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Motivideen für die Makrofotografie: Inspirationen aus Natur und Alltag

Insekten und Kleinlebewesen als faszinierende Modelle

Auch kleine Tiere detailgetreu zu fotografieren ist eine spannende Möglichkeit in der Makrofotografie. Im Gegensatz zu Pflanzen sind sie jedoch etwas anspruchsvoller. Zum einen bewegen sich die Tierchen oft, was das Scharfstellen erschwert, zum anderen ist je nach Motiv auch etwas mehr biologisches Wissen nötig, wo ihr sie findet, wie sie sich verhalten und wie ihr sie am besten fotografiert. 

Bei Bienen ist es zum Beispiel noch am einfachsten, weil sie sich meist dort aufhalten, wo ihr auch Blumen findet und sich auch einen kurzen Moment mit der Blüte beschäftigen, bevor sie weiterfliegen. 

Bei anderen Tieren kann es hilfreich sein, sie zu fotografieren, wenn sie z.B. mit der Paarung, der Nahrungsaufnahme oder der Eiablage beschäftigt sind. Auch niedrigere Temperaturen am Morgen führen oft dazu, dass sich die Tiere länger an einem Ort aufhalten, so dass ihr ihnen etwas näherkommen könnt als tagsüber. Generell ist es ratsam, sich zunächst über einen längeren Zeitraum mit einem der Tiere zu beschäftigen, um Erfahrungen zu sammeln.

Schmetterlinge

Ihre filigranen Flügelstrukturen und leuchtenden Farben bieten faszinierende Motive. Die beste Jahreszeit für die meisten Arten ist von April bis August. Aber auch im September und Oktober gibt es noch spät fliegende Arten wie den Admiral oder den Distelfalter. Am besten ist es, früh morgens aufzustehen, wenn die Schmetterlinge noch steif vor Kälte sind und ruhig auf Blüten oder Grashalmen sitzen. Meist gibt es dann auch sanftes goldenes Licht und oft noch Tautropfen.

Aber auch abends sind die Chancen sehr gut, denn dann sind sie weniger aktiv und bereiten sich auf die Nacht vor. Schmetterlinge wie Bläulinge oder Schwalbenschwänze findet ihr auf Wiesen und Blumenfeldern. Andere Arten wie der Kleine Fuchs oder der C-Falter sind oft auf Waldlichtungen und an Waldrändern zu sehen. Einfacher geht es in botanischen Gärten oder Parks. Natürlich gibt es auch besondere Schmetterlinge, wie den Apollofalter, den ihr im Sommer fast nur in den Bergen finden kann.

Sich Schmetterlingen zu nähern ist auch eine Kunst. Die Erfahrung zeigt, dass es am besten funktioniert, wenn ihr euch ganz langsam nähert und eine etwas längere Brennweite habt, damit ihr nicht so dicht an sie herangeht. Der Schwierigkeitsgrad beim Fotografieren von Schmetterlingen ist nicht allzu hoch, da sie auch leichter zu finden sind.

Libellen

Besonders interessant sind die komplexen Facettenaugen und die zarten Flügeladern. Die Hauptflugzeit der Libellen ist von Mai bis September, wobei die meisten Arten in den Monaten Juni bis August fliegen. Auch ist es ratsam, am frühen Morgen oder am späten Nachmittag zu fotografieren, da sie dann weniger aktiv sind.

Im Allgemeinen ist das Licht dann besser und mit etwas Glück findet ihr morgens oft Libellen, die mit Tautropfen bedeckt sind. Um sie im Flug zu fotografieren, braucht ihr allerdings längere Brennweiten. Libellen findet ihr am besten an Seen, Teichen oder Flüssen. Aber auch auf Wiesen in Wassernähe, auf Waldlichtungen mit kleinen Bächen oder in vielen botanischen Gärten könnt ihr sie finden.

Ich finde den Schwierigkeitsgrad Libellen zu fotografieren relativ hoch, da sie doch etwas agiler und schneller reagieren, wenn ihr ihnen zu nah kommt. Gerade deshalb ist eine längere Brennweite sehr hilfreich. Generelle Tipps zur optimalen Ausrüstung findet ihr im 1. Teil der Artikelserie.

Käfer und Wanzen

Von glänzenden Panzern bis hin zu ungewöhnlichen Formen gibt es eine große Vielfalt zu entdecken. Käfer haben ihre aktivste Zeit von April bis August, obwohl ihr sie auch noch im Herbst und einige sogar im Winter unter Rinde oder Laub finden könnt. Der Morgen oder der späte Nachmittag sind am besten geeignet, um sie zu fotografieren. Käfer findet ihr je nach Art fast überall in der Natur. Wer seltenere Exemplare sucht, kann auch unter Totholz oder Baumrinde fündig werden. 

Viele Käfer sind oft etwas toleranter beim Modell stehen, wenn ihr euch ihnen langsam nähert. Hierbei kommt es auch auf die Art an, denn es gibt viele verschieden Käfer. Einige fliegen, andere kriechen und die langsameren Arten bewegen sich kaum. Der Schwierigkeitsgrad hängt also von der Art ab, die ihr fotografieren möchtet.

Ähnlich wie Käfer findet man Wanzen oft auf Wiesen, an Waldrändern, in Gebüschen oder Gärten, wo viele Arten gut sichtbar auf Pflanzen sitzen. Wanzen sind oft etwas leichter zu finden als Käfer und viele Arten bleiben an einem Ort, wenn ihr sie nicht stört. Auch hier ist es wichtig, sich langsam zu nähern, auf Details wie Farben und Strukturen zu achten und möglichst leise zu arbeiten, um die Tiere nicht zu erschrecken.

Bienen, Hummeln und Fliegen

Die pelzigen Körper und ihr Verhalten beim Blütenbesuch sind lohnende Motive: Überall, wo es Blumen gibt, gibt es auch Bienen. Natürlich könnt ihr auch gezielt Bienen in Bienenstöcken oder Hummelhotels fotografieren, wenn ihr einen Imker kennt, der euch das ermöglicht. Die Hauptzeit, in der es auf Blumenwiesen summt und brummt, ist von März bis August. Hierfür müsst ihr euch nur vor die Blumen stellen und warten, bis eine Biene zum Pollen sammeln kommt. 

Bienen oder Hummeln zu fotografieren ist nicht so schwierig, da sie leicht zu finden und sehr berechenbar sind. Schwieriger ist es, sie beim Anflug oder Abflug abzulichten. Hierbei sind Kameras mit Pre-Aufnahme-Funktion sehr nützlich. Eine schnelle Verschlusszeit von 1/1000s oder kürzer sollte es schon sein. Es sei denn, ihr verwendet einen Blitz, um die Bewegung “einzufrieren”.

Das Fotografieren von Fliegen in Wald und Wiese eröffnet eine häufig unbekannte und faszinierende Vielfalt. Von der glänzenden Schmeißfliege bis zur filigranen Tanzfliege lassen sich viele Arten fotografieren. Fliegen gehören wohl zu den am häufigsten übersehenen Insekten. Allein in Deutschland gibt es mehr als 9.000 Arten. Bevorzugt suche ich ruhige Waldlichtungen, feuchte Wiesen oder Säume mit Wildblumen auf. Fliegen sind oft leicht zu fotografieren, da viele Arten erstaunlich viel Zeit in Ruhe verbringen und nicht ständig in Bewegung sind.

Spinnen

Obwohl sie oft gemieden werden, bieten ihre Netze und Körperstrukturen interessante Details. Verschiedene Spinnenarten sind oft vom Frühjahr bis in den Sommer hinein aktiv und anhand ihrer Netze auf Wiesen, Feldern, Waldrändern, Büschen, Felsen oder in Parks leicht zu finden. Am schönsten sind die Spinnennetze bei Morgentau oder nach Regen. 

Da man auf solchen Fotos oft auch den Hintergrund sieht, solltet ihr darauf achten, dass dieser möglichst dunkel und nicht zu unruhig ist. Bei einem dunkleren Hintergrund wird auch das Spinnennetz deutlicher sichtbar.  Ihr könnt dafür auch einen dunklen Karton in den Hintergrund stellen. Auch seitliches Licht hebt die Strukturen des Netzes hervor. Größere Spinnenarten und Jagdspinnen sind eher nachtaktiv. Hierbei könnt ihr mit einer Taschenlampe oder einem Blitzlicht arbeiten.

Frösche und Kröten

Die beste Jahreszeit für das Fotografieren von Fröschen und Kröten ist von März bis Mai, wenn sie laichen. Im Sommer von Juni bis August sind sie vor allem an warmen, feuchten Tagen nach Regenfällen aktiv. Frösche und Kröten findet ihr an Gewässern wie Teichen, Seen, Sümpfen, Flussufern, Auen, Waldgebieten oder Hochstaudenfluren mit kleinen Tümpeln. Sie sind allerdings nicht leicht zu entdecken, da sie eine gute Tarnfarbe haben. Oft hilft es, sich am Quaken der Frösche zu orientieren. Außerdem kommt ihr oftmals nicht sehr nah an sie heran, sodass ein Teleobjektiv oft von Vorteil ist.

Schnecken 

Die Gehäuseformen und -muster sowie die Fühler sind interessante Details für Makroaufnahmen. Schnecken sind von April bis August besonders aktiv. Am besten fotografiert ihr sie morgens oder nach einem Regen. Gerade bei Regen oder feuchtem Wetter sind Schnecken sehr aktiv und kriechen über Pflanzen, Steine oder Wege. Einige Schneckenarten sind jedoch nur nachts aktiv. Schnecken sind in der Regel leicht zu fotografieren, da sie sich nur langsam bewegen. Die besten Plätze für Schnecken sind Wiesen, Wälder, Gärten und feuchte Stellen.

Teleobjektive für größere Entfernungen

Beim Fotografieren von Kröten, Fröschen oder auch Libellen werden häufig zusätzlich noch Teleobjektive verwendet, um einen ausreichenden Abstand zu den Tieren zu erhalten und so die Wahrscheinlichkeit zu verringern, dass sie gestört werden und wegfliegen. Vor allem bei Libellen ist dies tagsüber von Vorteil, während ihr mit Makroobjektiven oft nur in den frühen Morgenstunden an sie herankommt.

Die richtige Perspektive

Wenn ihr die Muster und Farben oder die Struktur von den kleineren Tierchen fotografieren wollt, macht ihr das am besten von oben in der Draufsicht. Für Gesichter und Details ist die Vorder- oder Seitenansicht auf Augenhöhe besser geeignet. Im Flug ist es immer etwas schwieriger, die Insekten zu fotografieren und ihr müsst hierfür kurze Verschlusszeiten wie 1/2000s und kürzer im Serienbildmodus verwenden.

Aufnahme auf Augenhöhe
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K. W.

Ich probiere mich auch gerade in Macrofotographie. Nutze aber Zwischenringe und ne Nahlinse.

Rolf Carl

Für den Anfang reicht das, wenn du dann mal angefressen bist, führt kein Weg mehr an einem Makroobjektiv vorbei.

Ollika

Vollkommen richtig. Raynox-Vergrößerungslinsen und Zwischenringe sind sicher anfangs eine sehr gute Hilfe, aber für beste Qualität führt der Weg an Makroobjektiven nicht vorbei. Hier gibt es Spezialisten, welche sogar einen Abbildungsmaßstab von bis zu 5:1 ermöglichen. Laowa bietet hier eine gute Auswahl.
Wer sich noch nicht sicher ist, ob Makrofotografie was für ihn ist, der sollte vorher mal eine Festbrennweite verkehrt herum an seiner Kamera adaptieren. Klingt erst mal gruselig, aber die Qualität der Bilder ist hier wirklich top. Der dafür benötigte Umkehrring ist mit Abstand die preisgünstigste Variante um in die Makrofotografie einzusteigen.

Rolf Carl

Zunächst einmal finde ich es sehr gut, dass der schonende Umgang mit der Natur angesprochen wird. Viele Tiere und Pflanzen befinden sich in Naturschutzgebieten, und da ist das Wegegebot absolut einzuhalten. Jeder Schritt abseits des Weges verdichtet den Boden. Ansonsten ist es einfach eine simple Aufzählung von möglichen Motiven, also eher etwas für totale Anfänger, die keine Ahnung haben, was Makrofotografie überhaupt ist. Einem Anfänger würde ich sowieso empfehlen, zuerst einmal normale Motive zu fotografieren, um die grundlegenden Techniken kennenzulernen. Die Makrofotografie ist doch eher anspruchsvoll, Stichworte exaktes Setzen des Schärfepunktes, Umgang mit Schärfe und Unschärfe und aktives Gestalten des Bokehs. Dann wieder mal das leidige Thema mit MFT, dass das beste Format für die Makrofotografie sein soll. Vergesst es! Sämtliche Topshots auf diesem Gebiet haben VF oder mindestens APS-C. Es wird ja immer das Argument mit der grösseren Schärfentiefe gebracht. Aber – Beim Vollformat kann ich einfach abblenden, wenn ich mehr Schärfentiefe brauche, denn ich habe bei den Blenden mehr Reserve bevor ich in die Beugungsunschärfe komme als bei MFT. Und jetzt kommts: Bei MFT kann ich die Blende nicht weiter öffnen, wenn ich mehr Freistellung brauche, weil es das Makroobjektiv nicht hergibt. Was dann geschieht ist auf mehreren… Weiterlesen »

Alfred Proksch

Rolf Carl – genau so ist es. Noch ein kleiner Hinweis, Tilt/Shift Makro Objektive erleichtern die gezielte Schärfe, Unschärfe Setzung ungemein, benötigen allerdings mehr Zeit und Erfahrung.

Rolf Carl

Danke, Alfred, ich hatte zwar noch nie ein Tilt/Shift-Makro und kann daher nicht mitreden. Aber ich denke, dass du das mit deiner Erfahrung gut beurteilen kannst. Alles was hilft beim Fotografieren ist wünschenswert.

Stefan Zimmermann

Ich verwende einen Godox V860III. Das ist einer der schnellsten Blitze beim Nachladen und schafft problemlos Serien mit etwa zehn Blitzen pro Sekunde – und das über mehr als hundert Blitze hinweg. Dazu nutze ich einen AK Diffuser, der bei der Bestellung individuell auf deine Kamera angepasst wird. Die Lieferzeit nach Deutschland beträgt etwa sieben Tage. Mit dieser Kombination kannst du sogar Fokus-Stacking aus der Hand machen. Nach rund drei Sekunden bist du durch. Wenn man dabei den Oberkörper leicht nach vorne neigt, reicht das meistens schon aus. Es ist eigentlich ganz einfach. Warum Blitz? Weil man in der Makrofotografie fast nie genug Licht haben kann. Mit Blitz wird man unabhängig vom Tageslicht – Ausbrennen durch die Sonne gibt es nicht mehr, die Kontraste werden gezügelt, und man kann auch bei schlechtem Wetter oder sogar nachts fotografieren, wenn viele Insekten ruhiger sind. Im Blitz gibt es dafür ein integriertes Dauerlicht, das beim Fokussieren und Ausrichten hilft – oder nachts, wenn es sonst komplett dunkel wäre. Außerdem friert der Blitz die Bewegungen ein – dadurch entstehen praktisch keine Verwackler mehr und man erreicht gestochen scharfe Aufnahmen, selbst aus der Hand. Ein kleiner Hinweis noch: Viele Kameras, wie zum Beispiel die Sony-Modelle,… Weiterlesen »

Thorsten

Hinweis:
Unter dem Absatz über Käfer, sind Wanzen abgebildet.

Salvatore

Hallo Jürgen, auch ich probiere mich gerade in der Makrofotografie aus und wollte fragen, ob deine Fotos freihändig oder mit einem Stativ entstanden sind 🤔? Ich besitze seit Kurzem das neue Canon Makroobjektiv RF 100 f. 2.8. Über eine kurze Rückmeldung wäre ich dir sehr dankbar 👍. Besten Dank und Gruß, Salvatore!

joe

Bin zwar nicht Jürgen, aber ich habe das RF 100/2.8 seit 2 Jahren. Es ist mit der R5 kein Problem mit bis zu 1/30 frei Hand zu fotografieren. Kommt natürlich immer auf das Motiv an.

Joachim

Makrophotografie hat meist etwas zu tun mit, wie auf den Boden legen, das Motivtiv herum anschauen usw. Es ist nicht knipsen, sondern sich damit beschäftigen.
Habe mal herumprobiert mit dem Fisheye von TTAtisan, 7,5/2 (eigentlich eine Billiglinse). Da kann man so bis 12 cm an das Motiv herangehen.Durch den Weitwinkel bekommt man recht viel Schärfentiefe. Erstaunlich, wenn man das Bild mit Ausschnitt bearbeitet, Mitte des Bildes. Wirkt so wie Foto Stacking.

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