Im letzten Artikel unserer Serie zur Makrofotografie möchten wir euch ein paar Techniken und Möglichkeiten vorstellen, mit denen ihr eure Fotos durch gezielte Nachbearbeitung optimieren könnt.
Gerade in der Makrofotografie spielt die Bildbearbeitung eine wichtige Rolle. Sie hilft dabei, feinste Details deutlicher hervorzuheben, störende Elemente zu entfernen und die Bildqualität insgesamt zu verbessern. Weil Makrofotos oft winzige Motive mit sehr geringer Schärfentiefe zeigen, lassen sich viele Herausforderungen erst durch die Nachbearbeitung wirklich meistern.
Das heißt aber nicht, dass jedes Makrofoto zwangsläufig durch die digitale Mangel gedreht werden muss. Die ganz großen Meister brauchen das natürlich nicht – die wachen morgens schon mit perfekt belichteten Bildern auf der Speicherkarte auf 😉
Unsere Artikelserie zur Makrofotografie:
In den nächsten Abschnitten findet ihr ein paar Anregungen zur Bildbearbeitung, ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Ich gehe dabei nicht im Detail auf die Umsetzung einzelner Techniken oder spezieller Software ein – das würde für einen Artikel wie diesen den Rahmen sprengen. Es gibt dafür reichlich Literatur und YouTube-Videos, die euch Schritt für Schritt durch die Praxis führen können.
Seht die genannten Punkte nicht als starre Regeln, sondern eher als Anregung. Jede und jeder von euch hat schließlich einen eigenen Workflow und persönliche Vorlieben. Ihr müsst meinen Vorschlägen nicht zustimmen – umso spannender wäre es, wenn ihr eure Erfahrungen oder euren Workflow in den Kommentaren teilt.
Und noch ein kleiner Hinweis zu den Bildern in diesem Artikel: Sie sind eher die „Models für die Technik-Demo“ und nicht die große Galerie-Ausstellung. Ihr Zweck ist, euch etwas zu zeigen – nicht einen Preis beim Sony World Photo Award zu gewinnen. Die echten Meisterwerke hängen nämlich an Wettbewerbswänden, nicht hier im Tutorial.
Hinweis: Nur noch heute (20.10.2025) laufen bei OM System die Herbst Super Deals mit bis zu 50 % Rabatt auf Kameras, Objektive und Zubehör. Reduziert ist unter anderem die OM-1, die bestens für die Makrofotografie geeignet ist.
Schärfen und Details maximieren
In der Makrofotografie ist Schärfe ein zentrales Thema, weil selbst kleinste Abweichungen sofort auffallen. Achtet darauf, immer in der 100%-Ansicht nachzuschärfen, damit ihr keine Artefakte oder unnötiges Rauschen verstärkt. Schärfen sollte niemals maximale Härte bedeuten, sondern feine Strukturen natürlich hervorheben. Ein häufiger Fehler ist es, das ganze Bild gleichmäßig zu schärfen – so wird auch das Bokeh unruhig. Setzt das Schärfen gezielt und dezent ein.
Bilder entrauschen
Da Makrofotografie oft höhere ISO-Werte erfordert, spielt das Entrauschen eine große Rolle. Zu starke Rauschreduzierung glättet jedoch Details wie Härchen oder Pollen. Ideal ist es, das Rauschen vor allem in ruhigen Flächen zu reduzieren, während die Schärfe des Hauptmotivs erhalten bleibt. Lightroom und DxO PhotoLab nutzen z. B. KI-gestützte Werkzeuge, die Luminanz- und Farbrauschen entfernen, ohne Details zu zerstören. Arbeitet zusätzlich mit Masken, wenn ihr nur bestimmte Bereiche entrauschen wollt.
Hinweis: Die Bilder in diesem Artikel wurden für die Webansicht komprimiert.

Grundschärfe in RAW-Konvertern setzen
RAW-Dateien wirken zunächst flach, da sie ohne kamerainterne Schärfung gespeichert werden. Die Grundschärfe im RAW-Konverter bringt Strukturen und Details zurück, ähnlich wie bei einem JPEG – nur mit mehr Kontrolle. Achtet darauf, zuerst das Rauschen zu reduzieren, bevor ihr schärft. Werte wie 40 für den Betrag und ein Radius von 1,0 Pixel in Lightroom sind ein guter Ausgangspunkt. DxO PhotoLab nutzt automatisch kamerabasierte Profile. Denkt daran: Grundschärfe ist ein technischer Schritt, keine kreative Bearbeitung! Ihr solltet die Grundschärfe gleich nach dem Import der Bilder im RAW-Programm setzen. Die meisten RAW-Konverter stellen hierfür ohnehin automatisch einen Standardwert ein.
Klarheit und Struktur
Mit den Reglern „Klarheit“ und „Struktur“ könnt ihr eure Makros gezielt beeinflussen. Klarheit erhöht die Feinststrukturen
in den mittleren Tonwerten und lässt Texturen plastischer wirken, während Struktur winzige Oberflächenmuster hervorhebt. Beide Werkzeuge eignen sich perfekt, um Details sichtbar zu machen, sollten aber dezent und oft lokal eingesetzt werden – zum Beispiel mit Masken, um nur das Hauptmotiv zu betonen. In der Praxis ist ein guter Zeitpunkt die Klarheit und Struktur zu setzen, nachdem ihr die Belichtung, Kontrast und Farben grob angepasst habt.

Selektives Nachschärfen
Da Makros meist nur einen kleinen Schärfebereich haben, ist selektives Nachschärfen sinnvoller als das ganze Bild zu bearbeiten. Mit Masken könnt ihr etwa die Augen eines Insekts betonen, ohne den Hintergrund unruhig wirken zu lassen. Lightroom, DxO PhotoLab oder Photoshop bieten dafür flexible Werkzeuge. Die selektive Nachschärfung wird meist am Ende der Bearbeitung, kurz vor dem Export oder dem Druck, angewendet.

Klarheit, Struktur oder Schärfen?
Diese drei Regler arbeiten unterschiedlich: Klarheit sorgt für Tiefe, Struktur für feinste Details und Schärfen hebt Kantenkontraste an. Für Makros erreicht ihr oft schon mit Klarheit und Struktur starke Effekte. Das eigentliche Schärfen setzt ihr am besten am Ende des Workflows ein, abgestimmt auf die geplante Ausgabe.
Verehrter Jürgen,
Danke für den Artikel – ich bin in der Makrofotografie nicht zu Hause. Deshalb formuliere ich es bewusst als Frage: du verwendest den Begriff Mikrokontraste… hatten wir nicht hier im Forum eine engagierte Diskussion um diesen Begriff? Wurde nicht von Experten der Impuls gesetzt, dass es keine Mikrokontraste gibt? Vielleicht hilft jemand weiter?
Also eine ehrliche Frage meinerseits…
Hallo Thomas, danke dir für deinen Kommentar.
Ich verwende den Begriff sehr gerne für sehr kleine Bildstrukturen, also für die Bereiche zwischen benachbarten Pixeln, sowie für sehr feine Details, wie beispielsweise Blätter, Insektenaugen oder andere Texturen. Es ist sozusagen eine Art „lokales Feingefühl” für Licht und Schatten, für die kleinsten Helligkeitsabstufungen. Zugegeben, der Begriff stammt nicht aus der Physik, aber in der Fotografie finde ich ihn sehr sinnvoll, da ich damit das beschreiben kann, was ich als „plastische Schärfe” wahrnehme. In der technischen Optik wird dies anders bezeichnet. Auch Testlabore oder Hersteller von Objektiven verwenden den Begriff gerne. Ich finde daher persönlich, dass dies ein etablierter und legitimer Begriff in der fotografischen Praxis ist. Wer diesen Begriff ablehnt, hat aus der Sicht der reinen Physik natürlich auch recht.
Ja, richtig ist, das in den 60er Jahren Zeiss diesen Begriff zum ersten Mal verwendete. Phyikalisch war von Anbeginn klar, das es den “Microkontrast” nicht gibt. Es war im Zuge einer Werbemaßname eingeführt worden. Man sollte insb. in Fachkreisen bei sehr feinen Strukturen und derren Wiedergabe auch von Feinststrukturen schreiben oder sprechen. Auch wenn einige sog. Testlabore diesen Begriff gerne nutzen, ändert dies nichts an der Tatsache einer Falschaussage. Etabliert – ja, legitim eindeutig Nein.
@Jürgen@Rolf K.: Danke für eure Erklärungen… ich kenne nur die wichtigsten Details der Kameras und der Optiken… insofern ist ein eher emotionsloser Austausch auch über solche Randthemen für mich viel wert. Horizonterweiterung… gern genommen!
Bei DxO PL ist der Regler sogar so genannt: Es gibt Regler für den Kontrast und den Mikrokontrast. Letzterer passt nicht zu jedem Bild, aber wie oben schon geschrieben, lassen sich damit feinste Details noch hervorheben. Flächen (Bokeh) sollte man dabei aber aussparen, denn da verstärkt sich das Rauschen. Der normale Kontrast verstärkt hingegen die Wirkung von hellen und dunklen Bildteilen, vergrössert also auch den Dynamikumfang.
Ich bin gerade zu Hause am verhandeln… mein Silberlöckchen plädiert für DxO… ????
Es ist ja bald die Cyber Week, Wenn der Preis stimmt, kaufe ich die neuste Version.
Gut. Dann habe ich keine Ausrede mehr… Ich werde dann wohl umsteigen…
Moin Thomas, mit was “entwickelst” Du momentan deine Bilder? Du kannst dir ja DXO zum testen runterladen, falls es dir gefällt dann kaufst Du dir die Lizenz.
Lightroom. Aber ich habe DxO schon ausprobiert… und was soll ich sagen, lieber Mirko: es gefällt. Ich bin nur so „anhänglich“. Aber Schluss jetzt mit dem Abomodell von Adobe.
Dann drücke ich Dir die Daumen auf ein schönes Angebot 👍
Danke euch für den spannenden Austausch! Ich lerne immer gern dazu und finde es super, wenn man solche Dinge gemeinsam diskutieren kann. Ihr habt völlig recht, der Begriff „Feinststrukturen“ passt hier deutlich besser. Ich habe den Text entsprechend angepasst und werde das auch künftig in meinen Arbeiten so übernehmen. Vielen Dank dafür!
Insgesamt sehr guter Artikel um die Möglichkeiten der Bildbearbeitung aufzuzeigen. Aber – Mich stört die Aufmunterung zum Gebrauch von KI und sonst unlauteren Mitteln, die für mich klare Bildmanipulationen sind. Störende Bildelemente zu entfernen gehört für mich in diese Kategorie. Sensorflecken sind kein Problem, für private Fotos vielleicht noch den schwarzen Fleck einer Fliege, aber ein ganzes Blatt wie im Beispiel zu entfernen ist ein Nogo, wenn man einen Funken Fotografenehre hat. Leute, lernt fotografieren! Vor allem bei ruhigen Motiven hat man doch Zeit, auch auf den Hintergrund zu achten und vielleicht etwas den Standort zu verschieben, wenn ein Blatt stört. Bei Naturfotografie-Wettbewerben ist nur das Entfernen von Sensorflecken erlaubt, alles andere ist Manipulation und wird disqualifiziert. Dann das nachträgliche Unscharfstellen mit der Software, wozu? Man kann doch schon bei der Aufnahme etwas experimentieren und auch mal etwas unscharf stellen, wie ich es im folgenden Foto gemacht habe. Ist einfach mal etwas anderes: https://www.rolfcarlnaturfotografie.ch/flora-und-pilze?pgid=kseglqjw-4a9b48aa-ecf3-4c2c-ab72-4519cc55656e Früher hat man auch noch Vaseline auf das Objektivglas geschmiert und einen ähnlichen Effekt erreicht. Aber alles, was direkt als RAW aus der Kamera kommt, ist massiv wertvoller als KI-generierte Reparaturen. Das lässt einfach mein Stolz nicht zu. Aber jedem das Seine: Guter Fotograf oder guter… Weiterlesen »
Nun – unlauter, also nicht legitim, nicht fair, Falsch – muss etwas genauer Betrachtet werden. In Bezug auf Wettbewerbfotografien, bei der der Ausschluss von manupulierten Fotos Vorgabe ist stimmt dies. Desweiteren, und dies halte ich für entscheidender – Pressefotografien. Ansonsten bei einer rein persönlichen Bearbeitung besteht kein Unlauterer Vorgang. Man sollte beachten, das selbst die sog. RAW´s schon “Änderungen” also einer Manupulation unterliegen. Das kann im Extremfall dazu führen, bei Nachtaufnahmen der Sternenhimmel ohne Stern erscheint. Seit den ersten Fotografien wurden Fehler retuschiert. Dazu konnte auch ein Blatt gehören. Diese wirklich schwierige Arbeit einer Retusche, die kaum bis nicht mehr sichbar waren, sind waren die hohe Schule innerhalb einer Fotografen/inen Ausbildung. Natürlich kann, wie bei dem dargestellten Foto durch defokussieren eine Änderung vorgenommen werden. Nur – dies geht eben nur global. Wenn sich eine Bildidee bei der ersten Sichtung ergibt, diese per Software umsetzen läßt – was spricht ( ausserhalb der benannten Bereiche) dagegen. warum sollte man sich selber beschränken? Vaseline – einen ähnlichen Effekt – ist eben unter Umständen nicht der Effekt der angestebt wurde. Insb. im privaten Bereich ist / kann Fotografie eine persönliche Umsetzung des Empfinden sein. Mehr Werkzeuge die der Fotograf/in zur Verfügung hat bedeutet eben… Weiterlesen »
Gut, in den heutigen Zeiten von Fake-Fotos und KI ist Manipulieren ja schon längst in der breiten Masse angekommen, das lässt sich vermutlich nicht mehr änderen. Und ja, auch früher wurde schon retuschiert, davon waren ja auch berühmte Pressefotos betroffen, und bei einigen zweifelte man an der Echtheit. So einfach wie heute mit der KI war es aber noch nie, und dann wird natürlich beschissen, was das Zeug hält. Auch bei Pressebildern bin ich unterdessen sehr kritisch, wenn sie zu interessant oder perfekt sind, um wahr zu sein. Interessant, was man alles macht, um besser dazustehen als die anderen, und verboten ist es ja nicht. Ich frage mich einfach, wie befriedigend es persönlich für einen ist, wenn man sich auf diese Art Vorteile verschaffen muss, um auch mal Anerkennung zu erhalten. Für mich besteht ganz klar ein beträchtlicher Unterschied zwischen einer Bearbeitung im normalen Rahmen, also ohne die Aussage des Fotos zu verändern, und z.B. dem Zufügen oder Entfernen von ganzen Elementen, wie das störende Blatt im Beispiel, oder dem Auswechseln das Himmels. Wenn das an Wettbewerben erlaubt wäre, würde ich ganz sicher nicht mehr teilnehmen. Ein Foto ist einiges mehr Wert, wenn man einen Ort mehrere Male besucht und… Weiterlesen »
Übrigens passend zum Thema kommt heute Abend auf Arte eine Doku: “KI: Der Tod des Internets”. Es geht um gefälschte Bücher auf Amazon, Automaten-Musik auf Spotify, nichtssagende Ratgeber auf Google und synthetisch erzeugte Bilder. Viel Spass!
richtig ist, das mit einer KI es deutlich schneller und zuverlässige ( im Sinne der Logik ) Änderungen geben kann. In wie fern es im Verhälnis der Anzahl der Fotografien zu unzulässige Manupulationen kommt weiss niemand. Auch Sie nicht. Das man bei Bild Veröffentlichungen kritsch sein sollte steht ausser Frage. Es gibt jedoch auch noch die sog. seriösen Medien. In Anbetracht der heutigen Kontrollmöglichkeiten darf man hier jedoch von durchweg den Tatsachen entsprechenden Abbilder sprechen. Das ” besser dazustehn ” halte ich für Unhaltbar in der Quantität. In Anbetracht der Milllionen von Bildern die jede Sekunde dem Netz übergeben werden, dürften die ” Besser zu Stehenden ” in der Minderheit sein. Die Ihrerseits genannten ” Super Fotografen “, also die in der deutlich in Öffentlichkeit stehenden, werden heute schon genau analysiert. Sofern – … wie das heute oft getan wird ” entbehrt jeder Grundlage. Den privaten Fotografen/in eine Charakterschwäche vorzuwerfen ist mehr als fragwürdig. Einen fotogenen Ort mehrfach aufzusuchen ( Adam Amsel ) um die besten Gegebenheiten vorzufinden ist eine positve Arbeitsweise. Nur – das bedeutet noch lange nicht, das das ” Erstbeste ” als negativ zu bezeichnen. Auch dann nicht, wenn der Fotograf/in mit einer KI arbeitet. Auch hier… Weiterlesen »