Leica Kameras

„Prototyp aller Kleinbildkameras von Leica“ wird bald versteigert

Kleinbild-Nostalgikern wird bei diesem Schmuckstück vermutlich das Herz aufgehen, doch die wenigsten werden es sich leisten können.

Seltene 0-Serien-Kamera von 1923

Eine äußerst seltene Leica-0-Serien-Kamera aus dem Jahr 1923 wird nächsten Monat versteigert und auf 1,5 bis zwei Millionen Euro geschätzt. Erfahrungsgemäß wird sie aber sogar noch viel mehr als das einbringen.


Im Jahr 1923, zwei Jahre vor der Markteinführung der Leica, entstanden für Erprobungszwecke 22 bis 25 Kameras dieser heute so genannten Leica 0-Serie, von denen derzeit weltweit noch 16 Exemplare bekannt sind. Aufgrund der Beurteilung der Leica 0-Serie durch die beteiligten Fachleute entschied Ernst Leitz II im Jahr 1924, die von Oskar Barnack konstruierte Kamera in Serie zu fertigen. Die dadurch eingeleitete „Revolution in der Photographie“ nahm damit ihren Lauf. Es handelt sich bei der Leica 0-Serie daher nicht nur um die Prototypen der Leica I, sondern um die Prototypen aller Leica Kleinbildkameras bis heute.

Wetzlar Camera Auction

Laut dem zugehörigen Auktionskatalog stammt die Kamera aus einer italienischen Privatsammlung und wurde zuletzt vor über 30 Jahren verkauft. Sie sei mit ihrem schwarzen Lack in einem „sehr schönen“ Zustand und verfüge über ein 50mm f/4.5. Ebenfalls inbegriffen sind der originale lederne Objektivdeckel mit Befestigungsschnur und originaler Spule. „Eine historisch bedeutende Kamera und eine äußerste Rarität!“, wirbt das Auktionshaus um Mitbieter.

In der archivierten Auslieferungsliste zu den Kameras 0-Serie sind im Nummernbereich 101 bis 125 insgesamt 20 Einträge zu finden, denn die Zeilen mit den Nummern 116, 121, 123 bis 125 sind leer. Ob letztere überhaupt jemals fertig gestellt wurden, ist bis heute unklar.

Vermutlich hatte sie keinen konkreten Besitzer

„Im Werkstatthandbuch von Oskar Barnack ist auf Seite 115 eine tabellarische Aufstellung zur Auslieferung von 13 Kameras der Leica 0-Serie aus der Zeit zwischen März und September 1923, sowie die Namen der Empfänger zu finden“, heißt es weiter im Katalog.

Auf der selben Seite finde sich eine weitere Zusammenstellung einiger Namen, die Überschrift dieser Tabelle lautet „2 Leihkameras“. Einer dieser Einträge ist mit dem Vermerk „116“ versehen.

Die Experten der Wetzlar Camera Auctions gehen davon aus, dass es sich bei diesen beiden Leihkameras um die Kameras mit den Nummern 116 und 121 gehandelt hat, die keinem konkreten Besitzer zugeordnet waren, sondern einer Reihe von Personen abwechselnd zur Verfügung gestellt wurden.


Zu der hier angebotenen Kamera No. 121 findet sich eine gewisse Kuriosität in der Sekundärliteratur: Im 1983 von Paul-Henry van Hasbroeck herausgegebenen Buch „Leica, a History illustrating every Model and Accessory“ wird auf Seite 31 eine Zusammenstellung dem Autor damals bekannter Exemplare der Leica O-Serie gezeigt. Dort findet sich zu Kamera No. 121 der Eintrag „King collection, United Kingdom“. In der Übersetzung dieses Buchs in die deutsche Sprache findet sich ein Übersetzungsfehler, wonach „King collection“ mit „Royal collection“ (königliche Sammlung) verwechselt wurde. Tatsächlich handelte es sich bei „King“ um einen Eigennamen. Dieser Fehler wurde dann auch in die Ausgaben des Buchs in italienischer und japanischer Sprache übertragen.

Wetzlar Camera Auction

Die Leica-0-Serie gilt aufgrund ihrer Seltenheit und ihrer Bedeutung für die Entwicklung der späteren Leica Kameras als äußerst begehrt bei Sammlern.

Zuletzt wurde eine 0-Serien-Kamera, die einst Oskar Barnack persönlich gehörte, für rund 14,4 Millionen Euro versteigert. Am 7. Oktober 2023 soll nun die Kamera mit der Nummer 121 unter den Hammer kommen.

Welche Schätze ebenfalls einen neuen Besitzer suchen, findet ihr auf dieser Seite.

via: PetaPixel

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Mirko

ich glaube ich habe so ein Teil bei mir im Keller liegen 🤔

Martin Berding

Dann bist du schlagartig reich. Ich hätte dann noch gerne einen SL als Scheunenfund, vollständig, nicht vergammelt und dann für 2 Mio verscherbelt.

Alfred Proksch

Wer sich mit den Geschichten hinter historischen Produkten beschäftigt hat erstens ein sehr interessantes Hobby und zweitens irgendwann den Wunsch einen dieser Gegenstände zu erwerben.

Hier trennt sich wie immer der „Spreu vom Weizen“. Einmal sind „Anleger/Spekulanten“ mit ihrem unerschöpflichen Kapital unterwegs und zum Zweiten der echte Altertümler. Wer da abgreift ist schon im Vorfeld abzusehen.

Für mich sind die „Garagenverkäufe“ in meiner Umgebung immer wieder eine Überraschung. Letztlich habe ich eine China 6×6 Seagull 201-1 Klappkamera mit original Karton und stinkender Ledertasche für fünf Euro erstanden. Funktioniert einwandfrei wie ich feststellen konnte. Ein großer Cappuccino in der Eisdiele kostet mittlerweile 4,40€ – der Fuji Neopan Acros 100 – 120 Rollfilm für den Test kostete 13,- € plus Entwicklung.

Egal – es macht Spaß und die Sammlergene sind zufriedengestellt.

joe

Also wenn ich was will, dann muss ich es auch benutzen können, nur für die Vitrine interessiert nich nicht. Und nur weil etwas selten ist hat es für mich noch lange keinem besonderen Wert. Ich bin einfach nicht der Sammler Typ. Und es gibt noch ein weiteres Hindernis, ich könnte es mir auch nicht leisten.

ccc

Für die Vitrine darf eine schöne alte Kamera ja auch defekt sein – und dann ist sie auch nicht so teuer.

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