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Luminar fürs iPad: Skylums KI-Bildbearbeiter am Tablet ausprobiert

Luminar feiert sein iPad-Debüt. Hat es die App gebraucht? Wir konnten sie schon vor Launch ausprobieren und verraten euch, für wen sie sich lohnen könnte.

Völlig neue Oberfläche für altbekannte Funktionen

Mit Luminar für iPad hat der Software-Anbieter Skylum nach imgmi fürs iPhone nun eine App für die Bildbearbeitung auf dem iPad vorgestellt. In der Pressemitteilung verspricht der Softwareanbieter ein völlig neuartiges mobiles Bearbeitungserlebnis. Ich hatte die Chance, die App vorab auszuprobieren und verrate euch meine Erfahrungen weiter unten.

Luminar fürs iPad kann mit JPGs und RAW-Aufnahmen sowohl von Smartphones als auch eurer Kamera umgehen und fungiert so als mobiles Fotostudio. Ihr könnt händisch grundlegende Anpassungen vornehmen, etwa bei Belichtung, Kontrast, Tönung und Temperatur, Weiß- und Schwarzwerte, Schatten und Spitzlichtern, Dynamik und Sättigung, sowie Gradationskurven herumbiegen.

Doch das iPad-Luminar richtet sich nicht nur an erfahrene Bildbearbeiter, sondern explizit auch an Neueinsteiger. Luminar ist am Desktop schon bekannt für seine zahlreichen KI-Integrationen und ein paar davon haben es auch in die App geschafft, namentlich: Verstärken AI, Struktur AI, Himmel AI, und Aufhellen AI.

Noch mehr verschnellern die vorgegebenen Filter die Bearbeitung. Davon stellt Luminar insgesamt 15 zur Verfügung, sechs in der Kategorie Portrait und neun in Kreativ. Von Dritten lassen sich (zumindest derzeit) keine weiteren installieren, auch keine eigenen anlegen.

Im Gegensatz zu anderen Ports vom Desktop auf mobile Endgeräte, die durch Touchscreen-Eingabe und kleinere Bildschirme andere Anforderungen an die Bedienoberfläche stellen, hat Skylum das Vorbild nicht einfach nur zusammengestaucht. Stattdessen ist eine völlig neue, optimierte Bedienoberfläche entstanden, die Wert auf Details und ein spielerisches Design legt.

Gerade designtechnisch voll im Digitaltrend ist nämlich der Skeuomorphismus, also das Nachbilden echter, haptischer Oberflächen. Diesem Trend geht Luminar auf ganz unterschiedliche Weise nach und integriert eine Vielzahl unterschiedlicher Schalter und Regler. Generell gefällt mir die Idee gut, allerdings geht diese Verspieltheit manchmal zulasten der Verständlichkeit.

Die App lässt sich sowohl im Quer- als auch Hochformat nutzen. In beiden Fällen sind die Schalter an der rechten Seite immer zu sehen und können gruppenweise ein- und ausgeklappt werden. Wenn man will, kann man sich so in einem Rutsch durch alle Bearbeitungsoptionen scrollen, was mir sehr gut gefällt.

Schönes Design, aber nicht immer selbsterklärend

Wer noch nicht so viel Erfahrung mit Fotobearbeitung hat, wird von Knöpfen mit knappen Aufschriften wie „H“, „S“, „W“ und „B“ vermutlich erstmal irritiert sein. Luminar verzichtet auf zusätzliche Beschriftungen und setzt ohne Vorwissen dadurch voraus, dass man einfach mal an den Reglern dreht, um herauszufinden, welcher welchen Wert beeinflusst. Die Schlangenlinie zum Beispiel verändert den Kontrast – hättet ihr das auf den ersten Blick erkannt? Ich gehe aber davon aus, dass man das schnell drin hat und am Ende die eher reduzierte Oberfläche zu schätzen weiß.

Doch selbst, wer die Abkürzungen und Bedienelemente direkt übersetzen kann, wird sich kaum erklären können, warum man Lichter und Schatten von links nach rechts, Weiß und Schwarz aber von unten nach oben schieben muss. Auch das ungewohnte Fadenkreuz, das Dynamik und Sättigung gleichzeitig verändert, ist ziemlich gewöhnungsbedürftig. Hier und auch an anderen Stellen kommt euch ein Apple Pencil sehr gelegen, wobei die einzelnen Schaltflächen grundsätzlich auch gut mit den Fingern zu treffen sind.

Musste ich natürlich auf eigene Faust herausfinden: Doppeltippen auf einen Schalter setzt ihn zurück. Ich vermisse eine Möglichkeit, alle Bearbeitungen auf einen Schlag rückgängig zu machen. Ansonsten lassen sich nur komplette Bearbeitungsgruppen auf einen Schlag ein- und ausschalten.

Was mich ebenfalls ziemlich stört, ist die Tatsache, dass man Bearbeitungen nicht zwischenspeichern und zu einem späteren Zeitpunkt weiterführen kann. Möchte man sich einem anderen Foto widmen, lässt sich das Bild in seinem aktuellen Status nur als JPG exportieren, bevor alle Änderungen verfallen. Schließt man die App, landet man wieder im Dateiexplorer.

Himmel AI und Aufhellen AI sind auf meinem meinem iPad (6. Generation) von 2018 wegen knappem Arbeitsspeicher nicht verfügbar, auch den KI-Radierer konnte ich nicht entdecken. Das sei aber die einzige Ausnahme: Ansonsten sollen laut Skylum alle Funktionen auf allen iPads mit iOS 17 benutzbar sein. Insgesamt zeigte sich Luminar auf meinem Gerät nicht wahnsinnig flott, jede Veränderung an einem Regler brauchte einen Gedenkmoment, um umgesetzt zu werden. Das möchte ich der Software auf einem sechs Jahre alten Tablet aber nicht vorwerfen.

Preis & Fazit

Luminar für iPad ist leider ausschließlich im Abonnement erhältlich. Die Preise beginnen bei 3,99 Euro für einen Monat, 15,99 Euro für sechs Monate oder 23,99 Euro für ein Jahresabonnement inklusive einer siebentägigen kostenlosen Testphase. Hier geht’s zur Produktseite der neuen iPad App.

Ich war anfangs etwas skeptisch, ob es wirklich ein Luminar fürs iPad gebraucht hat – und ich muss überraschenderweise eingestehen: ja. Ich freue mich, dass Skylum hier einen mutigen Weg gegangen ist, sich eine neue Oberfläche für Bildbearbeitung auszudenken und sie mit viel Liebe zum Detail ausgeführt hat. An manchen Stellen ist die Kreativität der Designer vielleicht etwas zu Lasten der Einsteigerfreundlichkeit gegangen, trotzdem glänzt Luminar mit einer beispiellos übersichtlichen App-Struktur, in der man sich einfach nicht verlaufen kann.

Für echte Bildbearbeitungsprofis ist Luminar fürs iPad nichts, alleine schon, weil man Masken oder Histogramm vergeblich sucht. Da man ohnehin nicht ums Abo herumkommt, werden Anspruchsvollere vermutlich beim nur wenige Euro teureren Lightroom fündig, wenn es nicht eh schon im Creative-Cloud-Abo enthalten ist. In der günstigsten Variante kostet Lightroom 29,49 Euro im Jahr mit immerhin 40 GB Cloudspeicher, die man auch nicht verachten sollte. Eine solche Backupoption fehlt bei Luminar völlig.

Falls ihr aber ganz bequem mit dem iPad vom Sofa aus ein bisschen an Reglern herumspielen oder eine von Luminars KI-Funktionen ausprobieren wollt, könnte die App durchaus – vielleicht erstmal nur einen Monat lang – einen Blick wert sein. Bei dem Abopreis erwarte ich allerdings auch, dass Skylum sie regelmäßig pflegt und erweitert, etwa neue KI-Features und vor allem Filter nachliefert. Solltet ihr Luminar auf dem iPad mal ausprobieren, lasst mich auf jeden Fall eure Meinung in den Kommentaren wissen!

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steffix

wieder nur eine Abo Version? Für mich kommt der Abo Blödsinn nicht mehr in Frage!

Thomas Bube

man kauft ja auch keine blu rays mehr sondern hat ein netflix abo.

jens

Hallo, Abo hat auch Vorteile man bekommt neue Updates.
Bei der heutigen schnellen Entwicklung macht da kaufen noch Sinn?
Jens.

Alfred Proksch

Abo oder kaufen wurde hier schon hinreichend diskutiert. Darum geht es in der Frage nicht.

Wer im Apple Universum gefangen ist soll seine Erfahrungen mit Luminar hier bei uns teilen.

Zwar besitze ich mehrere Rechner die ich auch nutze, der angebissene Apfel ist schon länger nicht mehr dabei. Das Geld das für dieses Marken Image „verbrannt“ wurde fließt in Objektive oder nützliches fotografisches Zubehör.

Martin

Luminar iPad ist ganz nützlich für die Fotos, die man mit dem iPhone oder iPad gemacht hat.

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