wenigen Kontraste und Tontrennungen schon extrem und entsprachen kaum unserer Art zu sehen.
Wir manipulieren alles u leben in Traumblasen.

Alfred Proksch

Vollkommen richtig Cat –

jeder lebt in seiner eigenen Blase – auch ich. Meine „Fotoblase“ basiert auf der händischen Seite. Gerne stelle ich alle erforderlichen Bild Parameter selbst ein. Wenn mir danach ist tobe ich mich anschließend „zu Fuß“ im Bildbearbeitungsprogramm aus.

Müsste alles nicht sein weil KI die EIN KLICK Methode von der Kamera bis zum fertigen Bild anbietet. Macht mir das Spaß? Nein weil mir etwas fehlt – nämlich meine persönliche Sichtweise.

Rolf Carl

Habe jetzt alle Kommentare nochmals überflogen und festgestellt, dass ich wohl der einzige bin, der eine Ahnung von der Wettbewerbs-Fotografie hat. Es gibt in diesem Forum noch andere, 100carat ist ein absoluter Experte auf diesem Gebiet und kennt es auch aus der Sicht des Jurors. Ich selber nehme vor allem an Naturfotografie-Wettbewerben teil, auch an grossen wie z.B. Glanzlichter und Vogelwarte Sempach, manchmal aber auch an lokalen Wettbewerben, je nach Thema. Dabei achte ich darauf, dass die Bilder nicht gesperrt werden, was bei manchen Wettbewerben der Fall ist. Dann können die Fotos nämlich nicht mehr verkauft werden oder an anderen Wettbewerben teilnehmen. Man sollte also immer das Kleingedruckte lesen. Bei Gemischtwaren-Wettbewerben wie Sony oder Cewe mache ich auch nicht mehr mit, und zwar vor allem deshalb, weil ich meine Fotos von einer Fachjury bewerten lassen möchte, das ist bei den beiden eher nicht der Fall. Naturfotografie-Wettbewerbe sind sehr streng geregelt und es dürfen nur moderate Anpassungen vorgenommen werden: Belichtungskorrektur, Nachschärfen, Entrauschen, Weissabgleich, Tonkorrekturen. Übermässige Farbsättigung wird nicht gerne gesehen. Heisst im Klartext, solche Bilder werden disqualifiziert. Eingereicht wird ein JPEG-Foto mit etwa 1200 – 1500 Pixel lange Seite. Im Falle einer Final-Qualifikation müssen zwingend die Original RAW-Dateien eingereicht werden. Die… Weiterlesen »

Henry333

Rolf Carl das ist für mich tatsächlich neu und sehr interessant. Danke.

Rolf Carl

Gerne 😊

100carat

Sehr gute Übersicht, Rolf. Die Besetzung der Jury ist der wichtigste Punkt, der leider bei viel zu vielen Wettbewerben – auch außerhalb von Fotograife und Film, viel zu nachlässig gehandhabt wird … was Kenner bei Durchsicht der Prämierungen nicht selten die Stirn runzeln und den Kopf schütteln lässt. Über die Sinnhaftigkeit mancher Ausschlußkriterien werden Wettbewerbsausrichter zukünftig sicher noch häufiger diskutieren müssen. Fokus Stacking etwa wäre eine Technik, die ich persönlich nicht als Ausschlußkriterium in den Wettbewerbsrichtlinien verankern würde. Ebenso wird über die Möglichkeiten zu diskutieren sein, wie sich im Einzelfalle die Authentizität eines Fotos überprüfen lässt. Reine ungeprüfte Verdachtsausschlüsse aufgrund eines Bauchgefühles sehe ich kritisch. Ich habe selbst fürs Fernsehen mehrmals technisch extrem schwierige Dinge umgesetzt, die drei befragte Spielfilmregisseure zuvor für nicht realisierbar hielten. Hierbei ging es nicht um Tieraufnahmen. Bei letzteren würden sich die meisten Betrachter oder Zuschauer wundern, wie viele spektakuläre Foto- und Filmaufnahmen von Tieren entweder im Studio oder unter gestellten Bedingungen mit erheblichen Aufwand entstanden sind, bisweilen unter mehr als grenzwertigen Bedingungen für die beteiligten Tiere. Nicht wenige dieser Fotos und Dokumentationen sind vielfach international prämiert worden und wurden in den renommiertesten Magazinen publiziert. Die wirklich schwierige Frage ist: wo zieht man die Grenze, gerade… Weiterlesen »

Rolf Carl

Stimmt, 100carat, die Jury ist das A und O eines Wettbewerbs. Je besser diese ist, desto eher kann abgeschätzt werden, ob ein Bild natürlich entstanden sein könnte oder eben nicht. Dass schon früher mit Tieren Fotos manipuliert wurden, glaube ich dir sofort, dies aufzudecken ist auch für eine Fachjury sehr schwierig. Bei meinen beiden Beispielen war übrigens der „Wildlifefotographer of the Year“-Wettbewerb betroffen. Beim Gesamtsiegerbild 2009 mit dem Wolf, der über einen Zaun springt, hat sich später herausgestellt, dass der Fotograf Josè Luis Rodriguez einen zahmen Model-Wolf angemietet hatte, um das Foto zu schiessen. Die BBC hatte nach Hinweisen Wolf-Experten aufgeboten, um das Foto zu beurteilen. Diese sagten, dass ein wilder Wolf nicht über einen Zaun springen, sondern sich durch die die Holzlatten zwängen würde. Ausserdem hat sich der Fotograf in Widersprüche verstickt und wurde darauf disqaulifiziert. Das Foto von Cabral mit dem Ameisenbär, liegt noch nicht so weit zurück. 2017 gewann es beim BBC-Wettbewerb eine Kategorie und holte bei Glanzlichter den Gesamtsieg. Und dann der Hammer: Parkbesuchern war aufgefallen, dass der Ameisenbär auf dem Foto genau die gleiche Stellung inne hatte wie der auf dem Foto. Das brachte die Sache ins Rollen und es wurden vom Fotografen weitere Fotos… Weiterlesen »

100carat

In den 80er und 90ern wurden zum Teil ganze Lebensräume im Studio nachgebaut, in GB gab es ein Unternehmen, das sich genau darauf spezialisiert hatte und geradezu exquisite Film- und Fotoaufnahmen lieferte – nicht nur für zahlreiche Magazine und TV-Dokumentation, sondern auch für Hollywoodfilme. Später interviewten mich zwei große Programmzeitschriften über problematische Tendenzen bei Tier- und Naturfilmdokumentationen – und bei der Senderpolitik in Sache Sendeplatzvergabe. Auch bei der BBC und bei National Geographic Produktionen gab es zuweilen kritisch zu hinterfragende Vorgehensweisen. Aufgrund der hohen Produktionskosten standen die entsprechenden Team unter großem Druck, außergewöhnliche Aufnahmen zu liefern.

Was Cabral getrieben hat, vermag er nur selbst zu beurteilen. Er hat sich und der Tierfotografie damit einen (Ameisen-) Bärendienst erwiesen.

Ich weiß nicht, ob wir dasselbe meinen, Rolf, in der Makrofotografie (also alles ab 1:1 und größer) kämpfst Du um jeden Millimeter Schärfentiefe. Keine Verschiebung der gesamten Schärfeebene, sondern eine Ausdehnung der gewünschten. Da dies aufgrund der erheblichen und bei größeren Abbildungsmaßstäben umso früher einsetzenden Beugungsunschärfe besser nicht über die Blende geschieht, gibt es nur zwei probate Mittel: Stacking oder Shift-Makroobjektive, die aus Qualitätsgründen allerdings nur für die Makro-Einstiegsabbildungsmaßstäbe wirklich empfehlenswert sind.

Rolf Carl

Dass gemogelt wird bei den Produktionen von Filmen und Fotos, habe ich schon angenommen, aber dass es so schlimm ist, wie du es beschrieben hast, habe ich ehrlich gesagt nicht gedacht. Ein aktuelles Beispiel wäre vielleicht noch der sehr erfolgreiche Tierfotograf Bence Mate, der auch wegen seiner Methoden, die zumindest sehr fragwürdig sind, immer mehr unter Druck kommt. Schönes Wortspiel mit Cabral! Wir meinen schon dasselbe, ich weiss, was Fokus Stacking ist, und ich habe schon hervorragende Fotos von Kleininsekten gesehen, die mit dieser Technik entstanden sind, beeindruckend! Aber das ist nicht mein Stil. Ich fotografiere zwar auch oft um den Massstab 1:1 herum, wo auch jeder mm Schärfentiefe mehr zählt, aber der Extremberereich interessiert mich nicht wirklich. Ich mag vor allem Schmetterlinge und Libellen, aber auch Blumen, insbesondere Orchideen. In der Regel fotografiere ich mit Blenden bis ca. 5.6, selten 8. Wenn ich das Motiv ganz scharf möchte (z.B. Frauenschuhe), nehme ich das 100-400, übrigens auch bei Libellen im Flug. Ich mag das Spiel mit Schärfe und Unschärfe, deshalb ist bei den Schmetterlingen und Libellen oft nur das Auge knackscharf und der Rest fliesst in die Unschärfe über. Wenn ich dann von Blende 5.6 auf 8 oder 11 abblende,… Weiterlesen »

100carat

Du würdest Dich wundern, wie so manche BBC-Dokumentation oder National Geographic Bildstrecke entstanden sind … 20, 30 Millionen Budgets für TV-Produktionen inklusive – davon können andere nur träumen.

Der bewußte Einsatz von Schärfe und Unschärfe ist ein zentrales Gestaltungsmittel. Gerade deshalb ist Stacking ein so wichtiges Werkzeug. Ich habe zwar tatsächlich mal als Chefredakteur ein Titelbild verantwortet, bei dem nur Augen verschiedener Tiere zu sehen waren. Da passte es perfekt. Aber ansonsten sehe ich gerne schon mehr als nur die Augen scharf. Jedoch bleibt dies den persönlichen Vorlieben vorbehalten.

Wie stark sich der Einfluss der Blende auswirkt, hängt im Makro- oder gar Mikrobereich natürlich von der Brennweite und dem Abbildungsmaßstab ab — sowohl was die Schärfentiefe als auch die Auflösung betrifft. Beim RF100mm – dessen Abbildungsmaßstab den Makro-Einstiegsbereich markiert – erziele ich bei Blende 4.0 und 5.6 die höchste Auflösung. Danach sinkt die Auflösung bereits.

Rolf Carl

Ja, bei solchen Beträgen wundere ich mich tatsächlich, hätte ich nie gedacht für Natur-Produktionen! Dann fotografieren wir ja etwa in den gleichen Blendenbereichen, über 5.6 gehe ich nicht gerne, sondern gehe lieber etwas weiter weg, wenn ich mehr Schärfentiefe oder ein strukturiertes Bokeh möchte. Das Foto kann ich ja dann noch etwas beschneiden, wenn nötig. Ach ja, ich bin übrigens meistens mit dem 150er Sigma unterwegs, da habe ich noch etwas weniger Schärfentiefe als bei einem 100er. Es ist schon nicht so, dass ich immer nur die Augen scharf möchte, es kommt immer auf das Foto an, machmal passt auch mehr Schärfentiefe. Meistens mache ich die Bilder mit verschiedenen Blenden (Offenblende bis 5.6) und aus verschiedenen Blickwinkeln, gehe etwas näher ran oder weiter weg. Dann wähle ich zu Hause die besten aus. Aber in der Regel merkt man schon während dem Fotografieren, ob eine Einstellung funktioniert oder nicht. Das geht dir vermutlich auch so. Sehr viel Wert lege ich auch auf ein harmonisches Bokeh. Das Stacking werde ich sicher mal ausprobieren, wenn ich eine Kamera habe, die das unterstützt. Das ist momentan nicht der Fall. Bei Nikon wäre das bei der Z8 möglich, mal schauen. Wenn ich mich richtig erinnere,… Weiterlesen »

100carat

Solche Budgets für Naturfilmproduktionen stellt nur die BBC zur Verfügung, da sie über ein einzigartiges, über viele Jahrzehnte aufgebautes weltweites Vertriebsnetz verfügt, über das sich selbst solche Investitionen amortisieren. Es sind ja nicht nur die vielteiligen Doku-Staffeln, die sie verkaufen, sondern über Jahre hinweg auch viele 30 – 60s (oder längere) „shots“ aus den verschiedenen Naturfilmproduktionen. Oft muss pro angefangene Minute gezahlt werden, Benötigst Du 65 Sekunden Filmmaterial einer Szene, zahlst Du trotzdem volle zwei Minuten. Das läppert sich. Bei den hierzulande üblichen Naturfilmbudgets treten Dir die Tränen in die Augen, so niedrig sind diese inzwischen.

National Geographic hat aufgrund der Finanzierungsstruktur eine ebenso einzigartige Position im Bereich der Fotografie/Fotoreportagen.

Stacking verbietet sich schon beim leisesten Windzug, Rolf. Das beschränkt den Einsatz dieser Technik im Freiland oft auf statische Motive. Bei optimalen Wetterbedingungen kannst Du es auch für Tier- und sonstige Naturfotografie im Freiland einsetzen. Bedenke, dass bei einen Stack im Freien sinnvoller Weise 8 – 10 Fotos gemacht werden, im Studio können es bei extremen Makro-/Mikroaufnahmen leicht mehrere 100 oder 1000 Einzelaufnahmen werden, die dann zum fertigen Foto verarbeitet werden. Aufgrund des Aufwandes beschränken sich viele aber auch im Studio auf 20 bis 100 Einzelfotos.

Rolf Carl

Besten Dank für deine Ausführungen, 100carat. Ich hatte gedacht, dass die verschiedenen Aufnahmen im 1000stel-Bereich gemacht werden, sodass ein bisschen Wind keine Rolle spielt. Aber in diesem Fall ist das nichts für mich. Ich habe beim Stacking an Blumen gedacht, aber da windet es eigentlich immer ein bisschen, also fotografiere ich wie bisher weiter und vergesse das Ganze. Mit einem Tele lassen sich Blumen auch sehr schön in voller Schärfe fotografieren. Übrigens geht auch ein Radomir Jakubowski mit 2.8/300 u. 400 auf Blumen los, funktioniert wunderbar.

100carat

Für solche Verschlußzeiten fehlt Dir im Makro- und erst recht im Mikrobereich das Wichtigste in der Fotografie, das Licht, Rolf. Natürlich lassen sich dank kürzerer Naheinstellungen auch mit Teleobjektiven Blumen gut darstellen. Nur sind die Abbildungsmaßstäbe dann andere.

Vergiss außerdem bitte nicht, dass mit steigendem Abbildungsmaßstab (und gleichzeitig sinkender Schärfentiefe) jede noch so kleine Bewegung.immer auffälliger wird.

Maratony

Fotowettbewerbe gibt es viele und diese sind eben auch für alle da. Die Kriterien die bei dem einen vorhanden sind und bei den anderen nicht, eröffnen die Möglichkeit für alle.
Deine Beispiele sind nicht sehr viele und zeigen eben, dass es viele Möglichkeiten gibt und das ist auch gut so. Vor allem die „Profis“ müssen ab und zu aus ihrem Häuschen raus. Denn letztlich ist es wie beim Wein, es ist egal wie gut er von Kennern beschrieben wird, an Ende muss er schmecken.

René

Außer für Leute die KI-Bilder einreichen, denn das sind per Definition keine Fotos, und da es kein „Bilderwettbewerb“ ist….. 😉

Steffen

Wer will die Werke des Fotografen sehen deren Bilder einem fesseln? Will ich Perfektion oder Geschichten? Was sind Ideen und wer hat sie? Werden Fotografen Rockstars, oder begnügen wir uns mit Bilderbrei! Warum bezahlt mich jemand für ein Foto und warum tut es nicht auch das Smartphone? Wir gehen in eine scheiß Zukunft und ich freue mich drauf!

rene_z.

Na ja…, warum auch nicht? 🙂

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