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PIV: Deutscher Kamera-Branchenverband löst sich auf

Die Nachricht kommt nicht ganz überraschend, aber wiegt trotzdem schwer: Nach mehr als 75 Jahren läutet der PIV sein Ende ein. Es fehlt an Geld.

Das war schon seit Wochen abzusehen

Der Photoindustrie-Verband (PIV) steuert auf sein Ende zu. Auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung am Montag in Frankfurt hätten die Mitglieder die Auflösung und geordnete Abwicklung des Verbands zum 31. Dezember 2024 beschlossen, hieß es in einer Pressemitteilung. Dass das passieren könnte, war zuvor bereits verbandsnahen Kreisen durchgesickert und ist daher keine allzu große Überraschung mehr.

Im Verband waren unter anderem von Sony, Canon und Nikon über Leica bis hin zu Ricoh, OM System und Panasonic alle wichtigen Kamerahersteller organisiert, daneben auch Objektiv-Bauer Tamron und Sigma. Er bezeichnet sich selbst als „zentrale Interessenvertretung für Unternehmen, die mit ihren Produkten und Services im Markt für Foto, Video, Imaging und Bildkommunikation tätig sind“. Er stehe „ganzheitlich für das Thema Bild“ und versteht sich als Impulsgeber für die Weiterentwicklung der gesamten Branche auf nationaler und internationaler Ebene.

PIV-Beirat mit geschäftsführendem Vorstand Christian Müller-Rieker (nicht zu sehen: Sandro Rymann). Bild: PIV/D. Boymann

Der Antrag zur Auflösung sei vom Beirat selbst eingebracht worden. Dieser wurde im vergangenen September erst gewählt und besteht aus John An-derson (Sony), Lars Fiedler (Kodak Alaris), Falk Friedrich (Leica), Bernd Gansohr (Fujifilm), Guido Jacobs (Canon), Philipp Maurer (Panasonic), Ralph Naruhn (di support), René Rüdisühli (Nikon), Sandro Rymann (OM Digital Solutions) und Christian Sokcevic (Hama).

Bis Ende des Jahres würde der PIV seinen Betrieb regulär aufrechterhalten und alle eingegangenen Verpflichtungen erfüllen. So werde der Verband wie geplant auch als ideeller Träger der Photokina-Nachfolgermesse Photopia in Hamburg fungieren, die vom 10. bis 13. Oktober 2024 stattfindet.

Liquidation statt Insolvenz

Müller-Rieker begründet die Auflösung mit den knappen Finanzmitteln:

Der PIV konnte aus eigener Kraft kein neues und zukunftsfähiges Verbandskonzept mehr aufsetzen, da er über begrenzte Finanzmittel und Optionen für einen Fortbestand des Verbands als Branchenvertretung verfügt. Zur Vermeidung einer bevorstehenden Insolvenz ist die Liquidation des Verbandes alternativlos.
Christian Müller-Rieker, Geschäftsführer

Die Abwicklung des rund 75 Jahre alten Branchenverbands werde im Rahmen einer gesetzmäßigen Liquidation nach dem Jahreswechsel erfolgen. Müller-Rieker selbst ist laut Satzung als Liquidator bestimmt worden.

Für die Fotoindustrie bedeutet dies das Aus einer zentralen Anlaufstelle und Interessenvertretung auf nationaler Ebene. Welche Folgen sich daraus für die Branche ergeben könnten, bleibt vorerst offen. Erst letzte Woche hatte der PIV noch interessante Zahlen zur deutschen Marktentwicklung veröffentlicht.

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Rick

„….und versteht sich als Impulsgeber für die Weiterentwicklung der gesamten Branche auf nationaler und internationaler Ebene.“
Der war gut!

J.Friedrich

Nunja, ein imperatives Update eurer CR3-Meldung von vor 5 Wochen … ist halt so.

N1USER

Das fügt sich ja gut: Die Zeit der Krawatte ist ebenfalls passe.

N1USER

Zur Vermeidung einer bevorstehenden Insolvenz ist die Liquidation des Verbandes alternativlos“

Ich bin mir sicher, dass Habeck das so auch gemeint hat.

Mirko

😂

Peter Braczko

Was für ein langweiliges Gruppenfoto von diesem PIV-Beirat? Vermutlich mit dem Handy „geknipst?“

Peter

Sie schreiben ja, dass sie mit dem Geld knapp sind.😉

Marlon

Vermutlich nicht, oder ich hoffe es mal nicht.
Lt. Angabe zum Bild hat das Photo D. Boymann geschossen. Vermutlich also Profi mit Canon Ausrüstung.
Nebenbei, PIV kannte ich bis dato nicht- habe offenbar nichts verpasst…

Marcel

Hier die Exif Daten zum Foto: 😉
Equipment photo_camera Canon EOS R3
camera RF24-70mm F2.8 L IS USM
Focal length 26mm
Aperture f/5.6
Exposure 1/125s
Sensitivity ISO 250
Metering mode Pattern

Martin S-K

Bildeindruck: leicht Windschief 😉

Marlon

Na gut, kein Handybild😂. Aber wo hast Du die EXIF Daten her🤔?
Die Einstellungen hätte ich aber ähnlich vorgenommen🤷‍♂️

Peter Braczko

Dafür (??) hat er Honorar kassiert? Ich hätte es von oben belichtet, denn wichtig sind die Köpfe – und nicht die Schuhe, vielleicht noch dazu der ersten Reihe ein Schild oder Plakat in die Hände gedrückt, dann sind auch die Betrachter informiert, wenn das Foto nach Jahrzehnten in einem Archiv auftaucht….

Marcel

Finde auch Bildgestaltung und Ausleuchtung unter aller Kanone! Hintergrund und Perspektive unruhig…

Peter Braczko

Diese nichtssagenden Gruppenfotos von Personen mit herunterhängenden Armen? Das würde für den Bundesverband der Auspuffhersteller noch reichen, aber das ist der (frühere) Photoindustrie-Verband! Da sollten die Ansprüche etwas höher stehen

Alfred Proksch

Die Frage war in den letzten Jahren wen der Photoindustrie-Verband (PIV) überhaupt noch erreicht hat? Ist ja auch nur eine Regionale Organisation gewesen.

Meiner unmaßgeblichen Meinung nach sind die unterstützenden Geldgeber selbst schon Dinosaurier der Fotoindustrie die um ihr Überleben kämpfen. Nicht alle werden die Umstellung auf neue Strukturen schaffen.

Photopia in Hamburg wird in Zukunft andere Wege der Finanzierung finden müssen. Wer Frauen gerechte Radwege in Peru finanziert der müsste doch als Sponsor in Frage kommen oder?

Rick

Was sind denn ungerechte Radwege? 😉

Peter Braczko

Dann auch noch falsch geschrieben, hier die Korrektur – „frauengerechte Radwege“, die Fakten stimmen übrigens auch nicht!

Alfred Proksch

Da darfst du als Mann nur dann fahren wenn du nachweislich einen Kurs in „Gendering“ nachweisen kannst, Veganer bist, beim Furzen einen Katalysator verwendest so wie Co-zwei frei bist. Alles klar?

Rawbert

Ohje, das hört sich aber verzweifelt an. Hast du denn diese Einschränkungen persönlich erfahren müssen? Übrigens behauptet der Huber viel Unsinn, dieser Radweg ist unter CSU-Führung bewilligt worden und hat keine 300 Millionen gekostet:
https://www.tagesschau.de/faktenfinder/radwege-peru-entwicklungshilfe-100.html

Peter

😂Social Media und ihre Nebenwirkungen…

Welcome to the future that happens now! 😊

Rawbert

Ja, ist anscheinend so, wie Du schreibst…

Mirko

…nur hatte Alfred absolut KEINE Zahlen genannt da nützt dein „Faktenchecker Artikel“ auch nichts 😉 Zumal im Artikel steht das Deutschland bisher 199 Mio. € in Radwege und ein Bussystem in Peru finanziert hat. Nun sagt aber die KfW das man bisher 291 Mio.€ bereit gestellt hat für den Aufbau nachhaltiger klima und umweltfreundlicher Mobilitätssysteme in Peru. 🤫

Rawbert

Warum in Anführungszeichen? Nicht seriös genug? Mir ging es eher um „frauengerecht“, was den Komplex Entwicklungshilfe wohl stark vereinfacht. Deshalb der Link.

Peter

CO2 frei ist nicht mal eine Leiche…😂

___visual_notes___

Gendern ist wichtig.

Es ist ja ein Unterschied, ob ich von der Leiter falle oder von der Leiterin.

Auch finde ich im Baumarkt einen genaueren Hinweis wie „Wandfarbe innen“ keineswegs fehl am Platz.

Peter

😁

Peter Braczko

Hoffentlich sinkt Photografix nicht auf das Niveau von AfD, „Oiwanger“ und Söder? Der Klimawandel entwickelt sich zu einer der größten Herausforderungen der nächsten Jahre! Wer seinen Urlaub auf Sizilien, in Portugal oder auf den Malediven verbrachte, kann bestimmt über die deutlich sichtbaren Auswirkungen berichten?! Um es deutlich zu sagen: Da kommen wir mit Primitiv-Ironie nicht weiter!

___visual_notes___

Die Zahl „315 Mio. EUR für Radwege in Peru“ ist genau so ein Hoax wie seinerzeit in UK „350 Mio. Pfund pro Woche für die EU“. Am Ende waren es nur rund 200 Mio., das ist pro Woche in einem 66 Mio. Einwohner Land nicht viel Geld, und UK bekam von der EU auch viel Geld für strukturschwache Gegenden in Cornwall, Wales etc.

Die tatsächliche Peru-Förderung setzt sich zusammen aus 20 Millionen EUR für Radwege in Lima, 55 Millionen EUR für ein umweltfreundliches Bussystem, als Darlehen gewährt im Jahr 2015 nicht etwa von den Grünen, sondern von einem Entwicklungsminister der CSU (!) und ein weiteres Darlehen von über 100 Millionen Euro im Jahr 2022.

Insgesamt beläuft sich die gesamte finanzielle Unterstützung Perus auf knapp 200 Millionen EUR (das sind pro Bundesbürger rund 2,50 EUR in rund zehn Jahren), und zum Teil sind das keine Geschenke, sondern Darlehen.

P.S.
Auch ich mag die Grünen kein bisschen, aber viele der Probleme hat Deutschland der CDU/CSU und der SPD zu verdanken.
P.P.S.
Die AfD mag ich noch weniger. Bin eher ein undogmatischer Neomarxist :-)))

Peter Braczko

Ein sehr guter Kommentar von „visual notes“, dazu noch angemerkt: Was sind denn „frauengerechte Radwege??“ Der Proksch hat Leseschwächen!

N1USER

Ach komm, lass doch den alten Mann in Ruhe 😉

Peter

V.a. Gibts von den Darlehen sicher noch lecker Zins. 😉

Peter

Was ist ein „undogmatischer Neomarxist“? 😂

N1USER

Gut durchgebraten vielleicht ganz lecker 😉

Peter

😂

___visual_notes___

Hahahaha, da bin ich selbst nicht sicher. Ich mag halt Adorno, Horkheimer, Bloch etc.

Peter

Kenne die Details des Deals nicht, aber vielleicht lohnt es sich da auch das Gesamtbild zu betrachten.

Ein Beispiel aus der Schweiz: vor x Jahren gab es einen kleinen Aufstand, weil die Schweiz 121 Mio Entwicklungshilfe an ein afrikanisches Land zahlte. Ein Journalist recherchierte dann ein Bisschen und fand raus, dass die Schweizer Handelskammer im selben Jahr für schweizer Firmen Export Lieferverträge mit einer Gesamtsumme von 1.2 Mia einfädeln konnte. Die „Entwicklungshilfe“ war also ein 10% Rabatt, den die Steuerzahler berappen durften.

Da der Deal in Peru scheinbar noch von der CDU/CSU eingefädelt wurde, könnte ich mir vorstellen, dass der Deal auch nicht zum Nachteil von Deutschland, oder deren Industrie eingefädelt wurde…

Matthias

Immerhin machen alle noch einen fröhlichen Eindruck. Aber wo ist Sandro Rymann? Termin verpasst? Oder schon unterwegs zu neuen Ufern….

Frank

Der ist doch gerade damit beschäftigt, die ganz ganz neue OM-1 Mark III bewerben zu wollen, welche dann ein Upgrade zu den Vorgängern darstellt, die alle keine Beseitigung der Bugs mehr bekommen.

Nein, Spaß beiseite. So ein Branchenverband hat sich überlebt. Auf den nationalen oder internationalen Messen werden die Hersteller immer weniger Präsenz zeigen, weil der Aufwand in keinem Verhältnis mehr zum Nutzen steht. Da wird es eher Hausmessen bei den großen Händlern geben, auf denen aber dann nicht mehr die ganze Palette gezeigt wird, sondern nur noch die Highlights.

OM-System ist dabei völlig unterrepräsentiert, was dann langfristig dazu führen dürfte, daß das Interesse an der Marke immer weiter schwindet. Aber auch die anderen Marken werden ihre Präsenz vor Ort herunterfahren wollen. Die Zahl der Interessenten wird kleiner, und der Kauf verlagert sich zusehends auf die Internetplattformen. Bei Nichtgefallen schickt man die Ware einfach wieder zurück.

Matthias

Vielleicht sollten die Hersteller einfach mal zeigen, was man mit den Gerätschaften alles machen kann. Das geht auf Messen natürlich deutlich besser als beim Händler. Der ist nur daran interessiert zu verkaufen. Und die Hersteller sollten sich bei den Neuheiten mal etwas zurückhalten, denn im Jahrestakt neue Kameras braucht kein Mensch. Alternativ wäre es seitens der Niederlassungen sinnvoller, die Hotline mit Leuten zu besetzen, die der Landessprache mächtig sind und zumindest über Grundkenntnisse der Fotogeräte verfügen. Ich spreche jetzt nur von Nikon, denke aber, bei den anderen sieht es nicht besser aus…

Frank

Stimmt. Ich kann jetzt auch nur für Olympus sprechen, die einen Top-Service hatten. Selbst in der Endphase bekamst Du immer noch jemanden an die Strippe, der sofort wußte, um was es ging. Auch noch in Prag.
Seit des Umzugs des Services von OM-System nach Coimbra ist tote Hose. Auf Anfragen gibt es keine Antworten, dafür aber Dauerwerbung im Mailpostfach, weil dort meine Mailadresse hinterlegt war. Einzige Abhilfemöglichkeit: Kundenkonto nach vielen Jahren als treuer Olympus-Kunde schließen.

Die Präsenz von OM-System hier in Südfrankreich ist grottenschlecht. Ich müßte die 700 Kilometer bis nach Paris zurücklegen, um ein Produkt auf einer Messe des Herstellers in die Hand nehmen zu können. Kein Händler in Bordeaux führt die Marke weiterhin. In Toulouse gibt es noch einen Händler, der OM-System Kameras verkauft.

Wer seine Produktpräsentationen so vernachlässigt, der hält nur noch die Bestandkunden, die keinen Systemwechsel vollziehen möchten.

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