Fujifilm Marktgeschehen

Fujifilm verlagert Produktion beliebter Kameras teilweise nach Japan

Die US-Zoll-Bestimmungen haben weitreichende Folgen. Manche Hersteller bringen ihre Produkte gar nicht mehr auf den amerikanischen Markt. Fujifilm findet jetzt einen anderen Weg.

Extrawurst für den US-Markt

Der japanische Kamerahersteller Fujifilm ändert seine Produktionsstrategie und fertigt vier seiner erfolgreichsten X-Serie-Modelle künftig in Japan anstatt in China, wie PetaPixel in Erfahrung bringen konnte. Betroffen sind wohl die X-T5, X-T50, X-M5 und die besonders beliebte X100VI, allerdings nur für den US-amerikanischen Markt.

Diese Entscheidung steht im direkten Zusammenhang mit den anhaltenden Handelskonflikten zwischen den USA und China. Obwohl derzeit ein temporärer Zollwaffenstillstand gilt, bleiben chinesische Waren mit 30 Prozent deutlich höher besteuert als japanische Produkte mit 10 Prozent. Fujifilm kalkuliert offenbar mit einer auf Dauer stabileren Handelsbeziehung zwischen Japan und den USA.

Zölle kehren Trend um

Die Produktionsverlagerung erfolgt entgegen dem üblichen Trend. Normalerweise verlagern Hersteller ihre Fertigung nach China, um Kosten zu senken. Fujifilm geht den umgekehrten Weg, will aber dennoch die Preise für US-Kunden konstant halten. Andere Hersteller hatten bereits Preiserhöhungen wegen der Zölle angekündigt. Jedes in Japan gefertigte Modell erhält eine eigene Artikelnummer zur Unterscheidung. Beim großen US-Händler B&H Photo sind die Modelle schon gelistet und unmissverständlich im Produktnamen gekennzeichnet.

Screenshot

Für europäische und andere internationale Märkte bleibt die chinesische Produktion im Übrigen bestehen. Dies zeigt, wie gezielt Fujifilm auf regionale Handelspolitik reagiert. Die GFX-Mittelformatkameras entstehen bereits in japanischen Werken.

Ein paar Fragen sind noch offen: Können die japanischen Produktionskapazitäten die hohe Nachfrage decken? Die X100VI ist seit ihrer Markteinführung schließlich kontinuierlich ausverkauft. Zudem bleibt unklar, ob diese Strategie langfristig angelegt ist oder nur eine temporäre Reaktion auf aktuelle Zollbestimmungen darstellt.

Spielt es für euch eine Rolle, wo eine Kamera hergestellt wird?

via: Fujirumors | Beitragsbild: Howard Bouchevereau

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Alfred Proksch

Um KEIN Fass aufzumachen – mir sind Bild/Daten wichtig. Wo das dafür notwendige Werkzeug dafür hergestellt wird? Spielt das denn eine Rolle?

Wenn mein Neffe mit seinem fahrenden Computer durch die Landschaft gondelt steht da zwar BMW drauf, trotzdem bin ich mir sicher das zu 80% global erzeugte Teile bewegt werden.

Langfristiges geschäftliches Denken, Planungssicherheit, Diversität haben Vorrang! Wenn dadurch kurzfristig Lieferengpässe entstehen ist das für Fuji zu verschmerzen.

Als Kunde bin ich zur Zeit ein Leidtragender denn meine bestellte GFX100RF ist immer noch nicht eingetroffen.

Patrick

Die offene Frage in dem Artikel ist doch: was passiert mit den in China freigewordenen Produktionskapazitäten? Vieleicht darf man ja hoffen dass hierdurch Fujifilm endlich ihren Rückstand in der Produktion aufholen, denn in Japan muss ja zwangsläufig neue Kapazität entstehen…
Um die Qualität mache ich mir bei Fuji an beiden Standorten wenig Sorgen.

Maratony

In einer Zeit wo der amerikanische Markt nicht weiß wo er hinwächst, ist dieser Wunsch schwierig. Ich glaube da weiß ja aktuell keiner was die Orangenhaut als nächstes bringt.

Alfred Proksch

Um Produktionsstätten um/aufzurüsten braucht es Zeit und natürlich einen erheblichen Batzen Kapital. Es dauert also etwas bis die Dinge so laufen wie der Markt es gerne hätte.

Wicki

Ich stimme Alfred P. uneingeschränkt zu! Die Globalisierung ist heute soweit fortgeschritten das es gleichgültig ist wo es produziert wurde. Das Ergebnis zählt !!!

Raphael

Ich habe leider schon negative Erfahrungen mit ausgelagerten Produkten gemacht. Bei Made in Japan hatte ich dagegen noch etwas zu beanstanden.

Uneternal

Das wird solange gehn, bis Trump dann auch Zölle auf Japan erlegt. Denn der Plan ist ja, dass die Unternehmen im jeweiligen Absatzmarkt produzieren sollen und nicht irgendwo anders. Aber besser Japan als China.

Leonhard

“Spielt es für euch eine Rolle, wo eine Kamera hergestellt wird?” Komische Frage ist dies! Zu Ende gedacht würde es ja bedeuten, wir müssten uns eine Knipse in Wetzlar bestellen. Welt- und Firmenpolitik sind die beiden Hauptaktionäre der größten Irrenhauskette der Menschheitsgeschichte. Da trifft ein Staatsoberhaupt auf der einen Seite der Weltkugel eine Fehlentscheidung, was auf der anderen Seite der Weltkugel mit einer halbgaren richtigen Entscheidung beantwortet wird, Produktion nach Hause holen ist immer gut (was der Andere ja so nicht gemeint hat), in die USA für den Kaugummimarkt zu verlegen wäre noch gescheiter gewesen. Das Argument “in den USA zusammengeklopfte Ware taugt nichts” lässt meinereiner nicht gelten, Canon verkauft da ja auch wie geschnitten Brot. Einst hat sich meinereiner einen Ball aufs Klo gelegt, damit ich endlich kloball denken kann. Geholfen hat es nichts, bis der Vater im Himmel erbarmen mit meinereiner hatte und mich in den Apfel der Erkenntnis beißen lies. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen und ich erkannte, dass meinereiner ein A….loch ist. Klingt erst wie ein Nachteil, ist aber keiner, so ernannte mich der himmlische Vater zum König der A…..löcher, alle A….löcher, die welche sind aber niemals auf den Gedanken kämen, sie… Weiterlesen »

Leonhard

Wurde zwar nicht gefragt, aber meinereiner macht trotzdem mal eine Bewertung der Entscheidung der Fuji-Geschäftsleitung, falls das Geschriebene überhaupt so stimmt, wie es im Artikel steht: M.M.n. ist diese Entscheidung sehr unasiatisch, da überhastet. Da hatte wohl No. 47 noch das Weltbild der 90iger Jahre im Kopf und lebte Allmachtphantasien aus, die Reaktion, dass der “Goldene Drache” statt zu kuschen Uncle Sam die Krallen zeigt dürfte eine Reaktion in D.C. auslösen wie wenn der Habicht zu Besuch in den Hühnerstall kommt. Wer hinter lächeln steckenden Sprüche wie “der Tag, an dem der böse Stier zur guten Suppe wird” nicht verstehen will sollte hoffen, dass er nicht das gemeinte Rindvieh sein könnte. Noch eine steile These: Wird Taiwan den dritten Weltkrieg auslösen? Ach was, der Inselstaat könnte eher einem “guten Deal” zum Opfer fallen, selbiger könnte wie folgt aussehen: China kriegt Taiwan, die Japaner die letzten von Russland besetzten Inseln zurück, dafür sagt Herr Xi dem Herrn Putin nicht, dass Russland eigentlich längst Pleite ist, alle haben was davon und No. 47 erklärt der Welt, dass er der beste Geschäftsmann aller Zeiten ist, da China wieder liefert, ohne auf das Handelsbilanzdefizit der USA zu schauen. So Leute, nun beschäftigt sich der… Weiterlesen »

Thomas Müller

Ja, für mich spielt es eine Rolle. Habe ich die Wahl zwischen einem Produkt das in Japan und einem Produkt das in China hergestellt ist, nehme ich das aus Japan, zumindest wenn es ungefähr die gleichen Spezifikationen und einen ungefähr vergleichbaren Preis hat. Bei japanischen Produkten bin ich auch bereit einen etwas höheren Preis zu zahlen. Das heisst aber nicht, dass ich Produkte aus China und von chinesischen Unternehmen generell ablehne. Beispielsweise Objektive von Viltrox gehören für mich zu den Produkten, die ich bei der Auswahl berücksichtige.

Rolf Carl

Bravo, Thomas, da scheint bei dir ein Umdenken stattzufinden. Soweit ich es in Erinnerung habe, hast du bis jetzt bedenkenlos chinesische Produkte gekauft. Die Frage wäre jetzt einfach noch, ist die Motivation eher qualitativer oder politischer Natur…

Leonhard

Tut mir Leid, lieber Rolf, hier sind wir nun vollkommen anderer Meinung! Die Frage nach der “politischen Natur”, die versteht meinereiner ja noch, allerdings kommt diese Frage um Dekaden zu spät, egal was Thomas kauft oder nicht. Schon als No. 44 damals meinte, die USA wollen sich mehr dem pazifischen Raum widmen, selbst damals war der Zug schon abgefahren, man konnte noch Fahrkarten kaufen, aber der Zug war weg. Aus dem Verhalten der “Meister der gespielten Demut” kann man Erkenntnisse gewinnen, wenn man sie kennt, man glaubt es nicht. Als Herr Xi anfing, andere Töne anzuschlagen, da stellte sich die Frage “wird China eine Weltmacht” nicht mehr, da waren sie längst eine, sonst wäre die Stimme viel sanfter gewesen. Da sein Reich mehr in Asien als in Europa liegt hat es wohl Herr Erdogan als einer der wenigen begriffen und kaufte russische Luftabwehrsysteme, schlauer Mann, der Türke. Warum schlau? Ganz einfach, moderne Waffensysteme brauchen für die Produktion dringend Produkte aus Seltenerden, und bevor Russland keinen Nachschub mehr kriegt kriegt der Westen aber schon lange keinen mehr, diese Logik steckt hinter dieser Entscheidung. Genau deshalb können Chinesen ja auch die Russen Waffen produzieren lassen, im Ernstfall heißt der Deal: “Entweder halbe… Weiterlesen »

Thomas Müller

Findest Du Rolf? Ich habe für mich selbst den Eindruck, dass sich meine Einstellung nicht geändert hat. Vielleicht habe ich mich früher nicht verständlich ausgedrückt? Ich kaufe bei vergleichbarem Angebot das Produkt aus Japan, Europa oder USA. Auch wenn es etwas teurer als das chinesische Angebot sein sollte. Sind diese nicht-chinesischen Angebote bei vergleichbaren Specs aber sehr deutlich günstiger, dann nehme ich dieses. Bisher gilt das bei mir für mehrere Viltrox-Objektive sowie für ein Godox Blitzlichtgerät. Wobei ich nicht weiss, ob mein Metz-Blitzer für Fuji nicht auch ein chinesisches Produkt ist (deutsche Marken wurden ja reihenweise von Chinesen aufgekauft)?

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